Frau + Karbon = Randonneur(in) - aber nicht nur ...

5 Valli Eliminator und die Primadonna

strava       italiano

Primadonna? Prima donna … aber auch die einzige „donna“ … und etwa 60 Kerle, die nach kleinem Frühstück im LaTìz in die Pedale treten. Vor uns 125 Kilometer mit an die 3000 Höhenmetern. Start in der Peripherie von Bologna.
Die ersten Kilometer auf Asphalt rollen locker. Da kommt man auch mit dem MTB flott weiter und ich beginne schon zu rechnen … wahrscheinlich kommen wir so etwa am frühen Nachmittag zurück, wenn es weiter so easy ist. Wofür habe ich denn die Lampe eingepackt …
Kaum den Gedanken gesponnen geht es auch schon scharf rechts weg – Singletrail pur_WOK1102 entlang des Torrente Idice, einem Füßchen, das vom Apennin Richtung Bologna fließt. Solche Flüßchen werden wir noch mehrere queren … Der Trail ist zwar flach, aber es geht hin und her, Wurzeln, Steine, Löcher … Geschwindigkeit? Das war einmal. Ein paar Kilometer weiter geht es dann auch endlich rauf. Ich gucke nochmal auf das Höhenprofil. Nichts Wildes … nur 4 Hügel mit an die 3-400 Höhenmetern und dann einK800_IMG_20170924_090832 langer mit knapp 600. Die müssen sich wohl verrechnet haben mit den knapp 3000 Höhenmetern … Der erste Berg belehrt mich des Besseren: Es geht steil hinauf. Uff! Gibt es keinen noch kleineren Gang? Dann wieder einige Abfahrten, wieder hoch und so weiter. Irgendwann sind wir dann auf dem höchsten Punkt der ersten Spitze im Profil, unterhalb des Monte delle Formiche. Und jetzt kommt er – der erste Single Trail in Abfahrt. Davor hatte ich mich so gefürchtet. Ich, als Angsthase. Der Weg wird steiler und K800_IMG_20170924_110444ist ganz schmal, Laub bedeckt den Untergrund. So kann ich zumindest nicht sehen, ob da Wurzeln und so drunter sind … Aber ich schlage mich tapfer. Dann wird es so richtig steil, ein paar Holzstufen. Das wäre doch mal ein Fotomotiv. Ich bleibe stehen, fahre wieder an. Und runter über die Stufen. Hermann knipst. Ich bremse und schaue zurück. Hmm, von hier schaut es gar nicht so spektakulär aus. Anfahren … und aus dem Stand komme ich natürlich nicht den steilen Weg hoch … da hätte ich wohl etwas Anlauf gebraucht und jetzt sehe ich ihn erst – den Fotografen, der auf einem hohen Stein sitzt und das Treiben unter sich beobachtet. War für ihn wohl kein so lohnendes Motiv.
Unten sind wir im zweiten Tal, das Tal des Torrente Zena. Ein Stückchen Asphalt und dann schon wieder hoch. Ein Stück und dann sollte schon der erste Ristoro kommen. Auch hier geht es wieder auf und ab. Jetzt verstehe ich, warum am Tagesende an die 20170924_093410a3000 Höhenmeter zu Buche stehen. Sandsteinstufen zwingen mich immer wieder mal kurz abzusteigen. Irgendwann fange ich an zu zweifeln, eigentlich hätte schon längst die Verpflegungsstelle sein sollen. Haben wir die etwa verpasst? Der Weg wird ganz schmal und links ein Abgrund. Langsam eiere ich dahin. Nur bloß nicht aus dem Gleichgewicht kommen. Dann ein Forstweg. Steil. Einige Radler vor uns schieben. Aber ich doch nicht … Eine kleine Abfahrt und wir sind in Livergnano. Großes Hallo und Extra-Applaus für „nostra donna“ … Es gibt leckere Sachen die Energiespeicher wieder aufzufüllen. Ich liebe ja Süßes, aber mein Körper schreit nach der frisch aufgeschnittenen Salami. Ich, als „fast“-Vegetarierin … Aber auf seinen Körper soll man ja hören … Ciao und wir sind wieder auf der Strecke. Sehr steil, aber nur kurz und die nächste Abfahrt ruft. Ins Tal des Torrrente Sàvena.
Und dann schon wieder Aufstieg. Der dritte Berg ruft. Der Weg verläuft auf sandigem Boden. Sandsteinstufen sind zu überwinden. Und vor uns sitzen wieder die beiden Fotografen. Diesmal werde ich eine gute Figur machen. Ich muss ja beweisen, dass _WOK0909ich mein Rad beherrsche oder es mindestens glaube … Vor ihnen eine kleine schiefe Steinstufe, verhängnisvollerweise nicht frontal vor mir. Ich reiße mein Vorderrad hoch und plums – schon sitze ich auf meinem Allerwertestens mit einem schiefen Grinsen auf den Lippen. Der Fotograf meinte, es wäre besser gewesen, in einem Bogen auf die Stufe zuzufahren. Tja, zu spät. Ich rappele mich auf, steige wieder auf und verkrümele mich aus dem Sichtfeld der Zeugen meines Missgeschickes.
Die Abfahrt wieder abwechslungsreich, ein Mix aus Forstwegen und Singletrails. Und das vierte Tal ist erreicht, das Valle del Setta. Ein großes Kartonschild kündigt die Verpflegung in Vado an. Eine lustige und gesprächige Männer-Gruppe – es gibt hier auch Wein. Ich schmuggle etwas davon unter meinen Pompelmo-Saft. Leckere Ess-Sachen und K800_IMG_20170924_121956ich tanke wieder Motivation. Und schon sind wir am vorletzen Berg. Es wird mega steil. Der Schweiß tritt mir aus allen Poren. Alkohol und Sport vertragen sich wohl doch nicht so gut. Ich nestle das Höhenprofil hervor. Fast senkrecht ragt die Spitze auf dem Papier in die Höhe. Die letzten paar Hundert Meter werden so steil, dass niemand mehr im Sattel bleibt. Schieben ist angesagt. Dann endlich wieder Singletrail, wunderbar zu fahren, manchmal aber auch nicht ganz leicht. Bei einem Manöver stecke ich plötzlich mit dem Fuß zwischen Federgabel und  Speichen. Kann mir nicht ganz erklären, wie das passieren konnte. Hoffentlich haben das die Speichen ohne Schaden ausgehalten. Irgendwie bekomme ich meinen Fuß wieder los. Weiter geht es in das Valle del Reno.
Ein paar hundert Höhenmeter, dann sollte die letzte Verpflegung erreicht sein. Aber da ist nichts. Immer steiler geht es hoch und dann wieder hinunter. Nichts. Die Motivation sinkt gewaltig. 200 Höhenmeter weiter oben, ich komme um eine Kurve und … höre K800_IMG_20170924_143207Musik? Halluzinationen? Nein, bei einem im Grünen geparkten Camper hüpfen einige bunt gekleidete Frauen, Männer und Kind mit ihren Instrumenten herum. Der Empfang ist äußerst herzlich. Wieder helfen Köstlichkeiten die Tanks aufzufüllen. Ein kleiner Regenguss geht nieder. Wir retten uns unter das Dach des Zeltes. Wieder Aufspielen … die nächste Radlergruppe naht. Der Regen ist auc schon wieder vorbei. Zum Glück. Das waren die einzigen Tropfen, obwohl die Wettervorhersage eigentlich nicht so gut war und über Mittag Gewitter angesagt waren.
Wir gehen wieder auf die Strecke. Große Lust auf Bergauffahren habe ich zwar nicht 20170924_152631amehr, aber Hälfte des längsten Anstieges haben wir schon hinter uns. Jetzt ist es auch nicht mehr steil, ein schönes abwechslungsreiches Auf und Ab. Bauernhof im Wald. Ich fahre links vorbei. Hermann vermutet den rechten Weg genau dort: rechts. Ich biege wenige Meter nach dem Hof wieder auf den vorgegebenen Weg ein und fahre gemächlich weiter, meinen Göttergatten hinter mir vermutend.  Nach kurzer Zeit immer noch kein Hermann hinter mir zu hören. Ich entscheide mich die Zeit zu nutzen und kurz in den Büschen zu verschwinden. Immer noch kein Hermann. 2 Minuten, 4 Minuten, 5, 6, 10 Minuten. Er wird doch wohl nicht vor mir sein? Zweifel … Handy? Kein Empfang. Na, bravo! Wär doch auch nicht normal gewesen, wenn wir uns auf einer so langen Fahrt nicht mindestens einmal verlieren, wo das zuhause doch oft schon nach einem halben Kilometer Fahrt passiert … 12 Minuten, ein Knacken im Wald. Ich spitze die Ohren … Ein Wolf? Ein Bär? Da kurvt Hermann daher. Ich stemme die Arme in die Hüfte und verziehe keine Mine, schaue glaub ich aber ziemlich grimmig und fühle mich im Recht. Hermann verteidigt sich, er sei vor dem Hof stehen geblieben und habe auf mich gewartet, in der Annahme, dass ich sicher wieder zurückkomme. Dann sei er weiter gefahren und dann irgendwann nochmal zurück, weil er nicht wusste, ob ich vor oder hinter ihm sei … Verstehe jemand die Männer …
Weiter. Auf und Ab auf Wegen mit Spurrillen verlangen höchste Aufmerksamkeit. Endlich ist der höchste Punkt beim Monte Tramonto erreicht, dann eine Abfahrt wunderbar trailig meist einem Bergkamm entlang. Die Wege sind teils feucht und rutschig – hier hatte es wohl doch einen ausgiebigeren Regenguss gegeben heute. Eine besonders steile Passage lege ich zu Fuß zurück. Von hinten Geräusche … Drei Radler K800_IMG_20170924_175223rutschen auf dem lehmigen Boden vorbei, die haben nicht mal die Sattelstütze tiefer gestellt … Ich Feiglich, ich! … Durch ein Tälchen geht es weiter. Nass.
Ab Sasso Marconi fahren wir immer dem Reno entlang nach Bologna. Flach radeln – das tut jetzt gut. Es geht nun meist auf Radwegen kreuz und quer bis mitten in die Altstadt Bolognas. Hier ist heute kaum ein Durchkommen. So viele Leute in der Altstadt. Wir K800_IMG_20170925_160511schlängeln uns durch die Fußgängerzone. Dann nur noch wenige Kilometer und wir sind wieder am Ausgangspunkt – Dario und seine Jungs gratuliert uns. La Tíz erwartet uns mit einem super leckeren Nudelgericht.
Weit ist es nicht mehr bis zur Dämmerung, gut 10 Stunden sind wir unterwegs gewesen. Der schwierigste Teil sollte noch vor uns liegen: die lange Auto-Fahrt nach Hause …

Fazit: Eine wunderbare Veranstaltung. Spannend. Relaxend nur bezüglich des fehlenden Autoverkehrs in der Wildnis. Sehr schöne Gegend. Die Organisation ist TOP!!! Dario und Team, wir kommen wieder …

Danke an Giuseppe Giugliano della wok photography für die schönen Bilder! (contact@wokphotography.com und https://www.facebook.com/wokphotos/?ref=br_rs) – blog

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5 Kommentare

  1. alex

    …man könnte die Tage doch aus so entspannt und schön radelnt verbringen…

    Aber tolle Bilder und natürlich Glückwunsch zur Leistung.

    • gabiwinck

      eigentlich hast du recht, alex!! aber ab und zu ein „Zuckerl“ … danach ist das entspannende radeln umso schöner … 🙂

      • alex

        Gibt halt Leute die brauchen diesen „Stress“ gell ? Bin aber wahrscheinlich auch schon zu alt dafür.

        …oder habe mit Job, Family und Co. zuviel um die Ohren. Da wid man bescheiden und freut sich schon auf eine verlängerte Heimfahrt mit dem Radel.

        • gabiwinck

          alt? wie alt bis du denn? „alt“ gibt es nicht!!!

          • alex

            Naja, sagen wir es mal so, wenn ich mal meine Haare länger wachsen lassen würde oder mich mal zwei Wochen nicht rasieren würde, könnte mein Alter besser schätzen.

            Ansonsten werd ich, wenn ich geschätzt werde, im Schnitt gute 10 Jahre jünger geschätzt.

            Leider hat das „Alter“ aber bei mir ein zwei Spuren hinterlassen. Jene kann man zwar nicht sehen, o.k. bis auf dem Röntgenbild, aber alt machen sie dann einen trotzdem.
            Aber „wir“ arbeiten daran.

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