Olympische Distanz
swim:1,5 – bike: 40 – run: 10
Ich stehe im 17° kalten Wasser des Kalterer Sees. Um mich herum Stimmengewirr …
80 Frauen im kleinen Schwarzen, sprich Neoprenanzug und ein paar Handvoll Männer, die etwas älteren Semester, äähhh dazu gehöre ich ja auch, ich meine zu den älteren …
Ich bin sozusagen incognito unterwegs *lach* – alle Frauen in roter Bademütze, ich in gelber, wie die Männer. Wie das? Naja, mein Name „Gabriele“ hat mir wieder mal einen Streich gespielt. In letzter Minute hatte ich es auf der Startliste noch entdeckt … Ich war als MANN am Start. In Italien ist Gabriele kein Frauenname … Es wurde zwar sofort korrigiert, aber mein Rad war eingereiht bei den Herren und die Bademütze war halt gelb. So würde es nicht so auffallen, wenn ich bei einer anderen gelben Mütze im „Wasserschatten“ schwömme.
In meinem Kopf herum geistern Zahlen …2:42h (2011), 2:43 (2009), 2:46 (2005) – ich wäre überglücklich, wenn ich annähernd diese Zeit schaffen würde … Aber mit MEINEM Training … keinesfalls … Was wäre gewesen, wenn … ich vielleicht etwas mehr laufen gegangen wäre … oder was, wenn ich etwas mehr in höherem Tempo geradelt wäre, oder vielleicht mehr Berge eingebaut hätte mit dem Rennrad oder was wäre, wenn ich einfach mehr geschwommen wäre … Was wäre, wenn … Schluss jetzt mit den Selbstzweifeln und Vorwürfen … zu spät. Der countdown läuft.
Schwimmen ging so so la la – 32 Minuten incluso Lauf in die Wechselzone. War auch schon mal schneller … Die anderen sind sicher schon alle weg, zumindest fast alle … Schnell aufs Rad wechseln … was heißt hier schnell, wieder mal schaffe ich es nicht mich schnell aus dem Neo zu wursteln, die Beine wollen einfach nicht über die Knöchel rutschen, hingesetzt und gezerrt – nix, aufgestanden und mit dem anderen Fuß drauftreten und zerren – endlich. Socken an, in die Schuhe, Startnummergurt um, Helm auf, Brille auf, Rad schnappen und losrennen – uffa endlich darf ich auf mein Stahlross aufsteigen und schon geht es bergauf … Naja, mindestens wird mir jetzt warm. Die Strecke geht großräumig um den See, zu Beginn die Steigung von 2 Kilometern, eine rasante Abfahrt durch die Weingärten, dann leicht kupiert den See entlang, dann in der Ebene Gegenwind, ein kleines Stück zur Wechselzone zurück Rückenwind und das dreimal. Ich fühle mich gut, überhole eine Menge schnellere Schwimmer in der Steigung. Im Flachen kann ich immer wieder Frauen einholen und setze mich vor sie in der Hoffnung, dass wir uns abwechseln können und ich auch mal im Windschatten fahren kann. Aber leider fallen alle ziemlich schnell wieder ab und so muss ich mehr oder weniger alleine strampeln, bei den Männern darf ich mich ja leider nicht dran hängen. Erste Runde 24 Minuten, zweite 23, die dritte etwas langsamer, der Wind war auch etwas stärker geworden. Macht 1:14h.
Schnell gewechselt. Nun kommt mein schlechtes Gewissen wieder ins Spiel … Aber durch die 10 Kilometer muss ich nun durch … Die erste Runde durch die Obstgärten … es läuft gar nicht so schlecht … die Steigung durch den Weingarten- krass. Dann die Abwärtspassage … ich kann auch nicht so gut runterlaufen, bremse zu viel … Aus den Augenwinkeln sehe ich Renate in der Steigung, na, die wird mich gleich eingeholt haben. An den Zuschauermengen im Zielbereich vorbei und auf die zweite Runde. Renate holt mich erst in der Steigung ein, aber dann ist sie auf Nimmerwiedersehen vorbei. Es rächt sich halt so gut wie nix zu laufen … Ein Glück, dass sich auf dem gesamten Lauf eine Wolke vor die Sonne geschoben hat, es ist nicht so heiß. Wieder am Ziel vorbei. Beneidenswert sind die, die jetzt links abbiegen können und ins Ziel, ich muss ja noch eine Runde.
Schlussendlich bin auch ich angekommen – die 10 Kilometer in 48 Minuten.
Endzeit 2:38h. Ich kann es kaum glauben!!!
Die Platzierung interessiert mich herzlich wenig … vermutlich waren viele Frauen vor mir. Bei der Siegerehrung bin ich deshalb nicht vorbereitet, als ich meinen Namen höre und als Dritte in der Landesmeisterschaft aufs Podest steigen muss. Landesrätin Martha Stocker hängt mir eine Medaille um. Runter vom Treppchen und weiter gequatscht … War da nicht wieder mein Name? Ich muss erst mal nachfragen … Alle drei Altersklassen-Platzierte sollen zum LKW der Veranstalter kommen … In meinem Hirn arbeitet es, das heißt, wenn ich meinen Namen gerade gehört habe … dann heißt das ja, dass ich noch was abholen muss (???). Eine Kiste Äpfel und Nudeln bekomme ich als 3. in der AK. Das hätte ich mir nicht erwartet.