Frau + Karbon = Randonneur(in) - aber nicht nur ...

Autor: Gabi Winck (Seite 8 von 17)

80% ist mental - der Rest ist Kopfsache

Auf den Spuren der Veneto Gravel

Colli Berici – auf den Spuren der Veneto Gravel          italiano

Radfahren im April. Ausgangspunkt wieder mal das Bike Hotel Enjoy. Und es sollen an den beiden Tagen wieder mal etwas mehr Kilometer werden. Die beiden Tage stehen unter dem Motto „Hügel“.
Tag  1: Wir haben vor auf den Spuren der Veneto-Gravel zu wandeln, die eine Woche später stattfinden wird. Wir wollen zu den Colli Berici südlich von Vicenza. Und in Anbetracht der erwarteten Schotterpassagen wählten wir unsere Gravelbikes für die Tour – und taten gut daran.

Tourenlänge: 200km/ 1200 Hm
Ausgangspunkt: Peschiera
Wegbeschaffenheit: Straßen, Sekundärstraßen, Schotterpisten, landwirtschaftliche Wege

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  • Von Peschiera übers Hinterland nach Verona. Sehr schön. Ab Sommacampagna allerdings wird der Verkehr etwas mehr. Weniger schön. Ab Verona fahren wir ein Stück auf dem geschotterten linken Etschdamm.
  • Durch verschiedene Ortschaften führt die Strecke auf meist sekundären Straßen: San Martino Buon Albergo, San Bonifacio, … Wenn es mal auf eine befahrenere Straße geht, ist dort ein schöner Seitensteifen, der das Fahren entstresst. Es ist weitgehend flach, 78 km bis hin an den Fuß der Colli Berici.
  • Bei Lonigo führen die letzten Kilometer, bis zum ersten ernsten Anstieg über einen hübschen Radweg entlang des Flusses Brendola Richtung Norden. Bisher nicht viel Gravel …
  • Und nun wird es ernst. Ein zunächst asfaltiertes Sträßchen führt in ein kleines Tal. Dann Schotter. Zum Glück nur kurz, dann wieder Asfalt. Und ringsum Kirschbäume. Schön.
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    Dann Schock … zu früh gefreut. Bei einem Bauernhof bellende Hunde und Schluss mit der Straße. Das Navi zeigt nicht ganz eindeutig, wohin der Weg führt. Es hatte erst geregnet und meine Reifen bleiben fast im Matsch stecken. Eine ganz üble Sorte Matsch. Der wickelt sich sofort um meine 35er Reifen, die etwas profiliert sind und schwupps habe ich 45er Breite. Zurück und den nächsten Weg nehmen. Richtig. Schieben ist angesagt und die nächste Fahrpassage ist untergrundmäßig auch nicht besser.IMG-20190407-WA0007
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  • Als ich nach nicht ganz 2 km wieder auf festen Untergrund komme ist das Fahren so wie beim Auto mit nicht ausgewuchteten Reifen. Mir bleibt nichts anderes übrig, ich muss Reifen und Schuhe mühsam mit einem Stöckchen von der gefühlt dezimeterdicken Erdschicht befreien.
  • Nun die wunderschöne Passage durch die Colli Berici. Auf und ab durch die Natur. Zum Glück nur noch Asfalt. Vorerst…
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  • Irgendwann haben wir den höchsten Punkt der Tour erreicht. Etwa Halbweg unserer Strecke. Und nun Abfahrt. Auf dem Navi kann man eine Straße mit vielen Serpentinen erkennen. Hermann meint, nun könnten wir unsere Durchschnittsgeschwindigkeit etwas aufbessern. Denkste, denn was uns jetzt erwartet, hätte ich mir in meinen kühnsten Träumen nicht erwartet: Ein Schotterfahrweg, teilweise mit Steinen bestückt. Künstlich oder natürlich? Keine Ahnung. Auf jedenfall eine Mountainbikestrecke. Es waren auch mehrere solche unterwegs, die erstaunt auf unsere Rennräder schauten. Geschwindigkeit? Nix da! Aber landschaftlich ein Traum!!
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  • Am Bergfuß bei Costozza haben wir nun den östlichen Rand der Colli Berici erreicht.

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  • Nun geht es zurück. Zunächst über Kilometer über einen Radweg immer Aug in Aug mit den Colli Euganei, den Euganeischen Hügeln gegenüber.
  • Dann wieder sekundäre Sträßchen. Den Rückweg hatte ich mit bikemap geplant und auch die Option Schotterwege und unbefestigte Wege zugelassen. Das sorgte einige Male zu interessanten Wegstücken über kaum erkennbare Wege. Zum Glück nicht größere Strecken, sonst wäre es wohl Nacht geworden vor unserer Rückkehr. Ansonsten ging es wieder von Dorf zu Dorf.
  • Die letzten gut zehn Kilometer vor Verona fahren wir auf dem südlichen Etschdamm – Schotterweg, aber für unsere Gravelbikes kein Problem.
  • Ab Verona entscheiden wir uns denselben Weg, wie bei der Hinfahrt zu nehmen. Wer mag könnte auch über Bussolengo und Sandá zurück.

Tag 2: Am Tag drauf eine Tour zum Regenerieren … 120 km durch die Colline Moreniche südlich des Gardasees und Poebene. Siehe hier.

Durch die Nacht kurven …

Randonnée dei fiumi e dei laghi                             italiano    GPX download      strava

Flüsse und Seen waren das Hauptthema dieser 300 km langen Radfahrt organisiert von Simonetta und Musseu.
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Startplatz sehr schön gelegen in der wunderschönen Sportanlage von Montorio, Villa Guerrina. Start mit 350 weiteren Verrückten um 11 Uhr in der Nacht in Montorio bei Verona.
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Nach einem chaotischen Intermezzo durch Verona … sehr sehr viele Fußgänger und Verkehr um diese Zeit, für mich Stress pur. Aber war schon Gänsehautfeeling nachts an geschichtsträchtigen Orten vorbei zu radeln: Arena di Verona, Ponte Scaligero, Castelvecchio, Piazza Arsenale, …

Dann ging es hinaus in die Nacht. Der Radweg nach Mantua lässt mich aufatmen. Allerdings ziehen sich die Kilometer in der Dunkelheit wie Kaugummi. Und es ist empfindlich kalt.
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Fast unheimlich, wenn im Dunkeln plötzlich die Seen rund um Mantua auftauchen und die beleuchteten Fassaden der historischen Gebäude.K640_20190324_021758

Im Zentrum von Mantua der erste Kontrollpunkt. Es gibt traumhaft gute süße Teilchen.

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Weiter zum Glück auf dem Radweg. Vorbei an Valeggio sul Mincio. Ich kann die gewaltigen und düsteren Gemäuer der Visconti-Brücke nur  ahnen, als ich drunter durch fahre.  Peschiera am Gardasee. Als ich am frühen Morgen am Hotel Enjoy vorbei radle, K640_20190324_055946sehne ich mich nach einer Tüte Schlaf. Wie schön war es hier verwöhnt zu werden.  Aber wir müssen weiter. Am Ostufer des Gardasees entlang. Zum Glück gibt es so früh am Morgen noch kaum Verkehr.

Wunderschöner Sonnenaufgang und Morgenstimmung am See.

In Bardolino im legendären Becycle Bike Cafè melden wir uns zur zweiten Kontrolle. Ein toller Laden, allerdings waren die Angestellten maßlos überfordert bei den gleichzeitig eintrudelnden vielen Radlern. Oder wir sind einfach zu spät dran, denn es gibt nichts mehr zu essen bzw. wir hätten stundenlang warten müssen. Also hungrig weiter.

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Der See ist ziemlich aufgewühlt. Natürlich. Wir haben ja auch mächtigen Gegenwind. Aber die Aussicht dann vom Rückenwind nach Verona zurückgeschoben zu werden ist auch nicht schlecht.

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Von Torbole geht es wieder auf dem Radweg entlang des Flusses Sarca weiter. Vorbei an Arco, Dro …

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… und dann ein weiteres Highlight der Lago di Cavedine. Er liegt am Rande der Marocche, dem gewaltigen Bergsturzgebiet.

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Nun folgt leider ein Stück Straße, die Aussicht macht es wett, der nächste Stopp in Loppio beim Bicigrill „Duchi’s“ hat ziemliche Anziehungskraft und die Steigung an Nago vorbei zum Passo San Giovanni ist schnell gemeistert.

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Und wie immer gibt es bei „Duchi’s“ sagenhafte Köstlichkeiten. Gestärkt ziehen wir weiter. Nur noch 90 km bis zum Ziel.

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K640_20190324_113742Den Etschradweg kennen wir ja inzwischen schon in- und auswendig. Den Bicigrill ruotalibera in Avio passieren wir in voller Fahrt. Sehnsüchtig der Blick auf die vielen Radfahrer, die gemütlich in der Sonne sitzen. Es bleibt nur Zeit für ein Foto. Aber wir haben es ja so gewollt.

Hermann verhindert durch eine Vollbremsung einen Beinahe-Crash mit einem Hund. Fazit, Platten. Nach der Reparatur folgt ein wunderschöner Teil Radweg hin zur Veroneser Klause. Was für ein Spektakel: Die Etsch quetscht sich hier sozusagen in einigen Schlingen durch einen Fels-Engpass.

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Nun geht es durch die Ebene vor Verona. Landschaftlich meiner Meinung nach nicht so sehr erhebend. Aber es gibt doch einige schöne Augenblicke einzufangen.
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Die letzten Kilometer geht es entlang des Biffis-Kanal und der Etsch bis wir schließlich Verona erreichen. Nun geht es aber nicht bequem durch Verona durch, sondern Musseu hat sich was Besonderes einfallen lassen, ich finde es aber einen großen Segen, dass wir die verkehrsreichen Stadtstraßen meiden dürfen und nehme die zusätzliche Höhenmeter um den Parco delle Colombare zum Castel San Felice dankend in Kauf. Von dort kann man runter sausen bis fast zum Ziel.

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Etwa einen Kilometer vorher zischt aus Hermanns vollgebremstem Reifen wieder die ganze Luft raus. Aber es ist ja kein Wettkampf und so trudeln wir entspannt zu Fuß in Villa Guerrina ein, wo wir uns bei Bohneneintopf, Orangen, Getränken und Colomba (eine italienische Osterspezialität) stärken können.

Wer jetzt Lust auf mehr bekommen hat, es gibt in Kürze noch zwei weitere Brevets: eine über 400km und eine 600km
Informationen hier: I magnifici quattro
400 Valsugana
600 Dolomiti

Rad-Vorfrühling in Peschiera

Zuhause noch Eiseskälte und Schnee … es zieht uns in den sonnigen Süden, nach Peschiera, dem Rennradparadies.

Unsere Touren:

  1. Durch die lessinischen Hügel des Valpolicella: Von Peschiera rund um Negrar (90km/ 1350Hm)
  2. Von Peschiera in die Brescianer Berge (135km/ 1350Hm)
  3. Von Peschiera Richtung Monte Baldo: San Zeno + Spiazzi (83km/ 1400Hm)

Wir folgen den „suggerimenti“ von Manuel Jekel quartieren uns im Bike Hotel Enjoy, dessen Chefs auch begeisterte Rennradfahrer sind und ein umfangreiches Rad-Sport-Programm anbieten. Wir sind überrascht über die sehr schöne Anlage, das saubere sehr geräumige und komfortable Zimmer auf den Garten hinaus. Wir fühlten uns sehr wohl. Die Belegschaft ist sehr freundlich und zuvorkommend. Erwähnenswert unbedingt die Küche: Eine ansprechende Speisekarte und sehr lecker zubereitete Gerichte und nicht zu vergessen das Super-Frühstücksbuffet. Wir werden sicher nicht das letzte Mal hier gewesen sein. Von der Haustüre aus kann man in alle Richtungen schöne Touren fahren, je nach Lust und Laune abwechslungsreich durch Hügel oder Ebene, den Mincio-Radweg entlang oder nicht weit zu den steileren Anstiegen des Monte Baldo oder der Brescianer Berge.

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Vernunft. Wo bist du?

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Naja, vernünftig? Was ist das?
Plan: Das „Tuifele“ bewegen und von Brixen nach Glurns und zurück. Starker Nordwind angesagt. Mal gucken wie weit ich mit meinem Willen komme, wenn schon die Vernunft nichts zu sagen hat …

Start bei minus 6° durchs Eisacktal. Rückenwind, na klar. Ab Bozen wird es ernst, Gegenwind, aber wärmer. Gemütlich auf die Töll raufgezuckelt und dann wird es krass. Ein Gegenwind wie noch nie. Besser gesagt „Gegensturm“. Teilweise voll in die Pedale getreten und nicht mehr als 10 km/h im Flachen geschafft. Spaß ist was anderes. Zudem krachte es immer wieder im Gehölz neben dem Radweg. Von Ästen erschlagen werden? Nein, danke! Ein paarmal hat mich eine Sturmböe fast vom Rad gesäbelt. Der Gedanke reifte langsam, nur noch ein paar Kilometer durchhalten bis km 100 und dann zurück.glurns_teufelchen

Unterwegs treffen „Tuifele“ und ich noch zwei Teufelchen, große. Denen scheint der Sturm nichts auszumachen. Neugierig beäugen sie mein Tuifele. Weiter geht’s. Im Schritt-Tempo. Bei Kastelbell hat es einige große grüne Obstkisten aus ihrer Verankerung in luftiger Höhe gerissen und die Kisten hängen nun kreuz und quer in der Luft. So eine auf die Rübe bekommen ist wohl nicht lustig. Gedanke „Glurns“ adieu. Wirklich nur noch bis zu km 100. Naseputzen ist auch nicht mehr drin. Beide Hände müssen am Lenker bleiben. Radfahrer sind keine unterwegs. Warum wohl? Stimmt doch nicht … eine ist da. Ich.
Beim Gedenkstein in der Latschander drehe ich um. Kurzer Gedanke an die, die leider nicht mehr Rad fahren können, dann geht es zurück. Der Wahnsinn: An die 40km/h fast ohne Treten und einige getrocknete Blätter tanzen trotzdem noch lustig vor mir her. Das sagt eigentlich alles zu den Verhältnissen heute.glurns1

Hunger. Anstatt Hungerast lieber eine Hunger-Rast … Eine Bank … Netter Spruch: „Huck di her und redn mor“. Worüber denn? Über Vernunft??? Lieber Brot essen …
Ab Terlan wieder Gegenwind. Durchs Eisacktal sowieso. Gerade im Fernsehen gehört, es hatte Sturmböen über 100km/h!!!
Vor Klausen wird es dunkel. Und gerade jetzt: ein Platten. Hilfe, was mache ich denn jetzt? Tubeless Reifen. Ich versuche Luft einzupumpen, aber der Reifen ist total platt und Pumpen ist sinnlos(siehe unten). Lampe am Zaun montiert, Werkzeug und so ausgepackt. Felge raus, T

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aschentuch gesucht, Milch aus dem Reifen rausgeputzt, gefühlt, ob irgendwo was Spitziges steckt, igitt. Schlauch rein. Reifen wieder in sein Bett. Ein Drittel ist drin. Dann geht nichts mehr. Ich schaffe es nicht. Immer wieder rutschen meine inzwischen gefühllosen Finger ab. Der Reifen sträubt sich. Die letzten Zentimeter gehen nicht über den Felgenrand. Mist. Was machen? Das gab es noch nie … Göttergatten anrufen. Taxidienst anfordern. Mist, jetzt fehlen 10 km auf die 200 …
Aber: Das kommt davon, wenn man am dritten Januar schlauer sein will als der Wetterbericht. Aber schön war es doch … Und was einen nicht umbringt, macht einen nur stärker …
Die nächsten Tage werde ich wohl daheim in der warmen Stube bleiben, wie es sich gehört … oder … müsste ich nicht … nach Bozen … zur UISP? Könnte ich da nicht mit dem Rad hin? Sind doch nur läppische 38 km … und zurück … (Stellt sich am Tag drauf heraus, dass zum Glück Büro geschlossen, so werde ich wohl gezwungen zuhause zu bleiben).

Zuhause richtet H. meinen Reifen. Schlauch raus. Milch rein. Aufpumpen. Und siehe da, am nächsten Tag ist noch alle Luft drin. Man sieht kein Loch. Nichts. Äußerst seltsam. Warum ist innerhalb eines Kilometers alle Luft draußen. Vor Klausen waren einige Kilometer mit jeder Menge Ästen auf dem Radweg, über die ich zum Teil drüber gebrettert bin. Klar, dass ich mit der „schwachen“ Pumpe nichts ausrichten konnte, der Reifen war sozusagen aus seinem Bett. Wer hat eine Idee, was da passiert sein könnte?

Beh, ragionevole? Che cos’è?

Questo era l’intenzione: Fare und giro con il mio piccolo “diavolo” da Bressanone a Glurnes in Val Venosta e indietro. Annunciato un forte vento da nord. Vediamo fino a che punto posso arrivare con la mia volontà, quando la ragione non ha nulla da dire ….

Si parte a -6° attraverso la Valle Isarco. Vento a favore, naturalmente. Da Bolzano si fa serio, vento contrario, ma è più caldo. Piccola salita sulla Tel e giá mi trovo nella Valle Venosta. Ora ho vento contrario come mai prima. Vento? Meglio orcano. Parzialmente pedalo con tutte le forze e non sono piú veloce di 10 km/h – in pianura. Divertimento è un’altra cosa. Inoltre, vicino a me negli alberi di tanto in tanto sento dei rumori … Rami cadenti? Essere picchiata dai rami? No, grazie! Un paio di volte raffie di vento mi hanno quasi bocciato dalla bici. Lentamente il pensiero matura, me ne vado ancora solo pochi chilometri e poi giro boa … fino a Laces … giro boa a chilometro 100, per raggiungere i 200.

Lungo la strada, „Tuifele“ (=diavoletto) ed io incontriamo altri due “diavoli”, quelli grandi a quattro zampe. A loro non sembra che la tempesta sia un problema. Curiosi guardano il mio “Tuifele”. Eccoci qua. Proseguiamo. A passo d’uomo. Vicino la ciclabile alla cooperativa agricola il vento ha buttato alcune delle grandi contenitori di mele vuoti e quelli ora pendono in alto. Non credo che sia divertente averne uno in testa. Glurnes, adieu! Adesso sono sicura. In realtà non posso neanche pulire il naso: Entrambe le mani devono rimanere sul manubrio. Non ci sono ciclisti lungo la strada. Adesso so anche il perché. Non è vero. Ce n’è una.

Al monumento dell’ incidente del treno anni fa mi giro. Un breve pensiero a queste dieci vittime che purtroppo non possono più andare in bicicletta … e mi giro verso est. La follia: Circa 40km/h quasi senza pedalare e alcune foglie secche sono ancora piú veloci di me. Che in realtà dice tutto sulle condizioni meteo di oggi.

Affamata. Una panchina …. Ce scritto in dialetto: „Huck di her und redn mor“.
Ci sediamo e chiacchieramo … Di che cosa? Sulla ragione? Mangio il mio panino.

Da Terlano in poi, di nuovo col vento contrario. Comunque, attraverso la Valle Isarco. Appena sentito in TV che ha avuto raffiche di vento oltre 100km/h!!

Fa buio a Chiusa. E in questo momento l’aria esce dalla ruota. Aiuto, cosa è da fare? Copertoni tubeless. Cerco di mettere l’ aria, ma il copertone è completamente piatto e il pompaggio è inutile. So che cosa mi aspetta. Metto una camera aria che meno male ho messo nella mia borsa. Ma non riesco dopo a mettere il copertone sul suo posto. Una mezz’oretta o di piú è passata … le mie mani sono giacciate. Non mi resta altro che fare una telefonata a mio marito e chiedere il servizio taxi … Mai fatto prima … e nemmeno completo le 200 … Pecato!

Ma questo è ciò che succede quando si vuole essere più intelligenti delle previsioni meteo del 3 di gennaio. Ma cio nonostante è stato un bel giro e una bella avventura ….. E in tedesco c’è un modo di dire: Ciò che non ti uccide, ti rende solo più forte ….

A casa, H. vuole riparare il copertone. Mette di nuovo lattice. E l’aria non esce piú. Strano …

Jakobsweg versus Keschtnweg?

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Das Jahresende naht. Zeit für eine Pilgerfahrt … Zum Büßen eignet sich ganz gut der Keschtnweg, den man in mehreren Etappen durchwandern kann. Das Symbol bei Letzerem ähnlich der Jakobsmuschel … eine Esskastanie. Von Vahrn bei Brixen bis Schloss Runkelstein in Bozen. Der Wanderweg ist knapp 65 km lang und verläuft K640_20181117_122254immer auf halber Höhe das Eisacktal entlang. Büßen? Ja, sicher! Denn die Strecke ist eigentlich nicht unbdingt Mountainbike-tauglich. Immer wieder muss man das Rad in Schluchten runterschieben oder -tragen und auf der gegenüberliegenden Seite hoch. Büßen angesagt war bei mir nach Signat. Nach fast 3000 Höhenmetern nochmal das Rad steil hochwuchten … stöhn …!! Dann durch steile K640_20181117_133905Porphyrwände das Rad runterschieben Richtung Schloss Runkelstein am Anfang des Sarntales. Die 40 km über den Radweg nach Brixen – die reine Wohltat nach den 65 anstrengenden Kilometern.
Und das war …

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Xterra World Championships, Maui: 5 Minuten lang Weltmeisterin

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Zuerst mein Video:

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Xterra World Championship auf Maui  … Crosstriathon 1,5 km Schwimmen im Pazifik, zwischen 30 und 40 km Mountainbike durch den Dschungel Kapaluas und 10 km Crosslauf. Die Aussichten für den 28. Oktober 2018 versprachen einzigartig zu werden. Einzigartig im Sinne von sehr schwierig. Wie die Organisatoren später bestätigen konnten, die schwierigsten Verhältnisse seit Beginn 1995. Tägliche Regengüsse hatten die Trails in seifige Rutschbahnen verwandelt. Aber was mich erwarten würde, sollte ich mir nicht mal in meinen kühnsten Träumen vorgestellt haben …

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Race-day morning. Der erste Blick auf die Brandung am Fleming Beach ließ mir das Blut in den Adern stocken. Immer wieder krachten hohe Shorebreaker an den Sandstrand. Einschwimmen? Nein danke! Bike einchecken und Ruhe bewahren. Die Zeit lässt sich aber nicht anhalten. Die Elite-Frauen und Männer stürzen sich nach ohrenbetäubendem Kanonendonner in die Fluten. Ich beobachte. Rein scheint nicht so schwierig zu sein. Beim ersten Wellenbrecher tauchen alle unter. Die Strömung treibt die meisten ziemlich ab. Und den Landgang nach der Hälfte der Schwimmstrecke kann ich leider/ zum Glück nicht sehen. Nur noch wenige Minuten, dann sind wir Frauen dran. Orange Swimcaps. Start-Donner. Ich laufe ins Wasser. Erste Welle. Unten durch. Zweite ebenso. Geschafft! Dann Kurs auf die große gelbe Boje nehmen. Irgendwie scheint sie nicht näher kommen zu wollen. Und die Strömung zieht mich nach Links, weg von der Boje. Das Wasser etwas kabbelig, aber sonst kein größeres Problem. Haie? Was war da in der Infoschrift zu lesen? … blende ich aus. Warum gerade ich … ich bin ja gut geschützt zwischen vielen anderen. Also bloß keine zu große Lücke aufreißen lassen.  Zwar schwimme ich nicht unbedingt rhythmisch, aber ich überhole sogar einige grüne Bademützen der Startgruppe vor uns. Dann habe ich  die beiden Bojen umrundet. Zurück zum Strand. So schlimm ist es ja eh nicht wie ich mir ausgemalt habe. Easy. Und der Ausstieg? Wird wohl auch nicht so schlimm sein. Der Beach kommt näher, aber immer wieder verschwindet er vor meinen Augen. Wie hat mir am Tag vorher eine Schwimmerin erklärt? Dem Ozean nie den Rücken zeigen. Also blicke ich mal vorsichtig beim Luftholen nach hinten. Schock!!!!! Ich höre gellende Schreie über mir und … eine riesige Schaumkrone Meter über mir und in dieser zig orangene und grüne Punkte, die jetzt in meine Richtung stürzen. Nicht nur meine Gedanken überstürzen sich … Was tun? Ich mache um 180° kehrt und tauche unter. Zu spät. Ich werde voll erfasst. In der Zentrifuge. Ich sehe weiße Gischt, dann wird es dunkel
und ich weiß nicht mehr, wo Oben und Unten ist. Wann bin ich wieder an der Oberfläche? Langsam geht mir die Luft aus. Dann endlich ist der Kopf oben. Ich schnappe nach Luft. Was ich sehe lässt mich erstarren: Der nächste Shorebreaker hat sich vor mir aufgebaut und stürzt im selben Moment auf mich ein. Wieder kopfüber in den Fluten. Panik macht sich breit. Ich glaube zu ertrinken, so lange werde ich rumgewirbelt. Mein einziger Gedanke: Ich brauche Sauerstoff. Ich schlucke Salzwasser. Gefühlt literweise. Wieder oben. Röchelnd versuche ich Luft zu schnappen und merke, dass ich von gewaltigen Kräften vom Ufer weg gezogen werde und bin Sekunden später schon wieder im Zentrum einer Riesenwelle. In Sekundenschnelle laufen hunderte von Gedanken durch meinen Kopf. Ich werde wieder ausgespuckt und bekomme Grund unter den Füßen zu fassen. Nur weg hier. Ich torkle an den Strand. Vor mir krabbelt eine Athletin auf allen Vieren ans rettende Ufer, eine Schwimmerin stützt eine andere, die sich verletzt zu haben scheint – Armbruch, wie ich später erfahre. Neben mir Frauen, die schluchzend aus der Gischt klettern. In meinem Kopf tausende Gedanken, einer davon:  Schluss! Ich mache nicht mehr weiter! Dieses Nahtod-Erlebnis hat mir den Rest gegeben.

Wieso sollte ich mein Leben noch einmal aufs Spiel setzen? Eine zweite Stimme: Gabi, du bist um die halbe Welt gereist und nun willst du aufgeben? Nein! Wie zur Bestätigung: Katrin taucht neben mir auf. „Hopp, Mami, des pocksch du!“ Bingo! Ich tauche wieder ein. Die Wellen sind scheint es jetzt gnädiger. Es geht einfach. Einfach drunter durchtauchen, es wird dunkel über mir, dann wieder hell. Geschafft! Zur gelben Boje. Bei jedem Armzug wieder die Erinnerung an das gerade Erlebte. Und die Angst. Ich möchte den Schwimmausstieg ewig hinauszögern. Von einer Wellenkrone aus sehe ich vor mir ähnliche Szenen wie vorher. Hilfe! Dann werde auch ich erfasst und nach vorne katapultiert. Sand unter meinen Füßen und ein enormer Sog ozeanwärts. Mit allen Kräften versuche ich der nächsten anrollenden Woge zu entkommen. Geschafft! Ich habe Tränen in den Augen.

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Ich laufe in die Wechselzone und muss mich erst mal beruhigen. Das Erlebte lässt mich nicht los und wird im Laufe des Wettkampfes immer wieder vor meinem inneren Auge abgespielt. Und was jetzt kommt, sucht auch seinesgleichen. Der Regen hat die durch Dschungel verlaufende Radstrecke völlig eingeweicht. Hunderte Radfahrer in den Tagen zuvor haben den Pfaden auch zugesetzt. Obwohl die Organisatoren am Morgen Plan B ausgerufen hatten, änderte das nur auf dem unteren Teil, auf der Lower Bowl, etwas. Nur etwa 1,5 Meilen wurden entschärft. Dann war viel Schieben angesagt. Auch auf ebenen Passagen schaffte man es oft nicht im Sattel zu bleiben. Die Reifen rutschten haltlos weg. Die Wege waren wie eingeseift. Und nicht nur das. Der Matsch blieb an den Reifen hängen,  Pflanzenteile wickelten sich um Kassette und Kette. Zentimeterdicke Dreckschicht klemmte sich zwischen Rahmen und Reifen. Oft blockierten dadurch sogar beim Schieben die Räder. Immer wieder bleibe ich stehen und pule den Dreck runter. Ich bin froh, meine Kette bleibt oben. Andere haben weniger Glück. Immer wieder Athleten, die am Streckenrad verzweifelt versuchen, ihr Bike wieder fahrtüchtig zu machen. Mein Simplon Cirex gleicht einem Fat-Bike, so dick hat sich streckenweise der Matsch um die Reifen gewickelt. Schieben, ein paar hundert Meter dahineiern, wieder schieben. Bei der heißen und schwülen Luft eine knochenharte Arbeit. So geht es meilenweit. Dann ist der höchste Punkt erreicht. Eine Versorgungsstation. Ich hasse Isogetränke, hier kann ich mir nichts Köstlicheres vorstellen als das angebotene Gatorade. Bei der Abfahrt immer wieder glatte Passagen. Löcher, Wurzeln, unvermittelt wirft mein Bike mich ab. Ich lande zum Glück weich in einem Zuckerrohrdickicht. Und wieder immer wieder stehen bleiben und das Rad vom Gröbsten befreien. Nicht nur mein Bike ist nicht mehr zu erkennen, auch ich bin von unten bis oben zugesaut. Dann ein Abschnitt, in dem es etwas zügiger durch eine Art Feldweg geht, durch privates Farmland, das erst Tage zuvor freigeschnitten wurde vom Dickicht.  Eine Stoppel-Rüttelpiste. Dann wieder ein Aufstieg in der prallen Sonne.  Wieder runter. Rote Lehmböden. Auf dem unregelmäßigen gerippten Terrain fliegt mir der Dreck um die Ohren, der sich von meinem Hinterrad löst. Dann hat der Dschungel mich wieder. Abwärtspassagen zu Fuß. Dann wieder schlingernd über glitschigen Boden. Ein weiterer Abwurf. Der Lenker bohrt sich schmerzhaft in meine Rippen. Dann einige hundert Meter, die Spaß machen. Trailig. Und nach gut 30 Kilometern ist der zweite Wechsel erreicht. Schnell das Rad aufhängen, Startnummer um und go!

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Die ersten hundert Meter laufe ich auf Asphalt … und fühle mich gut. Die erste Steigung, meine Beine scheinen plötzlich wie Blei… Wie könnte es auch anders sein. Ohne Lauftraining. Und … Matsch! Auch die ebenen Passagen werden zur Tortur. Ich hangele mich von Baum zu Baum. Rutsche zurück. Schaffe es manchmal kaum auf den Beinen zu bleiben. Was soll’s … gehe ich halt zu Fuß. Einigen anderen um mich herum geht es ja gleich. Zum Glück alle zwei Meilen gibt es eine Versorgung. Ich schütte zur Kühlung Eiswasser über den Kopf, trinke soviel wie noch nie. Bergauf wieder gehen. Geht ja um nichts … Bin sowieso und hundertpro die letzte … Der höchste Punkt ist erreicht. Endlich. Abwärts komme ich in eine Art von Rhythmus. Geht doch! Vor mir eine Frau, F55, sie keucht. Klingt nicht unbedingt gesund. Ich überhole, dann drehe ich mich um, gehe zurück, frage, ob alles ok ist. Keine Antwort, keine Reaktion. Ich laufe weiter. Die letzte Meile. Aus dem Dschungel raus. Schwül und heiß und noch ein letzter steiler Anstieg. Dann nur noch runter. Nochmal Dschungel. Hier wurde der Weg durch ein riesiges Kakteengewächst geschlagen. Ein Streckenposten: Achtung Stolpergefahr in dem glitschigen glibberigen Gewirr von Pflanzenteilen. Dann ein Bachbett zu durchqueren. Ich hole einen italienischen Athleten ein. Er hält sich die Schulter. Verletzt. Und dann auf die letzten paar Hundert Meter am Strand entlang. Fast geschafft. Ich höre schon den Speaker. Die Zielgerade – wie Zeitlupe schwebe ich durch den Zielbogen. Aloha! Ein Hulamädchen hängt mir eine Orchideenkette um den Hals und die Finishermedaille … die mir beim Schwimmen noch unerreichbar erschien.
Hermann und Katy empfangen mich. „Du bist Weltmeisterin!“ Wie? Das gibt es doch nicht! Sie beweisen es mir auf der Zeitnehmerseite. Gabriele Winck, 1° AK 55-59. Ich schwebe wie auf Wolken. Sagen wir mal  … etwa fünf Minuten lang. Dann wird die Seite aktualisiert. Ich bin zwar auf den undankbaren vierten Platz zurückgerutscht  – aber mega mega  zufrieden, hatte  ich mir doch den letzten Platz erwartet in Anbetracht meines Xterra – Werdeganges.

Silvia B. meint zu mir, sie nerven diejenigen Frauen, die ihr Licht ständig unter den Scheffel stellen und dann … Aber sie lacht und meint es nicht böse … Aber mal ehrlich: Was hätte ich vorher von mir halten sollen? Ich hatte ja keine Ahnung nach einem absolvierten Xterra-Bewerb  … und wenig Schwimmtraining, kaum spezifisches MTB-Training, kein Lauftraining, aber anscheinend haben die vielen tausend Rennradkilometer sich doch auch positiv ausgewirkt …

Fazit: Zwar war ich nach knapp fünfeinhalb Stunden im Ziel, hatte aber mit Abstand einen der härtesten Renntage hinter mir.

@xterraoffroad & #xterraadventures
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Das offizielle Video:

[youtube https://www.youtube.com/watch?v=BfGV6v1MTvg&w=560&h=315]

Radln mit Jochi und die NorthCape4000???

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Ein Plan reift … mit dieser  schönen Rad-Tour …K640_20180908_130302
Bei der North Cape 4000 mitzufahren … siehe Ende des Berichts …

Für Johannes …
Ende Sommer, die Schule hat gerade wieder ihre Tore geöffnet, da begleitet mich Johannes, mein Lieblingsschüler der vergangenen drei Schuljahre, auf eine Radtour.
Mit Rad und Zug brechen wir am frühen Vormittag vom Brixner Bahnhof auf. Der Tag verspricht strahlend schön zu werden. Was will man mehr?  Die Fahrt nach Bruneck verspricht spannend zu werden: Haben wir korrekt gestempelt? Wird der Zug voll sein? Dürfen die Räder mit? Schaffen wir es in Franzensfeste pünktlich zum Anschlusszug? Müssen wir dort den Bahnsteig wechseln? Die Räder Treppe runter und Treppe rauf schleppen?
Wir schieben unsere Räder auf den Bahnsteig. Wbruneck brixeno ist wohl der Waggon für die Räder? Urplötzlich sehen wir uns in eine andere Welt versetzt: Ein Rad – retro – Baujahr vor 1980 – das wäre was für die Eroica … und sein Besitzer die Beine in eine braun-grau karierte Flanellhose gehüllt, mit kariertem Hemd, Hosenträgern und einer grauen Sarnerjacke, auch die Mütze klassisch. Alles im Retrostyle.  Ah, das ist ja der Heinz!!! „Wo fährst denn du hin?“ „Zur Eroica Dolomiti nach Innichen …“ Hab ich es doch geahnt … Ich spekuliere schon seit einer Weile mit der Teilnahme, hab ich doch auch einen Rad-Oldie im Keller. Solche Vintage-Radsport-Events erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Das Original findet jedes Jahr im Herbst im Chianti-Gebiet in der Toskana statt. KK640_20180908_084507lammer auf – Klammer zu.
Der Zug kommt. Keine Ahnung, wo wir einsteigen sollen mit unseren Berg-Flitzern. Zum Glück gibt uns Heinz einen Tipp. Er ist ja schließlich vom Fach, erstellt die Zug-Fahrpläne.  Am besten ist der Mittelteil des Zuges … Wir machen es uns bequem auf den gemütlichen Sitzen, aber leider müssen wir bald wieder raus. Franzensfeste. Treppe? Nein, Heinz lotst uns zum Aufzug. Der kommt und kommt nicht. Ob der Zug auf uns wartet? Ich glaube habe zu zaghaft auf den Knopf gedrückt. Nochmal fest drauf und siehe da … nach kurzer Zeit können wir uns alle drei in die Aufzugkabine zwängen. Der Zug auf dem Bahnsteig ist auch noch da. Erleichterung. Sitzplätze sind auch noch genügend da. Wir zurren unser Räder fest und dann geht es schon los. Nanu? Heinz nimmt seinen Leder-Rucksack ab und fängt an auszupacken. Schlauch, Reifenheber, Luftpumpe. Er nimmt sein Rad und stellt es mitten im Waggon auf den Kopf. Achso, er hat einen Platten. JohanK640_20180908_092757nes und ich gucken zu. Reifen runter, Schlauch raus. Schlauch rein. Reifen drüber. Aufpumpen.  Heinz pumpt und pumpt und pumpt. Aber die Luft wird nicht mehr in seinem Reifen. Pumpe kaputt. Und meine Pumpe funktioniert auch nicht. So muss Heinz in Innichen wohl zu Fuß gehen … Inzwischen sind wir in Bruneck. Aus dem Fenster haben wir schon ein paar Stücke des Radweges gesehen.

Wir machen noch schnell ein paar Fotos, dass uns auch geglaubt wird, dass wir in Bruneck gestartet sind. 42 Kilometer liegen nun vor uns. Wir machen uns auf den Weg. Ich vorne, hinter mir Johannes. Anfangs führt der Radweg neben der Straße, dann fahren wir schön durch Wiesen und Felder bis nach St. LorenzeK640_20180908_101048n, vorbei am ehemaligen Kloster Sonnenburg der Äbtissin Verena. Ein Stück fahren wir der Gader entlang und dann wird es kurz ganz steil. Wir schieben. Durch Wälder und der Bahn entlang geht es Richtung Kiens. Jausenzeit naht. Ein hübscher Teich lädt zum Verweilen ein. Johannes klappt seine Pausenbox auf. Mhmmmm, Vollkornbrot, Käse, Obst, da kann ich mit meinem Apfel nicht mithalten. Verspeist ist alles recht schnell. Was aufheben für später? Nein, das ist wohl keine guK640_20180908_112700te Idee. Was man hat, hat man. „Erzähle mal was von der Schule!“, ist mein Wunsch. Ich werde abgeblockt: „Nö, heute wird nicht von der Schule geredet, heute ist Radeltag!“ Wo er Recht hat, hat er Recht, der Jochi. Aber etwas neugierig wäre ich schon …

Wir fahren weiter, vorbei an Kiens, wunderschön durch Maisfelder und Wiesen. Obervintl und Niedervintl ziehen vorbei. Johannes schlägt sich super. Er ist ein toll trainierter Bursche. Nicht einmal wird er lanK640_20180908_114840gsamer oder fragt um eine Pause. Die paar Zu-Fuß-Passagen, weil sich die Kette beim Schalten einige Male verklemmt, nimmt er gelassen. Vor uns taucht schon die wunderbar restaurierte Burgruine der Mühlbacher Klause auf. Nicht mehr weit und wir haben uns wieder ein Pause verdient. Wir leisten uns einen Eisbecher in Mühlbach. Lecker!

Gestärkt geht es auf die letzten Kilometer. Wir fahrenK640_20180908_120941 auf dem Radweg nach Wunsch von Johannes durch Aicha, zur Franzensfeste und am Vahrner See vorbei. Wir machen einen Abstecher zum Fischteich und rollen zu den ersten Häusern von Vahrn. Johannes hat sich hier etwas ausgedacht. Ein Stück Radweg dann links hinunter nach Neustift. Und kurz darauf verstehe ich auch warum. Wir halten bei Johannes‘ Oma. Klingeln. Hoffentlich macht da niemand einen Mittatsschlaf. Stolz erzählt Jochi von unserer Radtour. Die Oma kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Wir fahren die letzten beiden Kilometer, dann ist Johannes zuhause. So eine tolle Tour müssen wir unbedingt noch einmal machen. Vielleicht sogar mit Übernachtung? Das wäre doch mal was … Mal sehen …

Ein Plan reift … zeitnah zu dieser schönen Tour …K640_20180908_130302
Bei der North Cape 4000 mitzufahren – ein Traum … An die 100 Fahrer sind in diesem Jahr gestartet, darunter eine Radl-Freundin, Loretta, aus der Gegend von Vicenza. Sie ist mein großes Vorbild. Sie hat die Fahrt für einen guten Zweck gemacht. Das würde mir auch vorschweben. Kontakte mit Angelika Stampfl, Vorsitzende beim AEB, dem Arbeitskreis Eltern Behinderter, habe ich schon geknüpft. Der Verein leistet Vortreffliches und könnten eine Unterstützung gut gebrauchen.
In meinen Vorstellungen möchte ich alle Spesen selbst übernehmen. Ich würde Firmen suchen, die bereit sind, ein paar Cent pro Kilometer zum guten Zweck zu spenden. Wie viel das auf einer Strecke von etwa 4200 Kilometern wäre, kann man sich leicht ausrechnen. Und mit einer solchen Zielsetzung muss frau einfach durchkommen, also ein Anreiz mehr, die Zähne zusammen zu beißen, wenn es mal nicht so leicht geht …
Plan: vielleicht im Jahr 2020??

Leider wegen Covid-19 um ein Jahr verschoben …

K640_20180908_084507K640_20180908_092757K640_20180908_094008K640_20180908_100459K640_20180908_101048K640_20180908_112700K640_20180908_114840K640_20180908_120941K640_20180908_125459K640_20180908_130302bruneck brixen

Madrid Gijon Madrid

nächst der Film – prima la Video – first the Video – primero mi video

Resoconto in italiano      strava   Artikel von Michael Andres in der Zett, 28.10.2018, S.20f

Wir haben es geschafft. 1250 Kilometer  durch die Gluthitze des sommerlichen Spaniendolomiten_26_09_seite_25s in knapp 86 Stunden. 10.000 Höhenmeter waren zu überwinden. Dabei war es auf den Bergen empfindlich kalt. Die Temperatur-Spanne reichte von 3° bis etwa 40°.
Bei einer Maximalzeit von 90 Stunden hieß das für uns Pedalieren, Pedalieren, Pedalieren und wenig schlafen. Spaniens Landschaften sind wunderbar. Die Straßenränder blitzblank. Die Autofahrer sehr radfahrerfreundlich gesinnt.

Torrelaguna, Sonntag, 20:00 Uhr20180819_185101
Kurz vor dem Start. Nochmal Luft einpumpen. Mein Hinterreifen gibt ein vorwurfsvolles Pfffffffft!!!!! von sich und drückt damit sein Unverständnis aus, dass ich auf eine so lange Reise mit einem defekten, d.h. gelöcherten Mantel starten will. War vielleicht nicht gerade eine weise Idee. Aber ich kann doch nicht bei jeder Ausfahrt einen neuen Reifen aufziehen, denn bei jedem neuen passierte bisher immer was. Mit Tubeless aber nicht das große Problem. Loch, etwas Dichtmilch entweicht und das war’s. Zum Glück hat mir für alle Fälle Rolf einen neuen Reifen geliehen, den ich, schicke ich mal voraus, die 1250 Kilometer durch Spanien schleppen werden. V20180819_195457or uns 1250 Kilometer und zehntausen Höhenmeter. In der zweiten Gruppe radeln wir los. Endlich, denn in der Warteschlange ist es um diese Zeit noch brütend heiß. Hab ich wohl alles? Aber bei den Dimensionen meines Gepäcks vorne und hinten kann gar nichts fehlen. Den ersten Kontrollpunkt nach 166km werden wir noch in der Nacht erreichen. Davor gibt es zum Glück eine Bar in Atienza, die extra für uns Randonneure die Nacht durchmacht, wie wir … Endlose Geraden durch Felder und ein traumhafter Sonnenuntergang.

Richtung Cogollugo, Kilometer 30
Die Sonne ist jetzt weg. Wunderschöne Stimmung. Ich habe schon Hunderte von Bildern geschossen. Im nächsten Kreisverkehr steht einer der Marshalls und deutet auf mein nicht eineschaltetes Licht. Au weh. Vor lauter Beschäftigung vergessen. Disqualifikation? Er ist milde und ich beleuchte mein Rad schnell. Schnell wird es zappenduster. Vor und hinter uns Radleuchten, sonst nichts. Einsamkeit. Da! Vor uns lautes Geplapper, azzurre Radshirts, wir fahren ein Stück mit der lustigen Italienergruppe um Pino, dann wieder Einsamkeit.

Atienza, Montag gegen 1 Uhr
Was hatte ich mich doch auf einen schönen café con leche gefreut. Die Bar habe ich jedenfalls nicht gefunden. Mist! Vorbei. Meine Garmin wollte wohl keine Pause.
Wieder Einsamkeit, keine Dörfer, nichts … Meine Scheinwerfer streifen immer wieder Bäume oder Sträucher (?). Ich stelle mir die Landschaft vor. Vermutlich fahren wir durch einen dichten Wald ähnlich wie zuhause. Wir pedalieren durch Kastilien-La Mancha im Herzen Spaniens, durch die Heimat von Don Quijote, dem traurigsten Ritter der Literatur.
Lange Steigungen. Zum Glück mäßig steil. Ich habe eine geniale Idee mir die Zeit zu vertreiben: ich nehme meine Eindrücke mit meinem Smartphon auf…

Mich holt langsam die Müdigkeit ein, es ist schon lange Schlafenszeit, aber ich habe noch eine Zauberwaffe: Gummibärchensaft … Mein erster Versuch mit Red Bull …, ein Schluck … ekelhaft, aber wirkt sogar. Steigung. Weiter einsam durch die Nacht. Einsam? Hunderte blinkende Lichter um mich herum.  Meine Radfahrerkollegen werden sich doch nicht alle verfahren haben? Gibt es hier so viele Straßen? Plötzlich steht ein Riese vor mir … Schreck! Er hat sein blinkendes rotes Auge auf mich gerichtet. Auf mich kleines Menschlein. Er seufzt und jammert mit flatternden Flügeln. In einem Anfall von Mut galoppiere ich mit meiner Rosinante auf ihn zu. Dem werde ich es zeigen! Oh, Mist, Lanze vergessen … Unsanft wache ich aus meinen Tagträumen auf, ähh aus meinen Nachtträumereien. Ich lasse Quijotes Windmühlen hinter mir, Tausende von Windturbinen. Aha, ich habe den höchsten Punkt erreicht. Nun stehen 20 Kilometer Abfahrt vor mir. Ein letzter Schluck Gummibärchen-Zaubertrank und ich stürze mich in die Tiefe. Halt da war doch noch was … Die Veranstalter hatten eine Gefahr vorhergesagt für diesen Streckenabschnitt. Ich verlangsame.  Die Veranstalter hatten nicht übertrieben mit ihrem „gefährliche Abfahrt“. Ein Asphalt-Flickenteppich übersäht mit zentimetertiefen Kratern erfordert vollste Aufmerksamkeit. Der Wegabschnitt wird wohl noch aus der Zeit des traurigen Ritters stammen … Die Zaubertrankwirkung lässt etwas nach. Ich erwische einige Löcher oder besser, die Löcher erwischen mich … Was bin ich um die Tubeless-Hufe meines Gaules froh. Wenn ich auch sorglos mit einem defekten Mantel losgefahren bin. Ich kann doch nicht nach jeder Ausfahrt einen neuen Reifen kaufen … Habe schätzungsweise schon x neue gekauft und hatte jedesmal bei der ersten Fahrt schon ein Löchlein, aus dem etwas Dichtmilch austrat und die Sache hatte sich. Hoffentlich war ich nicht zu blauäugig dieses Mal …

Ayllon, Kilometer 166, Montag, 4.16 Uhr
Erste Kontrollstelle. Durch den Gummibärchensaft bin ich ganz schön aufgekratzt. Es gibt café con leche und Hühnchensuppe, natürlich alles gegen Bares. Kurzer Aufenthalt und wir machen wir uns wieder auf den Weg.
Wir sausen durch die Nacht auf wunderschön  tendenziell abwärts laufender Straße mit nagelneuem Straßenbelag. Nach 20 km schon der nächste Anstieg. Ich vertreibe mir die Zeit meine Gedanken zu memorisieren und rede vor mich hin. Den verständnislosen Blick der mich überholenden Spanier kann ich förmlich auf mir spüren. Atemlos in der Nacht … Sehen kann ich leider nichts, so träume ich mich durch die Landschaft.
Nachtrag: Knoppers kauend lässt es sich nicht so leicht diktieren. Müde … Um nicht einzuschlafen lese ich aus Verzweiflung die Schilder, die am Wegesrand stehen: „alojamento rurale“ – hmmm, Ferien auf dem Bauernhof wären jetzt auch ganz schön. Dann könnte ich jetzt in angenehm weichem Federbett träumen und müsste nicht gelangweilt durch die Nacht radeln. Sehen tut man absolut nichts, nur wenn das Scheinwerferlicht einen Busch, Stein, … streift.

Richtung Tortoles de Esegueva, Km 198, Montag, 5.55 Uhr
Hermann habe ich wegen der Aufnahmetätigkeit vorausgeschickt. Ein Licht am Straßenrand. Hermann wartet auf mich? Mit einem liebevollen „Hoila!“ begrüße ich ihn. Oje, das waren die Spanier. Wieder verständnislose Blicke …

Km 200, Montag, 6.00 Uhr
Immer noch stockduster. Hoppala die Spanier kommen von hinten. Aber die drei haben sich wohl vervielfältigt und sind doppelt so viele. Wir bleiben dran. Aber der Haufen fährt etwas undiszipliniert, besser etwas Abstand halten. Bald wird es wohl hell werden. Ich bin trotz fehlendem Gummibärchensaft nicht mehr so müde.

Km 212, Montag, 6.30 Uhr
Vor mir ein sich bewegendes Leuchtstäbchen. Aha, einer der Motorradfahrer, der uns eine Kreuzung anzeigt. Die drei oder vier Fahrer leisten in den paar Tagen eine sehr wertvolle Arbeit. In der Dunkelheit – wird es denn heute garnicht hell? – kommt die Langeweile wieder mal über mich, Ich fange an zu rechnen. Wieviele Kilometer bis zur nächsten Kontrolle, Zeit bis dahin, wieviel noch vor uns. Für eine einfache Rechenaufgabe brauche ich manchmal an die 2 Kilometer lang. Hahaaaa! Gehirn auf Sparflamme. Noch etwa 30 Kilometer bis zum nächsten café con leche.

Km 222, Montag kurz nach halb sieben
Langsam wird es hell. Wir sind in der Nähe einer größeren Stadt. Aranda de Duero. Die Straße ist schrecklich. Ein Kreisverkehr nach dem anderen. Beginnener Berufsverkehr. Einige Autos mit nur einem Licht. Puhhh! Hoffentlich sehen uns alle. Angst.

Km 229, Montag gegen sieben Uhr morgens
Die Sonne lässt sich noch nicht blicken. Wolken am Horizont. Unendliche Reihen mit Weinreben wechseln sich mit Sonnenblumenfeldern ab. Zum Glück weniger Verkehr. Es geht ständig auf und ab. Ich kann den café con leche kaum mehr erwarten.

Tortoles de Esqueva, km 250, Montag, 8.42
Wir sind gerade aus der Kontrollstelle weg. Es ist kalt, 9°, obwohl die Sonne schon aufgegangen ist. Eine lustige Episode: Ich habe mir in der Bar das volle Programm gegönnt: Bocadillo (ein riesiges belegtes Brot mit Tortilla und Schinken, Café, Obst, Cola). Als ich das Lokal verlasse und dorfabwärts Wasser aus dem Dorfbrunnen in meine Trinkflaschen fülle, rennt mir die Wirtin nach. Sie gestikuliert aufgebracht und redet auf mich ein, logisch auf Spanisch. Ich verstehe nichts. Sie versucht es noch einmal, zählt Ess-Sachen und Getränke auf und sagt irgendwas von „pago“. Jetzt geht mir ein Licht auf. Ich gebe ihr zu verstehen, dass mein „marido“ gezahlt hat. Sie zieht zufrieden von dannen, ich ziehe ab, komme mir wie eine Verbrecherin vor. Geschäftstüchtig sind sie schon. Rolf wird zwei Tage später seine Rechnung doppelt zahlen. Die Einschreibegebühr für das Brevet war nicht wenig, aber fast überall muss für Speisen und Trank gezahlt werden.
Noch 73 km bis zur nächsten Kontrolle. Es geht gleich mit einer „giftigen“ Steigung los.
Drei kleine Berge. Dazwischen endlose Felder. Straßen die kerzengerade am Horizont verschwinden.

K800_20180822_132051Torquemada, Km 288, Montag, 10.15 Uhr
Wir fahren bei Torquemada über eine wunderschöne Brücke über den Fluss Pisuerga. Sie ist aus dem 16.Jh. und besteht aus 25 Bögen, die nicht gerade an das andere Ufer führen, sondern gekurvt.
Wir biegen nach rechts ab. Es trifft mich wie ein Hammerschlag. Gegenwind. Frontal. 12 km geradeaus. Sehnsuchtsvoll denke ich an meinen Triathlonlenkeraufsatz zuhause. Darf man aber nicht nutzen hier. Ich strample mich ab. Immer wieder schaue ich erwartungsvoll auf meine Garmin, wann die Straße wohl um ein paar Grad die Richtung ändert. Es wird immer heißer.

Astudillo, Km 300, Montag 11.00 Uhr
Scheinbar endlos empfundene Zeit und endlos verla20180822_100837ufende Straße. Nun ist es endlich soweit. Wir haben den Wind im Rücken. Die Kilometer bis zur nächsten Kontrolle sind eine Freude.

Fromista, Km 322, 11.42 Uhr
Wir sind im Pilgerstädtchen. Hier treffen wir auf den Camino de Santiago. In der Kontrolle gibt es Melone und Getränke, gratis. Wir entscheiden uns für einen Besucht des Supermarktes und verpflegen uns vorzüglich. BrK800_20180822_092335ot, Ziegenkäse, Tomaten, Trinkjoghurt, Cola, Radler – alkoholfrei natürlich, Haferkekse, Müsliriegel, die sich als Schokoriegel outen und dann später in der Hitze als Trinkschokolade dienen.
Nach fast einer übertrieben langen Pause -wo rennt nur die Zeit hin?- geht es weiter. Die nächste Etappe fürchte ich. Lang, 115 km und wie wird wohl der Wind sein? Am Ende liegt dann unser erstes Schlafquartier, schon gebucht im Hostel El Cruce.

Sahagún, Km 400, gegen 16.00 Uhr
Wir feiern den runden Kilometerstand mit einem Besuch in der Bar mit Eis und Cola. Der sehr nette Barmann füllt unsere Flaschen mit frischem Wasser und Eiswürfeln. Welcher Luxus.  Ab Frómista war unsere Straße kilometerlang neben dem Pilgerweg verlaufen. Die armen Pilger, die in der prallen Sonne durch die Gegend latschten, kilometerweit ohne auch nur den klitzekleinsten Schatten. Dann doch lieber etwas Gegenwind. Die Straßen verschwanden endlos in der Ferne. Stoppelfelder, Felder, Felder. Jeden Brunnen hatten wir dankend angenommen. Ganzkörperdusche. Die nasse Kleidung kühlte etwas im heißen Föhnwind. Noch etwa 40 Kilometer hügelig bis zum Schlafen.

Cisternia, Km 437, Montag, 18.45 Uhr
Wir holen unseren Wechselbeutel und marschieren ab in unser gebuchtes Hotel. Ich hatte Marianna getroffen, die mit Tränen in den Augen mitteilt, dass sie wegen Magenproblemen entschlossen hat aufzuhören. Ich versuche sie noch zu überreden und vorzuschlagen erst mal richtig zu schlafen, aber es geht ihr anscheindend wirklich nicht gut und über die Hälfte der Strecke haben wir noch vor uns. Darunter am nächsten Tag sehr viel Aufstieg.

Cisternia, 2.45 Uhr morgens
Siebeneinhalb Stunden Stillstand. Hermann schimpft. Gut geschlafen habe ich auch nicht. Zwar schnell eingeschlafen, aber um Mitternacht werden wir aus dem Schlaf geklopft es an der Tür. Ein Mitarbeiter bringt Frühstück!!! Ich kann natürlich nicht wieder einschlafen. Hermann säuselt vor sich hin. Apropos Hotel. Es wird nur Spanisch gesprochen und wir auch nicht ansatzweise verstanden. Es vergeht über eine Stunde, bis wir den Besitzern „aufgedeutscht“ haben, dass wir ein Zimmer vorreserviert hatten und dass wir gerne wie besprochen ein kleines Frühstück hätten vor Abfahrt gegen 2 Uhr früh. Misstrauisch und sehr reserviert wurden wir in der Folge bedient.  Auf das Abendessen mussten wir verzichten, da wir um 21.00 gerne schon schlafen wollten.
Wir sind wieder auf dem Weg in Richtung Cangas de Onis. Der Wind weht schon ziemlich stark und es ist recht kühl. Wir haben das Zimmer für zwei Nächte gezahlt und hoffen, dass wir nicht zu spät, zurück sind und sich noch eine Mütze voll Schlaf im Hotel ausgehen,  denn vier Etappen liegen vor uns und über 3000 Höhenmeter. Und wahrscheinlich Gegenwind auf dem Rückweg.Spannung pur!

Km 457, Dienstag, 3.45 Uhr
Ein Licht kommt uns entgegen. Wenn sich da nicht einer verfahren hat, dann ist es der erste auf dem Rückweg. Wahnsinn. Der hat schon 800 Kilometer hinter sich und wir nicht mal 500 …

Km 480, Dienstag, 5.10 Uhr
Beim Start in Cistierna war die Kontrollstelle schon geschlossen für die Hinfahrt. Fünf Rennräder standen noch vor der Sporthalle. Das bedeutete, dass wir vermutlich nach unserer Luxuspause wohl so ziemlich unter den letzten Teilnehmern waren. Aber jetzt haben wir gerade einen Radfahrer überholt, wir rollen das Feld von hinten auf und sind nun an vor-, vor-, vor- usw. letzter Stelle. Wir überholen Giustina und Pamela. Sie werden uns später erzählen, dass sie in jeder Nacht nur eine Stunde geschlafen haben. Schreck! Was ist das? In der Ferne erhebt sich mitten auf der Straße ein riesiger Fellberg im Schein meiner Lampe. Ein Bär??? Nur nicht hingucken und vorbei. Aus den Augenwinkeln sehe ich, dass es ein großer hellbrauner Hund ist. Ich krame aus den hintesten Schlingungen meiner Gehirnwindungen Verhaltensregeln. Nur nicht direkt anschauen. Krampfhaft schaue ich an den Straßenrand, der Hund zu mir herüber. Nächster Gedanke das Sprichwort: „Den letzten beißen die Hunde“. Hermann fährt hinter mir. Glück gehabt. Aber armer Hermann. Nichts. Nichtmal ein Knurrern. Gefahr gebannt.
Vor uns liegt nun eine 45 km lange Bergaufstrecke, dann Abfahrt nach Cangas.

Km 490, gegen 5.55 Uhr
Es geht rauf und runter bei knapp 7°, meine Finger frieren langsam ein. Unvorstellbar nach der Hitze gestern. Die nächsten beiden Entgegenkommenden, eine Stunde nach dem ersten. Ich bin froh um die Steigung. Es ist 6°kalt. Einige Kilometer sind wir nun an Ufern gefahren, wie mir die Map auf Garmin zeigt. Stimmt, wir waren anfangs in einigen Serpentinen den Berg hoch, dann über eine Staumauer gerollt. Inzwischen auch über zwei Brücken. Der Stausee muss ganz schon groß sein. Auf einer Halbinsel ein kleines Dorf mit mehreren Hotels. Der Picos de Europa, erinnere ich mich, ist ein Naturschutzgebiet und felsige Berge laden zum Wandern ein.

Km 506, 6.10 Uhr
Es hat nur noch 3°. Noch wenige Kilometer bis zum höchste Punkt. Juhu!  So verschieben sich die Prinzipien. War gestern bei fast 40° jeder Aufstiegsmeter eine Tortur, so bin ich jetzt froh um jeden Meter bergauf. Hätte ich jetzt gerne mein dünne Primaloft-Jacke bei mir, fand es jedoch beim Einpacken lächerlich, diese durch die Hitze Spaniens zu schleppen. Kalt ist mir. Ich habe inzwischen meine dünnen Handschuhe angezogen. So lässt sich zwar das Handy nicht mehr bedienen, aber mit Kinn und Zunge geht es verhältnismäßig gut. Not macht erfinderisch. Ich fürchte mich vor der Abfahrt.

Km 509, 6.20 Uhr
Gleich bin ich oben am Pico de Europa. Am Straßenrand Schneehöhen-Messstangen und ein Silo mit Streugut. Prima. Ich kann mir vorstellen es dauert nicht mehr lange bis zum ersten Schnee. Meine Füße sind Eisklötze. Ich müsste wieder mal was trinken, aber das eiskalte Wasser in der Flasche tut sicher meinem Magen nicht so gut. Wie sehr hätte ich am Nachmittag zuvor ein solches Wasser gewünscht. In Kürze ist es wohl soweit, die gefürchtete 40km-Abfahrt.

Cangas de Onis, Km 538, Dienstag, 6.37 Uhr
Die gefürchtete Abfahrt war nicht so schlimm. Ich habe alles Verfügbare angezogen. Mütze, zwei Shirts, Jacke.  Auf der anderen Seite des Kammes trafen uns in Abständen gefühlt warme Böen. Warm? Sie waren 7-8° waK800_20180821_080713rm. Dann wieder bittere Kälte. Im Tal dann kuschelige 10°. Im Stockfinsteren 40 km runter. Sehr viele Kurven. Die Strecke verläuft in der Schlucht des Rio Sella. Ich stelle mir im Dunkeln die Schönheit der Gegend vor, höre den Fluss rauschen, sehe enge Felsen am Rand. Irgendwann gehen meine Augen wieder mal über Kreuz. Ich habe gemischte Gefühle, denn die Strecke, die wir jetzt runter fahren müssen wir gegen Abend wieder hinauf. Wahrscheinlich werden wir von der schönen Gegend wieder nichts haben, weil es schon wieder dunkel sein wird. Kurz vor Cangas ist es hell geworden. In der Kontrollstelle sind sie sehr sehr nett. Wir stärken uns mit dem Üblichen.

Hoch über Gijon, Km 600, Dienstag, 11.01 Uhr
Über die vergangen Kilometer 65 Kilometer gibt es eigentlich nicht viel zu sagen, außer dass wir einer stark befahrenen Straße in endlosem Auf und Ab mit viel Gegenwind folgten. Zum Glück gab es eine Art Pannenstreifen, den wir Radfahrer nutzten. Bitter waren die vielen fröhlich grüßenden Radfahrer auf der gegenüberliegenden Seite. Aber je näher wir an den Wendepunkt kamen, desto süßer war das Gefühl bald auch zu den Zurückfahrenden zu gehören und mitleidig auf die Entgegenkommenden blicken zu können. Rund um Gijon trafen wir auf sehr viele Radfahrer. Das muss in der Gegend ein beliebtes Hobby sein. Eine Zeitlang fuhr ein Spanier aus Gijon mit uns, er wurde immer wieder mit „Olá babbo“  gegrüßt und erzählte, dass er schon 83 Jahre alt sei. Im nächsten Anstieg überholte er und zog davon. Fit der Mann! Und jetzt stehen wir vor der Abfahrt ans Meer hinunter nach Gijon und haben einen ersten Traumblick auf die Stadt am Atlantik.K800_20180821_125005

Gijon, Km 625, 11.58 Uhr
Wir sind da! Die letzten 5 Kilometer waren allerdings nervtötend gewesen. An die 20 Ampeln. Und jede dritte war rot, wenn wir sie als Radfahrer erreicht hatten. Also jedenfalls keine „grüne Welle“ für Radler. Aber der Empfang durch diK800_IMG_0370e Crew ist super. Wir werden verwöhnt, jeder Wunsch wird uns von den Augen abgelesen. Es gibt sogar Obst und Eis. Und alles ist gratis! Ich mache mir schon Sorgen mit meinem übervollen Bauch wieder die 14 Kilometer rauf fahren zu müssen in der sich anbahnenden Hitze. Noch ein paar Fotos schießen und wir brechen auf.

Hoch über Gijon, Km 639, Dienstag, 14.10 Uhr
Pamela und Giustina kommen uns entgegen. Werden sie es noch innerhalb 15.00 zum Wendepunkt schaffen? Die Steigung war weniger schlimm wK800_20180821_124540ie befürchtet. Ich war übermütig und bin ziemlich schnell den Berg rauf. Dabei überhole ich einige ungläubig staunende Radfahrer überholt. Ich mache noch schnell ein Foto von Barbara und ihrem Partner, die wir immer wieder treffen.

Cangas, Km 702, Dienstag, 16.40 Uhr
Wir sitzen hier bei der letzten Stärkung vor dem gefürchteten 45km-Anstieg auf den Picos de Europa. Die Rückfahrt von Gijon war easy. Etwas Gegenwind, aber der Gedanke, jetzt auf dem Rückweg zu sein beflügelte.

Cistierna, Km 803, Dienstag, 23.45 Uhr
Im Hostel El Cruce ist noch eine Menge los. Sehr viele Radfahrer fragen um einen Schlafplatz. Die Besitzer scheinen nun besser zu verstehen, was hier los ist und begrüßen uns freundlich. Wir bekommen sogar noch ein Eis. Auch das Frühstück steht schon im Zimmer. Einigen Stündchen Schlaf kann so nichts mehr imK800_20180821_203709 Wege stehen.
Die Fahrt auf den Pico de Europa stellte sich überraschenderweise leicht heraus. Ins Tal ging es ganz leicht aufwärts, nur die letzten 5 Kilometer waren ernsthafter Anstieg. Unterwegs gab es sogar noch ein offenes kleines Geschäft. Eispause. Schätzte ich bei Dunkelheit auf dem höchsten Punkt zu sein, ging gerade erst die Sonne unter. Unterwegs plauderte ich etws mit Jovan, einem Liegeradfahrer aus Bosnien. Die Schlucht des Rio Sella war traumhaft schön. Bei Nacht hatte ich sie mir ganz andeK800_20180821_214720rs vorgestellt. Auf dem Picos war es auch nicht so unsäglich kalt wie am frühen Morgen. Wir rollten abwärts und erreichten sogar den See noch bei Helligkeit. Wunderschön.
Dann nur noch leicht abwärts zurückrollen.
Noch schnell duschen. Wecker auf 5.00 Uhr gestellt. Nun kann der Schlaf kommen. Und er kommt.

Cisternia, immer noch Km 803, Mittwoch, 4.00 Uhr.
Ich werde von einem Wecker geweckt. Häh? Es ist doch erst 4 Uhr! Es ist der Wecker aus dem Nebenzimmer. Und der Schlafende wird anscheinend nicht geweckt. Mindestens nicht in den folgenden 10 Minuten. Dann rundherum Chaos pur. Unser Nebenbewohner geht oder besser stampft mindestens 50 Mal mit seinen Radschuhen hin und her. Was der wohl so treibt? Auf dem Flur wird es ebenso laut. Rufen, Radschuh-Geklapper, an Schlaf ist nicht mehr zu denken. Also schon die zweite „versaute“ Nacht. So ziehen wir auch los und fahren in die Finsternis.

Km 823, 5.20 Uhr
Zwei kleine Berge haben wir schon überwunden. Um uns ist verhältnismäßig viel Radverkehr. Woher kommen denn die alle. Wir sind schon lange nicht mehr unter den letzten. Wir fahren gerade durch ein Dörfchen, da hält ein entgegenkK800_20180822_172517ommendes Auto, der Fahrer spricht gestikulierend auf mich ein. Ich halte und gebe zu verstehen, dass ich eben nichts verstehe. Er versucht es in rudimentärem Englisch und ich antworte in ebenso rudimentären Englisch. Der Vorteil, man versteht sich. Er wollte wissen, was um diese nachtschlafende Zeit so viele Radfahrer machen. Von der MGM hatte er noch nie gehört, war aber stark beeindruckt und erzählte, dass er seit zehn Jahren ebenso Radfahrer ist. Er wünscht mir noch „good luck“ und ich muss weiter. Es ist immer noch dunkel. Ich möchte in keiner Gruppe mitfahren, das stresst mich. Die Zeit und die Kilometer ziehen sich zäh.

Mittwoch, 6:40 Uhr
Es ist zwanzig vor sieben. Ein leichter heller Streifen erscheint am Himmel. Immer K800_IMG_0406wieder muss ich stehen bleiben und Fotos machen. Kein Wunder, dass ich so langsam bin.

Frómista, Mittwoch, Km 918, 10.55 Uhr
Auf dem Rückweg schaut vieles so anders aus. Gleich blieb aber der Eindruck von den unendlich langen Geraden durch die abgeernteten Getreidefelder. Kaum einmal ein Strauch unterbricht zwischendurch die Unendlichkeit der Felder. Den Weg teilen wir uns nun wieder mit den Pilgerern, die uns entgegen kommen auf parallel verlaufendem Weg. In einer PilgerherbergK800_20180822_083343e am Weg frühstücken wir mit Giannino, Ivano und Christiano.
Hier in Frómista erfahren wir, dass es nachts einige Unfälle gegeben hatte. Ein schwerer Verletzter und Giuseppe, der von Sekundenschlaf niedergestreckt zwar mehr oder weniger unverletzt blK800_20180820_134745ieb, aber durch einen Radschaden aufgeben musste. Ich werde also wieder in meiner Einstellung bestärkt, dass es vernünftiger ist zwar nur einige wenige Stunden, aber dafür gut und in Ruhe zu schlafen, sprich Hotel. Wieder Einkehr im selben Geschäft. Und wir machen uns auf die Strecke, die ich unangenehm im Kopf hatte durch den starken Gegenwind.

Nach Torquemada, Km 1060, etwa 14.00 Uhr K800_20180822_131723
Die langen Geraden sind zum Glück ohne Wind leicht von der Hand gegangen. Es ist brütend heiß ohne den Wind. Vor der Brücke von Torquemada gab es zum Glück einen Brunnen. Die „Dusche“ kommt zurecht vor dem ersten der drei Hügel. Den ersten derK800_IMG_0435 „Berge“, ein Kamm mit zig Windturbinen, haben wir schon erklommen. Ich hatte mich schon auf die kurze Abfahrt gefreut, aber die war, wie wenn man einen heißen Ofen aufmacht und einem die glühende Luft entgegenbläst. Keinerlei Abkühlung. Die Schleimhäute trocknen aus und auch dauerndes Trinken nützt wenig. Der Schweiß trocknet gefühlsmäßig, bevor er durch die Poren tritt. Jeder Brunnen wird dankbar angenommen. Nun folgen noch etwa 20 Kilometer schnurgerade über eine kahle Hochfläche.
Tortoles de Esegueva, Km 1008, Mittwoch, 15.30
In Tortoles gibt es einen tosenden Applaus für die Ankommenden. Ich schwelge im K800_IMG_0429Gemüsebuffet. Ich glaube ich stamme nicht von Jägern, sondern von Sammlern ab. Und man merkt das auch unterwegs, ich konnte wieder meiner Sammelleidenschaft frönen. Gefunden habe ich bisher ein rotes Rücklicht, das sogar blinkt, jetzt habe ich endlich auch ein solches. Es entspricht zwar nicht der deutschen Straßenordnung, aber egal es blinkt so lustig. Verschiedene Handschuhe und Befestigungsbänder, die ich aber alle liegen gelassen habe. Auch ganz interessant schätzungsweise zwei Meter Kabelschutz, neu, war mir dann aber doch zu sperrig zum Mitnehmen.
Ärgerlich: Nach Tortoles blockiert meine Garmin. Ich muss sie ausschalten und habe halt nicht einen schönen kompletten Track. Mist! Muss ich halt Hermanns nutzen.
Vor uns liegt noch die unangenehme Stadtstraße von Aranda de Duero.

Fuentelcésped, Km 1047, Mittwoch gegen 18.00 Uhr
Die Stadt liegt glücklicherweise hinter uns. Vor dem Dorf hier überholte mich in vollem Speed eine Radfahrertruppe – ich muss betonen – keine MGM-Fahrer und wer hängt hinten dran? Hermann! K800_20180822_184808
Und weg ist er. Im Dorf entdecke ich eine Bar und hole mir ein Eis. Hermann kommt aus einer völlig anderen Richtung den Berg runter. Er erzählt, er habe sich der Gruppe angehängt, die ihm einen Brunnen zeigen wollte. Er hat sogar ein Gel geschenkt bekommen. Muss wohl völlig fertig gewirkt K800_20180822_185730haben auf die Radfahrer. Hahahaaaa! Nach dem Dorf wieder einmal unendliche Weiten. So stelle ich mir Straßen in den Staaten vor. Schnurgerade, einige Wellen.

Maderuelo, Km 1053, 19.50
Die vergangenen Kilometer führten wunderschön durch das Naturschutzgebiet „Hoces del Río Riaza“. Dass wir schon fast 1100 Kilometer in den Beinen hatten, vergaßen wir.  In einem Stausee spiegelte sich traumhaft das mittelalterliche Dorf Maderuelo. Über uns sind hohe Felsen und darauf … nanu, was war denn das? Zig riesen große Vögel mit dunklem Gefieder und weißem Hals. Gänsegeier. Tolles Erlebnis.

Ayllon, Km 1073, Mittwoch, 20.55 Uhr
In Ayllon machten wir noch eine Runde durch die Altstadt, K800_20180822_195715wie uns Luigi C. ans Herz gelegt hatte. In der Kontrollstelle dann großes Hallo. Ich sei die erste Frau, die hier durchkommt. Das kann ich nicht glauben. Stimmt aber. Kurz nach mir trudeln dann aber auch Barbara aus Italien und Elena aus Russland ein. Dann Essen und die Suche nach einem Schlafplatz. Eine nette Mädchengruppe zeigt uns einen Platz in der Turnhalle, der dann ärgerlicherweise aber besetzt ist, als ich vom Zähneputzen komme. Die versprochenen Duschen Fehlanzeige. Als ich dann endlich K800_20180822_203401einen Schlafplatz hatte, konnte ich kein Auge zutun. Es war sehr laut in der Halle. Schuhgeklapper, lautes Reden, … Ich muss garnicht geweckt werden als um Mitternacht jemand an meiner Schulter zupft, ausversehen sowieso eine Stunde früher wie ausgemacht, ist jetzt aber auch egal … Ich wecke Hermann. Ich will weiter. Die zwei Stunden ruhen haben aber doch gut getan.

Atienza, Km 1136, gegen 3 Uhr
Enttäuschung. War auf dem Hinweg hier die offene Bar, die ich nicht gefunden hatte, so hatte ich von Ayllon bis hier durchgehalten trotz Müdigkeit und mich auf einen café con leche gefreut. Auch Oskar und seine Kollegen irren auf der Suche durch die Nacht. Fehlanzeige, die Bar galt nur auf dem Hinweg. Nun müssen wir noch 43 Kilometer weiter. „Schlaflos in Seatle“ … Quatsch „Schlaflos im Sattel“ … Guten Mutes fahre ich, aber schon nach wenigen Kilometern die erste ernstere Müdigkeitsattacke. Ich beschließe mich kurz hinzulegen. Rad an die Leitplanken gelehnt und ich richte es mir auf dem harten Asphalt mit der Jacke drunter gemütlich ein. Hermann schicke ich weiter. Ich liege und schließe die Augen. Stille. Irgendwie unheimlich. Ich gucke in den Sternenhimmel. Gigantisch. Augen wieder zu. Gibt es hier in der Einsamkeit, kilometerweit  findet man keine Häuser, gibt es hier eigentlich irgendwelche wilden Tiere? Außer einem totgefahrenen Reh und einem Wildschwein hatte ich keine Tiere gesehen. Wildschwein? Und wenn dann eins hier in der Nähe ist? Oder wie ist es mit Wölfen und Bären? Irgendwie bin ich wieder hellwach. Also weiter. Einige Kilometer liegt Hermann in einem Bushäuschen. Mein Freilauf hatte ihn wieder geweckt. Zusammen fahren wir weiter. Bis zum nächsten Bushäuschen. Dort muss ich wieder Pause machen. Aber sobald ich liege, kommt kein Schlaf mehr und ich folge Hermann wieder. Ich beschließe die Geschwindigkeit zu erhöhen und siehe da das macht mich wieder munter. Ich schließe auf Hermann auf

Cogolludo, Km 1179, Donnerstag, 6.46 Uhr
Hier halten wir uns nicht lange auf, der junge Mann ist mit Stempeln und Café und Brote machen etwas überfordert und wir haben keine Lust lange zu warten. Auch Elena ist schon hier. Die Frau erstaunt mich. Sie ist immer alleine unterwegs, fährt etwas langsamer als wir, macht aber anscheinend kaum Pausen. K800_20180822_185730Wir überholen sie auf der letzten 66 Kilometern. Nach ein paar Hügeln, spärlich mit Büschen bewachsen – ich hatte mir die Gegend nachts waldig vorgestellt-  noch etwa 30 Kilometer Ebene durch die weiten Felder, dann Abfahrt und kurzer Aufstieg nach Torrelaguna. Auf der langen plattebenen Strecke wechseln wir uns jeden Kilometer ab und sausen mit einem Affenzahn dahin. Hätte mir vorher nicht vorstellen können, dass das noch geht gegen Ende. Hatte mir eher vorgestellt, dass wir die letzten Meter ganz gemütlich dahingondeln, Zeit genug hatten wir ja noch. Auf den letzten 5 Kilometern bei mir dann ein kleiner Einbruch. Die leichte Steigung fühlt sich viel steiler an und scheint nicht enden zu wollen.

Torrelaguna, Km 1250, Donnerstag 9.45 UhrK800_20180823_091037
Dann sind wir da! Unspektakulär. Kein Zielbogen, nichts. Schade! Stempel in die Karte, Foto davon, da die in Spanien bleibt und es gibt eine Kleinigkeit zu essen. Ende.
Und kurze Zeit später ist auch Elena da. Wie sie das gemacht hat. Alleine. Ohne Windschatten.
Duschen, etwas aufräumen und dann der ersehnte Schlaf. Und dann sitzen wir noch im ZielbereK800_20180823_145037ich rum und erwarten die letzten Fahrer. In letzter Minute kommen Pamela und Giustina. Der Veranstalter kommt und drückt uns drei Frauen Pokale in die Hand. Fotos werden geschossen. Aus.
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Ayllon, Montag gegen 4 Uhr

Alpi4000 – „a“ wie am Limit???

Geschafft!!                                                               italiano            Strava

Zuerst ein kleiner Vorgeschmack: mein Video

Zugegeben, das Stilfser Joch nach knapp 1500 Kilometern in den Beinen ist nicht ganz easy, aber die im Vorhinein mir vorschwebenden Wander-Kilometer über die 48 Kehren hinauf blieben auch aus …
Aber beginnen wir 132 Stunden vorher …

Alpi4000 … in den vorausgehenden Wochen mit gemischten Gefühlen entgegengefiebert, K800_20180722_070102stehe ich nun mit knapp 500 Rennradfahrern ausgerüstet für 140 Stunden, sprich 5 Tage und 20 Stunden, in Bormio an der Startlinie und warte, bis wir dran sind. Vor uns eine große Acht durch Norditalien, Schweiz und Frankreich, über 1500 Kilometer und an die 20.000 Höhenmeter. Krass!

TAG 1 (247 km/ 3600 Hm)

Etappe 1: Bormio-Bernina Pass (57 km/2051 Hm)
Hinter Bormio wird es gleich ernst, es geht hinauf zum Passo Foscagno, dann über den Passo Eira auf den Bernina Pass. Noch leichtbeinig überwinden wir die Höhenmeter undK800_20180722_102616a überqueren die Grenze zur Schweiz. Die erste Versorgungsstation lässt mein Herz höher schlagen: u.a. Aprikosen, Erdbeeren und Pizza.

Etappe 2: Bernina Pass – Chiavenna (72 km/ 316 Hm)
Nun geht es lange tendenziell abwärts durch das Engadin.
Inmitten der traumhaften Berglandschaft schlängelt sich ein roter Zug dahin, der Bernina-Express, ein Unesco Weltkulturerbe, schaut aus wie eine Modelleisenbahn. Die Schranke schließt sich vor uns. Ulrich meint, da können wir noch durch. Er schon … ich nicht … Vor mir sind beide Schranken zu, hinter mir pfeift der Zug … Auf allen Vieren krabble ich drunter durch. Noch mal gut gegangen. Obwohl ich sonst eine eher vorsichtige Fahrerin bin, düse ich schnell bergab, damit der Lokführer mich nicht erwischt und tadelt. Vorbei geht es nun an Nobelorten wie Pontresina und St.Moritz. An vier Seen vorbei ist der Maloja-Pass auf einem wie die K800_20180722_123918Italiener sagen „falsopiano“ schnell erreicht. Und die nun folgende Abfahrt ins Val Chiavenna ist spektakulär. Die Kontrolle hier ist gut ausgestattet, es gibt wieder Pizza und Wassermelone, köstlich!

Etappe 3: Chiavenna – Laveno (118 km/ 1263 Hm)
Obwohl die kommende Etappe als „agevole“ – also locker angekündigt ist, laugen mich die kleinen Anstiege in der Nachmittagshitze aus. Die ersten Kilometer legen wir zum Glück auf Radwegen zurück, entlang an den Ufern des Lago Mezzola. Dann geht es auf recht verkehrsreichen Straßen weiter. Wir erreichen den Comosee, dann den Lugano-See. Wie herrlich wäre hier ein „tuffo“ in das kühle K800_20180722_151319Nass. Es zehrt an der Psyche das quirlige Treiben der vielen Badenen an den Stränden zu beobachten. Gedanken kommen auf, ob wir da wohl die richtige Art des Urlaubs gewählt haben. Wäre es nicht viel schöner nun gemütlich am Strand im Liegestuhl zu lesen? Dann sich im Hotel verwöhnen zu lassen? Schnell beiseite gefegt diese demotivierenden Überlegungen. Ich bin jetzt hier. Ich habe es so gewollt. Und wie langweilig wäre die Alternative auf die Dauer. Wir gönnen uns irgendwo zwischendurch eine Eispause. Ein weiterer See, der Lago Muzzano und dann sind wir schon an den Ufern des Lago Maggiore. Hier wollte mein Bruder als „tifoso“ mit seiner Familie stehen. Drei Stunden hatten die Drei in der sengenden Hitze am Straßenrand ausgeharrt – nur für eine kurze verschwitzte Umarmung. Tomaten und Wasser wechseln den Besitzer, welche Wohltat. Hilfe von K800_20180722_200138Außen … Disqualifikation?? Dann müssen wir leider weiter nach Laveno. Essen und dann mit der Fähre über den Lago übersetzen. Am gegenüberliegenden Ufer habe wir ein Hotel gebucht. Ist zwar noch relativ früh, aber der Schlaf sollte gut tun, zumindest Hermann, ich wieder mal schlaflos, wie gewöhnlich …  gegen vier Uhr morgens rollt es sich trotzdem frisch weiter.

TAG 2 (280 km/ 3900 Hm)

Etappe 4: Laveno-Biella (92 km/ 1170 Hm)
Durch die kühle verkehrsberuhigte Nacht fahren ist eine Wohltat. Ab dem Lago d’Orta geht es etwas kupiert weiter. Bei den Abfahrten ist es in der Dämmerung ziemlich kühl. Ich habe kleine Müdigkeitsattacken. Nach der Cappuccino-Pause treffen wir Carla, Carmine und Aniceto. Die drei sind flott unterwegs. Kurze Pausen und via! Bis Biella wenig Aufregendes, leider hatten wir in der Dunkelheit auch keinen Panorama-Blick auf den Lago d’Orta.

Etappe 5: Biella – Venaria Reale (88 km/ 700 Hm)
Ein Blick auf die Schlafgelegenheit und sanitäre Anlagen und ich bin mir sowas von sicher, dass ich bei dieser Rando auf eine solche Übernachtung verzichten möchte. Wie können zivilisierte Menschen eine Örtlichkeit nur in solcher Weise hinterlassen? Essenfassen: Es gibt dasselbe wie an den letzten Kontrollen: Kalten Reissalat, Nudeln K800_20180723_094314a1oder Aufschnitt, Waffeln und Cioccolato fondente, eine leckere Bitterschokolade. Sehr schön führt die Strecke nun leicht über ein paar vom Gletscher geschaffene Morenen- Hügelchen zu Füßen der Gran Paradiso-Gruppe. Die letzten Kilometer fahren wir entlang einer endlosen Mauer. Mit 35 km umfasst sie den Parco La Mandria von der Dynastie der Savoyer errichtet und heute Naturpark und Weltkulturerbe. Die Kontrollstelle befindet sich im Innenhof der Reggia di Venaria, eine der prächtigsten savoyischen Residenzen. Mehr als Kontrolle gibt es allerdings nicht … Vielleicht sind wir so unter den letzten und außer Wasser und Waffeln und Schokolade alles schon ausgegangen? Essen, auf’s WC, noch was trinken, ach ja, einkremen könnte ich auch noch mal. Hermann: „Hmmhmm … jetzt haben wir schon wieder so lange still gestanden …!“, das soll heißen: „Gabi, jetzt mach mal weiter!!!“  Aber mir fällt noch ein, dass ich mein Garmin-Gerät wieder mal an mein USB-Kraftwerk hängen muss.

Etappe 6: Venaria Reale – Lanlesbourgh (100 km/ 2100 Hm)
War alles bis hierhin nur ein Vorgeplänkel, so wird es nun wird es so richtig ernst. Das Grüppchen mit Carla holt uns ein und wir radeln zusammen auf den ersten 50 Kilometern ins Susa-Tal hinein. Ebenso wie auf vielen Teilstücken der Rando durchläuft dieses Tal auch die antike und heutige Via Francigena. In burgartiger Bauweise thront das Kloster Sacra di San Michele hoch oben über uns auf einer Bergkuppe. Es soll Umberto Eco zu seinem Roman „Im Namen der Rose“ inspiriert haben. Ich kann die K800_20180723_193904cUmgebung garnicht so genießen, es ist nämlich brütend heiß, kein Lüftchen regt sich.
Endlich im Talgrund in Susa füllen wir unsere leeren Tanks erst mal mit Cola, Trinkyogurt, Kefir und Pfirsichen. Lecker nach fast obstlosen Tagen. Was? Schon Tage? Es kommt mir so lange vor, obwohl es doch erst der zweite ist …
Nun müssen wir hoch auf den Alpenpass Mont Cenis. In Novalesa entgeht mir die Abtei, die einst Karl den Großen beherbergt hatte. Ich bin nämlich in Gedanken schon bei den nächsten unendlich schwierigen Kilometern. Die Veranstalter haben sich hier was ganz Besonderes ausgedacht: Anstatt gemütlich auf der Hauptstraße führt der erste Teil über die alte Straße über das Dörfchen Moncenisio, zwar verkehrsarm, aber die mehreren K800_20180723_203123Passagen über 15% Steigung tun unseren müden Beinen schon sehr weh. Milder geht es dann auf der Staatsstraße weiter. Ich sehe von Weitem eine Staumauer. Ah, dann sind wir ja bald mal oben. Denkste! Bis auf den Pass schlängelt sich die Straße noch gefühlt endlos. Aber der Blick auf den Mont-Cenis-See und die umliegende Bergwelt lässt alle Mühen vergessen. Immer wieder habe ich die Ausrede für’s Fotografieren stehen zu bleiben. Hermann ist schon weiter gefahren. Ungeduldig? Bei Dämmerung erreichen wir das französische Lansleburgh. Hier hatte ich von Unterwegs für uns und Carla, Aniceto und Carmine schon ein Hotel gebucht für ein paar Stündchen ruhigen Schlaf.

TAG 3 (251 km/4750 Hm)

Etappe 7: Lanlesbourgh-La Thuile (101 km/ 2850 Hm)
Diese Strecke ist durch ihre beiden Pässe zwar äußerst anstrengend, aber traumhaft K800_20180724_050304bezüglich der Landschaft. Fast ausgeschlafen, morgens gegen vier Uhr, machten wir uns auf den Weg. Aus der Dunkelheit in die Dämmerung fahren hat einen ganz eigenen Reiz. Recht gemütlich lässt sich die Fahrt am Fluss Arc entlang an. Richtig aufgewacht bin ich, als plötzlich lautes Dauer-Hupen erklang und ein Auto mit weit über hundert km/h talauswärts raste. Vorsichtshalber fahre ich einen Meter in die Wiese. So ein Spinner! Bonneval sur Arc, ein hübsches Alpendörfchen, von hier geht es bergauf zum Col d’Iseran. Auf den ersten Metern nach oben sehe ich im Talgrund wieder das halsbrecherisch daherrasende Auto. Mike wird mir später erzählen, dass er sich nur durch einen Sprung in den Straßengraben in der letzten Sekunde aus der Schusslinie begeben hat… 15 Kehren mit spektakulärem Ausblick und der Sonnenaufgang auf den umliegenden Bergen lassen die K800_20180724_074822bstrapaziösen Steigungen auf den Pass fast vergessen. Bei der Abfahrt nach Val d’Isère bin ich froh um meine leichte Daunenjacke und die Windstopper-Handschuhe. Von Val d’Isère folgt nun eine Abfahrt durch viele dunkle Gallerien und Tunnel. Sehr schlechter Bodenbelag, sprich tiefe Löcher, zieren kilometerweit die Straße. mehrere Autos hinter mir zwingen mich möglichst weit rechts zu fahren. Ich verlangsame. Plötzlich sehe ich im Schein meiner Lampe einen Sandhaufen. Ich bremse ab, mein Vorderrad bohrt sich hinein und ich verliere die Kontrolle über mein Rad. In Sekundenschnelle muss die Entscheidung fallen: Entweder nach Links umfallen und unter einem Auto enden oder nach Rechts. Ich entscheide mich dafür und knalle gegen die Tunnelwand. Zum Glück kam ich mit nur einer zerschrammte Hand und einem riesen Schreck davon – und zitternden Knien. Hermann wartet weiter unten schon mit tadelndem Blick – wo ich denn bliebe? Weiter. Als Hermann losfährt rufe ich ihm noch hinterher, dass von seinem Beutel was runter hängt. Er hört nichts. Etwas weiter talauswärts sehe ich was Schwarzes auf der Straße. Was ist denn das? Ich bremse, steige ab und wandere zurück, zum Glück kommt kein Auto. Es ist das Stirnband meines Mannes. Beim nächsten tadelnden Blick kann ich triumphierend das Band in die Höhe halten. Die Horrorfahrt durch das Val d’Isère ist irgendwann vorbei, vorbei fahre ich auch an der Abzweigung und muss einen halben Kilometer bergauf zurück. Man gönnt sich ja sonst nichts. Schon sind wir in der K800_20180724_103015anächsten Steigung, nämlich auf den Kleinen Sankt Bernhard-Pass. Die anfänglichen steileren Passagen vertreibe ich mir mit einem Hörbuch. Hermann habe ich hinten gelassen, damit er nicht wieder nörgeln muss. Etwas stört mich schon, dass mich viele Radfahrer und nicht nur E-Biker überholen. Die haben aber alle keine Startnummer und kein Gepäck und somit wahrscheinlich frische Beine. Dann: Was ist denn das? Ein kleines weißes Kirchlein mit großen rosa Punkten? Witzig. Etwas weiter oben hat die Straße etwa 100 Meter rosaroten Belag. Drauf geschrieben: La Rosière. AhK800_20180724_104317a! Vor Kurzem kam hier die Tour de France vorbei. Ich mache eine kleine Kaffeepause. Hermann zieht vorbei, ihm ist nicht nach Kaffee und Cola. Noch ein paar Kilometer angenehme Steigung und ich bin oben auf dem Kleinen Bernhard. Hermann wartet schon, diesmal nicht mit tadelndem Blick. Die Abfahrt nach La Thuile auf wunderbar neuem Straßenbelag ist eine Freude. Immer wieder erhasche ich einen Blick auf das Mont Blanc Massiv. Erinnerungen werde wach an den UTMB, dem Ultra Trail Montblanc. Das waren nochK800_20180724_120159 Zeiten, ganz ohne „Rollstuhl“.

Etappe 8: La Thuile-Biella (150 km/1900 Hm)
La Thuile liegt in einem Seitental des Aostatales, so sind die ersten Kilometer rasante Abfahrt. Dann wird es trotz leichtem Gefälle etwas mühsam, da zu der Hitze auch noch ein recht heftiger Gegenwind kommt. Die Strecke folgt der ciclabile Francigena bis zum Castello Bard am Talschluss. Einmal weiche ich von der Strecke ab, da ich eine Bar entdeckt habe, Hermann bekommt das nicht mit und fährt weiter. Das erste Mal verloren … Ich esse schnell ein Eis und quatsche etwas mit Radfahrerkollegen, dann folge ich meinem Mann, wie es sich für eine brave Gattin gehört. Bald habe ich ihn wieder im Blick, überhole und hätte gerne, dass er in meinem Windschatten bleibt. Aber immer wieder fällt er zurück. Die tadelnden Blicke nun meinerseits. Bald kehren wir in einem Conad ein: Eis, Cola, Kefir, Trinkjogurt und zwei Pfirsiche. Ich leide unter Obstentzug. Geizig stecke ich die beiden Pfirsiche zu der halben Banane aus der Kontrollstelle in die Papiertüte auf der Packtasche. Hermann lästert, was ich wieder mal mit mir rumschleppe… Kurz vor Biella nun wieder eine Überraschung: Anstatt auf schnellstem Weg zur Kontrollstelle geht es steil hinauf. Ich lasse Hermann ziehen undK800_20180724_214032 halte bei einem Brunnen. Trinkflaschen füllen und vor allem mich von unten bis oben nassspritzen, nur so ist die Hitze erträglich. Dann fällt mir noch ein, die Dame des B&B Toscana in Biella anzurufen. Ein Zimmer ist noch frei, aber ich kann nicht versprechen, dass wir vor elf Uhr in Biella sind. Tadelnde Blicke von Hermann, als ich ihn wieder erreiche, so in etwa meinend: „In deinem Tempo kommen wir nie nach Biella …“. Das lasse ich nicht auf mir sitzen. Ich mobilisiere alle Kräfte und lasse ihn stehen. Ich treffe auf Andrea F. Mit Quatschen geht die Zeit schneller um. ER möchte in Biella in einem Hotel übernachten und wird für uns eine telefonata machen, ob noch Platz ist. Leider Fehlanzeige. Alles ausgebucht. Irgendwann zweigen wir auf eine etwa drei Kilometer lange Schotterstraße ab. Mountainbiketerrain. Wir werden kräftig durchgeschüttelt auf der steinigen Passage. Ich fahre langsamer und Hermann überholt wieder. Als ich aufschließe, mache ich den Vorschlag eine kleine Pause zu machen. Ich möchte meinen Pfirisch essen und Hermann großzügig den anderen schenken. Aber wo sind meine Pfirsiche und die halbe Banane? Eingeklemmt in die Gummizüge steckt nur noch die leere Papiertüte, ein großes Loch am unteren Ende … das kommt vom Geiz …
Es dämmert langsam, wir haben die Höhe fast erreicht und noch einige Kilometer auf halber Höhe den Hang entlang zurückzulegen. Meine mehrfachen Berechnungen ergeben immer klarer, dass wir die Nacht wohl in der gefürchteten Kontrollstelle inrücker.JPG Biella verbringen müssen, denn nach Elf traue ich mich das B&B nicht mehr anzurufen. Wir erreichen den Monte Oropa, das wichtigste Marienheiligtum in den Alpen und auch Weltkulturerbe. Wir machen anscheinend eine Kultur-Radeltour. Oropa ist auch sehr bekannt als Zielort des Giro d’Italia. Also sind wir auch auf den Spuren der großen Radrennen. Von oben spreche ich noch mit der Frau vom B&B, dass wir gleich unten seien. Etwas übertrieben. In halsbrecherischer Geschwindigkeit sausen wir Richtung Biella. Zum Glück ist die Straße in recht gutem Zustand. Geschafft! Noch schnell den Wechselbeutel in der Kontrollstelle geholt. Nun werden die warmen Sachen weggepackt. Und dann gute Nacht!
Nachtrag: Das mit den Pfirsichen erzählte ich tags drauf Carla; sie lachte und sagte, die habe sie auf der Schotterstraße liegen sehen zusammen mit einer halben Banane.

Tag 4 (301 km/500 Hm)

Etappe 9: Biella-Pavia (127 km/229 Hm)
Am frühen Morgen, es ist noch dunkel, bringen wir die Wechselbeutel zurück, ich stecke mir noch ein Brötchen in die Lenkertasche und los geht raus aus Biella und rein in die Poebene, die wir den ganzen Tag nach Osten durchqueren werden. Carla und Co erreichen uns, wir fahren ein Stück zusammen. Dann fallK800_20180725_061322e ich immer wieder zurück, um zu fotografieren. Reisfeld an Reisfeld. Nahe Vercelli wartet Hermann, Kaffeepäuschen. Ich möchte auch mein Brot essen. Ist weg. Hermann erinnert sich, dass er das schon im ersten Kreisverkehr liegen sehen hat. Schinken und Käse auf dem Asphalt verteilt. Mist!
Weiter durch die Felder. Dann auf einem Radweg den Ticino entlang. Den Fluss überqueren wir in Pavia auf dem antiken ponte coperto, der überdachten Brücke mit zwei Portalen und einer Kappelle in der Mitte. In der Kontrollstelle siK800_20180725_062500nd sie leicht überfordert. Es gibt kaum mehr was. Waffeln und Schokolade. Ach doch irgendwann ein paar Nudeln. Wir sind schon wieder viel zu lange ohne Bewegung.

Etappe 10: Pavia-Piadena (111 km/ 216 Hm)
Immer wieder sehe ich Schilder, die auf die Via Francigena hinweisen. Dieser antike Weg verband Nordeuropa mit Rom. Diese Strecke möchte ich aber am liebsten schnell wieder vergessen. Abgesehen von der Hitze, zum Glück gibt es eine klitzekleine Kühlfunktion des leichten Gegenwindes, habe ich im Nachhinein das Gefühl unzählige Male der Gefahr entgangen zu sein von einem Lastwagen oder Sattelschlepper überrollt zu werden. Der Verkehr rund um Cremona schrecklich. Der Hitze zu entgehen flüchten wir uns in einen Supermarkt. Eiskalte Klimaluft schlägt uns entgegen. Jogurt, Kefir, das Übliche. Wir wollen uns draußen stärken. Die Tür öffnet sich und es fühlt sich so an, als ob jemand die Ofentür geöffnet hätte. Schnell wieder hinein in den Supermarkt. Die Kassierin guckt misstrauisch. Aber besser als draußen verbrennen. Nun geht es nett durch die Felder auf verkehrsberuhigten landwirtschaftlichen Sträßchen und Radelwegen am Straßenrand. Hermann fällt immer wieder aus dem Windschatten und ich blicke tadelnd zurück. Ich schließe auf Carla, Aniceto und Carmine auf. Wir wechseln uns in der Führung ab und kommen flott weiter. Hermann ist selber schuld, wenn er sich nicht dran hält. Unterweg treffen wir auf einen Fahrer mit einer riesigen K800_20180725_165000Packtasche. Es ist Paolo. Er ist erst 19 Jahre alt. Piadena ist erreicht. Nur Bruchteile später kommt auch Hermann an. Wie hat er das denn gemacht? So schnell? Und ohne die Vorzüge von Windschatten? Alle Achtung! Die Kontrollstelle ist in einem kühlen Innenhof untergebracht. Großes Hallo. Hier treffe ich auf Giovanna. Wir werden von einer sympathischen motivierten Gruppe Jugendlicher verwöhnt. Bald ist wieder Zeit aufzubrechen, damit wir noch vor Einbruch der Dunkelheit nach Pieve di Coriano kommen. Die Unterkünfte dort alle ausgebucht. Wird das die erste Nacht im dormitorio?

Etappe 11: Piadena-Pieve di Coriano (80 km/ 133 Hm)K800_20180725_180645
Die Etappe ist sehr schön. Zunächst fahren wir am Ufer des Flusses Oglio entlang. Wir überqueren den Oglio kurz vor seiner Mündung in den Po auf einem ponte delle barche, auf einer Brücke, die auf Booten aufliegt, von denen es nur noch sehr wenige gibt. Nun geht es auf dem Po-Radweg weiter. Als wir am Ort San Benedetto Po vorbeikommen, entdecke ich ein Hinweisschild auf ein B&B. Wir fahren in den Ort und fragen uns durch. Eine wunderschöne Villa beherbergt die Frühstückspension „A casa dell‘ antiquario“. K800_20180725_195246_001eInzwischen ist es jedoch schon dunkel, ob wir da noch jemanden erreichen? Ein Telefonat und die Besitzer sind so nett uns doch noch Quartier zu geben. Die Villa ist stilvoll eingerichtet, sind doch die Chefleute gleichzeitig Galeriebesitzer und sie hat einen wunderschönen Innenhof zum Relaxen. Wir fühlen uns sehr wohl. Leider müssen wir wieder früh weg, mit nur kleinem Frühstück. Die verbleibenden Kilometer sind schnell runtergespult.

TAG 5 (270 km/ 2600 Hm)

Etappe 12: Pieve di Coriano-Monte Borghetto (86 km/ 330 Hm)
Am Po und Mincio entlang radeln wir sehr schön nach Mantua. Vorbei an K800_20180726_105227aden Seen und auf den Mincioradweg durch den Mincionaturpark. Ab hier kenne ich eigentlich fast jede Kurve, so oft bin ich die Strecke schon gefahren. Ist natürlich ein wenig übertrieben. Man müsste hier mehr Zeit haben die schönen mittelalterlichen Dörfer Valeggio und Borghetto sul Mincio und Sehenswürdigkeiten wie den Ponte Visconteo zu besuchen. Den Die Kontrollstelle bei Valeggio sul Mincio ist wunderbar.

Etappe 13: Valeggio sul Mincio- Tremosine (86 km/1300 Hm)
Von hier geht es nicht entlang des Mincio-Radweges sondern übers Land nach Desenzano. Die Strecke nach Salò ist anfangs ziemlich verkehrsreich. Wie wird es dann wohl auf der Gardesana bei den Tunneln werden. Ich habe schon ziemlichK800_20180726_110847b Bammel. Dann umfährt man aber die Halbinsel vor Saló und hier ist es ruhiger. Ab Saló hat man traumhafte Panoramen auf den See und auch die Städchen an der Strecke mit ihren schönen Villen lenken von der Müdigkeit und der Hitze etwas ab. Eisstopp in Toscolano-Maderno: Sagenhaftes Eis in der Gelateria Azzurra in Richtung Fährhafen. Und kurz darauf noch mal eine Supermarkt-Pause, man gönnt sich ja sonst nichts: Yogurt, Kefir und … zwei Pfirsiche. Geiz wieder vorprogrammiert: Die beiden wurden besser gesichert als ihre Brüder und reisten … über das Stilfser Joch zum Frühstück nach Bormio (hahaaaaaaha). Dann kommen die gefürchteten Tunnels. Dort werden die Autos an Ampeln eine Zeitlang zurückgehalten und ich kann nahezu angstfrei fahren. Zudem ist es angenehm kühl. Dafür schlägt die Hitze bei der Abzweigung hinauf nach Tremosine voll zu. Und das Verkehrschaos ist ideal für uns Radfahrer: Autos aus beiden Richtungen verkeilen sich nahezu auf der engen Straße beim Versuch aneinander vorbei zu kommen. Bis sich das Kuddelmuddel auflöst sind wir schon weit oben. Atemberaubende Blicke und dann tauchen wir ab in die Kühle der tief eingeschnittenen Schlucht des torrente Brasa. In Pieve ist ein Pflichtstop um auf der terrazza del „brivido“  eine K800_20180726_151420Unterschrift auf der Tafel „we where here …“ zu machen. Brivido bedeutet Gänsehaut. Mehrere Hundert Meter senkrecht unter der Terrasse ist der See. Wirklich Gänsehautfeeling. Noch ein paar Kilometer wenig ernsthafte Steigung bis nach Vesio, das hatte ich mir viel anstrengender erwartet, hoffentlich verschätzte ich mich auch bezüglich Stilfser Joch …, denn das liegt immer noch drohend vor uns. Naja, wir werden es so in etwa um diese Zeit am nächsten Tag wissen.

Etappe 14: Vesio-Spormaggiore (81 km/ 2032 Hm)
Ich bin heilfroh, dass ich die Abfahrt nach Limone nicht im Aufstieg machen muss. Die Gefälle scheinen mir mehr als 15%-ig zu sein. Nach LiK800_20180727_060102amone dürfen wir auf dem kürzlich neu eröffneten Radweg fahren, der an die Felswände geklebt scheint. Spektakuläre Konstruktion. Der Radweg nach Sarche beschert uns wieder was zu Lachen. Allerdings erst im Nachhinein. Hermann und ich sind dafür bekannt, dass wir uns immer wieder verlieren beim Radeln, manchmal sogar schon wenige Meter ab der Haustüre. In Arco bleibe ich wieder mal hinten, um in meinen Taschen zu kramen. Hermann beschließt weiterzufahren. Der Radweg führt leicht ansteigend dem Fluss Sarca  entlang bis Sarche. Kein Problem. Ich werde ihm schon nachkommen. Unterwegs lockt noch ein Brunnen. Am Ende des Radweges kein Hermann in sicht. Ich bin schon etwas „angefressen“, er hätte hier doch wohl warten können. So radle ich die Straße hinauf, um schnell auf den Sarca-Schlucht-Radweg zu kommen. Ich treffe hier zwar Radfahrer, aber nicht Hermann. Nun kommt mir das wohl etwas komisch vor. Handy herausgezogen. Aha, eine WhatsApp-Meldung: „Bin auf dem Radweg, hat keinen Sinn wieder zurück zu fahren, ich radle weiter“. Nanu? Ich bin auch auf dem Radweg. Ein Telefonat bringt die Lösung: Hermann ist noch auf dem Talradweg. Das hätte ich mir nicht im TrauK800_20180726_170839(0)m ausdenken können. Er hat irgendwo ganze 40 Minuten auf mich gewartet und ich war schon vorbei an ihm. Das kann auch nur uns passieren. Ich warte also auf ihn. Meine Zwangspause hat aber auch was Gutes: Inzwischen suche ich eine Unterkunft, denn es ist schon halb acht. Bis neun sollten wir spätestens in San Lorenzo kurz vor dem Molvenosee sein. Stress pur. Ob wir die paar Aufstiegskilometer wohl in der kurzen Zeit schaffen? Auch Jürgen schließt sich uns an. Er will seinem kaputten Ar… eine kleine Auszeit gönnen. Alle Kräfte mobilisiert und wir schaffen es. Die Chefleute des Hotel San Lorenzo sind sehr nett und zuvorkommend, dass sie uns zu so später Stunde sogar noch das Abendessen servieren und nach einem Limoncello sinken wir selig ins Bett für eine kurze Nachtruhe. Nach einem kleinen Frühstück sitzen wir gegen halb fünf Uhr wieder im Sattel. Sehr schön bei Dämmerung um den Molvenosee zu fahren und Spormaggiore ist bald erreicht.

TAG 6 – letzter Tag? (170 km/ 3980 Hm)

Etappe 15: Spormaggiore-Fischteich SchlanderK800_20180727_050534s
Zunächst folgt eine Abfahrt ins Nonstal. Was dann folgt, gefällt mir weniger. Verkehrsreich geht es aufwärts bis Fondo. Ab hier kenne ich nun wirklich jeden Stein bis zum Ziel. Unterwegs treffe ich auf einige Radfahrer, die es sich am Straßenrand für ein Schläfchen bequem gemacht haben. Ein Kollege war nicht so umsichtig: Er gurkt vor uns in Schlangenlinien dahin, fährt plötzlich nach recK800_20180727_074900hts in den Schotter am Straßenrand, kippt auf die Straße, rappelt sich auf und weiter. Dem täte wohl ein wenig Schlaf gut. Der Gampen-Pass ist auch schnell erreicht, dann kann man sich auf der Abfahrt Richtung Meran gut erholen. Nach dem kurzen Aufstieg von Algund  in der pralle Vormittagssonne sind die Kilometer bis zum Fischteich unerwartet leicht: Wir haben Rückenwind. Ich quatsche unterwegs mit Werner, was die Zeit nochmal gefühlt verkürzt. K800_20180727_140155Bei Theresia am Fischteich „Brugg“ werden wir wie gewohnt herzlich empfangen, obwohl es Theresia nicht so richtig zum Lachen ist: Sie hat glaube ich in den letzten beiden Nächten noch weniger geschlafen wie wir … Die Nudeln sind wie üblich sagenhaft. Die besten auf der gesamten Strecke!!

Etappe 16: Schlanders-Stilfser Joch-Bormio (58 km/ 1975 Hm)
Prad ist ruckzuck da und nun wird es bitterernst. Kurz nach Prad habe ich noch eine lustige Begegnung: Ein Garten voll mit bemalten Steinen und allerhand sonstigem „Geraffl“ lockt meinen Fotografiertrieb. Ich bremse, zücke mein Handy. Da baut sich auf der anderen Zaunseite eine Gestalt mit Schürze und Filzhut auf und hält mir die Hand vor die Linse. Nein, Fotografieren verboten! Außer ich lasse einen Euro springen. Er, der Künstler, habe 40 Jahre an dem ganzen gebastelt. Ich fahre wortlos weiter. Unterwegs nach oben passiere ich einige „Radler-Leichen“. Wäre zwar nicht übel sich da jetzt auch dazu zu legen und ein Nickerchen zu machen, aber dann wäre ich ja noch länger unterwegs und später oben. Und an die kalte Abfahrt möchte ich noch gar nicht denken, denn ich hatte meine warmen Sachen ja im Wechselbeutel zurück gelassen. Ich zücke meine Geheimwaffe. Sie schiebt mich zumindest bis zur Franzenshöhe hinauf: Mein Hörbuch. Wirkt phänomenal! Alle paar Kehren, es sind insgesamt 48, erlaube ich mir ein kurzes Absteigen. Um mal zu fotografieren, etwas zu trinken, in meiner Tasche zu kramen, … oder irgendwas fällt mir immer ein. Auch Mike K800_20180727_175247und Jürgen leiden nach oben. Sind also alle nicht mehr so ganz fit. „Normale“ Radfahrer überholen, ich habe aber keine Lust zu beschleunigen. Sergey überholt mich wieder mal. Er kann aber auch garnicht anders: Er fährt ein Fixie!!! Ich komme wieder aus dem Staunen nicht heraus. Keine Gänge. Wie schafft man da nur das Stilfser Joch oder so Steigungen wie den Mont Cenis? Unglaublich. Ein Wahnsinns-Typ, denn er hat vor zwei Tage später beim TCRN06 zu starten, dem Bike Race durch ganz Europa. Ich genieße Hörbuch und Aussicht. Der Ortler droht unheimlich zu mir herüber. Das ist ein Berg, der trotz Faszination mir irgeK800_20180727_201059bndwie Angst macht, warum auch immer. Ein Donnergrollen. Ich beschleunige ein paar km/h. Über mir haben sich dunklen Wolken zusammen gezogen. Nur das nicht! Nichts fürchte ich so sehr wie ein Gewitter in den Bergen. Hermann, der vorausgefahren ist, ohne tadelnden Blick diesmal, wartet auf der Franzenshöhe auf mich. Gemeinsam trödeln wir weiter. Nur noch 20 Kehren, fast schon ein Count Down. Die Wolken haben sich zum Glück aufgelockert. Noch ein paar Fotos und dann sind wir da! Carla begrüßt uns. Die Narrische ist schon über eine Stunde da. Wahnsinn. Ein paar Fotos geschossen und Erfahrungen ausgetauscht mit anderen Randonneuren unK800_20180727_201059dd ich vergesse fast den letzten Stempel. Dann noch die Abfahrt nach Bormio. Ich ziehe alle Kleidungsstücke, die ich in meinem Beutel finde übereinander: ein zusätzliches Unterziehhemd, ein zweites Radshirt, dünne Windjacke, Regenjacke und zittere hinter Hermann her. Zwei Fotopausen bescheren mir wieder den tadelnden Blick „Wo bleibst du denn schon wieder?“ – alles beim Alten …
Ich bin einfach nur glücklich, aber mit einem ganz klitzekleinen Bedauern: nun ist Schluss mit der Alpi4000, mit den umwerfend schönen Landschaften, mit dem gemeinsamen Erleben mit dem eingenen Ehemann, mit den Radkollegen, mit alten Kollegen und mit neuen, mit den Erwartungen, Ungewissheiten, mit dem Unerwarteten. So vielfältig sind die Empfindungen. Ich möchte das immer wieder erleben.
Fazit: Alpi4000 N01 ist nun Geschichte.
Das Brevet ist zwar äußerst hart, aber durch die regelmäßigen bequemen Schlafpausen stieg ich jeden Morgen relativ ausgeruht wieder auf das Rad und pedalierte mit Freude in den Sonnenaufgang. Nicht weiter denken als bis zum kommenden Abend. pedaliert sich meiner Meinung nach sicherer. Übermüdung hat vermutlich zu nicht wenigen Unfällen geführt. Ziemlich einige Teilnehmer sind auch schon nach dem ersten Viertel ausgestiegen. Haben sie sich übernommen? Die Anforderungen sind schon sehr hoch, aber machbar, wenn man mit seinen Kräften haushält. Und kein Hahn kräht danach, ob man 10 Stunden weniger gebraucht hat. Wichtig ist ankommen und das im Wohlfühlmodus. Die Streckenwahl ist traumhaft schön, am Weg liegen unzählige Natur- und Kulturschönheiten, allerdings könnte ich auf einige verkehrsreiche Passagen verzichten und würde liebend gerne einen Umweg in Kauf nehmen, als das Leben zu riskieren. Denn Sattelschlepper und übermüdete Radfahrer, die unberechnenbar durch die Gegend gurken, sind nicht vereinbar. Einen herzlichen Dank an alle Freiwilligen an den Kontrollstellen uns zu unterstützen. Manche blieben mir im Gedächtnis durch die motivierten sehr netten Mitarbeiter und das sehr gute Essen. Man muss allerdings auch berücksichtigen, dass nicht nur wir Radfahrer übermüdet sind, sondern auch die vielen freiwilligen Helfer, die tagelang ohne zu schlafen für uns da waren. Tausend Dank, dass ich das erleben durfte!
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Schöner Bericht von J, alias Francis Bacon.: hier

Bericht von Bernd Rücker

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