Fast 60 Stunden im Sattel. 1200 Kilometer mit 14.000 Bergaufmetern. Langsam komme ich von Wolke 7 herunter. Der Alltag hat mich wieder. Die Erinnerungen sind verschwommen und ich weiß eigentlich gar nicht, was ich schreiben soll …
Deshalb zuerst mein Video (9:30min)
Nur soviel …
Die Strecke: Etwa die Hälfte (617km) führt durch Sardinien, die andere ist eine große Runde (591km) auf Sizilien, je mit sehr wenig Schlaf. Dazwischen Fährenüberfahrt und hier wird ordentlich Schlaf nachgeholt bzw. „vorgeschlafen“ …
Landschaft: Ein Traum. Küsten mit azurblauem Meer, karge Täler, üppiges Grün, Blütenpracht, felsige Gipfel. Bunte Kleinstädte, mittelalterliche Dörfchen auf Hügeln. Vergessen möchte ich die Großstädte mit für mich horrendem Verkehr.
Menschen: Nette Helfer, denen oft das Erstaunen ins Gesicht geschrieben ist, wie man so weit fahren kann und das auch noch freiwillig. Wiedersehen mit Radfreunden. Unterwegs quatschen. Ich höre immer wieder „Ciao, Gabi!“ Die Männer sind im Vorteil, es gibt wenige Frauen. Unsere Namen kann man sich leicht merken. Mein Gedächtnis ist löchrig, zumindest nach einigen Hundert Kilometern … Ich muss immer wieder nach den Namen fragen. Das wird langsam peinlich. Aber mit Helm und Brille und dann wieder ohne … verflixt … die Gesichter kenne ich, aber wie war gleich nochmal der Name? Vielmals um Entschuldigung, wenn ich nächstes Mal schon wieder frage … Egal, wichtig ist, man hat Spaß miteinander. Man hilft sich gegenseitig. Das ist auch der Unterschied zum Radrennen, bei dem die Konkurrenten sich ausspielen. Hier unterstützt man sich gegenseitig. Hat jemand eine Krise, dann wird er/sie moralisch aufgebaut. Eine Panne? Man hilft sich mit Werkzeug und Fachwissen.
LA SARDEGNA: Start um Mitternacht von Cagliari, genauer vom Stadtteil Quartu Sant Elena. Es geht die ersten 10 km mit Motorradbegleitung nach Norden. Dunkelheit. Es geht durch das Vallico Arcu e Tidu. Ich kann mir nichts vorstellen, habe das Gefühl ich fahre durch Wald hinauf. Dann geht kurvig rasant abwärts. Es ist noch dunkel, als wir die erste Kontrollstelle erreichen: Torre di Bari nach 124km. Hier überraschen uns die lokalen Köstlichkeiten zum Frühstück: Ricotta (ein süßer Quark) und verschiedene Honigsorten. Lecker. Wir fahren nun in den dämmernden Tag hinein. Es geht wieder aufwärts bis auf den Passo di Genna Silana. Immer wieder muss ich stehen bleiben und fotografieren … Landschaftlich geht es wunderschön durch Macchie und Felslandschaften. Dann sind wir in Dorgali. Von hier startet nun eine große Runde über Nuoro wieder zurück. Wenn alles gut geht, sollten wir um Mitternacht wieder hier sein. Es gibt Schlafstellen im Zelt, aber ein Zimmer ist schon gebucht, damit mein Schlaf gerettet ist. Die Strecke führt duch landwirtschaftlich genutzte Gegenden. Aber nicht direkt nach Nuoro, nein die Strecke macht einen Schwenker nach Südwesten. Wir müssen hoch nach Orgosolo. Der Ort liegt im Zentrum des zerklüfteten Supramonte-Gebirges im Herzen der Barbagia. Wir bewundern die Murales, die Wandmalereien an den Häuserwänden. Die Werke spiegeln nationale, sozialkritische und historische Inhalte wider. Hier erwartet uns, die brav dem GPX-Track nachfahren, eine Überraschung: Im Dorf zweigt eine Gasse ab, der wir folgen sollen: Ich schaffe es nach kurzer Zeit nicht mehr mich im Sattel zu halten und lege eine Zu-Fuß-Passage ein. Ein argwöhnischer Blick auf meinen Tacho: 25% Steigung!! Bis Nuoro geht es nun auf und ab. Einsam. Und kein Verkehr. Super. Die Kontrollstelle bei Kilometer 274 überrascht mit einem Spezilalitäten-Tisch, leckeren Pecorino & Co. Mmmmhmmm! Noch 140 km und dann Schlafen. Aber 140 km sind ganz schön lang. Anfangs ist die Gegend ein Traum. Große runde Steine eingebettet in Steineichenwälder. Überall ist es grün und blüht es. Schafe. Dann eine lange Abwärtspassage durch ein Tal. Dann steigt die Strecke wieder. Es ist sommerlich warm. Die Kilometer vor uns drücken auf mein Gemüt. So weit noch. Hunger. Durst. Das Dorf Bitti. Eine Bar ist unsere Rettung. Cola und Eis. So gestärkt gehen wir die nächsten 100 km an. Wir fahren in einer Gruppe, auch Aynur und Hajo sind mit dabei. Jemand erzählt mir vom Dorf Orgosolo, das wir Stunden zuvor passiert haben: Früher war das Dorf sehr arm. Es wird erzählt, dass dort fremde Passanten ausgeraubt wurden. Na, gute Nacht, da haben wir ja noch mal Glück gehabt. Auch wenn ich in meinem Zu-Fuß-Anstieg bei +25% ein gutes Opfer abgegeben hätte. Aber wahrscheinlich war mein finster blickendes Gesicht (siehe Film) ein guter Abwehrmechanismus. Fakt ist, Wikipedia erzählt, dass in meinem fernen Geburtsjahr 1962 ein englisches Ehepaar dort ermordet wurde. Nun aber zu positiveren Gedanken. Heller Tag. Sonne. Einsamer Anstieg, ohne Autos, wunderbare Bergwelt. Dann Abfahrt und noch 60km flach. Wir lassen die Gruppe fahren. Es ist uns zu hektisch. Gemütlicher gondeln wir gegen Dorgali. Die letzten 10 Kilometer geht es nochmal hoch. Muss das sein? Im Dunkeln ziehen sich die Aufwärtsmeter zudem. Eine Qual. Aber das Bett wartet. Im Hotel dann die Nachricht, unser Zimmer ist ein Vierbettzimmer. Es gibt keine Diskussion. Und es kommt, wie es kommen muss. Ich bin gerade eingeschlafen, da kommt der dritte Mann. Er bewegt sich zwar vorbildlich leise, das höre ich sogar durch meine Ohrenstöpsel, aber mit meinem Schlaf ist es vorbei. Schnelles Frühstück mit allerhand Köstlichkeiten und auf geht es. Die nächste Nacht lockt. Die Fährenüberfahrt mit ausreichend Schlaf – hoffentlich. Aber es gilt noch pünktlich um 16.00 in Cagliari anzukommen. Nicht auszudenken, die Fähre zu versäumen. Ab Dorgali geht es dieselbe Strecke zurück und ich staune. Ganz anders als in meiner Vorstellung in der Finsternis der ersten Nacht. Zunächst müssen wir wieder auf den Passo di Genna Silana. Da wir einige Höhenmeter ja schon vor der Mini-Schlafpause erledigt haben, sind es nur noch an die 600 m. Hermann ist noch mit seiner Packtasche beschäftigt und so fahre ich schon mal voraus. Stockfinster. Die Steigung angenehm. Hätte mir nicht gedacht, dass es so leicht geht. Weiter oben beginnt Wind zu blasen. Und zwar ganz schön stark. Die Straße schlängelt sich nach oben. Je nach Fahrt-Richtung muss ich schauen, dass ich auf dem Bike bleibe. Die Hände krampfhaft am Lenker überlege ich nach dem ersten Fast-Abwurf schon, ob ich nicht zu Fuß gehen sollte. Dann bin ich oben. Hermann hat aufgeschlossen. Bei der Abfahrt fängt es an leicht zu regnen. Das hatte der Wetterbericht aber nicht vorausgesagt. Bis auf eine Regenjacke habe ich nichts mit. Es kommen zum Glück nur sporadisch ein paar Tropfen. In Torri di Bari gibt es wieder das leckere sardische Frühstück mit Obst, Käse, Ricotta, Artischockenaufstrich, Honig, Orangenmarmelade und nicht zu vergessen das „pane carasau“, ein hauchdünnes Fladenbrot. Ich bin begeistert von den Angeboten an den Kontrollstellen. Hermann wird schon leicht nervös, als er meinen hoch beladenen Teller sieht. Wie lange wird denn diese Pause? Weiter, die Zeit drängt. Noch 124 km und der lange Anstieg durch das Vallico Arcu e Tidu und zuvor noch irgendein Mugel, aber etwa 90 km Abfahrt und flach. Unser Weg ist gesäumt von Hunderten von Kaktussen. Hohe mit riesengroßen Ohren. Und großen spitzigen Stacheln. Ab und an liegt schon mal so ein abgebrochenes Ohr auf der Straße. Hoppala, wenn man da darüberführe, dann ist die Reifen-Panne wohl vorprogrammiert. Mein Rad schießt mit den grünen Riesen einen Pakt: Lasst ihr mich in Ruhe, dann lasse ich euch in Frieden. Sonst haue ich euch in Stücke oder sagen wir mal fahre ich euch ein Ohr ab. Ich bin ruhiger – ich fahre Tubeless. Das Arcu e Tidu-Tal haut mich fast um. Die Straße schlängelt sich in angenehmer Steigung durch Felswände. Dann die letzte Abfahrt und noch ein paar Kilometer flach, die mir reichlich auf die Nerven gehen. Endlich da. Wir haben etwa eine Stunde Zeit, bevor wir zum Hafen aufbrechen müssen. Duschen verschiebe ich auf die Fähre und bepacke meinen Drahtesel mit dem Notwendigen für die nächsten 600 Kilometer.
SCHLAFPAUSE AUF DER TIRRENIA-FÄHRE ARIADNE: Unsere Belegung der Viererkajüte sammelt sich um gemeinsam die 16 km zum Hafen zu fahren. Ich freue mich schon. Duschen, dann etwas chillen, dann Abendessen. Beim Briefing war erwähnt worden, dass wir auf dem Schiff vollständig einchecken müssen. Nein, stopp, unser dritter Mann fehlt. Irgend jemand weiß, dass dieser noch gemütlich duschen möchte und sich kurz aufs Ohr legen. Am Hafen dann die bittere Wahrheit: Die Klein-Gruppen dürfen wirklich nur vollständig an Bord. Ein großes Chaos bricht aus, denn die meisten wissen nicht mal, wer ihr Schlafpartner ist. Wir drei auf jeden Fall braten fast zwei Stunden in der Sonne und warten, warten, warten. Ich kann nur sehnsüchtig auf die Grüppchen blicken, die sich glücklich zum Check-In aufmachen können. Irgendwann taucht dann unser Vierter gelassen auf, versteht unsere Aufregung nicht ganz. Nachdem wir unsere Drahtesel in den „Stall“ gebracht haben und angehalftert – die Räder werden mit Stricken an ein Geländer gebunden, dass es keinen „Umfall“ gibt bei gelegentlichem hohen Seegang. Duschen. Frisch anziehen. Dann dränge ich meine Mitbewohner JETZT zum Abendessen zu gehen. Das geht recht relaxt vonstatten. Die Auswahl ist nicht übel. Dann Abmarsch ins Bett. Ich staune: vor dem Büfett eine fast kilometerlange Schlange. Mitradler erzählen am nächsten Tag, sie seien fast zwei Stunden angestanden. Puh! Glück gehabt! Um neun Uhr lagen wir alle vier nämlich schon in den Kojen. Ich glücklich mit neuen perfekt sitzenden Ohrenstöpseln versorgt – von unserem vierten Mann … das versöhnt mich und schenkt mir ganze neun Stunden Schlaf. Sizilien kann kommen.
LA SICILIA: Nach dem Schiffs-Frühstück und kurzer Rad-Anfahrt zum Hotel geht es nahtlos auf die Strecke. Aus Palermo raus ist für mich Chaos pur. Autos links und rechts mit Beulen in der Karosserie (Radfahrer?), schlechte Straße, Hektik pur. Nach etwa 10 km wird es ruhiger und bald geht es ins Landesinnere. Die ersten beiden Etappen mit 100 km und beide an die 2000 Höhenmeter haben mir schon im Vorfeld Angst gemacht. Aber die Landschaften sind so vielfältig und wunderschön, dass die Strapazen (fast) vergessen werden. Die Natur gibt alles. Blütenpracht rundherum in sattem Grün. Ich frage mich, wie es hier im Sommer sein wird. Wir passieren Dörfer, sich auf Hügel duckend und an Felswände geklebt. Mittelalterliche Reisende hatten sich dieselben Aussichten. Vor der ersten Kontrollstelle beginnt Wind, besser gesagt starke Windböen. Erwischen sie einen an der Breitseite, gibt es das Gefühl geschubst zu werden. Ich verlangsame und fahre teils in Schritt-Tempo. Zum Glück kommt der Wind meist von hinten. Nicht auszudenken, wenn der uns von Vorne ausbremsen würde. Kalt ist er zudem auch noch. Ich wage nicht an den nächsten Tag an der Küste zu denken, wenn wir dem Lüftchen die Stirn bieten müssen. In Castellana Sicula werden wir von Helfern in wunderschön bunter Tracht empfangen. Und es gibt leckere Nudeln. Allerdings keinen Nachschlag. Noch hungrig ziehen wir weiter. Vorbei geht es in stetem Auf und ab an spektakulär gelegenen Dörfern Petralia Soprana, Gangi, Sperlinga. In Nicosia gönnen wir uns eine Eis-Pause in einer pasticceria. Ausgehungert stürzen wir uns auf Pizza und das leckere traditionelle Gebäck, die Cannoli. Auf unserer Weiterfahrt taucht auf einmal wie aus dem Nichts vor uns der Ätna auf. In Sonnenuntergangsstimmung. Atemberaubend. Wieder fahren wir in die Nacht hinein. Müdigkeit macht sich breit bei mir. Noch ein paar Kilometer durchhalten bis Cesaró. Hier gibt es eine Spezialität: Arancini. Eine Pilzfülle oder anderes wird mit Reis umhüllt und frittiert. Wir stürzen uns auf die hellbraunen faustgroßen Kegel. Sodbrennen bei mir vorprogrammiert. Dann werden wir wieder in die Nacht entlassen. Die Aussicht auf ein Lager lässt uns fest in die Pedale treten. Irgendwann gegen Mitternacht sind wir dann da – in Linguaglossa am Fuße des Ätna. Überraschung, wir sind in einem Kloster untergebracht, haben Zimmer mit Dusche. Noch schnell Essen am Büfett und dann unter die Dusche und in die Heia. Es ist allerdings bitterkalt in den Zimmern und mir reicht eine Wolldecke bei weitem nicht, um einzuschlafen. Bibbernd liege ich wach, der Wind rüttelt zudem an den Fensterläden, irgendjemand schnarcht. Die Ohrenstöpsel sind sicher in der Satteltasche meines Rades verstaut … Irgendwann muss ich doch weggedämmert sein. Werde aber sofort wieder aus dem Schlaf gerissen. Jemand klopft an die Tür. Ist es schon Viertel nach drei? Nein, viertel vor … Ärger! (Daniel erzählt nachher, dass es sein Kollege war, warum auch immer). Offenbar ist Schlaf für mich wohl wieder mal Fehlanzeige, wie auf jeder Randonnée. Die ersten 10 Kilometer Abfahrt eiere ich durch die Nacht. Ich zittere wie Espenlaub und das überträgt sich auf meinen Lenker. Temperatur knapp über dem Gefrierpunkt, 5°C. Etwa bei Taormina wird es wieder Tag und die Temperaturen steigen glücklicherweise. In den Tag hineinfahren hat immer was Magisches an sich. Die Sonne geht über dem Festland Italien auf. Bald wird die Straße schlechter und Verkehr setzt ein. Von Ampel zu Ampel bewegen wir uns in einer Kolonne von etwa 10 Stadt-Bussen. Da ist wohl gerade Dienstantritt. In Messina. Ich freue mich auf die Kontrolle. Frühstück angesagt. Aber es gibt leider nichts bzw. nichts Kostenloses, nur den Stempel. Kurz eine colazione alla italiana mit Cornetto alla crema und Latte Macchiato, dann weiter. Für mich sind die nächsten 50 Kilometer die Hölle pur: Ein Dorf reiht sich an das andere, viel Verkehr, übelste Straßenbeläge. Wenn ich hinter mir ein Auto ahne, erhöht sich sofort mein Puls um gefühlt 100 Schläge, mein ganzer Körper verkrampft sich und ich wähne mich schon unter den Rädern. Die Beulen an der Karosse jeden zweiten Autos sprechen Bände. Vor der nächsten Kontrolle ein saftiger Anstieg nach Tindari. Dieser ist überraschenderweise der angenehmste Teil dieser Etappe. Verkehrsberuhigt. In Marina di Patti gibt es wieder mal was umsonst: Couscus oder überbackene Nudeln mit Melanzane. Lecker, aber wieder mal abgezählt und viel zu wenig. Ein Problem, denn heute ist Sonntag und nachmittags sind keine Geschäfte offen. Hätten wir das gewusst, dass die Verpflegung sizilianischen Kontrollstellen entweder nicht vorhanden ist oder so mager ausfällt, hätten wir vorgesorgt, aber so bleibt der Hunger unser Begleiter, denn in Santo Stefano gibt es nur eine Flasche mit Wasser. Dafür entschädigt uns die Panorama-Strecke. Entlang der Küste mit traumhaften Blicken auf die Meeresbrandung und gegenüber begleitet uns die Aussicht auf die Eolie, die Äolischen Inseln mit Lipari, Vulcano und weiter entfernt Stromboli. Dieser hat ständig ein Wölkchen über seinem Gipfel, schaut aus wie eine Rauchwolke. Fakt ist aber, dass es am Kraterrand halbstündig kleine Eruptionen gibt. Da fliegen die Steinbrocken durch die Luft und bieten vor allem nachts ein feuerglühendes Spektakel. Uns angeschlossen hat sich ein ganzer Trupp und wir düsen die Küste entlang. Ich genieße die letzte Etappe. Zumindest bis Cefalu. Dort eine jähe Unterbrechung: Daniel steht am Straßenrand und deutet auf sein Schaltwerk. Schaltkabelriss. Was nun? Fabio nimmt sich der Sache an. Das Schaltwerk wird mit Kabelbindern fixiert und weiter geht es. Der arme Daniel hat nur noch den höchsten Gang zur Verfügung und es sind noch an die 900 Höhenmeter zu überwinden. Es wird nach einem traumhaften Sonnenuntergang wieder Nacht. Ob wir es in unserer Kleingruppe wohl schaffen bis Mitternacht? Der Verkehr nimmt stark zu. Das sind wohl die Heimkehrer nach einem Tag am Strand. Eine steile Serpentinenpassage in Termini Immerese legt Daniel kurz entschlossen barfuß zurück, im Laufschritt. Verrückt, der Kerl! Auf jeden Fall gewinnt er um Radlängen alle „Bergwertungen“. Die letzten Kilometer hinein nach Palermo stellte ich mir ruhig vor. Wer wird denn Sonntag-Abend noch unterwegs sein … Denkste! Der reine Horror. Vielleicht mache ich mir nicht mehr so viel draus, weil mein Körper nach über 1200 Kilometern nur noch auf Sparflamme funktioniert, da ist für Angst keine Energie mehr übrig. Ich bin dennoch erleichtert, als wir vier, Daniel, Fabio, Hermann und ich, gegen 23 Uhr die Ziellinie überqueren. Eine Traum-Reise ist einerseits glücklicherweise aber auch leider zu Ende. Nachdem ich 2015 nach den 1200 km der Paris-Brest-Paris geschworen hatte „Nie, nie wieder!“ ist das seither schon die fünfte Langstrecke (1200 – 1600km). Und die nächsten schon in Planung. Wer hätte das gedacht? Der Flair aber, der von diesen Unternehmungen ausgeht ist einfach sagenhaft: kein Rennstress, gemeinsames Erleben (immer), gemeinsames Leiden (manchmal), gegenseitige Hilfsbereitschaft, sich in der freien Natur zu bewegen (meistens), einfach eine schöne Gelegenheit Gegenden kennen zu lernen (intensiver als mit dem Auto). Danke an Daniel, der mich in der Nacht vor Cesaró abgelenkt und wach gehalten hat und an Fabio, der nach Daniels Panne uns nicht verlassen hat. Danke an die Organisatoren und alle Helfer, dass ihr uns ein so einmaliges Erlebnis geschenkt habt. Die 6+6 Isole gehört zum Viererkleeblatt L’ITALIA DEL GRAND TOUR mit 1001Miglia, Alpi4000 und 999Miglia. Hermann hat mit der 6+6 nun die Serie abgeschlossen, mir fehlt noch die 999miglia.
Colli Berici – auf den Spuren der Veneto Gravel italiano
Radfahren im April. Ausgangspunkt wieder mal das Bike Hotel Enjoy. Und es sollen an den beiden Tagen wieder mal etwas mehr Kilometer werden. Die beiden Tage stehen unter dem Motto „Hügel“.
Tag 1: Wir haben vor auf den Spuren der Veneto-Gravel zu wandeln, die eine Woche später stattfinden wird. Wir wollen zu den Colli Berici südlich von Vicenza. Und in Anbetracht der erwarteten Schotterpassagen wählten wir unsere Gravelbikes für die Tour – und taten gut daran.
Von Peschiera übers Hinterland nach Verona. Sehr schön. Ab Sommacampagna allerdings wird der Verkehr etwas mehr. Weniger schön. Ab Verona fahren wir ein Stück auf dem geschotterten linken Etschdamm.
Durch verschiedene Ortschaften führt die Strecke auf meist sekundären Straßen: San Martino Buon Albergo, San Bonifacio, … Wenn es mal auf eine befahrenere Straße geht, ist dort ein schöner Seitensteifen, der das Fahren entstresst. Es ist weitgehend flach, 78 km bis hin an den Fuß der Colli Berici.
Bei Lonigo führen die letzten Kilometer, bis zum ersten ernsten Anstieg über einen hübschen Radweg entlang des Flusses Brendola Richtung Norden. Bisher nicht viel Gravel …
Und nun wird es ernst. Ein zunächst asfaltiertes Sträßchen führt in ein kleines Tal. Dann Schotter. Zum Glück nur kurz, dann wieder Asfalt. Und ringsum Kirschbäume. Schön.
Dann Schock … zu früh gefreut. Bei einem Bauernhof bellende Hunde und Schluss mit der Straße. Das Navi zeigt nicht ganz eindeutig, wohin der Weg führt. Es hatte erst geregnet und meine Reifen bleiben fast im Matsch stecken. Eine ganz üble Sorte Matsch. Der wickelt sich sofort um meine 35er Reifen, die etwas profiliert sind und schwupps habe ich 45er Breite. Zurück und den nächsten Weg nehmen. Richtig. Schieben ist angesagt und die nächste Fahrpassage ist untergrundmäßig auch nicht besser.
Als ich nach nicht ganz 2 km wieder auf festen Untergrund komme ist das Fahren so wie beim Auto mit nicht ausgewuchteten Reifen. Mir bleibt nichts anderes übrig, ich muss Reifen und Schuhe mühsam mit einem Stöckchen von der gefühlt dezimeterdicken Erdschicht befreien.
Nun die wunderschöne Passage durch die Colli Berici. Auf und ab durch die Natur. Zum Glück nur noch Asfalt. Vorerst…
Irgendwann haben wir den höchsten Punkt der Tour erreicht. Etwa Halbweg unserer Strecke. Und nun Abfahrt. Auf dem Navi kann man eine Straße mit vielen Serpentinen erkennen. Hermann meint, nun könnten wir unsere Durchschnittsgeschwindigkeit etwas aufbessern. Denkste, denn was uns jetzt erwartet, hätte ich mir in meinen kühnsten Träumen nicht erwartet: Ein Schotterfahrweg, teilweise mit Steinen bestückt. Künstlich oder natürlich? Keine Ahnung. Auf jedenfall eine Mountainbikestrecke. Es waren auch mehrere solche unterwegs, die erstaunt auf unsere Rennräder schauten. Geschwindigkeit? Nix da! Aber landschaftlich ein Traum!!
Am Bergfuß bei Costozza haben wir nun den östlichen Rand der Colli Berici erreicht.
Nun geht es zurück. Zunächst über Kilometer über einen Radweg immer Aug in Aug mit den Colli Euganei, den Euganeischen Hügeln gegenüber.
Dann wieder sekundäre Sträßchen. Den Rückweg hatte ich mit bikemap geplant und auch die Option Schotterwege und unbefestigte Wege zugelassen. Das sorgte einige Male zu interessanten Wegstücken über kaum erkennbare Wege. Zum Glück nicht größere Strecken, sonst wäre es wohl Nacht geworden vor unserer Rückkehr. Ansonsten ging es wieder von Dorf zu Dorf.
Die letzten gut zehn Kilometer vor Verona fahren wir auf dem südlichen Etschdamm – Schotterweg, aber für unsere Gravelbikes kein Problem.
Ab Verona entscheiden wir uns denselben Weg, wie bei der Hinfahrt zu nehmen. Wer mag könnte auch über Bussolengo und Sandá zurück.
Tag 2: Am Tag drauf eine Tour zum Regenerieren … 120 km durch die Colline Moreniche südlich des Gardasees und Poebene. Siehe hier.
Flüsse und Seen waren das Hauptthema dieser 300 km langen Radfahrt organisiert von Simonetta und Musseu.
Startplatz sehr schön gelegen in der wunderschönen Sportanlage von Montorio, Villa Guerrina. Start mit 350 weiteren Verrückten um 11 Uhr in der Nacht in Montorio bei Verona.
Nach einem chaotischen Intermezzo durch Verona … sehr sehr viele Fußgänger und Verkehr um diese Zeit, für mich Stress pur. Aber war schon Gänsehautfeeling nachts an geschichtsträchtigen Orten vorbei zu radeln: Arena di Verona, Ponte Scaligero, Castelvecchio, Piazza Arsenale, …
Dann ging es hinaus in die Nacht. Der Radweg nach Mantua lässt mich aufatmen. Allerdings ziehen sich die Kilometer in der Dunkelheit wie Kaugummi. Und es ist empfindlich kalt.
Fast unheimlich, wenn im Dunkeln plötzlich die Seen rund um Mantua auftauchen und die beleuchteten Fassaden der historischen Gebäude.
Im Zentrum von Mantua der erste Kontrollpunkt. Es gibt traumhaft gute süße Teilchen.
Weiter zum Glück auf dem Radweg. Vorbei an Valeggio sul Mincio. Ich kann die gewaltigen und düsteren Gemäuer der Visconti-Brücke nur ahnen, als ich drunter durch fahre. Peschiera am Gardasee. Als ich am frühen Morgen am Hotel Enjoy vorbei radle, sehne ich mich nach einer Tüte Schlaf. Wie schön war es hier verwöhnt zu werden. Aber wir müssen weiter. Am Ostufer des Gardasees entlang. Zum Glück gibt es so früh am Morgen noch kaum Verkehr.
Wunderschöner Sonnenaufgang und Morgenstimmung am See.
In Bardolino im legendären Becycle Bike Cafè melden wir uns zur zweiten Kontrolle. Ein toller Laden, allerdings waren die Angestellten maßlos überfordert bei den gleichzeitig eintrudelnden vielen Radlern. Oder wir sind einfach zu spät dran, denn es gibt nichts mehr zu essen bzw. wir hätten stundenlang warten müssen. Also hungrig weiter.
Der See ist ziemlich aufgewühlt. Natürlich. Wir haben ja auch mächtigen Gegenwind. Aber die Aussicht dann vom Rückenwind nach Verona zurückgeschoben zu werden ist auch nicht schlecht.
Von Torbole geht es wieder auf dem Radweg entlang des Flusses Sarca weiter. Vorbei an Arco, Dro …
… und dann ein weiteres Highlight der Lago di Cavedine. Er liegt am Rande der Marocche, dem gewaltigen Bergsturzgebiet.
Nun folgt leider ein Stück Straße, die Aussicht macht es wett, der nächste Stopp in Loppio beim Bicigrill „Duchi’s“ hat ziemliche Anziehungskraft und die Steigung an Nago vorbei zum Passo San Giovanni ist schnell gemeistert.
Und wie immer gibt es bei „Duchi’s“ sagenhafte Köstlichkeiten. Gestärkt ziehen wir weiter. Nur noch 90 km bis zum Ziel.
Den Etschradweg kennen wir ja inzwischen schon in- und auswendig. Den Bicigrill ruotalibera in Avio passieren wir in voller Fahrt. Sehnsüchtig der Blick auf die vielen Radfahrer, die gemütlich in der Sonne sitzen. Es bleibt nur Zeit für ein Foto. Aber wir haben es ja so gewollt.
Hermann verhindert durch eine Vollbremsung einen Beinahe-Crash mit einem Hund. Fazit, Platten. Nach der Reparatur folgt ein wunderschöner Teil Radweg hin zur Veroneser Klause. Was für ein Spektakel: Die Etsch quetscht sich hier sozusagen in einigen Schlingen durch einen Fels-Engpass.
Nun geht es durch die Ebene vor Verona. Landschaftlich meiner Meinung nach nicht so sehr erhebend. Aber es gibt doch einige schöne Augenblicke einzufangen.
Die letzten Kilometer geht es entlang des Biffis-Kanal und der Etsch bis wir schließlich Verona erreichen. Nun geht es aber nicht bequem durch Verona durch, sondern Musseu hat sich was Besonderes einfallen lassen, ich finde es aber einen großen Segen, dass wir die verkehrsreichen Stadtstraßen meiden dürfen und nehme die zusätzliche Höhenmeter um den Parco delle Colombare zum Castel San Felice dankend in Kauf. Von dort kann man runter sausen bis fast zum Ziel.
Etwa einen Kilometer vorher zischt aus Hermanns vollgebremstem Reifen wieder die ganze Luft raus. Aber es ist ja kein Wettkampf und so trudeln wir entspannt zu Fuß in Villa Guerrina ein, wo wir uns bei Bohneneintopf, Orangen, Getränken und Colomba (eine italienische Osterspezialität) stärken können.
Wir folgen den „suggerimenti“ von Manuel Jekel quartieren uns im Bike Hotel Enjoy, dessen Chefs auch begeisterte Rennradfahrer sind und ein umfangreiches Rad-Sport-Programm anbieten. Wir sind überrascht über die sehr schöne Anlage, das saubere sehr geräumige und komfortable Zimmer auf den Garten hinaus. Wir fühlten uns sehr wohl. Die Belegschaft ist sehr freundlich und zuvorkommend. Erwähnenswert unbedingt die Küche: Eine ansprechende Speisekarte und sehr lecker zubereitete Gerichte und nicht zu vergessen das Super-Frühstücksbuffet. Wir werden sicher nicht das letzte Mal hier gewesen sein. Von der Haustüre aus kann man in alle Richtungen schöne Touren fahren, je nach Lust und Laune abwechslungsreich durch Hügel oder Ebene, den Mincio-Radweg entlang oder nicht weit zu den steileren Anstiegen des Monte Baldo oder der Brescianer Berge.
Naja, vernünftig? Was ist das?
Plan: Das „Tuifele“ bewegen und von Brixen nach Glurns und zurück. Starker Nordwind angesagt. Mal gucken wie weit ich mit meinem Willen komme, wenn schon die Vernunft nichts zu sagen hat …
Start bei minus 6° durchs Eisacktal. Rückenwind, na klar. Ab Bozen wird es ernst, Gegenwind, aber wärmer. Gemütlich auf die Töll raufgezuckelt und dann wird es krass. Ein Gegenwind wie noch nie. Besser gesagt „Gegensturm“. Teilweise voll in die Pedale getreten und nicht mehr als 10 km/h im Flachen geschafft. Spaß ist was anderes. Zudem krachte es immer wieder im Gehölz neben dem Radweg. Von Ästen erschlagen werden? Nein, danke! Ein paarmal hat mich eine Sturmböe fast vom Rad gesäbelt. Der Gedanke reifte langsam, nur noch ein paar Kilometer durchhalten bis km 100 und dann zurück.
Unterwegs treffen „Tuifele“ und ich noch zwei Teufelchen, große. Denen scheint der Sturm nichts auszumachen. Neugierig beäugen sie mein Tuifele. Weiter geht’s. Im Schritt-Tempo. Bei Kastelbell hat es einige große grüne Obstkisten aus ihrer Verankerung in luftiger Höhe gerissen und die Kisten hängen nun kreuz und quer in der Luft. So eine auf die Rübe bekommen ist wohl nicht lustig. Gedanke „Glurns“ adieu. Wirklich nur noch bis zu km 100. Naseputzen ist auch nicht mehr drin. Beide Hände müssen am Lenker bleiben. Radfahrer sind keine unterwegs. Warum wohl? Stimmt doch nicht … eine ist da. Ich.
Beim Gedenkstein in der Latschander drehe ich um. Kurzer Gedanke an die, die leider nicht mehr Rad fahren können, dann geht es zurück. Der Wahnsinn: An die 40km/h fast ohne Treten und einige getrocknete Blätter tanzen trotzdem noch lustig vor mir her. Das sagt eigentlich alles zu den Verhältnissen heute.
Hunger. Anstatt Hungerast lieber eine Hunger-Rast … Eine Bank … Netter Spruch: „Huck di her und redn mor“. Worüber denn? Über Vernunft??? Lieber Brot essen …
Ab Terlan wieder Gegenwind. Durchs Eisacktal sowieso. Gerade im Fernsehen gehört, es hatte Sturmböen über 100km/h!!!
Vor Klausen wird es dunkel. Und gerade jetzt: ein Platten. Hilfe, was mache ich denn jetzt? Tubeless Reifen. Ich versuche Luft einzupumpen, aber der Reifen ist total platt und Pumpen ist sinnlos(siehe unten). Lampe am Zaun montiert, Werkzeug und so ausgepackt. Felge raus, T
aschentuch gesucht, Milch aus dem Reifen rausgeputzt, gefühlt, ob irgendwo was Spitziges steckt, igitt. Schlauch rein. Reifen wieder in sein Bett. Ein Drittel ist drin. Dann geht nichts mehr. Ich schaffe es nicht. Immer wieder rutschen meine inzwischen gefühllosen Finger ab. Der Reifen sträubt sich. Die letzten Zentimeter gehen nicht über den Felgenrand. Mist. Was machen? Das gab es noch nie … Göttergatten anrufen. Taxidienst anfordern. Mist, jetzt fehlen 10 km auf die 200 …
Aber: Das kommt davon, wenn man am dritten Januar schlauer sein will als der Wetterbericht. Aber schön war es doch … Und was einen nicht umbringt, macht einen nur stärker …
Die nächsten Tage werde ich wohl daheim in der warmen Stube bleiben, wie es sich gehört … oder … müsste ich nicht … nach Bozen … zur UISP? Könnte ich da nicht mit dem Rad hin? Sind doch nur läppische 38 km … und zurück … (Stellt sich am Tag drauf heraus, dass zum Glück Büro geschlossen, so werde ich wohl gezwungen zuhause zu bleiben).
Zuhause richtet H. meinen Reifen. Schlauch raus. Milch rein. Aufpumpen. Und siehe da, am nächsten Tag ist noch alle Luft drin. Man sieht kein Loch. Nichts. Äußerst seltsam. Warum ist innerhalb eines Kilometers alle Luft draußen. Vor Klausen waren einige Kilometer mit jeder Menge Ästen auf dem Radweg, über die ich zum Teil drüber gebrettert bin. Klar, dass ich mit der „schwachen“ Pumpe nichts ausrichten konnte, der Reifen war sozusagen aus seinem Bett. Wer hat eine Idee, was da passiert sein könnte?
Beh, ragionevole? Che cos’è?
Questo era l’intenzione: Fare und giro con il mio piccolo “diavolo” da Bressanone a Glurnes in Val Venosta e indietro. Annunciato un forte vento da nord. Vediamo fino a che punto posso arrivare con la mia volontà, quando la ragione non ha nulla da dire ….
Si parte a -6° attraverso la Valle Isarco. Vento a favore, naturalmente. Da Bolzano si fa serio, vento contrario, ma è più caldo. Piccola salita sulla Tel e giá mi trovo nella Valle Venosta. Ora ho vento contrario come mai prima. Vento? Meglio orcano. Parzialmente pedalo con tutte le forze e non sono piú veloce di 10 km/h – in pianura. Divertimento è un’altra cosa. Inoltre, vicino a me negli alberi di tanto in tanto sento dei rumori … Rami cadenti? Essere picchiata dai rami? No, grazie! Un paio di volte raffie di vento mi hanno quasi bocciato dalla bici. Lentamente il pensiero matura, me ne vado ancora solo pochi chilometri e poi giro boa … fino a Laces … giro boa a chilometro 100, per raggiungere i 200.
Lungo la strada, „Tuifele“ (=diavoletto) ed io incontriamo altri due “diavoli”, quelli grandi a quattro zampe. A loro non sembra che la tempesta sia un problema. Curiosi guardano il mio “Tuifele”. Eccoci qua. Proseguiamo. A passo d’uomo. Vicino la ciclabile alla cooperativa agricola il vento ha buttato alcune delle grandi contenitori di mele vuoti e quelli ora pendono in alto. Non credo che sia divertente averne uno in testa. Glurnes, adieu! Adesso sono sicura. In realtà non posso neanche pulire il naso: Entrambe le mani devono rimanere sul manubrio. Non ci sono ciclisti lungo la strada. Adesso so anche il perché. Non è vero. Ce n’è una.
Al monumento dell’ incidente del treno anni fa mi giro. Un breve pensiero a queste dieci vittime che purtroppo non possono più andare in bicicletta … e mi giro verso est. La follia: Circa 40km/h quasi senza pedalare e alcune foglie secche sono ancora piú veloci di me. Che in realtà dice tutto sulle condizioni meteo di oggi.
Affamata. Una panchina …. Ce scritto in dialetto: „Huck di her und redn mor“.
Ci sediamo e chiacchieramo … Di che cosa? Sulla ragione? Mangio il mio panino.
Da Terlano in poi, di nuovo col vento contrario. Comunque, attraverso la Valle Isarco. Appena sentito in TV che ha avuto raffiche di vento oltre 100km/h!!
Fa buio a Chiusa. E in questo momento l’aria esce dalla ruota. Aiuto, cosa è da fare? Copertoni tubeless. Cerco di mettere l’ aria, ma il copertone è completamente piatto e il pompaggio è inutile. So che cosa mi aspetta. Metto una camera aria che meno male ho messo nella mia borsa. Ma non riesco dopo a mettere il copertone sul suo posto. Una mezz’oretta o di piú è passata … le mie mani sono giacciate. Non mi resta altro che fare una telefonata a mio marito e chiedere il servizio taxi … Mai fatto prima … e nemmeno completo le 200 … Pecato!
Ma questo è ciò che succede quando si vuole essere più intelligenti delle previsioni meteo del 3 di gennaio. Ma cio nonostante è stato un bel giro e una bella avventura ….. E in tedesco c’è un modo di dire: Ciò che non ti uccide, ti rende solo più forte ….
A casa, H. vuole riparare il copertone. Mette di nuovo lattice. E l’aria non esce piú. Strano …
Hilfe, wir werden berühmt …
Danke Michael Andres für den schönen Artikel!!
Zett vom 28.10.18, S.20f
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Das Jahresende naht. Zeit für eine Pilgerfahrt … Zum Büßen eignet sich ganz gut der Keschtnweg, den man in mehreren Etappen durchwandern kann. Das Symbol bei Letzerem ähnlich der Jakobsmuschel … eine Esskastanie. Von Vahrn bei Brixen bis Schloss Runkelstein in Bozen. Der Wanderweg ist knapp 65 km lang und verläuft immer auf halber Höhe das Eisacktal entlang. Büßen? Ja, sicher! Denn die Strecke ist eigentlich nicht unbdingt Mountainbike-tauglich. Immer wieder muss man das Rad in Schluchten runterschieben oder -tragen und auf der gegenüberliegenden Seite hoch. Büßen angesagt war bei mir nach Signat. Nach fast 3000 Höhenmetern nochmal das Rad steil hochwuchten … stöhn …!! Dann durch steile Porphyrwände das Rad runterschieben Richtung Schloss Runkelstein am Anfang des Sarntales. Die 40 km über den Radweg nach Brixen – die reine Wohltat nach den 65 anstrengenden Kilometern. Und das war …
Xterra World Championship auf Maui … Crosstriathon 1,5 km Schwimmen im Pazifik, zwischen 30 und 40 km Mountainbike durch den Dschungel Kapaluas und 10 km Crosslauf. Die Aussichten für den 28. Oktober 2018 versprachen einzigartig zu werden. Einzigartig im Sinne von sehr schwierig. Wie die Organisatoren später bestätigen konnten, die schwierigsten Verhältnisse seit Beginn 1995. Tägliche Regengüsse hatten die Trails in seifige Rutschbahnen verwandelt. Aber was mich erwarten würde, sollte ich mir nicht mal in meinen kühnsten Träumen vorgestellt haben …
Race-day morning. Der erste Blick auf die Brandung am Fleming Beach ließ mir das Blut in den Adern stocken. Immer wieder krachten hohe Shorebreaker an den Sandstrand. Einschwimmen? Nein danke! Bike einchecken und Ruhe bewahren. Die Zeit lässt sich aber nicht anhalten. Die Elite-Frauen und Männer stürzen sich nach ohrenbetäubendem Kanonendonner in die Fluten. Ich beobachte. Rein scheint nicht so schwierig zu sein. Beim ersten Wellenbrecher tauchen alle unter. Die Strömung treibt die meisten ziemlich ab. Und den Landgang nach der Hälfte der Schwimmstrecke kann ich leider/ zum Glück nicht sehen. Nur noch wenige Minuten, dann sind wir Frauen dran. Orange Swimcaps. Start-Donner. Ich laufe ins Wasser. Erste Welle. Unten durch. Zweite ebenso. Geschafft! Dann Kurs auf die große gelbe Boje nehmen. Irgendwie scheint sie nicht näher kommen zu wollen. Und die Strömung zieht mich nach Links, weg von der Boje. Das Wasser etwas kabbelig, aber sonst kein größeres Problem. Haie? Was war da in der Infoschrift zu lesen? … blende ich aus. Warum gerade ich … ich bin ja gut geschützt zwischen vielen anderen. Also bloß keine zu große Lücke aufreißen lassen. Zwar schwimme ich nicht unbedingt rhythmisch, aber ich überhole sogar einige grüne Bademützen der Startgruppe vor uns. Dann habe ich die beiden Bojen umrundet. Zurück zum Strand. So schlimm ist es ja eh nicht wie ich mir ausgemalt habe. Easy. Und der Ausstieg? Wird wohl auch nicht so schlimm sein. Der Beach kommt näher, aber immer wieder verschwindet er vor meinen Augen. Wie hat mir am Tag vorher eine Schwimmerin erklärt? Dem Ozean nie den Rücken zeigen. Also blicke ich mal vorsichtig beim Luftholen nach hinten. Schock!!!!! Ich höre gellende Schreie über mir und … eine riesige Schaumkrone Meter über mir und in dieser zig orangene und grüne Punkte, die jetzt in meine Richtung stürzen. Nicht nur meine Gedanken überstürzen sich … Was tun? Ich mache um 180° kehrt und tauche unter. Zu spät. Ich werde voll erfasst. In der Zentrifuge. Ich sehe weiße Gischt, dann wird es dunkel und ich weiß nicht mehr, wo Oben und Unten ist. Wann bin ich wieder an der Oberfläche? Langsam geht mir die Luft aus. Dann endlich ist der Kopf oben. Ich schnappe nach Luft. Was ich sehe lässt mich erstarren: Der nächste Shorebreaker hat sich vor mir aufgebaut und stürzt im selben Moment auf mich ein. Wieder kopfüber in den Fluten. Panik macht sich breit. Ich glaube zu ertrinken, so lange werde ich rumgewirbelt. Mein einziger Gedanke: Ich brauche Sauerstoff. Ich schlucke Salzwasser. Gefühlt literweise. Wieder oben. Röchelnd versuche ich Luft zu schnappen und merke, dass ich von gewaltigen Kräften vom Ufer weg gezogen werde und bin Sekunden später schon wieder im Zentrum einer Riesenwelle. In Sekundenschnelle laufen hunderte von Gedanken durch meinen Kopf. Ich werde wieder ausgespuckt und bekomme Grund unter den Füßen zu fassen. Nur weg hier. Ich torkle an den Strand. Vor mir krabbelt eine Athletin auf allen Vieren ans rettende Ufer, eine Schwimmerin stützt eine andere, die sich verletzt zu haben scheint – Armbruch, wie ich später erfahre. Neben mir Frauen, die schluchzend aus der Gischt klettern. In meinem Kopf tausende Gedanken, einer davon: Schluss! Ich mache nicht mehr weiter! Dieses Nahtod-Erlebnis hat mir den Rest gegeben.
Wieso sollte ich mein Leben noch einmal aufs Spiel setzen? Eine zweite Stimme: Gabi, du bist um die halbe Welt gereist und nun willst du aufgeben? Nein! Wie zur Bestätigung: Katrin taucht neben mir auf. „Hopp, Mami, des pocksch du!“ Bingo! Ich tauche wieder ein. Die Wellen sind scheint es jetzt gnädiger. Es geht einfach. Einfach drunter durchtauchen, es wird dunkel über mir, dann wieder hell. Geschafft! Zur gelben Boje. Bei jedem Armzug wieder die Erinnerung an das gerade Erlebte. Und die Angst. Ich möchte den Schwimmausstieg ewig hinauszögern. Von einer Wellenkrone aus sehe ich vor mir ähnliche Szenen wie vorher. Hilfe! Dann werde auch ich erfasst und nach vorne katapultiert. Sand unter meinen Füßen und ein enormer Sog ozeanwärts. Mit allen Kräften versuche ich der nächsten anrollenden Woge zu entkommen. Geschafft! Ich habe Tränen in den Augen.
Ich laufe in die Wechselzone und muss mich erst mal beruhigen. Das Erlebte lässt mich nicht los und wird im Laufe des Wettkampfes immer wieder vor meinem inneren Auge abgespielt. Und was jetzt kommt, sucht auch seinesgleichen. Der Regen hat die durch Dschungel verlaufende Radstrecke völlig eingeweicht. Hunderte Radfahrer in den Tagen zuvor haben den Pfaden auch zugesetzt. Obwohl die Organisatoren am Morgen Plan B ausgerufen hatten, änderte das nur auf dem unteren Teil, auf der Lower Bowl, etwas. Nur etwa 1,5 Meilen wurden entschärft. Dann war viel Schieben angesagt. Auch auf ebenen Passagen schaffte man es oft nicht im Sattel zu bleiben. Die Reifen rutschten haltlos weg. Die Wege waren wie eingeseift. Und nicht nur das. Der Matsch blieb an den Reifen hängen, Pflanzenteile wickelten sich um Kassette und Kette. Zentimeterdicke Dreckschicht klemmte sich zwischen Rahmen und Reifen. Oft blockierten dadurch sogar beim Schieben die Räder. Immer wieder bleibe ich stehen und pule den Dreck runter. Ich bin froh, meine Kette bleibt oben. Andere haben weniger Glück. Immer wieder Athleten, die am Streckenrad verzweifelt versuchen, ihr Bike wieder fahrtüchtig zu machen. Mein Simplon Cirex gleicht einem Fat-Bike, so dick hat sich streckenweise der Matsch um die Reifen gewickelt. Schieben, ein paar hundert Meter dahineiern, wieder schieben. Bei der heißen und schwülen Luft eine knochenharte Arbeit. So geht es meilenweit. Dann ist der höchste Punkt erreicht. Eine Versorgungsstation. Ich hasse Isogetränke, hier kann ich mir nichts Köstlicheres vorstellen als das angebotene Gatorade. Bei der Abfahrt immer wieder glatte Passagen. Löcher, Wurzeln, unvermittelt wirft mein Bike mich ab. Ich lande zum Glück weich in einem Zuckerrohrdickicht. Und wieder immer wieder stehen bleiben und das Rad vom Gröbsten befreien. Nicht nur mein Bike ist nicht mehr zu erkennen, auch ich bin von unten bis oben zugesaut. Dann ein Abschnitt, in dem es etwas zügiger durch eine Art Feldweg geht, durch privates Farmland, das erst Tage zuvor freigeschnitten wurde vom Dickicht. Eine Stoppel-Rüttelpiste. Dann wieder ein Aufstieg in der prallen Sonne. Wieder runter. Rote Lehmböden. Auf dem unregelmäßigen gerippten Terrain fliegt mir der Dreck um die Ohren, der sich von meinem Hinterrad löst. Dann hat der Dschungel mich wieder. Abwärtspassagen zu Fuß. Dann wieder schlingernd über glitschigen Boden. Ein weiterer Abwurf. Der Lenker bohrt sich schmerzhaft in meine Rippen. Dann einige hundert Meter, die Spaß machen. Trailig. Und nach gut 30 Kilometern ist der zweite Wechsel erreicht. Schnell das Rad aufhängen, Startnummer um und go!
Die ersten hundert Meter laufe ich auf Asphalt … und fühle mich gut. Die erste Steigung, meine Beine scheinen plötzlich wie Blei… Wie könnte es auch anders sein. Ohne Lauftraining. Und … Matsch! Auch die ebenen Passagen werden zur Tortur. Ich hangele mich von Baum zu Baum. Rutsche zurück. Schaffe es manchmal kaum auf den Beinen zu bleiben. Was soll’s … gehe ich halt zu Fuß. Einigen anderen um mich herum geht es ja gleich. Zum Glück alle zwei Meilen gibt es eine Versorgung. Ich schütte zur Kühlung Eiswasser über den Kopf, trinke soviel wie noch nie. Bergauf wieder gehen. Geht ja um nichts … Bin sowieso und hundertpro die letzte … Der höchste Punkt ist erreicht. Endlich. Abwärts komme ich in eine Art von Rhythmus. Geht doch! Vor mir eine Frau, F55, sie keucht. Klingt nicht unbedingt gesund. Ich überhole, dann drehe ich mich um, gehe zurück, frage, ob alles ok ist. Keine Antwort, keine Reaktion. Ich laufe weiter. Die letzte Meile. Aus dem Dschungel raus. Schwül und heiß und noch ein letzter steiler Anstieg. Dann nur noch runter. Nochmal Dschungel. Hier wurde der Weg durch ein riesiges Kakteengewächst geschlagen. Ein Streckenposten: Achtung Stolpergefahr in dem glitschigen glibberigen Gewirr von Pflanzenteilen. Dann ein Bachbett zu durchqueren. Ich hole einen italienischen Athleten ein. Er hält sich die Schulter. Verletzt. Und dann auf die letzten paar Hundert Meter am Strand entlang. Fast geschafft. Ich höre schon den Speaker. Die Zielgerade – wie Zeitlupe schwebe ich durch den Zielbogen. Aloha! Ein Hulamädchen hängt mir eine Orchideenkette um den Hals und die Finishermedaille … die mir beim Schwimmen noch unerreichbar erschien. Hermann und Katy empfangen mich. „Du bist Weltmeisterin!“ Wie? Das gibt es doch nicht! Sie beweisen es mir auf der Zeitnehmerseite. Gabriele Winck, 1° AK 55-59. Ich schwebe wie auf Wolken. Sagen wir mal … etwa fünf Minuten lang. Dann wird die Seite aktualisiert. Ich bin zwar auf den undankbaren vierten Platz zurückgerutscht – aber mega mega zufrieden, hatte ich mir doch den letzten Platz erwartet in Anbetracht meines Xterra – Werdeganges.
Silvia B. meint zu mir, sie nerven diejenigen Frauen, die ihr Licht ständig unter den Scheffel stellen und dann … Aber sie lacht und meint es nicht böse … Aber mal ehrlich: Was hätte ich vorher von mir halten sollen? Ich hatte ja keine Ahnung nach einem absolvierten Xterra-Bewerb … und wenig Schwimmtraining, kaum spezifisches MTB-Training, kein Lauftraining, aber anscheinend haben die vielen tausend Rennradkilometer sich doch auch positiv ausgewirkt …
Fazit: Zwar war ich nach knapp fünfeinhalb Stunden im Ziel, hatte aber mit Abstand einen der härtesten Renntage hinter mir.
Ein Plan reift … mit dieser schönen Rad-Tour …
Bei der North Cape 4000 mitzufahren … siehe Ende des Berichts …
Für Johannes …
Ende Sommer, die Schule hat gerade wieder ihre Tore geöffnet, da begleitet mich Johannes, mein Lieblingsschüler der vergangenen drei Schuljahre, auf eine Radtour.
Mit Rad und Zug brechen wir am frühen Vormittag vom Brixner Bahnhof auf. Der Tag verspricht strahlend schön zu werden. Was will man mehr? Die Fahrt nach Bruneck verspricht spannend zu werden: Haben wir korrekt gestempelt? Wird der Zug voll sein? Dürfen die Räder mit? Schaffen wir es in Franzensfeste pünktlich zum Anschlusszug? Müssen wir dort den Bahnsteig wechseln? Die Räder Treppe runter und Treppe rauf schleppen?
Wir schieben unsere Räder auf den Bahnsteig. Wo ist wohl der Waggon für die Räder? Urplötzlich sehen wir uns in eine andere Welt versetzt: Ein Rad – retro – Baujahr vor 1980 – das wäre was für die Eroica … und sein Besitzer die Beine in eine braun-grau karierte Flanellhose gehüllt, mit kariertem Hemd, Hosenträgern und einer grauen Sarnerjacke, auch die Mütze klassisch. Alles im Retrostyle. Ah, das ist ja der Heinz!!! „Wo fährst denn du hin?“ „Zur Eroica Dolomiti nach Innichen …“ Hab ich es doch geahnt … Ich spekuliere schon seit einer Weile mit der Teilnahme, hab ich doch auch einen Rad-Oldie im Keller. Solche Vintage-Radsport-Events erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Das Original findet jedes Jahr im Herbst im Chianti-Gebiet in der Toskana statt. Klammer auf – Klammer zu.
Der Zug kommt. Keine Ahnung, wo wir einsteigen sollen mit unseren Berg-Flitzern. Zum Glück gibt uns Heinz einen Tipp. Er ist ja schließlich vom Fach, erstellt die Zug-Fahrpläne. Am besten ist der Mittelteil des Zuges … Wir machen es uns bequem auf den gemütlichen Sitzen, aber leider müssen wir bald wieder raus. Franzensfeste. Treppe? Nein, Heinz lotst uns zum Aufzug. Der kommt und kommt nicht. Ob der Zug auf uns wartet? Ich glaube habe zu zaghaft auf den Knopf gedrückt. Nochmal fest drauf und siehe da … nach kurzer Zeit können wir uns alle drei in die Aufzugkabine zwängen. Der Zug auf dem Bahnsteig ist auch noch da. Erleichterung. Sitzplätze sind auch noch genügend da. Wir zurren unser Räder fest und dann geht es schon los. Nanu? Heinz nimmt seinen Leder-Rucksack ab und fängt an auszupacken. Schlauch, Reifenheber, Luftpumpe. Er nimmt sein Rad und stellt es mitten im Waggon auf den Kopf. Achso, er hat einen Platten. Johannes und ich gucken zu. Reifen runter, Schlauch raus. Schlauch rein. Reifen drüber. Aufpumpen. Heinz pumpt und pumpt und pumpt. Aber die Luft wird nicht mehr in seinem Reifen. Pumpe kaputt. Und meine Pumpe funktioniert auch nicht. So muss Heinz in Innichen wohl zu Fuß gehen … Inzwischen sind wir in Bruneck. Aus dem Fenster haben wir schon ein paar Stücke des Radweges gesehen.
Wir machen noch schnell ein paar Fotos, dass uns auch geglaubt wird, dass wir in Bruneck gestartet sind. 42 Kilometer liegen nun vor uns. Wir machen uns auf den Weg. Ich vorne, hinter mir Johannes. Anfangs führt der Radweg neben der Straße, dann fahren wir schön durch Wiesen und Felder bis nach St. Lorenzen, vorbei am ehemaligen Kloster Sonnenburg der Äbtissin Verena. Ein Stück fahren wir der Gader entlang und dann wird es kurz ganz steil. Wir schieben. Durch Wälder und der Bahn entlang geht es Richtung Kiens. Jausenzeit naht. Ein hübscher Teich lädt zum Verweilen ein. Johannes klappt seine Pausenbox auf. Mhmmmm, Vollkornbrot, Käse, Obst, da kann ich mit meinem Apfel nicht mithalten. Verspeist ist alles recht schnell. Was aufheben für später? Nein, das ist wohl keine gute Idee. Was man hat, hat man. „Erzähle mal was von der Schule!“, ist mein Wunsch. Ich werde abgeblockt: „Nö, heute wird nicht von der Schule geredet, heute ist Radeltag!“ Wo er Recht hat, hat er Recht, der Jochi. Aber etwas neugierig wäre ich schon …
Wir fahren weiter, vorbei an Kiens, wunderschön durch Maisfelder und Wiesen. Obervintl und Niedervintl ziehen vorbei. Johannes schlägt sich super. Er ist ein toll trainierter Bursche. Nicht einmal wird er langsamer oder fragt um eine Pause. Die paar Zu-Fuß-Passagen, weil sich die Kette beim Schalten einige Male verklemmt, nimmt er gelassen. Vor uns taucht schon die wunderbar restaurierte Burgruine der Mühlbacher Klause auf. Nicht mehr weit und wir haben uns wieder ein Pause verdient. Wir leisten uns einen Eisbecher in Mühlbach. Lecker!
Gestärkt geht es auf die letzten Kilometer. Wir fahren auf dem Radweg nach Wunsch von Johannes durch Aicha, zur Franzensfeste und am Vahrner See vorbei. Wir machen einen Abstecher zum Fischteich und rollen zu den ersten Häusern von Vahrn. Johannes hat sich hier etwas ausgedacht. Ein Stück Radweg dann links hinunter nach Neustift. Und kurz darauf verstehe ich auch warum. Wir halten bei Johannes‘ Oma. Klingeln. Hoffentlich macht da niemand einen Mittatsschlaf. Stolz erzählt Jochi von unserer Radtour. Die Oma kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Wir fahren die letzten beiden Kilometer, dann ist Johannes zuhause. So eine tolle Tour müssen wir unbedingt noch einmal machen. Vielleicht sogar mit Übernachtung? Das wäre doch mal was … Mal sehen …
Ein Plan reift … zeitnah zu dieser schönen Tour …
Bei der North Cape 4000 mitzufahren – ein Traum … An die 100 Fahrer sind in diesem Jahr gestartet, darunter eine Radl-Freundin, Loretta, aus der Gegend von Vicenza. Sie ist mein großes Vorbild. Sie hat die Fahrt für einen guten Zweck gemacht. Das würde mir auch vorschweben. Kontakte mit Angelika Stampfl, Vorsitzende beim AEB, dem Arbeitskreis Eltern Behinderter, habe ich schon geknüpft. Der Verein leistet Vortreffliches und könnten eine Unterstützung gut gebrauchen.
In meinen Vorstellungen möchte ich alle Spesen selbst übernehmen. Ich würde Firmen suchen, die bereit sind, ein paar Cent pro Kilometer zum guten Zweck zu spenden. Wie viel das auf einer Strecke von etwa 4200 Kilometern wäre, kann man sich leicht ausrechnen. Und mit einer solchen Zielsetzung muss frau einfach durchkommen, also ein Anreiz mehr, die Zähne zusammen zu beißen, wenn es mal nicht so leicht geht …
Plan: vielleicht im Jahr 2020??