Wochenende auf zwei Rädern
Tourenlänge: 492km/ 5900 Hm
Gelände: Radweg, Nebenstraßen, Landesstraßen, Asphalt, wenige Abschnitte Schotter
Kurz zur Tour:
Drei Tage frei … Was tun? Klar, eine schöne Radrunde! Die Eckdaten waren schnell ausgeschnapst und die genaue Strecke habe ich noch schnell mit Gpsies (Auswahl Radstrecke) zusammengebastelt. Das brachte schon manche Überraschung, wenn plötzlich der Asphalt zuende war und ein Schild andeutete, dass man auf den schmalen Rennradreifen nun den Spuren der Via Claudia Augusta oder Via Romana folgen sollte. Zurück? Nein, zu viel Umweg … also durch das Abenteuer … Die zum Glück recht kurzen Holperstrecken konnten wir pannenlos überwinden. Zwei vorgebuchte Übernachtungen erhöhten den Genussfaktor: In Seren del Grappa wohnten wir in der Locanda Al Cacciatore. Das Lokal bietet auch nette rustikale Zimmer an. Hervorzuheben ist die Bewirtung in der mit liebevollen Details geschmückten Pizzeria. Da diese sehr beliebt ist, ist eine Tisch-Vormerkung empfehlenswert. Das Besondere an der Speisekarte: Man bestellt eine Grundpizza und kann sich aus unzähligen Angeboten die eigene Pizza oder seinen Salat kreieren. Sehr sehr lecker auch die Nachspeisen. Das reichhaltige Frühstück brachte uns die nötige Energie für die Königsetappe Tag 2.
Zweiter Zwischenstopp erfolgte im Hotel Belvedere in Pieve di Cadore. Hier waren wir in einem schön geräumigen gemütlichen Zimmer untergebracht. Das zum Haus gehörende Restaurant bietet unter anderem leckere heimische Spezialitäten. Auch das Frühstück kann sich sehen lassen.
Beschreibung der Tour:
Radweg Brixen- Trient, dann die erste Steigung über Nebenstraßen durch Trient in Richtung Caldonazzosee. Ab dem See wieder Radweg durch die Val Sugana. An der Grenze zu Venetien hört der Radweg auf. Eine kurze Steigung bei Primolano führt in Serpentinen durch das Forte Tagliata della Scala. Interessante historische Reste eines Aquädukts sind hier zu sehen. Bei Arsié führt unsere Strecke vorbei am Lago di Corlo und die erste Etappe ist nach 185km und 1100 Höhenmetern in Seren del Grappa einem netten Dorf am Fuße des Monte Grappa zuende.
Am zweiten Tag steht der Monte Grappa auf dem Programm. Unser Radfreund Giorgio Murari (Musseu) hat für dieses Bergmassiv 10 verschieden Aufstiege parat, die er sogar einmal nostop (10 versanti nonstop) alle aneinandergehängt hat. Wir sind noch unentschlossen: Seren oder Caupo?? Wir tendieren eher für Caupo, Seren mit seinen sehr steilen Anstiegen (bis zu 26%) erschien uns dann doch zu hart mit unseren Gepäckstaschen. Und so rollten wir ein Stück zurück und nahmen den 26-Kilometer-Anstieg von Caupo aus in Angriff. Auf der Straße war es sehr ruhig und die 1600 Hm waren in gemütlicher Steigung in etwa zweieinhalb Stunden zurückgelegt. Der Gipfel war leider wolkenverhangen. Auf diesem errichteten die Italiener in den 1930er Jahren ein unübersehbares monumentales Denkmal und Ossarium für die dort im Ersten Weltkrieg Gefallenen. In den Piaveschlachten kamen auf dem Monte Grappa und den umliegenden Bergen tausende Soldaten ums Leben. Auf dem Monte Grappa ruhen 12.615 italienische und 10.295 österreichische Soldaten. Wir besuchten die historische Gedenkstätte, dann machten wir uns an die Abfahrt nach Semonzo. In vielen Kehren windet sich die Straße abwärts durch eine sehr schöne Gegend. Waren wir im Aufstieg alleine, so waren auf der anderen Bergseite unzählige Radler unterwegs. Und noch dichter war der Verkehr am Himmel: Eine Vielzahl an Paragleitern und Deltaseglern tummelten sich in der Luft. Nun ging es erst mal flach weiter Richtung Osten. Bei Valdobbiadine wurde die Gegend wieder hügeliger und unsere Sträßchen wanden sich durch die weinbestellten Hügel von Dorf zu Dorf. Sehr schöne Gegend.
Rasch hätten wir nun Belluno erreichen können, entschieden uns aber für einen kleinen Umweg über den Passo San Boldo, früher Passo Sant’Ubaldo genannt. Die spektakuläre Bauweise des Passes wollten wir uns nicht entgehen lassen. Der 706m hohe Pass verbindet die Dörfer Trichiana und Tóvena. Auf unserem Aufstieg durch das Tal von der Südseite konnten wir uns nicht vorstellen, wie die Straße die nahezu senkrechten Felswände, die das Tal abschlossen, überwunden werden könnte. Sensationell: Auf dem letzten Kilometer führt die Straße durch Kehrtunnel und über Brückenbauwerke auf die Passhöhe. Da die Straße einspurig verläuft sorgen mehrere Ampeln für eine Verkehrsregelung. Die Passstraße wurde von der österreichisch-ungarischen Armee 1918 in nur drei Monaten zur Versorgung der Piave-Front errichtet und wird deshalb auch „Straße der 100 Tage“ genannt. Dieses Zeugnis technischer Höchstleistungen sollte man sich nicht entgehen lassen, wenn am in der Gegend ist. Anschließend rollten wir abwärts Richtung Belluno. Die Streckenführung dann wählten wir nicht so ideal, da es irgendwo auch einen Radweg nach Ponti delle Alpi geben sollte. Irgendwann waren wir dann aber auf der Radstrecke in das Val Cadore. Da eine Ausbaustrecke (ursprünglich war die Weiterführung der Alemagna-Autobahn geplant) durch das enge Tal führt, kann die ursprüngliche Straße, die die Dörfchen im Tal verbindet, als Radstrecke mit kaum Verkehr genutzt werden. Vorbei fahren wir an Longarone, auch dieses Dorf hat eine schicksalhafte Geschichte: Bei der Katastrophe vom Vajont 1963 wurden fast alle Einwohner durch die Folgen eines Erdrutsches in den Stausee an der Vajont-Staumauer oberhalb der Gemeinde getötet und der Ort bis auf einen Kirchturm zerstört.
Kurz vor Pieve müssen wir noch mal eine Steigung hinauf, zum Glück die letzte an diesem Tag, haben wir doch schon 3600 Höhenmeter und etwa 190 km in den Beinen.
Tag 3: Der nächste Tag sollte irgendwann schlechtes Wetter bringen, so entschieden wir uns anstatt über den Kreuzbergpass über Sexten nach Hause zu fahren für die kürzere Version über Cortina, die den Vorteil hat großteils auf Radwegen zu verlaufen und zwar auf der Trasse der ehemaligen Bahn. Ab Cortina ist mit dem Rennrad die Bahntrasse nicht mehr zu empfehlen, da nicht asphaltiert. Wir ratterten zwar noch 10 km über den nicht ganz feinen Schotterbelag, wichen dann aber vor Schluderbach auf die Straße aus. Von Toblach dann Radweg bis knapp vor Brixen. Und zuhause genau auf die vorhergesagte Stunde kam dann auch der Regen.
Caldonazzo-See
Forte Tagliata della Scala und AquäduktLago di Corlo und mein schwer bepacktes Carbon-Ross
Auf dem Monte Grappa
Passo San Boldo
In Cortina Blick auf den Sorapis
Dürensee mit Blick auf den Monte Cristallo im Nebel
Die weltberühmten Drei Zinnen
Und daheim ist es auch schön: die Mühlbacher Klause
Ihr seid ja sowas von verrückt. Mein Kumpel ist beim Brixen Marathon regelrecht verzweifelt. Leider hatte es ihm ab KM 33 zeitlich nicht mehr fürs Ziel gereicht. Ich würde es so einschätzen, dass egal ob Laufen oder mit dem Rad, das schon eine sehr harte Nummer ist! Einfach Wahnsinn, die Höhenmeter gibt es hier nicht, hier ist alles flach 🙂
brixen marathon – mein Hausberg-Lauf … war ich auch schon dabei … ganz stolz auf meine 5:30 h … würde ich aber nicht mehr schaffen.
Biete mal Trainingscamps an, dort werden die Eisenmänner – und selbstverständlich Frauen gemacht.
… dann hätte ich ja keine Zeit mehr zum Radfahren … 🙂
Ihr macht schon wahnsinnige Touren. Da muss man ganz schön fit sein. Einfach super!!!