Covid-Pfingst-Lockerung – nichts wie weg! Ans Meer, ganz spontan.

Gabicce Mare ist unsere Destination, Stützpunkt ist zum wiederholten Male das Bikehotel Marinella. Chef Alessandro ist selbst begeisterter Radfahrer und kann manche Tipps geben. Das Hotel bietet auch täglich schöne Radfahrten durch die schönen Hügel der Emilia-Romagna und Marken an. Wir machen uns an diesen beiden Tagen aber alleine auf den Weg.

Radtour 1 San Leo und San Marino (111km/ 1800Hm) Strava   download

Radtour 2 Auf den Monte Carpegna – den berüchtigte „Cippo“ (138 km/ 2300 Hm)
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Anekdötchen von Tag 1
Hinfahrt nach San Marino und San Leo durch das Conca-Tal. Ich hatte mich schon auf verkehrsarme Sträßchen gefreut, aber hier ist es nicht ganz meinem Geschmack. Zudem weht uns eine straffe Brise entgegen. Frau soll nicht mit so hohen Pulsfrequenzen fahren. Gute Ausrede sich in den Windschatten des Göttergatten zu hängen. Langsam habe ich mich an diesen Gedanken gewöhnt. Glaube das zumindest.


Aber wo fährt der gute Mann. Hinter seinem holden Weib. Dann Überholmanöver und Beschleunigung und die Gute steht im Wind und der Gatte ist von dannen geprescht. Ich werde immer langsamer. Soll er doch alleine wohin auch immer fahren. Irgendwann dann steht H. mit fragendem Blick wartend am Straßenrand. Ich vorbei. Er hängt wieder hintendran. Nicht lange dasselbe Spiel. Überholmanöver, Beschleunigung total und weg ist er. Meine Miene wird immer säuerlicher. Soll er doch dahin fahren, wo der Pfeffer wächst. Und überhaupt: Den nicht geringen Pfings-Samstag- Verkehr mag ich auch nicht.

Ich konsultiere das Navi. Aha, hier könnte ich abbiegen und auf Schleichwegen nach San Marino radeln. In Fratte bietet sich eine Gelegenheit. Ich biege rechts ab, folge dem Sträßchen, nach 100 Metern Ende in einer Wohnsiedlung. Aber das Navi hat hier doch eine Verbindung angezeigt. Ich schaue nochmal genauer. Ach so, die Bewohner dieser kleinen Siedlung können sagen: „Ich wohne in der Emilia Romagna, mein Auto parke ich aber in den Marken“. Hahhaaaaa – die Linie, der ich gefolgt bin, ist nämlich die Provinz-Grenze. Kleinlaut fahre ich zurück. Von Hermann weit und breit keine Spur mehr. Doch da vorne wartet er schon wieder. Als ich in Sicht bin, bewegt er sein Rad wieder weiter taleinwärts. Nein, er biegt rechts ab. Mein Navi zeigt eine „Abkürzung“ nach San Marino an. Das ist eine gute Idee – weg vom Autoverkehr! Aus den Augenwinkeln sehe ich Hermann hinter der nächsten Biegung verschwunden. Aber wieso das? Da kommt man nur wieder auf die Hauptstraße. Na warte! Nicht mit mir.

Hier kann ich mein missglücktes Vorhaben von vorher in die Tat umsetzen. Die ruhige Straße ist ganz nach meinem Geschmack, es geht nun zudem bergauf, nichts hasse ich mehr als kilometerlange flache Strecken. Nach den ersten Kehren nagt dann doch langsam das schlechte Gewissen. Gut, eine WhatsApp-Nachricht kann ich ja tippen, sein Handy ist eh immer aus: „I fohr über Sassofeltrio – segma ins spater!“ Weiter schraube ich mich hoch. Auf einer langen Geraden drehe ich mich immer wieder um. Wäre doch ganz schön, wenn mein Rad-Partner mir nachkäme. Was, wenn wir uns nicht mehr treffen? Verloren haben wir uns schon häufig, das sorgt für Erheiterung bei unseren Radlfreunden. Ich gucke mal auf mein Handy.

„Ondre Strecke?“ – Aha, meinen Seitensprung hat er schon entdeckt und kurz vor Sassofeltrio hat er mich dann wieder. Ich werde mal meinen Frust los. Und der Rest der Tour ist gerettet. Wunderschön geht es vorbei an San Marino nach San Leo, das wie ein Adlerhorst auf einem felsigen Hügel thront. Nach einer schönen Strecke durch die Colline geht es über den Passo San Marco und vorbei am malerischen Monte Cerignone hinunter ins Concatal und mit tollem Gegenwind zurück nach Gabicce Mare.

Tag 2: Monte Carpegna – der berüchtigte „Cippo“ (138 km/ 2300 Hm)

Il „Cippo“ di Carpegna. Lang schon auf dem Wunschzettel, aber zugegeben – etwas sorge ich mich über die vor uns liegende Tour. Sie wird lang und hat viele Höhenmeter. Werde wir vor dem Abendessen überhaupt zurück sein?
Wieder geht es ins Conca-Tal. Aber wir entschließen uns dazu nicht den schnellsten Weg nach Carpegna zu nehmen, sondern über einen Hügel durch das Valle Avellana ins Valle del Foglia abzufahren und über Mercatale und Lunano hinauf nach Carpegna zu radeln. Das war eine sehr gute Entscheidung, die Strecke ist wunderschön. Nach dem sanften Aufstieg nach Carpegna wird es dann bitterernst. Es geht auf den Monte Carpegna, einen 1415 m hohen Berg im Naturpark des Montefeltro. Die Auffahrt von Carpegna her ist unter Radsportlern weltbekannt unter dem Namen „Il Cippo della Carpegna“.

Der Hintergrund: Die Strecke war das Lieblingstrainingsrevier von Marco Pantani Il cielo – der Himmel- des „pirata“. Die ersten beiden Kilometer haben es ganz schön in sich: Die Steigung auf dem Navi pendelt zwischen 16 und 20 % an. Dann wird es milder, es geht in zahllosen Serpentinen durch wunderbaren Laubwald nach oben. Auf dem höchsten Punkt kommt ein Brunnen mit klarem Quellwasser zur Erfrischung ganz zurecht, bevor wir uns auf der anderen Bergseite in die Tiefe stürzen. Und von Carpegna dann geht es nun durch das Conca-Tal in Sause-Fahrt zurück ans Meer.

Und ich freue mich schon auf den nächsten Besuch in Gabicce Mare. Dann wird das Gravel-Bike mitkommen. Susi und Wolfgang sei Dank, die uns den Mund wässerig gemacht haben.