Hermann: Live tracker
Wieder mal ohne Frau unterwegs … diese sitzt neidisch zuhause …
Vor Hermann stehen spannende Tage beim Bike Adventure ITALY DIVIDE.
Die außerordentliche Belastungsprobe startet am 23.April in Pompei, Ziel ist nach 1250 Kilometern und 22.000 Höhenmetern Arco am Gardasee – dazwischen pures Abenteuer!!!
Laut Veranstalter ist Italy Divide das wohl außergewöhnlichste Bikepacking-Event der Welt. Die Teilnehmer sind auf schnellen, hügeligen Schotterstraßen unterwegs, folgen der Via Francigena, der Eurovelo 7 und überwinden auf teils sehr technischen MTB-Trails die Via degli Dei, die Lessinia-Berge und schließlich den Monte Baldo, gespickt mit einer reichhaltigen Mischung aus Geschichte entlang des Weges. Das war Hermanns Italy Divide …
Der Tag davor …
Spannende Anreise. Zugstreik. Umdenken. Flug Innsbruck-Wien-Neapel. Rad im Radkarton. Auseinandergelegt. Aber Hermann ist Tüftler, der schafft das schon, sein Bike wieder fahrtauglich zu bekommen. Ich, Gabi, wäre da ein bisschen „kesslun“ wie man auf Südtirolerisch so schön sagt, übersetzt auf gut Deutsch bedeutet das soviel wie „ratlos“.
Nach Rad-Zusammenbau folgt endloses Schlange-Stehen um die Startunterlagen und den Spot-Tracker. Genau, da komme ich auch schon auf den Punkt: Hermann ist in Echtzeit nachverfolgbar und zwar hier .
Wer sonstige Eindrücke miterleben möchte auf Hermanns in etwa eine Woche dauernden Rad-Wanderung (zum Teil ist das wohl auch wörtlich zu nehmen), der schaue immer mal wieder hier rein.
Tag 1 – 23. April 22 – 160 km/ 1600 Hm
Noch 4 Stunden bis zum Start. Die Socken sind daheim. Dafür fährt ein Stück Gabi im Gepäck mit – Radsocken Größe 39 … 😊
Batterien in den Tracker einlegen. Ohne das geeignete Werkzeug nicht leicht und wer hat schon einen minikleinen Schraubenzieher mit? Taschenmesser? Tiefer Schnitt am Daumen fährt mit …
Der Start verzögert sich etwas, gegen 12:30 geht es los. Nun schlängelt sich das ganze Feld den Vesuv hoch. Fußmarsch angesagt … kilometerweit über Sand-Asche-Piste schieben. Und mittendrin *HL …
Der Abend kommt schneller als gedacht. Nach 150km in Formia nahe Gaeta gibt es ein Hotel, dann nichts mehr, das man noch zu später oder besser gesagt zu früher (Morgen-)Stunde noch beziehen kann. Um 22:00 ist deshalb für heute Zapfenstreich, dafür dann früh raus aus den Federn.
Tag 2 -24. April 22 – 245 km/ 2500 Hm
Start kurz nach 2 Uhr. Nach grad mal dreieinhalb Stunden Schlaf. Die ersten 50 km sind gut zum Einrollen. Dann wird es ernst. Hinauf auf den Monte Circello ist wieder mal Schieben angesagt. Lange. 4 Kilometer. Dann Abfahrt. Und es passiert. Die erste (und hoffentlich einzige) Panne. Ein Schnitt an der Seite des Reifens. Was nun? Hermann versucht den Schaden zu reparieren. Ob das wohl hält?
Bis jetzt ging es an der Küste entlang. Recht schnell kommt man aber nicht voran – Gravel … Auf der Höhe von Latina biegt die Strecke ab ins Landesinnere.
Es geht etwas langsam, schreibt Hermann, viele steile Passagen und viel Schlamm.
Und der Weg nicht immer leicht zu finden … „I glab, i bin folsch. Wieder aui trogn“. Oje …
Durch Rom durch, Menschenmengen.
Unterkunft? Nichts, nichts, nichts … alles, aber auch alles ausgebucht. Ein Motel bald nach Rom hat noch ein Zimmer. Es liegt allerdings 7 km abseits der Strecke und hat auch noch ein paar Höhenmeter im Aufstieg.
Der Tracker zeigt Hermann lange auf derselben Stelle, ich mache mir langsam Sorgen. Über eine Stunde ist er nun schon unterwegs für die grade mal 7 Kilometer Zubringer zum Hotel. Oje! Dann die erlösende Nachricht: „Habe gerade eingecheckt.“ Es ist nun 22 Uhr. Und – er ist nicht der einzige der Teilnehmer im Motel …
Hermann berichtet rasch, denn Bettruhe ist jetzt wichtiger. „Die letzten Kilometer waren ziemlich hart. Die Komoot-Route war spannend. Fussweg, Bach durchwaten, viele Herdenschutzhunde, z. T. auch freilaufend. Muss mir für die Rückfahrt zur Strecke eine andere Route überlegen.“
Muss schauen, dass ich meine Sachen noch trocken bekomme. Bin kaputt … Heute über zwei Stunden im Regen gefahren, im Matsch!“
Tag 3 – 25. April 22 – 175 km/ 2000 Hm
„Ich hab den Wecker auf 4.30 gestellt. Bin 1 Stunde früher aufgewacht. Dann aufgestanden und habe alles zusammengepackt und das Rad gepflegt, alles verdreckt, Antrieb mal geschmiert, … Um 4.45 gestartet. Das Rad ist sehr schwer.“
Zurück bin ich ein Stück auf einer Schnellstraße. Kein Verkehr. Nur ein einsames Wildschwein ist vor mir über die Straße gelaufen. Hat mich aber nicht als Seinesgleichen erkannt, so wie ich im Moment ausschaue. Hahhahaaa!“
Heute geht es gut. Habe schön gefrühstückt unterwegs. Aber es geht verhältnismäßig langsam voran. Die Wege sind schön, teils wunderbare Singletrails, aber schwer zu fahren, alles ist nass, matschig.“
Es rollt, allerdings ab und zu eingebremst … Bei Montefiascone 4 km grobes Pflaster, ein Kilometer davon wieder mal Schiebestrecke.
Schöne mittelalterliche Städte an der Strecke. Ein Juvel Civita di Bagnoregio.
Nun taucht er in die wunderschöne Toskana ein. Heute etwas früher Abendpause, zwar etwas abseits der Strecke in Acquapendente, aber dafür ist noch ein Abendessen in der angeschlossenen Pizzeria drin.
Der Haken daran nur, dass es keinen Platz für das Rad gibt. Erst, wenn alle Gäste die Pizzeria verlassen haben, kann das MTB in den Flur gestellt werden. Das Lokal war voll …
Tag 4 – 26. April 22 – 185 km/ unzählige Hm
Vor 5 geht es wieder los. Es geht nun vorbei an vielen Orten in der Toskana, die wir von der 1001 Miglia und von unseren Aufenthalten in Bagno Vignoni kennnen. Hoffentlich kann es Hermann etwas genießen …
Das Wetter hält heute. Die Strecke birgt immer wieder Überraschungen, sehr oft gibt es kurze sehr steile Anstiege, auf den Abfahrten kann man es leider auch nur selten richtig schnell rollen lassen. So kommen heute auch nur annähernd 200 Kilometer auf den Tacho. Unterwegs heute viele Natur- und Kulturschönheiten der Toskana: Radicofani, Campiglia d’Orcia, Castiglione d’Orcia, Bagno Vignoni, San Quirico d’Orcia, Castelnuovo Beradenga. Unterwegs trifft Hermann Elena G. und Andrea S., diese sind nicht so ganz frisch heute, da sie mangels Unterkunft in Radicofani nur eingewickelt in Rettungsfolie übernachtet hatten. Auf seiner Fahrt wird Hermann von Tiziano D. abgefangen. Dieser war 2021 auch bei der Northcape4000 dabei, wir haben uns am Ende der Welt, in Honningsvåg, getroffen. Nachtruhe gibt es heute in Radda in Chianti.
Tag 5 – 27. April 22 – 140 km/ ?Hm
„Heute schon üble Schlammschlacht gehabt. 5km schieben. Die letzten Tage hat es geregnet. Heute Wetter ok, aber das Weiterkommen sehr mühsam. Geschwindigkeit nicht mehr wie 2-3km/h …“
Start heute 3:30 in der Früh … Heute großen Teil der Via degli Dei gefahren. Viel schieben. Aber schön. Insgesamt kommt doch ein Schnitt von 8km/h zusammen. Neben einigen Radfahrern sieht man viele Rehe, auch Wildschweine hat er bereits drei gesehen. Es geht weiter durch die schöne Toskana, an Florenz vorbei und dann geht es wieder in die Berge. Der Abschnitt Florenz-Bologna steht als „Schreckgespenst“ vor Hermann. Er beschließt nicht in die Nacht hineinzufahren, sondern kurz nach dem Passo della Futa, vor dem Passo Passeggere in der gleichnamigen Agritur eine verfrühte Nachtpause einzulegen. Um halb neun sitzt er schon bei einem leckerne Abendessen. Gab es gestern ein Glas Chianti, heute ist es der San Giovese. Essen dauert etwas. Dafür gönnte er sich heute zwei Gänge.
Tag 6 – 28. April 22 – 285 km/ ?Hm
Vom Passo Passeggero sollte es abwärts rollen bis Bologna. Allerdings ist das nur tendenziell so, denn Abfahrten werden immer wieder unterbrochen von giftigen Anstiegen. Die Po-Ebene dann ziemlich flach, aber die Gravelabschnitte bremsen ein. Vor Mantua dann der Schock: 40 Kilometer Umweg wegen einer fehlenden Brücke. In Verona dann nächtlicher Stopp. Gabi sieht ihren Hermann bis 11:30 immer noch an der Arena von Verona stehen. Langsam sorgt sie sich …
Später die Entwarnung. Batterien leer und der gute Mann hat nicht auf WhatsApp geschaut, dass seine Gattin vor dem PC wartet.
Morgen stehen noch zwei Berge an mit insgesamt über 5000 Höhenmetern. Das Ziel in Torbole ist in greifbarer Nähe …
Tag 7 – 29. April 22 – 125 km/ ?Hm
„Gestern war in der Arena Rockkonzert. Der ganze Platz davor war mit Menschen voll. Ich habe Rad geschoben“. Da erklärt sich alles. Hermann war beim Rockkonzert, während die Frau auf ein Lebenszeichen gewartet hat … Hahhahaaa!
Heute Zielankunft??? „Heute ohne Proviant los. Habe noch 1 Gel.😱 Bis in die nächste Ortschaft werde ich es wohl schaffen.“
Von Verona geht es über die Lessinia. Abfahrt ins Etschtal und dann auf der anderen Seite Richtung Altissimo wieder hoch.
Kurzweiliger Anstieg mit einem Slowaken. Dann Überraschung, kurz nach dem Stausee kommt mir eine Radfahrerin entgegen. Gabi, meine Göttergattin. Bis zum Corno della Paura ist es wieder unterhaltsam. Durch die Felswände des Corno ist es ziemlich luftig, man sollte schwindelfrei sein, denn ins Etschtal runter geht es weit und der Abgrund ist nah, ein Fahrfehler auf dem gerölligen Boden und deine Italy Divide ist hier beendet …
Katrien treffen wir immer wieder. Die junge Frau aus Belgien ist alleine unterwegs und Hermann ist ihr immer wieder begegnet. Taffe Frau!
Gegen 18:30 Uhr biegen wir nach rasanter Abfahrt von Brentonico um eine Kurve und da liegt er: der Gardasse. Wunderbar in der Abendstimmung. Noch ein Kilometer und Hermanns lange Reise ist zuende und ich habe meinen Mann heil wieder.
Obligatorisches Foto auf dem grünen Brokat-Italy-Divide-Thron …
Nächstes Jahr wird die Italy Divide vermutlich in umgekehrter Richtung gefahren. Darf dann ich? Hermann sagt allerdings: „Das ist ein sehr hartes Brett …!“ Nichts für mich?
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