Strada degli Scarubbi & Strada degli Eroi

Herbst … mit seinen klaren Tagen, die schon kürzer werden. Genau richtig für eine Tour im Pasubio-Massiv. Dieses liegt hoch über dem Etschtal, zwischen den Provinzen Vicenza und Trient. Wir bewegen uns zwischen den Gipfel der „Kleinen Dolomiten“ bis wir dann in die Bergwelt des Pausubio eintauchen. Der Blick von oben reicht bis an den südlichen Alpenrand.


[Hat man zwei Tage Zeit, könnte man diese Rundtour mit einer spektakulären Wanderung verbinden: Vom Ausgangspunkt Xomo Pass – Strada delle 52 Galerie  (absolutes Radfahrverbot) zum Rifugio Papa und über die Strada degli Scarubbi zurück].


Charakteristisch sind die unwegsamen und steilen Seitentäler des Massivs. Der Hauptgebirgskamm verläuft in Richtung Nordsüd von Cogolo Alto zum höchsten Punkt des Pasubio, dem Palon Gipfel (2239 m). Das Gebiet war während des Ersten Weltkrieges Schauplatz blutiger Kämpfe. Hier verlief die Dolomiten-Front: Man kann noch heute Bombenkrater, Schützengräben und Kontrollgänge erkennen. Nicht selten trifft man auf Tunnel und Schutzräume.    

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Tourenlänge: 57 km/ 2000 Hm

Ausgangspunkt/ Parken:   Das Örtchen Speccheri. Man erreicht es nach über eine schöne Auffahrt von Rovereto (20 km). Parkmöglichkeit bei einem kleinen Spielplatz.

Gelände: Forstwege, alte geschotterte Militärstraßen, Provinzstraßen

Radwahl: Ich bin für MTB, obwohl man auch einige Gravelbikes gesehen hat

Zeit: unsere reine Fahrtzeit betrug etwa 5h

Beschreibung:
Von Speccheri direkt unter der Staumauer des Lago Speccheri geht es gleich steil bergauf, allerdings fällt das auf Asphalt nicht so schwer. Wir kommen durch drei kleine Dörfchen, dann nach nicht mal 5 km endet die geteerte Straße abrupt vor dem Portal eines für Fahrzeuge und Fußgänger gesperrten Tunnels.

Direkt vor dem Eingang allerdings können wir links um den Tunnel herumfahren, die Straße ist ab hier ein geschotterter Forstweg. Die Aussicht auf die Gipfel der Carega-Gruppe ist grandios. Bald ist die Straße wieder geteert, nicht instandgehalten, dafür ohne Verkehr. Anscheinend wurde hier vor vielen Jahren eine Verbindungsstraße geplant.

Wir erreichen das Rifugio Campogrosso, die Möglichkeit zur Einkehr bietet. An den niederen Gipfeln der Sergio Alto – Gruppe fahren wir talwärts. Bald geht es links ab und wir fahren flott auf einer teils geteerten, teils geschotterten alten Straße talwärts. Und „schwupps“ schon stehe ich an einem Abbruch, von der Straße nichts mehr zu sehen, dafür ein Verbotsschild, hier geht es auf keinen Fall weiter.

Ich hatte die Abzweigung übersehen, nun aber habe ich dafür einen atemberaubenden Blick auf die unter mir liegende Hängebrücke. Die paar Meter zurück und richtig abgebogen. Wenige Höhenmeter sind nun hinunter zu schieben bis zum Anfang der Brücke. Spektakel. Da der „ponte tibetano“ sehr schmal ist, muss man abwarten, bis kein Fußgänger mehr auf der Brücke ist. Mir fällt gleich die Fabel der beiden Ziegen ein: „Zwei Ziegen begegneten sich auf einem schmalen Steg. Die eine wollte herüber, die andere hinüber. „Geh mir aus dem Weg!“, sagte die eine. „Was fällt dir ein?“, rief die andere, „ich war zuerst auf der Brücke. Geh du zurück und lass mich hinüber!“


Mutig steige ich auf mein Rad und rolle die ersten Meter das leichte Gefälle auf schwankender Brücke hinunter, bis mein Lenker sich in den Maschen des Geländers verfängt und ich abrupt stehen bleibe. Nanu, hier wird es schmaler. Also ist Schieben die bessere Alternative.


Weiter geht es bis auf die Straße, die vorbei am Kriegsdenkmal (Ossario del Pasubio) zum Pass Pian delle Fugazze hinunter führt. Nun halten wir uns auf der Straße rechts und fahren kurz bis zur nächsten Abzweigung hinunter und fädeln dort links in die Strada dello Xomo ein, die uns (ab jetzt geht es nur noch aufwärts) in 5km hinauf auf den besagten Passo Xomo bringt.

Noch 2 km „Galgenfrist“ auf Teer bis zur Bocchetta di Campiglia (letzte Versorgungsmöglichkeit vor dem Rifugio Papa auf unserem höchsten Punkt der Tour). [Hier startet (mit demselben Zielpunkt wie wir) wie oben erwähnt die Strada delle 52 Gallerie, auch Strada della 1ª Armata oder Strada della Prima Armata genannt, die eine der bekanntesten italienischen Militärstraßen des Ersten Weltkrieges ist. Sie wurde erbaut, um die italienischen Stellungen auf dem Pasubio zu versorgen. Hier herrscht absolutes Rad-Fahrverbot und zwar wirklich!]


Wir fahren weiter und nicht lange und wir stehen an einer Schranke mit einem großen Rad-Fahrverbots-Schild. Man kann aber gut außenrum fahren und braucht sich anscheinend nicht kümmern um das Verbot. Die Hundertschaften von Rädern aller Art (Gravel, E-Bike, MTB), denen wir begegnen, haben sich wohl auch nicht daran gestört. Anfangs noch beschattet durch den Bergwald windet sich die Straße in zahllosen Serpentinen bergauf. Manchmal hätte ich mir hier ein E-Bike gewünscht, denn die Steigung ist mit durchschnittlich 8% zwar moderat, aber der Untergrund ist mitunter kniffelig, gröber Steine und kleine Haufen rolliger runder Kalksteinchen sind im Weg und zwingen mich ein paar Mal vom Rad.

Bis wir die Idee hatten, den Reifendruck durch etwas Ablassen von Luft zu verringern. Dann war alles easy, übrigens auch bei der Abfahrt dann. Die 10 Kilometer sind zwar schweißtreibend, aber herrliche Tiefblicke wiegen alle Anstrengungen wieder auf. Nach der letzten Kehre sieht man in der Ferne schon eine Art große schwarze liegende Blechtonne, das Bivak Marzotto-Sacchi, das das ganze Jahr über geöffnet ist und 7 Personen Platz bietet. Die darunter liegende Schutzhütte Achille Papa wurde auf den Resten der Kaserne aus dem Ersten Weltkrieg erbaut und bietet den Gästen auf mehreren Terrassen Mahlzeiten bei Traum- Panorama.


Spektakel ist nun auch die Abfahrt. Der in den Felsen gehauene Weg gebietet Vorsicht, der Abgrund ist nah und ein Fahrfehler wird nicht verziehen. Die Militärstraße ist jedoch schön breit.
Auch hier führen unzählige Kehren hinunter und landet dann auf dem Passo Pian delle Fugazze. Die Straße überqueren und in rasanter Abfahrt geht es ein paar Kilometer nur noch abwärts zurück zum Ausgangspunkt.