Frau + Karbon = Randonneur(in) - aber nicht nur ...

Race around Rwanda

Mein Gravelbike, ein Selbstbedienungsladen – nicht nur für mich … 😊

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Allgemeines

Tag 1:
Start in Kigali – CP1 Lake Muhazi – Gasange
210 km/ 2850 Hm
Zeit in Bewegung: 11:30h
Verstrichene Zeit: 14:07h

Hier zunächst das Video – Tag 1

Race day morning:

Meine Aufregung steigert sich. Für uns ist im Café Tugende ein wunderbares Frühstück bereitgestellt. Letzte Vorbereitungen bis zum Start. Jemand teilt mir mit, mein Tracker erscheint auf der Legendstracking-Seite als nicht vollständig geladen, also hänge ich ihn nochmal an die nächstbeste Steckdose; daneben hatte jemand wohl dieselbe Idee. Ein letztes Mal aufs Klo, Tracker eingepackt und in die Startlinie eingereiht. Ein fröhliches Geblinke der roten Rücklichter, blau das des Polizeiwagens, der uns auf den ersten Kilometern aus der Stadt hinausbegleitet. Countdown … es geht los! Die Anspannung fällt mit den ersten Pedalumdrehungen ab. Jetzt gibt es kein Zurück mehr … Komme, was kommt!

23 Kilometer Asphalt, unterbrochen von etwa zwei Kilometern grobem Kopfsteinpflaster. Hier zeigt sich, wer seinen „Hausrat“ nicht richtig befestigt hat. Ein Rücklicht, eine Sonnenbrille, Trinkflaschen verlieren ihre Besitzer, mich rüttelt es nur richtig durch, aber alles bleibt dran.

Kurz vor sechs wird es hell. Das bedeutet hier in Äquatornähe innerhalb von Minuten von Stockdunkel zu Sonnenaufgang, fast so, als ob jemand einen Lichtschalter umlegt. Nur ist es 12 Stunden hell und dann dasselbe Schauspiel umgekehrt. Also gut in die Pedale treten, ich hatte mir vorgenommen nur bei Helligkeit zu fahren. Als Frau alleine fürchte ich mich doch etwas im Dunkeln einsam zu radeln, auch wenn Ruanda als eines der sichersten Länder weltweit gehandelt wird.

Und bei Tagesanbruch geht es auf die erste Gravelstrecke. Diese wird von Simon als „smooth“ beschrieben. Ab und zu ist es aber ziemlich ruppig, wie werden wohl die Abschnitte ohne diese Beschreibung sein?

So früh am Morgen, überhaupt ist heute auch noch Sonntag sind schon sehr viele Leute unterwegs: zu Fuß am Straßenrand, mit hochbepacktem Rad und auch Moto-Taxis gibt es hier – wie ÜBERALL. Das wird sich auch in den nächsten Tagen nicht ändern. Es gibt kaum einmal einen Kilometer, auf dem niemand unterwegs ist.

Ich grüße links, ich grüße rechts mit „Salama“ … glaubte ich doch, das hieße soviel wie „Hallo“. Erst zuhause teilt mir die KI auf meine Frage mit, dass „Salama“ als Gruß oder Ausdruck für Wohlbefinden genutzt wird, ähnlich wie „Alles gut?“ oder „Bleib gesund“ und stammt eigentlich aus dem Swahili. Die Leute sind trotzdem immer überrascht, wenn ich so grüße und antworten fröhlich – mit was auch immer … manchmal mit „Komera“, was „sei stark, habe Kraft“ bedeutet oder mit „Yego„- Ja!

Rotbrauner gestampfter Erdboden begleitet mich über fast 60 Kilometer. Obwohl es trocken ist oder gerade deshalb sind meine Beine bald völlig von einer rötlichen Staubschicht bedeckt, ein klebriges Gemisch mit Schweiß und Sonnencreme. Auch die Farbe meiner Kleidung ist bald nicht mehr eindeutig zu erkennen. Ich nähere mich also schon am ersten halben Tag den Leuten und vor allem den Kindern an, deren Kleidung auch nicht immer makellos rein ist. Wasser wird anscheinend vielerorts für wichtigere Dinge gebraucht als Waschen und Körperpflege und ist nicht immer verfügbar, so wie wie wir es kennen – Wasserhahn auf und das kühle Nass sprudelt. Nein, hier muss es oft von weit her geholt werden. Frauen, Männer, Kinder sieht man häufig mit gelben Kanistern. Die vollen Behälter werden nach Hause geschleppt, oft auf dem Kopf, auch mit hoch beladenen Rädern, die von ihren Fahrern schweißtreibend den Berg hochgeschoben werden.

Bei CP1 sehne ich mich nach einer kleinen Katzenwäsche, die Abkühlung und saubere Beine, Arme und Gesicht versprechen. Aber Fehlanzeige, Wasser ist wohl wie fast überall im Land Mangelware, sagen wir mal für so banale Dinge wie sich des Staubs zu entledigen. Ist das überhaupt wichtig? Ich werde in den nächsten Tagen lernen, dass es viel wichtigere Dinge gibt, zum Beispiel Wasser zum Trinken.

Nach fast 80 Kilometern wechseln wir wieder auf Asphalt und ich halte kurz am Straßenrand bei einer kleinen Gruppe von Kindern: sie bieten Bananen feil. Ein ganzer Strunk oder wie man das nennt für 300 ruandische Franc. Ich brauche nur drei Bananen und bezahle mit 1000 Franc. Das Geld wird mir aus der Hand gerissen und verschwindet, Wechselgeld bekomme ich keines. 1000 Franc haben grad mal den Gegenwert von 70 Cent. Die Kinder umzingeln mich fragen gleich noch nach weiterem Geld. Ich ziehe von dannen.

Kurz darauf eine Radfahrer-Hotspot: Hier muss es was geben und ja, ein Shop!

Alle paar Kilometer gibt es kleine Straßendörfer und hier sind nicht nur noch viel mehr Leute, sondern es gibt kleine „Shops“, die detailliertere Planung hätte ich mir als sparen können. Shop? Hier gibt es, was es gibt: Wasser immer, Fanta auch immer, wobei hier unterschieden wird in Fanta Orange, Fanta Lemon oder Fanta Cola, manchmal auch Fanta Ananas. Irgend eine Art Kekse gibt es auch immer oder Chapati und Mandazi. Dieseostafrikanischen Teigwaren werden oft als Snack oder Beilage gegessen und wohl von den Frauen frühmorgens gebacken und in durchsichtigen großen Eimern zum Bestimmungsort „Shop“ getragen. Chapati – ist ein flaches Brot, das in der Pfanne gebraten wird, Mandazi  leicht gesüßte, frittierte Teigkugeln. Anfangs hatte ich etwas Bedenken, diese Energie-Snacks zu probieren.

Ich fülle meine Wasserreserven auf, es ist inzwischen nämlich sehr warm geworden und der Durst größer als normal. Auch eine Cola gönne ich mir. Ich mache eine Entdeckung: mein kleiner weißer Plüschbär, der alle meine Bikepacking-Abenteuer mitgemacht hat, hat mich VERLASSEN. Sprich, ist wohl bei meinem Stopp bei den Kids abgerissen worden.  Ich hoffe, er macht ein ruandisches Kind glücklich! Tschüssi Bär!

Nach einer rasanten Abfahrt gibt es wieder Gravel. Smooth und flach. Mit etwas Rückenwind düse ich durch die flache Landschaft. Sie ist auch eine der am tiefsten gelegenen und deshalb eine der heißesten Abschnitte der Strecke, zudem gibt es so gut wie keine Verpflegungspunkte mehr. Es ist etwa Mittagszeit, der Fahrtwind kühlt etwas.

Das wird sich nach den knapp 50 Kilometern ändern. Nun heißt es einige Steigungen zu überwinden. Also nichts mehr mit Fahrtwind und die pralle Sonne bei 38° im Schatten machen mir, die aus dem Winter kommt, ganz schön zu schaffen. Mein Kopf fühlt sich jedenfalls wie eine glühende Kugel an.

Ein Erlebnis lässt mich nicht mehr so unbeschwert durch die Gegend radeln:
Vor mir sitzen vier Kinder (sagen wir mal fast Halbwüchsige) auf der Straße , mit gespreizten Beinen eine Barriere gebildet. Als ich bremse, springen sie auf und umzingeln mich. Sie fragen in etwas aggressiverem Ton nach „money“ und als ich weiter fahren will, ziehen und zupfen sie an meinem Rad, wollen meine Wasserflasche rausholen. Ich reiße mich los und flüchte.
Erst am Abend werde ich in der WhatsApp-Gruppe lesen, dass einigen ihre Rücklichter abhanden gekommen sind. Aha, das wollten die Kids … Meine Lichter waren aber mit Kabelbindern gesichert, nicht gegen Kinder, sondern gegen das Verlieren …

Sonst aber nur fröhliche Gesichter, alle grüßten zurück, manche Kinder riefen „give me money!“ oder auch nur „good morning“ und „how are you?“

Irgendwann ist das auch geschafft und gegen 15 Uhr trudele ich im ersten Kontrollpunkt ein. Ein Crewmitglied kommt informiert mich gleich, dass mit meinem Tracker was nicht in Ordnung ist und gibt mir einen neuen, auch Lars informiert mich, dass ich laut Legends-Tracking immer noch in Kigali sei. Da werden sie sich zuhause wohl Sorgen machen. Ich will gleich via WhatsApp alle beruhigen und merke, dass ich keinen Internet-Empfang habe.

Ich bin ausgehungert und mache mich erst mal daran mich durch das Sortiment an Mittagessen zu futtern: Gemüse, Reis, Nudeln, Soße, Pommes, Wasser und wieder mal Fanta. Zudem möchte ich mich etwas waschen. Fehlanzeige, es gibt ein einfaches WC, aber kein fließendes Wasser.

Es wird langsam Zeit sich um eine Schlafquartier zu kümmern, ist der Nachmittag doch schon vorangerückt. Hatte ich zuhause mir einige Optionen aufgeschrieben, so muss ich mit Entsetzen feststellen, dass diese Strukturen alle ausgebucht sind. Was tun?

Ich beschließe mit einigen anderen, die dasselbe Problem haben, erst mal weiter zu fahren. Piotr möchte bis nach Byumba weiterfahren, das bedeutet von CP1 noch 90 Kilometer, mehrere kleine und einen langen Anstieg von knapp 1000Hm. Das ist mir definitiv zu lang.

Unterwegs löse ich erst mal mein Internet-Problem und fahre einen der gelben Sonnenschirme, die es in jedem Dorf gibt, an. Darauf das Emblem der Telefongesellschaft deren Sim-Card wir vom Veranstalter bekommen haben. Ich versuche mich verständlich zu machen, dass ich kein Internet habe. Nach einigem Bemühen der Dame unter dem Schirm wird meine eigene Dummheit in technischen Belangen wieder mal enthüllt: ich hatte schlichtweg das Daten-Rooming deaktiviert.

In diesem Punkt erleichtert fahre ich weiter. Und kurz darauf ein Piepton, dass mich eine Nachricht erreicht hat, ich habe ja wieder Empfang … Lars schreibt, er habe im nächsten Dorf eine Unterkunft ausgeforscht. Kurz darauf bin ich dort und wir inspizieren das Gebäude. Zuvor schreibe ich noch Hermann, dass ich unterwegs bin und nicht mehr in Kigali.

Die Räumlichkeiten erschrecken mich zunächst. Das „Bad“ besonders: Ein Abtritt aus Kunststoff, gelber Kanister daneben soll wohl die Klospülung sein. Zwei Zimmer, die Bettwäsche zerwühlt und nicht ganz sauber. Es gibt zumindest Wasser, einen Wasserhahn neben der Eingangstür. Der Herr des Hauses hat wohl seine Familie ausquartiert? Keine Ahnung, denn persönliche Gegenstände gibt es außer einer Hautcreme keine. Es wird uns versprochen, dass die Betten frisch bezogen werden. Wenn wir ein Mückennetz wünschen, dann steigt der Preis von 15.000 auf 40.000 Franc (1000 RWF = 0,70 €). Wir wünschen. Auch ein Dinner kann uns serviert werden. Ich unterstreiche, dass ich gerne nur richtig durchgekochte Speisen möchte. Alles klar.

vorher

In meinem Zimmer gibt es kein Licht, eine neue Glühbirne soll installiert werden. Mann verschwindet, wir sollen nach ihm zusperren und niemandem aufmachen. Es vergeht eine Weile und Mann kommt mit einem Kollegen zurück. Es wird gewerkelt. Strom bekomme ich keinen, aber ein Mückennetz. Etwas später kommt auch frische Bettwäsche und ich muss sagen, ich könnte mein Bett mit Laken nicht so fachgerecht aufbetten, wie unser Vermieter das macht. Ich konnte mich inzwischen mit einem Eimer Wasser behelfsmäßig mit meinem Lappen „waschen“. Irgendwann dann kommt das Essen, siedend heiß: Bohnen, Kartoffeln, Nudeln und Gemüse – und billig, umgerechnet nicht mal 4 Euro.  Unsere Gastgeber verabschieden sich. Wir hatten vereinbart, wir rufen an, wenn wir das Haus verlassen, zwecks Schlüsselübergabe. Mit Schrecken entdecke ich, dass ich immer noch nicht auf Legendstracking als Punkt vertreten bin und komme drauf, dass mein Tracker ausgeschaltet ist. Zu blöd: Was denken sich denn die Beobachter des Rennens?
Lars und ich buchen in weiser Voraussicht schon mal zwei Zimmer in einem Hotel in Ruhengeri, dem Ort der nächsten Kontrollstelle, bei dem ich voraussichtlich knapp vor Dunkelwerden ankommen würde.

Ich schlafe mäßig gut, denn das Mückennetz versucht zwar seinen Zweck zu erfüllen, aber das geht nur leidlich, wenn sich Mücken innerhalb des Netzes befinden. Ich gehe also mehrfach auf Jagd und entdecke dabei, dass das Mückennetz nicht neu, sondern blutbefleckt ist, wohl von anderen Kammerjägern. Hoffentlich erfüllt meine Malaria-Prophylaxe ihren Dienst.

Tag 2:
Gasange – Lake Muhazi – Byumba – Ruhengeri (CP2)
161 km/ 2500 Hm
Zeit in Bewegung: 11:23h
Verstrichene Zeit: 13:51h

Zunächst mein Video Tag 2

Gegen 5 Uhr machen wir uns wieder auf den Weg. Lars ist bald hinter der nächsten Biegung verschwunden, ich rolle sehr langsam bergab Richtung Muhazi See, die Gravelabfahrt verlangt meine volle Konzentration. Von „smooth“ keine Rede. Steine, Löcher, Rillen, das volle Programm, um bei einer kleinen Unaufmerksamkeit ausgehebelt zu werden.

Bei Dämmerung radle ich am See entlang. Die Morgenstimmung ist wunderbar. Alleine bin ich auch nicht, immer wieder überhole ich hoch bepackte Radfahrer mit ihren Stahlrädern, auch zu Fuß sind schon eienige unterwegs. „Black Ich komme am Kingfisher Ressort vorbei. Hier hatte ich ja keinen Platz mehr bekommen. Die Rezeption ist auf dieser See-Seite, das Hotel selbst auf der anderen Seeseite wird mit einem Boot angefahren. Nächstes Mal dann …

Ein Rad-Team steht am Straßenrand neben einem Moto. Moto-Taxi? Nein, der hat eine große Holzkiste hinten drauf und darin … frisches Brot. Ich greife zu! Wer weiß, wann ich wieder was bekomme.

Bei der nächsten Abzweigung soll es einen Shop geben. Ich brauche Wasser-Nachschub. Eine Menge Menschen stehen herum, der Shop ist geschlossen. Also weiter. Nun fahre ich auf Asphalt, aber hoch nach Byumba sind es noch knapp 30 Kilometer und fast 1000 Höhenmeter. Ich ziehe im Windschatten einen Radfahrer mit Stahlrad, ein Fahrrad-Taxi, ein sogenannter „Boda-Boda“: Das ist die preiswerte Alternative in Ruanda, vor allem in ländlichen Gebieten. Eine zehnminütige Fahrt kostet etwa 100 RWF, etwa 7 Cent. Diese Taxis bestehen aus robusten Fahrrädern, oft „Made in China“, die für den Transport von Passagieren und schweren Lasten angepasst wurden. Ein charakteristisches Merkmal dieser Fahrräder ist ein verstärkter Gepäckträger, der mit einem gepolsterten Sitz ausgestattet ist, um den Komfort für den Passagier zu erhöhen. Oft verfügen sie über dekorative Elemente, alle möglichen bunten Teile, die von den Fahrern hinzugefügt werden, um ihre Fahrräder zu personalisieren.

Wahrscheinlich hat mein „Mitfahrer“ gerade jemanden von Byumba hinunter gebracht und muss nun wieder zurück. In der Steigung fällt er etwas zurück, ich glaube diese Räder sind Single Speeds …, aber im Flachen schließt er immer wieder auf, strampelt unermüdlich. So geht das über viele Kilometer. Zwischendurch wechseln wir ein, zwei Worte.

Stopp schon vor Byumba an einer Straßenkreuzung. Hier lehnen schon einige Fahrräder an einem beige getünchten Lehmziegelbau mit ein paar Stühlen davor. Ein „Restaurant“. Bekomme ich hier einen Kaffee? Fehlanzeige, aber Cola und Wasser gibt es. Was zu essen? Einer der Männer verschwindet und kommt mit einer Papiertüte voller Chapatis, eine Art Fladenbrot zurück, ich nehme ihm drei ab. Andere bringen Ziegen-Fleisch-Spießchen, da traue ich mich nicht dran.


Gibt es eine Toilette? Nein, aber gegenüber … Ich entschließe weiter zu fahren und bei Gelegenheit schnell hinter den Büschen zu verschwinden. Die Frage ist nur, wo finde ich einen unbeobachteten Ort? Hier, wo kaum mal 100 Meter ohne Leute zu finden sind? Ich finde was in einem kleinen Graben, die Straße rauf und runter kommt grad mal niemand. Unter mir, vielleicht 20 Meter ist eine Gruppe Frauen beim Schneiden von irgendwas, die bemerken mich zum Glück nicht. Kaum die Radhose wieder oben, nähert sich ein Moto-Taxi. Glück gehabt. Nicht auszudenken, wenn man irgendwelche Verdauungsprobleme hätte …

Weiter bis Byumba und dann stürze ich mich in die Abfahrt. Gravel. Und was für einer. Ich fahre im Schritt-Tempo über ausgewaschene Rinnen, über große Steine.

Irgendwann zwei Halbwüchsige am Wegesrand. Beide grüßen nett, ich grüße zurück. Dann springt einer auf und rennt neben mir her. Er kommt immer näher und näher. Plötzlich streckt er die Hand aus, reißt flugs etwas Weißes an sich, dreht um und rennt den Berg wieder hinauf.
Perplex stoppe ich und schaue dem Bengel nach. Er schwenkt was in der ausgestreckten Hand und verschwindet hinter den Eukalyptus-Bäumen. Was hat er bloß entwendet? Ich schaue zu meinem Food Pouch am Lenker. Aha, meine Feuchttücher! Lebenswichtig sind sie zwar nicht, aber doch notwendig für die tägliche Hygiene vor allem im Sitzbereich. Hmmmhmm, nachkaufen kann ich die in Ruanda sicher nicht.

Die nächsten 75 Kilometer Gravel sind mal etwas einsamer, durch wunderschöne hügelige Landschaft, mal so steil, dass ich schieben muss, mal wieder säumen Menschen, vor allem Kinder die Wege. Einiges ist so steil, dass ich schieben muss. Zum Glück werde ich hier nicht verfolgt. Kinder rennen gewöhnlich weite Strecken neben den nicht alltäglichen Radfahrern her. „Good morning“ zu jeder Tag- und Nachtzeit. Was heute neu ist, die Kinder fragen im selben Atemzug „give me money“ oder „give your money“ oder „put my oder your money“, … alle möglichen Variationen gibt es.

Zwischendurch ein Stopp bei einem kleinen Shop, von denen es in jeder kleinen Siedlung einen gibt. Manchmal sind diese Mini-Läden schwer zu erkennen: die Lehmziegelhäuser schauen alle gleich aus, oft ist eine Tür offen, oft sind Leute davor. Welches aber ist ein „Shop“? Ich orientiere mich wieder mal, ob andere „Muzungus“ vor Ort sind. Da ist nämlich meist eine ganze Menschentraube rundum. Für mich gibt es wieder mal Wasser, Fanta Ananas und ein paar Kekse. Der Besitzer lässt stolz seinen Nachwuchs ablichten. Ein Gummibärchen für den Kleinen wird von diesem ratlos beäugt.

Der Himmel verdunkelt sich. Bis jetzt hatte ich Glück, ich bin nicht so sicher, wann genau die Regenzeit beginnt. Die lange Regenzeit soll nicht fern von jetzt beginnen und dauert von März bis Mai – in dieser Zeit gibt es häufige und starke Regenfälle. Ist die Abgrenzung überhaupt ganz klar? Auf jeden Fall beginnt es leicht zu tröpfeln, in der Ferne hört man einen Donner. Oje, ich fürchte mich im Freien unheimlich vor Gewittern.

Ich halte unter einem großen Baum an, hier sind mal keine Menschen, wahrscheinlich haben sich alle einen Regenunterstand gesucht. Beim Anziehen einer dünnen Regenjacke und der kurzen Regenhose nutze ich die Zeit und mache ein paar Bissen von meinem Brot, das ich am Morgen beim „fliegenden“- äh motoradfahrenden Händler erstanden hatte. Wie aus dem Nichts steht plötzlich ein etwas molligeres Mädchen in grauem Kapuzen-Shirt neben mir, zeigt auf mein Brot und auf ihren Bauch, der nicht klein ist. Hunger? Ich gebe ihr die Hälfte meines Brotes ab, sie reißt es mir aus der Hand und läuft laut lachend weg, einem Mädchen nach, das mit einem Regenschirm nicht weit von uns geht. Die haben sich wohl über mich lustig gemacht. Ein bisschen verstimmt radle ich weiter.

Zumindest hört es auf zu nieseln. Der Weg ist etwas rutschig geworden, könnte aber schlimmer sein. Aber zu früh gefreut …

Wenig später erreiche ich eine kleine Siedlung und höre schon von Weitem großen Lärm, wie von Baumaschinen. Darauf bin ich schon vorbereitet, habe aber nicht mehr „auf dem Schirm“, dass das mich schon heute trifft.

Straßenbau! Riesige Laster und Bagger manövrieren hier. Und es geht gleich in die Vollen: knöcheltiefer Matsch wickelt sich in Sekundenschnelle um meine Reifen und blockiert diese. Ich springe vom Rad und gehe ein paar Schritte. Sofort habe ich 10 Zentimeter hohe „Stöckel“ unter meinen Sohlen. Das kann ja heiter werden. Schieben geht nicht, ich trage mein mindestens 60 Kilo schwere Bike ein paar Meter. Zumindest meine Füße finden am Rand einen festgetrampelten Weg.

Immer wieder gewaltig große Baumaschinen, manche fräsen den Wegesrand ab und verbreitern die Straße fast auf Autobahnbreite. Nahe den Maschinen sitzen vereinzelt gelb behelmte Leute gemütlich im Schatten, mit einem roten Fähnchen in der Hand und winken mich halbherzig weiter und auch die vielen Menschen, die gerade hier mit oder ohne Last auf dem Kopf unterwegs sind. Ich kann nicht erkennen, ob die behelmten Leute überhaupt im Bilde sind, was die Maschinen gerade machen. Argwöhnisch achte ich selbst drauf, dass ich nicht überfahren werde.    

Nach einem festgewalzten Stück, als ich schon erleichtert aufatmen möchte, wieder dasselbe Schauspiel wie zuvor. Der Untergrund ändert sich alle paar hundert Meter.

Vor mir ein RaR-Team. Sie sprechen gerade mit einem Chinesen, der wohl der Bauleiter der Riesenbaustelle ist. Dann schauen sie entsetzt auf ihr Navi. Auf meine Frage meinen sie, sie suchen jetzt eine Umleitung, das hier sei eine Zumutung. Die Baustelle sei 16 Kilometer lang und bei einem Schnitt von 5 km/h, wären wir um Mitternacht wohl noch nicht beim CP2 in Ruhengeri. Oje, oje! Kurz darauf wieder ein Schlammstück. Vor mir kommt einer der beiden Fahrer ins Rutschen, schafft es nicht aus den Klickpedalen und schlägt der Länge nach hin. Voll in den roten Matsch. Der Arme! Ich „eiere“ vorsichtig weiter.

Und es geht einige Kilometer auf toll gewalzten Terrain bergab. In der Ferne höre ich wieder Maschinen und dann folgt dasselbe Schauspiel wie schon einige Male zuvor. Ich füge mich in mein Schicksal. Stop & go!

Dann plötzlich eine Schranke. Dahinter ein steiler langer Hang, von dem bedrohliche Geräusche kommen. Steinschlag! Der Bewacher der Schranke zeigt hoch und sagt, da könne man jetzt nicht durch. Jenseits der Schranke werden einige schwer bepackte Stahlräder hochgeschoben. Auf der anderen Seite gibt es wohl kein Stopp. Ich habe Zeit mir das Schauspiel anzusehen. Eine Serpentinenstraße führt hoch den Berg hinauf. Die Laster quälen sich schwer beladen diesen Berg hoch und leeren das Aushubmaterial der Baustelle einfach den Abhang hinunter, Teile davon landen mit ohrenbetäubendem Gepolter wieder genau hier: auf der Straße. Das nennt man „Problemverlagerung“.

Misstrauisch äuge ich immer wieder auf meinen Tacho. Die 16 Kilometer müssten nun wohl bald zuende sein. Und wirklich. Ich nähere mich einem Dörfchen und einem riesigen Fußballplatz, auf dem angefeuert von sehr vielen Zuschauern, zwei Mannschaften um den Sieg kämpfen. Anscheinend haben die Schüler frei bekommen für dieses Ereignis, denn unzählige Kinder in bunter Uniform tummeln sich um den Platz.

Kurz darauf noch ein kurzer sehr steiler Anstieg und ich habe die Asphaltstraße erreicht. Die Teilnehmer von RaR 2026 dürfen wohl mit 16 Kilometern mehr Teer rechnen.

Noch knapp 30 Kilometer bis zum Kontrollpunkt 2 in Ruhengeri. Es rollt super. Glatter Asphalt und rasante Abfahrten unterbrochen von kurzen Bergaufpassagen. Das habe ich mir jetzt wohl verdient. Massenhaft Leute sind am Rand unterwegs. In zweiter Reihe die üblichen Fahrräder mit Fracht oder als Taxi. Dann viele Moto-Taxis und einige Autos und große Laster. Nachdem ich in rasender Fahrt erst in letzter Sekunde auf ein knietiefes, fast badewannengroßes Loch im Asphalt aufmerksam wurde, verlangsamte ich etwas und fokussiere ich meinen Blick konzentrierter auf den Untergrund. Und mir fällt auf: mein Rad schaut schrecklich aus. Die Farbe ist vor lauter getrocknetem Schlamm kaum wiederzuerkennen. Unwahrscheinlich, dass sie mich so ins Hotel lassen. Was tun?

Kurz vor Ruhengeri fahre ich eine Tankstelle an. Es ist nicht zu erkennen, ob es eine Waschanlage gibt, aber ich frage mal nach, beziehungsweise ich zeige dem Tankwart mein schmutziges Rad. Er zeigt hinter das Gebäude und  dort ist eine kleine Truppe gerade dabei einen SUV zu reinigen. Sofort bin ich umzingelt und alle gehen sofort auf meinen Bike-Wasch-Wunsch ein. Eine Muzungu kommt wohl nicht alle Tage. Während sich drei um mein Rad  kümmern, spüre ich plötzlich etwas an meinen Beinen. Huch, was ist das denn? Vor mir kniet ein Junge und schrubbt mit Seifenwasser lange und ausgiebig meine rotverkrustete Haut ab. Was für ein Service …

Ich zahle meine Schulden mit einer Bagatelle, gebe ein Trinkgeld und bin wenige  Kilometer später am CP1, ich hole mein Gastgeschenk ab, einen kleinen hölzernen Gorilla-Anhänger. Mir wird bewusst, dass ich mein Geschenk bei CP1 nicht geholt habe, ich wusste davon schlichtweg nichts oder ist es eine Ausrede um nicht zusätzliches Gewicht durch die Gegend zu tragen? Spaß beiseite, ein kleiner süßer Stoffelefant wird Tage später im Ziel seinen Weg zu mir finden und ersetzt meinen kleinen Plüschbären. Fast zeitgleich kommt Lars an. Wir essen hier noch etwas und machen uns auf ins Hotel. Wir hatten ja am Abend zuvor dasselbe gebucht.

Herrlich ist die warme Dusche und ein weiches gemütliches Riesenbett unter einem Moskito-Netz. Auf das Waschen meiner Kleidung verzichte ich. Ist nicht so schlimm. So fällt man nicht so auf als wenn ich als „geschniegelte“ Muzungu durch die Gegend radle.  

Tag 3:
Ruhengeri (CP2) – Volcano Belt – Gishwati Forest – Muhanga
167 km/ 3400 Hm
Zeit in Bewegung: 12:04h
Verstrichene Zeit: 14:16h

Am Morgen gibt es extra für uns schon um halb fünf ein leckeres Frühstücksbuffet mit Früchten, Ei, Toast, Marmelade, Honig und vor allem Kaffee mit Milch, ich bin wohl doch ein wenig kaffee-süchtig …

Heute geht es gleich zweimal auf über Quote 2800m NN hoch. Insgesamt sind über 3400 Höhenmeter zu überwinden, das Gelände soll auch nicht einfach sein.

Die ersten Kilometer verlaufen zwar bergauf aber angenehm auf Asphalt. Von allen Seiten strömen Kinder in blau-bunten Uniformen und Heften in der Hand herbei und gehen in meine Fahrtrichtung. Aha, die Schule beginnt wohl bald. Irgendwann kommen die Schulkinder mir entgegen, da bin ich wohl an der Schule schon vorbeigefahren.

In der Ferne ragen hohe Bergkegel in den Himmel, beschienen von der gerade aufgegangenen Sonne. Ich nähere mich dem Volcano-Belt, dem Vulkangürtel. In nicht mal 50 Kilometern Luftlinie, in der Demokratischen Republik Kongo, steht der Nyiragongo,  ein 3470 m hoher Stratovulkan, der als einer der aktivsten Vulkane der Erde gilt. 

Die Straße geht nun nahtlos über in Gravel und zwar in eine sehr steinige Piste, wir wurden schon vorgewarnt, dass es stundenlang ziemlich ruppig sein würde. Ich hoffe, dass ich keine Panne haben werde. Aber der Weg kann noch so erodiert, voller ausgewaschener tiefer Rinnen sein und mit Schlaglöchern durchzogen, Moto-Taxis gibt es auch hier. Sie suchen sich die beste, die glatteste Linie und nicht selten komme ich ihnen dabei in die Quere, auch auf der Suche nach einer guten Spur …

Nach kurzer Zeit Gerüttel über die großen und spitzen festgebackenen Lavasteine schmerzen meine Hand-Gelenke, trotz des meines Redshift ShockStop-System am Vorbau. Und weitere 30 Kilometer „Schüttelpiste“ liegen noch vor mir.

Immer wieder habe ich Begleiter*innen. Anscheinend müssen nicht alle Kinder zur Schule trotz Schulpflicht. Glaube ich mich mal allein und atme vor der nächsten unmenschlichen Steigung erleichtert auf, kommen aus dem Nirgendwo plötzlich wieder ein paar Handvoll Kids und schlappeln neben mir her. Stehenbleiben und verschnaufen oder mal was essen – Fehlanzeige. Reden, fragen, fordern … Ich komme an Markus vorbei, der sich auf einem Stein am Wegesrand niedergelassen hat und „vespert“ – um sich eine Menschentraube, nein, eine „Kinder“-Traube. Ich fahre fast unbemerkt vorbei und werde in Ruhe gelassen.

Ich suche aber ein unbeobachtetes Plätzchen, um mal hinter den Büschen zu verschwinden. Ich glaube diesen gefunden zu haben und nun heißt es sich zu beeilen, bevor aus irgendeiner Richtung wieder jemand auftaucht. Hose runter … da bemerke ich aus den Augenwinkeln, dass ich doch nicht unbeobachtet geblieben bin: in der Kurve unter mir steht eine Frau in buntem Kleid und Harke auf dem Kopf abgelegt und schaut interessiert in meine Richtung. Hmmm … egal, das muss jetzt sein. Anschließend fahre ich verlegen grinsend an ihr vorbei, freundlich grüßend. Nur soviel zur Pipi-Platz-Suche. Wohl in ganz Ruanda ein Ding der Unmöglichkeit mal einen Platz für ein größeres Geschäft zu finden … und man will ja auch dieses saubere Land nicht verschmutzen …

Irgendwann, nach einer für mich schneckenhaften Abfahrt bei all diesen Rinnen und Steinen, geht es auf die Umleitung: Wegen der sich neu zuspitzenden Konflikte zwischen der kongolesischen Armee und der Rebellenmiliz M23 im Grenzbereich Ruanda und der Demokratischen Republik Kongo zu. Die ursprüngliche Strecke hätte uns durch Gisenyi geführt, die an der Grenze liegt und seit Kurzem im Brennpunkt der Auseinandersetzungen liegt. Der Konflikt zwischen dem Kongo und dem Nachbarstaat Ruanda schwelt seit Jahren: Es geht um Bodenschätze. Hinzu kommen ethnische Spannungen zwischen den Tutsi und Hutu.

Die Strecke führt nun etwas weiter südlich über den Gishwati  Forest, mit fast 3000 Meter Höhe einer der höchsten Punkte der der Runde.

Schon als es abgeht in den nächsten Gravelabschnitt merke ich, dass sich etwas geändert hat. Die Leute scheinen hier ärmer zu sein. Die Gesichter oft verhärmt, auch Erwachsene fragen mitunter um Geld. Die Behausungen wirken ärmlicher, es laufen mehr Kinder in Kleidung herum, die kaum noch am Körper hängt, viele Kinder tragen große Lasten.

Am Wegesrand ein super Fotomotiv: Im Bach schwimmen hunderte grell-orange Karotten und werden von mehreren im Wasser stehenden jungen Männern gewaschen. Ich zücke mein Smartphone, da winkt einer der Männer ab, nur gegen „Money“. Ich fahre weiter, dann halt kein Bild, meine Geldbörse möchte ich nicht zücken vor all den Menschen …
Die Landschaft ist wunderschön, alles ist tiefgrün, Teeplantagen säumen den Weg. Dieser steigt immer steiler an, irgendwann muss ich absteigen und schieben. Fast biege ich falsch ab, denn der Track verläuft kerzengrade durch den Berg. Irgendwas stimmt da wohl nicht.

Ich folge einfach dem Weg und irgendwann stimmen Weg und Track wieder überein. Zum Glück! Je höher ich komme, desto einsamer ist es. Leute sind hier oben mal keine mehr. Die Landschaft schaut fast so ähnlich aus, wie zuhause: Nadelwälder und weiter oben vergleichbar mit unseren Almen.

Ich glaube es kaum, nach meinem Fußmarsch bin ich am höchsten Punkt angelangt und hier treffe ich auf eine Teerstraße. Diese werde ich nach vielen Kilometern Abfahrt und noch einigen längeren Bergaufpassagen nicht mehr verlassen bis zu meinem heutigen Schlafplatz in Muhanga.

Unterwegs komme ich wieder durch wohlhabendere Zonen. Bunt und ordentlich gekleidete Frauen und Männer, zu Fuß, auf Fahrrad- oder Moto-Taxis, viele Bananenplantagen, fruchtbares Land und hübsche Häuser.

Marktag scheint vielerorts zu sein. Die Leute sind mit allem Möglichen unterwegs: Ziegen, Hühner, Schweine, Bananenstauden, Maiskolben, Ananas und andere Früchte, Getreide, Eimer mit Mandazis, in Fett gebackenen Teigkugeln und vieles mehr.

Leid getan haben mir besonders ein lebendes Schwein, festgebunden auf einem Fahrrad oder das Dutzend Hähne, die ebenfalls lebend mit den Füßen am Rad festgegurtet wurden.

Der Nachmittag schreitet langsam fort, kurze Pause bei einem Shop zum Cola- und Wasserkauf. Beim Bäcker nebenan gibt es leckeres ofenwarmes frisches Brot. Hier treffe ich auf einige von uns. Auch Lars ist hier. Wir vereinbaren, dass wir uns bei der Abzweigung nach Muhanga treffen, um das Hotel zu suchen, denn die Zimmer sind ja seit dem Vorabend schon gebucht.

Dann fehlen nur noch 20 Kilometer, aber es geht nochmal fast 900 Höhenmeter bergauf. Die Sonne ist zum Glück nicht mehr so stark. Ein LKW fährt an mir vorbei, hinten festgekrallt ein ruandischer Radfahrer. Abgesehen von der Gefährlichkeit beneide ich ihn in diesem Moment schon ein wenig, muss ich doch mein ganzes Gepäck und Rad selbst hochbewegen und das ist mit über 20 Kilo nicht wenig.

Die Sonne geht unter, nun wird es in Kürze dunkel werden. Die Kreuzung ist erreicht. Nachdem Lars und ich uns heute mehrmals gegenseitig überholt haben, treffen wir hier wieder aufeinander. Nun sollten wir bald am Ziel sein, in Muhanga, das einige Kilometer abseits der Strecke liegt. Verkehrsmäßig ist hier die Hölle los, die Straße mit Schlaglöchern gesäumt. Autos blenden mich. Ich hoffe die hinter uns fahrenden Autos erkennen uns. Mehrmals verfahren wir uns auf der Suche nach unserem Hotel. Es befindet sich nicht dort, wo es auf Google Maps angezeigt wird. Wir fragen einen Polizisten. Dieser meint, wir müssten noch etwa drei Kilometer weiter fahren. Entnervt geben wir auf. Vor uns ein anderes Hotel, das einen guten Eindruck macht. Wir fragen, ob es noch zwei Zimmer gebe. Volltreffer!
Eine funktionierende warme Handbrause habe ich auch, wasche heute mal meine Radklamotten und nach einem leckeren Abendessen sinke ich müde in mein feines Bett unter dem Moskitonetz-Himmel.

Fortsetzung folgt!

Tag 4

Tag 5

Tag 6 – finish

Fazit:  

  • 110 Starter*innen
  • Davon knapp 20 Frauen (6 Solo)
  • 87 Finisher*innen
  • 23 DNF
  • Gabi:   3. Solo-Finisherin/ 66. Insgesamt
  • Maximalzeit:   163h
  • Siegerzeit:       57h 50min
  • Gabi:    134:41 (1 Tag vor Finisherparty) – ich vermied Nachtfahrten – nicht nur, als Frau allein, sondern um die schönen Landschaften bewundern zu können

Nachwort:

Ich bin unendlich dankbar, unter Bedingungen leben zu dürfen, die mir jederzeit Zugang zu sauberem Trinkwasser, sanitären Einrichtungen, einer gesunden und abwechslungsreichen Ernährung sowie vielen weiteren Annehmlichkeiten ermöglichen, die ein unbeschwertes Leben ausmachen.

Mein Bikepacking-Erlebnis in Ruanda war einfach unvergesslich! Wunderschöne Natur, atemberaubende Landschaften und eine unglaubliche Sauberkeit, die das Reisen besonders angenehm machte. Dazu kamen die herzlichen und freundlichen Menschen, die jede Begegnung zu etwas Besonderem machten. Ein echtes Abenteuer, das ich jederzeit wiederholen würde!

Zur „Sauberkeit“: Müll am Straßenrand? In ganz Ruanda ist das nahezu undenkbar. Selten mal eine zerquetschte Plastikflasche, aber sonst nichts … Wie kommt das?
Ruanda hat strenge Maßnahmen gegen Plastikmüll ergriffen. Seit 2008 gibt es ein vollständiges Verbot von Einwegplastiktüten, das in den letzten Jahren auf weitere Plastikprodukte wie Strohhalme, Flaschen und Verpackungen ausgeweitet wurde. Die Regierung setzt das Verbot konsequent durch, indem sie Einfuhren kontrolliert, Strafen verhängt und alternative umweltfreundliche Materialien fördert. Diese Politik hat Ruanda zu einem der saubersten Länder Afrikas gemacht, insbesondere in der Hauptstadt Kigali. Zudem gibt es Programme zur Mülltrennung und Recycling-Initiativen, die helfen, Plastikmüll weiter zu reduzieren.

Moses‘ Energiebars

Ich erstand vor dem Start lokale Energie-Bars, verpackt in Bananenblätter. Sehr lecker! Und die Verpackung darf man bedenkenlos in den Straßengraben werfen.

Murakoze cyane, Rwanda und besonders Simon und der gesamten Crew!!!

4 Kommentare

  1. Anna Bacher

    So viel Glück, so etwas erleben zu dürfen. Freude und Dankbarkeit. Wunderbar!!

    • Gabi Winck

      Danke, Anna!
      Das Abenteuer geht weiter, heute kommt Tag 2 …

  2. Jürgen

    Gerade durch Zufall bei YouTube auf das Event aufmerksam geworden. Einfach herrlich. Ihr Bericht war sehr gut geschrieben und macht Lust 2026 daran teilzunehmen.

    • Gabi Winck

      Hallo Jürgen, danke! Die Anmeldung ist schon offen, habe ich gesehen …
      Mein Bericht ist allerdings noch nicht fertig … Heute kommt vermutlich noch Teil 3 von 6 …
      Unbedingt teilnehmen, Ruanda ist unglaublich!! Das Event sehr schön organisiert …
      Schöne Grüße Gabi

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