Darf es etwas mehr sein …?? Nein, ich befinde mich nicht im Supermarkt an der Käsetheke.
Vor dem „Einkellern“ möchten wir nochmal unsere Carbon-Rösser bewegen. Es bietet sich die Edelweiß Tour Focus Italia an, organisiert von Giorgio alias Musseu und Fulvio, dem ciclofachiro. Knapp 400 km/ 3000Hm. Start in Reschen mit dem berühmten Kirchturm im See. Über Landeck, Imst, Innsbruck, Brenner, Brixen, Bozen, Meran, durch das Vinschgau zurück zum Ausgangspunkt. Hermann und ich verhandeln mit Musseu und Fulvio, den Organisatoren, dass wir lieber auf die zweieinhalbstündige Anfahrt und
Rückfahrt verzichten möchten und bekommen das OK in Brixen starten zu dürfen. Um halb Zwei nachts geht es für uns also los, damit wir pünktlich beim Start der Rando sind beim Hotel Edelweiß. Es sollte wohl ein ganz normaler Rad-Tag mit Kollegen werden …
Ganz so normal war es dann aber nicht … Am Ende des Tages werde ich wohl sagen: Jede Randonnée hat etwas ganz Besonderes …
40 Starter, die ersten 20 finden im Startpaket eine funktionelle Focus-Rad-Sonnenbrille. Danke!!
Und schon sind wir auf dem Kurs. Ob wir wohl mithalten können mit den anderen, wir haben schließlich schon 155 km mehr in den Beinen? Nach Umleitung für Radfahrer über das „Dreiländereck“ biegt die ganze Gruppe bei der Kajetansbrücke auf die Hauptstraße ab. Wir entscheiden uns für den Radweg nach Landeck und sind ab jetzt alleine. Auf und ab durch die Dörfer unter uns den türkisfarbenen jungen Inn geht es Richtung Landeck und dann das Inntal Richtung Innsbruck. Da wir nach Imst die Schotterpassagen meiden möchten verlegen wir unsere Fahrt auf die Bundesstraße. Der Verkehr nervt mich nicht wenig. Wir sind immer noch zu zweit –wahrscheinlich wohl die letzten. Nach dem ganzen Riegelzeugs möchten wir gegen Mittag mal etwas Ordentliches zwischen die Zähne bekommen. Fehlanzeige. 14.00 Uhr. Küche schon geschlossen. Ein Eisbecher füllt unsere Energiereserven ebenso auf. Ich fühle mich so, als wäre ich seit dem Reschenpass schon ewig unterwegs, dabei sind wir grad mal 100 Km geradelt … (naja, insgesamt schon 250). Bei Innsbruck haben sich die Organisatoren was „Ulkiges“ einfallen lassen: mit 12% Steigung etwa 5 km rauf nach Götzens auf die Mittelgebirgs-Terrasse, um nach Abfahrt bei Natters auf die Brennerstraße zu münden. Das hätten wir auch schneller unten rum haben können. Ich fühle mich bei der Auffahrt völlig kraftlos. Wie soll ich denn den Brenner schaffen? Eine erneute Einkehr trotz drohender Gewitterwolken Richtung Brennerpass tut not. Torte, heiße Schokolade mit viel Sahne, Cola – wir futtern uns durch das ganze Samstag-Nachmittag-Programm. Und siehe da: guter Dinge kann ich mich an den nächsten Anstieg machen, während Hermann die Zeche begleicht und noch einige Kleinigkeiten erledigt. Ich bin nun auch getrieben durch die bleigrau sich türmenden Wolken über den Bergen. Und schon: Blitz! 1, 2, 3, …, 16! Krach! Über den Daumen gepeilt ist das Gewitter knapp 5 km entfernt. Ich lege einen Zahn zu, Matrei dürfte noch etwa 7km vor mir sein. Die Sepentinen der alten Brennerstraße vor mir. Gerade bin ich unter der Europabrücke durch. Eine rote Ampel wollte meinen Schwung einbremsen. Nicht mit mir. Ich mogle mich an der wartenden Autoschlange vorbei und fahre rechts der Absperrung weiter. Keine entgegenkommenden Autos mehr, also schnell am Hindernis vorbei. Nun rollen auch schon die von Hinten kommenden Autos an mir vorbei. Auch ein silberner Wagen der Polizei. Upps! Das könnte wohl ein Strafzettel werden. Bang fahre ich weiter. An der nächsten Ausweichstelle steht … Glück gehabt … kein Auto der Herren in Uniform. Die werden wohl was Wichtigeres vorgehabt haben … Immer wieder Blitze und ich zähle weniger weit. Hilfe! Ich bin so ein Angsthase. Es fängt an zu tröpfeln. Hinter der nächsten Kurve zum Glück: das Dorf. Als ich mich unterstelle und was Warmes anziehe fängt es so richtig an zu schütten. Der arme Hermann, der noch auf der Strecke ist. Es will nicht aufhören zu schütten. Zumindest keine Blitze mehr. Hermann kommt, wenig später Alberto, der unterwegs ein Problem mit seiner Kette gehabt hatte. Also waren wir doch nicht die letzten … Gemeinsam fahren wir weiter. Am Brenner Stempelstelle für die Randocard in der Pizzeria Terminus. Nomen ist leider nicht omen … Es wird langsam duster. Pizza sollte zwar eine halbe Stunde dauern, aber wir beschließen trotzdem zu bleiben und ein wenig Wärme zu tanken. Wir schwelgen mit Alberto in 1001miglia Erinnerungen, nachdem ich mich trocken angezogen hatte. Hermann leider nicht, denn er hatte ja wieder mal (fast) nichts mit … Hatte er nicht unterwegs gelästert, was ich in meiner dicken Revelate-Satteltasche schon wieder alles mitschleppe … er hingegen hätte nur ein ganz schlankes Täschchen. Nun fehlten ihm halt Regenhose, Beinlinge, trockene Wäsche … Ein Glück, dass es bei der Abfahrt Brenner Sterzing nicht so kalt war und der Regen aufgehört hatte. Als wir aufbrechen trudeln noch zwei Teilnehmer ein. Wer hätte das gedacht. Sterzing-Brixen macht Spaß. Keine nennenswerten Anstiege mehr und die Haustür in Reichweite brausen wir über den Radweg. In Brixen verabschieden wir Alberto, der noch bis zum Reschen muss. Ich bin heilfroh, dass ich zuhause bin und nicht noch durch die Nacht gurken muss mit dem schwersten Anstieg vor dem Stausee. Wie konnte ich das bei der 1001miglia bloß schaffen? Das ist wieder mal ein Beweis, dass vieles Kopfsache ist …
Noch mal 400 km zum Ausradeln, alles klar 🙂 Schöne Tour!
Danke!