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Raus aus der Komfortzone – rein ins Abenteuer. Genau das dachte ich wird „Solo Gravel Adamello“ sein. Das Gravelevent über 135 Kilometer ist organisiert von Luca Occhialini von Velolake aus Torbole.

Komfortzone? Wie wird wohl eine Übernachtung draußen in einem höher gelegenen Tal zwischen Adamello- und Brentagruppe sein? Sicher abenteuerlich.

Zunächst mein 2,5-Minuten-Video:

Tourenlänge: 136 km/ 3100 Hm, Strava
Ausgangspunkt:  Torbole am Gardasee
Gelände: Radwege, Nebenstraßen, viele geschotterte Fahrwege, strade bianche, Wanderwege, viel Natur
Zeit: Bewegungszeit 10,5 h
Welches Rad? Gravel-Bike oder MTB

Beschreibung:

Bei dieser ersten Ausgabe, die über Facebook „beworben“ wurde, stehen gut 20 Radler und Radlerinnen (nur 3) am Start beim Velolake- Laden. Für die Pünktlichen gibt es sogar ein kleines Frühstück. Einige haben ordentlich bepackte Räder, andere nutzen die Gelegenheit des „Gepäckshuttle“, um Zelt und Schlafsack transportieren zu lassen. Das kommt für uns nicht in Frage, wenn schon Abenteuer, dann so richtig … Die Lufttemperatur jetzt Anfang November am Morgen ist noch recht frisch. Wir biegen auf den Radweg Richtung Torbole ein und es macht hinter mir „Rums!“ – irgendwas schleift hinter mir her. Ein Plattfuß? Erschrocken schaue ich auf die Misere: Ich hatte (typisch Gabi) wieder mal nicht darauf geachtet meine Tailfin-Tasche richtig festzumachen, die Halterung hatte sich gelöst und das Gepäckstück ist nach Hinten gekippt. Oh weh! Der Schaltkabel hinten hatte so einen ordentlichen Schlag abbekommen und stand nun unnatürlich ab. Das Ding wird zurechtgebogen – die Schutzhülle ist demoliert und ich hoffe nur, dass der Kabel nicht reißt im Laufe der Fahrt. Inzwischen haben uns viele Radfahrer überholt.

Bis Sarche müssen wir und dahin verläuft ein bequemer Radweg – dachte ich … Denn kurz nach Dro geht es links weg ins Gelände. Hatte ich bei der Wahl der Reifenbreite darauf vertraut , dass wir eh meist auf gut fahrbaren Wegen unterwegs sind und aus Bequemlichkeit meine schmäleren Reifen mit wenig Profil nicht ausgetauscht, so werde ich gleich eines Besseren belehrt: es geht auf recht ungleichmäßigem Schotter rauf und runter. Oje! Langsam „eiere“ ich durch die Gegend und muss schauen, dass sich die Reifen nicht in die Steinhaufen bohren und mein Drahtesel mich nicht abwirft oder mit mir zu Boden geht. Hermann wartet immer wieder scheinbar „genervt“, seine Reifenwahl war wohl die bessere. „Jetzt sind wir wohl die Allerletzten“, meint er. „Ist ja kein Rennen!“, kontere ich.

Es geht unter den gewaltigen Wänden der Big Wall Monte Brento vorbei. Vor einigen Jahren waren wir hier auch kraxelnd unterwegs; man sieht in den Placche Zebrate auch heute einige Kletterer. Sarche ist irgendwann erreicht und nun radelt man aufwärts und durch den schön angelegten Radweg durch die Sarca-Schlucht. Heraus aus dem Sarca-Tal kann man von Weitem schon das Castel Stenico sehen. Im Mittelalter war es Sitz des Fürstbischofs von Trient. Von Stenico geht es kurz auf der alten Panoramastraße Richtung Westen. Nach wenige Kilometern aber biegen wir in einer Kehre rechts ab und nun geht es gleich ordentlich aufwärts durch das einsame Val Algone.

Luca, der Organisator hatte uns angekündigt, dass wir ihn im Val Anglone treffen werden. Aber niemand ist da am Taleingang. Luca wird wohl schon mit den ersten Radfahrern weiter gefahren sein.

Wir haben nun den Naturpark Adamello-Brenta betreten und ein Plakat informiert, wie man sich im Falle einer Bärenbegegnung zu verhalten habe. Das wird wohl spannend werden oder sind die Tierchen vielleicht eh schon in der Winterruhe?

Zunächst fahren wir einige Kilometer auf Asphalt, dann geht es rechts weg und wird ziemlich unwegsam. Giampiero kommt uns entgegen, sein Navi zeigt eine Streckenabweichung an. Wir schieben weiter durch Tannen- und Buchenwälder. Das kann ja heiter werden, jetzt schon Schieben? Es liegen doch noch 10 Kilometer bis zum höchsten Punkt vor uns … vor Dunkelwerden erreichen wir unseren Schlafplatz wohl nicht. Und wo sind die anderen Radfahrer alle? Seit Stunden haben wir niemanden gesehen, doch einen, vorher in Stenico.

In der Nähe der Berghütte Ghedina treffen wir auf ein paar Wanderer. Hier können noch immer die Überreste einer alten Glashütte aus dem 18. Jahrhundert besichtigt werden. Dann verschwindet der Weg wieder unfahrbar im dunklen Wald. Was wenn da hinter einem Baum ein Bär auftaucht? Anstrengend geht es nun auch noch durch den tiefen Schotter eines Bachbettes.

Aber da! Auf einmal liegt wieder die Asphaltstraße vor uns – aha! Unser Weg führte wohl über einen Abstecher … Nun öffnet sich das Panorama.

Nun wechseln Alpenweiden einander ab, die von dichten Wäldern umgeben sind. Und auf einmal erblicke ich hoch über mir die traumhaft weiß verschneiten Gipfel der Brenta-Gruppe.

Die Straße steigt und steigt nun auf einem Schotterweg, inzwischen haben wir schon über 1800 Höhenmeter hinter uns, da können wir eine Drohne über uns ausmachen. Wie? Wer? Ach ja, da ist Luca und lässt das Gerät hoch über uns fliegen. Traumsicht im Hintergrund: Brenta-Gipfel vor strahlend blauem Herbsthimmel. Wir quatschen etwas mit ihm und dann machen wir uns gemeinsam mit Giampiero wieder auf den Weg. Ich habe so viel verstanden, dass wir bald die Malga Movlina erreichen werden, unseren höchsten Punkt und oben wird uns „Luisa“ schon erwarten.

In Serpentinen schlängelt sich der Forstweg nun nach oben, erste Schneeflecken weisen auf die kürzlich vorbeigezogene Schlechtwetterfront. Und da ist sie, die ersehnte Hütte, auch Luca schließt auf. Ich frage, wo denn Luisa sei. „Luisa?“ Die gäbe es hier nicht, da hätte ich wohl was falsch verstanden, aber Luigi ist da, kurz Lüis (für mich spaßhalber für heute und morgen „Lusia“).

Da es etwas zugig ist um die Hütte, essen wir rasch etwas und machen uns zu Viert wieder auf den Weg. Streckenabweichung. Oje, dann müssen wir wohl über die schneebedeckte Wiese nach unten waten. Aber wo sind denn die Spuren der anderen mindestens 15 Leute? Giampiero klärt mich auf, vor uns sei niemand. Wir seien die ersten. Wie das?

Luca kommt nach und wir schieben gemeinsam den schmalen, manchmal eisigen Waldpfad entlang. Bald gibt es wieder eine schmale Straße, die hinunter ins Val Rendena führt. Luca verlässt uns, um unser Abendessen zu richten.

Nach einer Kaffeepause in Pinzolo radeln wir den Radweg talauswärts bis Spiazzo. Nun ist noch Zeltaufstellen bei Tageslicht angesagt. Dann gibt es wohlverdiente sagenhafte Pasta Faggioli und gegrillte Polenta mit einer fabelhaften Pilz-Sauce. Danke an Luca und Sara für die Verwöhnpension. Am Lagerfeuer wird noch gequatscht und dann … geht es ab in die Zelte.

Mein Schlafsack hat zwar ein größeres Packmaß und füllte meine ganze 10-Liter Tailfin Pannier-Bag aus, aber ich habe zumindest beim Einschlafen (welches Einschlafen? ich hatte das Gefühl immer wach zu liegen). warm. Erst ab 4 Uhr morgens werden die Füße kalt und es fröstelt mich trotz Daunenjacke. Es hat knapp unter null Grad und auf dem Zeltdach hat sich eine dünne Eisschicht gebildet. So viel zum Komfort …

Das Apfelstrudel-Frühstück essen die anderen. Das habe ich wohl schlecht getimed, denn nach langer Wartezeit auf die Langschläfer bin ich mal kurz weg, mein Zelt zusammenzupacken. Und inzwischen haben meine „Kollegen“ alles ratzeputz weggegessen.

Aufbruch. Wir fahren auf dem Radweg durch das Val Rendena, insgesamt sind hier an die 28 Kilometer angelegt. Dann geht es über die Panoramastraße hinauf nach Stenico, wo wir am Vortag schon vorbei gekommen sind.

Hermann und ich kehren nicht ein, sondern fahren weiter nach Ponte Arche und von dort durch das wunderschön herbstliche Val Lomasone. Nach einigen kurzen Schiebestrecken erreichen wir den höchsten Punkt und nun geht es flott hinunter nach Tenno, nicht ohne zuvor durch den sagenhaft schönen mittelalterlichen Dorfkern von Canale zu fahren. Hier findet jedes Jahr im August ein Mittelalter-Fest statt, der Rustico Medioevo.

Bald sind auf schönem Radweg die Ufer des Gardasees erreicht und weiter geht es zum Ausgangspunkt Torbole. Zwei intensive aber wunderbare und abenteuerliche Radtage sind leider wieder viel zu schnell vorbei.

Danke für die zwei schönen Tage. An alle Mitradler, besonders Luca, Sara, Giampiero und Luigi, alias Luisa, es war nett euch kennenzulernen. Vielleicht trifft man sich ja wieder einmal … auf einer schönen Gravel-Tour!