San Michele-Rifugio Pirlo -Marmere

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Fantastisches Wetter, da muss man/frau einfach hinauf …, auch wenn die Beine noch
müde sind von der Radfahrt Brixen-Gardasee vom Tag zuvor. Aber nach Abendessen und Frühstück m Albergo Miramonti  in San Michele (liebevoll von der Signora und ihrem Mann zubereitet und serviert) sind meine Lebensgeister voll erwacht. Ich bin heute alleine udn mein Vorhaben ist Folgendes: Von San Michele aufzusteigen und über den Klettersteig zum Rifugio Pirlo allo Spino. Tja, und dann kam doch alles ganz anders. Die 4 km bis in den Talgrund gemütliche Mischung aus Joggen und Gehen. Den Wanderweg bis zum Einstieg der Via Ferrata kannte ich ja schon vom Wochenende zuvor: Durch das Tal, entlang des rauschenden Baches und dann teils über steilen mit Steinplatten gelegten Weg Nr.1 nach oben. Abzweigung zum Klettersteig. Dieser ist nur kurz, aber knackig. Wer aber denkt für 60 Höhenmeter lohnt es sich doch nicht Klettersteigset und Helm mitzuschleppen, der hat sich getäuscht. Ich würde niemandem raten, da ohne Ausrüstung hinaufzusteigen. Die Anfangspassage hat für die Füße recht wenig zu bieten … und auch vor den K800_20160421_094706Ausstiegsmetern stand ich zunächst eher ratlos … Wie soll ich denn da raufkommen? Dann aber entdeckte ich versteckt in der Felsspalte den kleinen Eisenkeil, auf den man treten kann … Der Steig mündet knapp unterhalb der Hütte genau bei der Fahnenstange. Heißt er wohl deshalb: Via ferrata Spigolo della Bandiera? Bisher habe ich noch keine Menschenseele getroffen, auch die Hütte ist verlassen. Allerdings zeugt eine Tafel mit der Speisekarte, dass anscheinend Sonntags geöffnet ist. Ich beschließe nicht wie eigentlich vorgehabt über den 9er-Steig wieder abzusteigen, sondern noch den Monte Spino mitzunehmen. Und dann kam mir eine wahnwitzige Idee: Ich könnte doch, wenn ich schon hier bin, eine etwas größere Runde machen. Ich fühlte mich gar nicht mehr müde
von meiner Radfahrt … und Zeit hatte ich ja. Im Internet hatte ich doch gelesen, dass es vom Monte Spino über den Berg-Kamm Richtung Westen eine Überschreitung gab … Der Autor hatte zwar irgendwas von „difficile“ geschrieben, aber so schlimm wird es wohl K800_20160421_100411nicht sein. Hmmmm…. Was tun? Das Hinweis-Schild zeigte vielversprechend nach Westen … Aber wo war der Weg? Ich sah nur einige Trittspuren. Gut, ich könnte denen ja mal ein paar Hundert Meter folgen … Ahh, da war ja auch eine Markierung, aber sehr verwittert … Anscheinend ging da selten wer … Die Trittspuren führten manchmal durch Gebüsch, schnell hatten meine Beine die ersten Kratzspuren abbekommen und es würden nicht die letzen bleiben. Irgendwie schaffte ich es die Spuren immer wieder zu verlieren, aber zum Glück gab es nicht viele Möglichkeiten, ich musste immer auf dem  Bergkamm bleiben. Der erste Gipfel war erklommen und es ging abwärts zum Buco del Gatto. Dort erwartete mich ein kleiner Schock: Auf dem
Hinweisschild, das den Weiterweg (was für einen Weg eigentlich?) anzeigte, prangte in signalroter Farbe „per esperti“ … Hilfe!!! Was tun? Ich nur mit Turnschuhen … Was wirdK800_20160421_120131auf mich zukommen? Warum war der Weiter“weg“ nur für Experten? Aber welche Wahl hatte ich? Abstieg gab es anscheinend von hier keinen … und zurück? Ich war schon viel zu weit gegangen und hatte wirklich keine Lust das alles wieder auf- und abzusteigen. Nun gut, ich probiere es halt. Handyempfang hatte ich, eine kurze SMS an Hermann: Was tun, da steht „nur für Experten“? Antwort: „Sell bisch du ja!“ Ich setze mit anfangs etwas zittrigen Knien meinen „Weg“ fort. Es ging kurz über eine sehr steile erdige Passage nach oben, zum Glück hätten Büsche einen Fall abgefangen, wahrscheinlich. Wieder oben auf dem Kamm wurde es lustig: Kalkrippen mussten überturnt werden. Das gefiel mir schon besser, da konnte ich mich zumindest gut festhalten. Aber Vorsicht war geboten, auf K800_20160421_113335beiden Seiten ging es steil nach unten. Angespannt ging ich weiter in der Hoffnung, dass es nicht schlimmer kommt. Ab und zu musste ich wieder zurück, weil ich die Spuren verlor, aber es gelang mir zum Glück immer wieder die verwitterten Markierungen zu finden. Gute Hilfe war mir auch meine Garmin Edge 1000, mein Rad-GPS-Gerät hatte ich glücklicherweise eingesteckt und es zeigte mir an, wenn ich mal die falsche Richtung einschlug. Dann war ich beim  Buco del Tedesco. Ich frage mich, warum die Scharte so hieß … vielleicht ist hier ein Deutscher mal in Bergnot geraten?? Überhaupt war ich heilfroh, dass das Wetter so strahlend schön war, hier möchte ich nicht bei Gewitterstimmung sein. Kilometerlang keine Möglichkeit abzusteigen oder vom Kamm wegzukommen … Ab der Scharte gab es manchmal frischere rote Markierungen. Es war auch nicht mehr so ausgesetzt. Jetzt konnte ich mich auch an den Frühlingsblumen erfreuen. Eine Passage führte zwar in die feuchte sehr steile Nordseite, aber  hier gab es das einzige Stahlseil zum Festhalten. Nun folgten noch einige kleinere Gipfel bis zum Monte Forametto. Ein Blick zurück zeigte den ganzen zurückgelegten Bergkamm. Von hier sah es garnicht so schlimm aus. K800_20160421_121621
Meine Garmin piepste. Was ist denn los? Oh weh, Batterie fast leer. Schnell orientierte ich mich auf der Karte auf dem Display, wo ich hin musste, wenn ich den Kamm hinter mir hatte. Aja, unter mir sah ich die Alm, bei der ich vorbei musste, anscheinend. Ich glaubte, dass es nun einfach wäre nach unten zu finden. Ich kam zu einer einsamen Alm, vorbei an ein paar getarnten kleinen Hütten mit vielen Käfigen rundherum … Vogeljäger? Wie kann man nur …? Zum Glück waren keine Vögel in den Käfigen. Der Weg ging nun steil abwärts, immer weiter und weiter. Irgendwann sah ich die Alm weit über mir. Wo war ich bloß. Die Garmin zeigte mir einige Abzweigungen an, aber da waren keine … Ich fühlte mich am K800_20160421_124025Ende der Welt, den ganzen Tag schon hatte ich keine Menschenseele getroffen, niemand weit und breit, den ich nach dem richtigen Weg fragen könnte.  Über mir sah ich einen bewaldeten Kamm. Hinter dem müsste San Michele sein. Der Forstweg führte aber immer weiter nach unten. Die Garmin ließ mich zum Glück noch nicht im Stich … und sie zeigte in etwa 500m müsste wieder eine Abzweigung kommen. Hoffenlich diesmal. Und wirklich, da führte ein Weg steil bergauf. Darauf hatte ich zwar wirklich keine Lust mehr, aber blieb mir eine andere Wahl?? Irgendwann war ich dann auf dem Kamm und ich fand endlich ein Hinweisschild, ich war also auf dem richtigen Weg. Nun folgte noch ein langer Abstieg, bis ins Dorf, der mir einen tagelangen Muskelkater in den Oberschenkeln bescheren sollte.
Abenteuerlich war es in den Bergen über Toscolano Maderno.
Ich würde jedem raten diese Tour nicht unbedingt alleine zu machen und sich eine Wanderkarte mitzunehmen und genügend zu trinken …

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