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Klingt gut: 700 Kilometer Gravel durch den Norden Italiens, wenig Höhenmeter, viel Kultur (Unesco Weltkulturerbe), noch mehr Natur entlang der Flüsse und Kanäle.
Und da ich nach dem Abenteuer GBDuro22 im Moment noch keine Lust habe mir die Nächte um die Ohren zu schlagen, starte ich völlig ohne Ambitionen mit dem Vorsatz jede Nacht gut zu schlafen. Das Zelt schließe ich aus, da der Wetterbericht Regen und Kälte voraussagt. Unterkünfte vorgebucht, schlappe gut 200 Km täglich, das würde gemütlich werden. Ab nach Caorle und los geht es. Der Startbereich ist nicht überfüllt, da es das die Edition 01 der Terrenobili ist und man zudem innerhalb 24h das Startfenster auswählen kann .
Zunächst mein Video:
Es sollten einige norditalienische Städte abgeklappert werden, darunter Treviso, Vicenza, Padua, Verona, Peschiera del Garda und weitere Orte mit wunderschönem mittelalterlichem Stadtkern wie Montagnana, Este, Monselice, …
Ein weiteres Kennzeichen dieser ersten Ausgabe der Terrenobili ist, dass die Streckenführung meist entlang von Flüssen und Kanälen führt, das bedeutet sehr viel Gravel auf Dämmen, daneben sehr wenig Straßen, sondern neben den Schotterpassagen Radwege, manches sekundäre Sträßchen und der ein oder andere Singletrail über Wanderwege. Besondere Schwierigkeiten gibt es kaum.
Am ersten Tag hatte ich 212 Kilometer vor mir und kaum Höhenmeter. Ich lerne unterwegs Marina kennen und wir fahren immer wieder mal zusammen, auch Mauro treffen wir immer wieder. Die vielen Schotterpassagen senken allerdings meine Durchschnittsgeschwindigkeit, sodass ich erst nach Einbruch der Dunkelheit im Hotel Piroga in Selvazzano bei Padua eintreffe, nachdem ich mir im Zentrum Paduas den Stempel auf meiner Brevetkarte geholt hatte.
Ging der erste Tag recht unterhaltsam zu Ende mit viel Quatschen und Austausch von Geschichtchen, so werde ich die nächsten drei Tage einsam unterwegs sein. Auch nicht schlecht, man kann tun und lassen, was man will, Fotopausen machen, wann man will. Mir liegt es sowieso nicht, am Reifen eines anderen Radfahrers zu kleben, zu gerne schaue ich mir die Landschaft rundum an und möchte nicht den ganzen Tag auf den Reifen des Vordermannes oder der Vorderfrau starren, um Auffahrunfälle zu vermeiden.
Da ich heute nach dem Frühstück nur 190 Kilometer abzuspulen habe, überlegte etwas überheblich schon, ob ich heute nicht viel zu früh im Hotel sein würde. Dieser zweite Tag ist geprägt durch ein abwechslungsreiches ständiges Auf und Ab, unterbrochen von einigen kurzen aber sehr knackigen Anstiegen; die „Handschrift“ von Giorgio Murari ist deutlich erkennbar. Auch erfordern die Gravelpassagen heute mehr Konzentration. Und so bin ich erst am späten Nachmittag am Gardasee und fahre die Kontrollstelle an.
Ich bin leider zu früh dran, um in unserem Lieblings-Rad-Hotel Enjoj ein paar Stündchen zu schlafen. So muss ich nach einem kleinen Imbiss nun meine Lampen montieren, denn es wird langsam dunkel und zudem dräuen dicke dunkle Wolken vom Himmel. Nicht bald danach die ersten Regentropfen. Es geht kreuz und quer durchs Gelände, die Wege mitunter sehr steinig. Aber irgendwann bin ich in meiner gebuchten Unterkunft in Villafranca, Hotel Antares, viel später als erwartet und völlig durchnässt. Was bin ich froh, dass ich nun in ein warmes Bett schlüpfen kann und die erste Wahl nicht auf das Zelt gefallen ist.
Frühstück und weiter geht es. Heute „nur“ 180 Kilometer. Es geht durch landwirtschaftliche Ebene, die mich mit den vielen Gewächshäusern etwas an Spanien erinnert. Dann wieder wunderschön über einsame schmale Weglein auf Flussdämmen. Die gesamte Tour ist geprägt durch ständige Richtungswechsel, langweilig wird es nie und das Navigationsgerät sollte besser nicht zu lange unbeobachtet bleiben. Einige „Verhauer“ bringt mir die Unachtsamkeit ein. Ich besuche wunderschöne Orte mit mittelalterlichen Kernen, wie Montagnana, Este, Monselice. In Arquà am Hang der Euganeischen Hügel suche ich das Haus, in dem Petrarca seine letzten Lebensjahre verbrachte. Hier ist ordentlich was los. Waren mir schon vor einer Weile die Bäume voller kleiner roter ovaler Früchte aufgefallen, so wird mir hier erklärt, dass es sich bei den Früchten um die für das Gebiet typische Giuggiole handelt.
Die Giuggiole haben die Form einer großen Olive, haben auch einen Stein, haben aber einen dem Apfel ähnlichen Geschmack. Sehr lecker! Vor Montegrotto fängt es wieder an zu regnen. Nach dem Abstempeln geht es steil aufwärts. Der nun folgende Singletrail ist regennass und dementsprechend rutschig. Weiter um die Colli Eugnei und Richtung Padua. Nicht bald darauf wird es schon wieder dämmrig und ich komme punktgenau zu meinem gebuchten b&b, in Saonara, mit dem Namen burro & marmelata. Sehr nett werde ich von der Chefin des Hauses umsorgt.
Nach einem leckeren Frühstück mit selbst gebackenem Kuchen und anderen Köstlichkeiten geht es wieder los. 135 Kilometer werden wohl bis zum frühen Nachmittag zu schaffen sein. Mit dem Rennrad wäre das so …, aber die Gravelstrecke hat es in sich und so komme ich auch heute wieder langsamer als erwartet vorwärts. Ich habe aber keinen Stress und die Terrenobili ist ja schließlich kein Rennen.
Heute ist wieder das Wasser im Mittelpunkt: von einem Fluss zum nächsten, entlang von Kanälen und Lagunen. Wieder viel Natur, sehr schön. Wie auch in den letzten Tagen gibt es etwas Wind, aber der fällt kaum ins Gewicht durch die vielen Richtungswechsel. Hat man mal Gegenwind, so ändert der sich bald, nämlich nach der nächsten Fluss-Schlinge, wieder in Rückenwind.
Unterhaltsam bis zuletzt. Lange Kilometer in Sichtweite Venedigs über einen Radweg am Meer entlang, dann Singletrail neben der Laguna del Mort, ich passiere Jesolo, Eraclea und bin schon bald in Porto Santa Margherita, dem Zielort. Eine wunderschöne Reise geht zuende.
Der Veranstalter Massimo und Diego von der Gelateria ‚La Fiesta‘ empfangen mich herzlich. Es gibt eine handwerklich sehr schön gearbeitete Medaille (die sicher nicht in meiner Schachtel im Keller landet!!). Nachdem ich mir in den letzten Tagen kaum Zeit zum Essen genommen hatte, genieße ich es jetzt, mich mit einem super leckeren Tost und einem perfekten Eisbecher verwöhnen zu lassen.
Hatte ich vorher gedacht „nur“ 700 Kilometer, so haben sie diese doch ziemlich in die Länge gezogen. Meine Entscheidung für das Radeln tagsüber war goldrichtig, hätte ich sonst doch viele Natur- und Kulturschönheiten nicht gesehen.
Massimo erzählt mir von seinen Plänen in Zukunft. Die Terrenobili soll jährlich Strecke und auch Thema wechseln. Dieses Jahr die verschiedenen Orte mit Unesco-Weltkulturerbe und die Flussläufe … Was wird es wohl nächstes Jahr sein? Lassen wir uns überraschen.
Hier findet ihr die aktuellen Informationen: Terrenobili.bike
Ausblick 2023: Die Terrenobili finden im kommenden Jahr wahrscheinlich unter dem Motto le colline = die Hügel statt.
Gratuliere dir für diese tolle Leistung. Bewundere dich, dass du nie aufgibst Mach weiter und genieße deine Träume
Vielen Dank, Bruno! Naja, diese Leistung ist nicht sooo groß, hab das eher als „Cicloturista“ genossen … obwohl viel Pausen außer den nächtlichen laaaaangen habe ich da auch nicht machen können. Im Gelände ist man einfach viel langsamer …
Habe deinen Beitrag schon vermisst bei der GBDuro 22 … du bist glaub ich nach Melitta der größte „Fan“ meiner Beiträge 🙂 Danke dir! LG Gabi
Ciao Gabi, ti ho seguita indirettamente perché ho lavorato con Massimo per Terre Nobili Gravel. Pure io amo viaggiare in bicicletta. Stavolta però non ho potuto 😉 Ho letto il tuo racconto, molto bello e ben documentato. Alla fine faremo una selezione di tutto il materiale che ci è stato gentilmente inviato dai partecipanti e daremo un premio a chi ha emozionato di più con il suo racconto e le sue immagini. Intanto complimenti per tutto! E grazie ancora, continuerò a seguirti
Grazie, Sandra, hai trovato resoconto italiano? volentieri potete usare le foto e tuttaltro che volete …
ciao
Gabi
Hallo Sandra, vielen Dank für den super schönen Preis, freut mich sehr!LG