Was einen nicht umbringt, macht einen nur stark … italiano
Randonneé delle Dolomiti di Brenta (200km/ 3400Hm)
Die Wettervoraussage war nicht so besonders … aber voller Erwartung meldeten wir uns an … es musste doch endlich Frühling werden …
Am Start etwa 20 Radler – ich wieder mal das einzige weibliche Wesen.
Die Herausforderung: etwa 200km und 3500Hm rund um das Brenta-Massiv mit Start in Arco. Landschaftlich grandiose Aussichten auf die Brenta-Gipfel – bei schönem Wetter. In den vergangenen beiden Jahren war das so … Aber wie im Buch „Jede siebte Welle“ ist es wohl bei den Radveranstaltungen „Jede dritte Randonneé …“ – der ganze Tag war wolkenverhangen und nicht nur das …
Diesmal ging die Runde gegen den Uhrzeigersinn, das heißt von Arco auf dem Radweg nach Sarche und auf der zum Radweg umfunktionierten alten Straße durch die spektakuläre Sarca-Schlucht. In der Schlucht erwartet uns Fabio mit einer geheimen Kontrolle und Getränken und Keksen. Diejenigen, die eventuell den Aufstieg durch die Schlucht vermieden haben sollten, haben wohl Pech gehabt … Es fallen erste Tröpfchen. Von wegen – der Wetterbericht hatte zwar wolkenverhangenes Wetter vorausgesagt, aber Regen erst ab 17 Uhr. Nicht auszudenken, wenn es hier nach gerade mal 30 Km anfängt zu regnen. Regenhose zuhause, denke ich schon an Umdrehen. Aber zum Glück hört es bald wieder auf und die nächsten hundert Kilometer etwa ist es garnicht sooo schlecht, abgesehen von den Wolken ist die Temperatur mit um die 10-15°C ertragbar. Nun weiter und entlang des sehr schön gelegenen Molveno-Sees und Abfahrt vorbei an der Ruine des Castel Belfort nach Spormaggiore. Kurzes Aufwärmen an der Cappuccino-Tasse und Kontroll-Stempel in die Brevet-Karte. Dann folgt ein Stück Abenteuer: Ein landwirtschaftlicher Weg führt uns durch Obstanlagen, Abfahrten und Aufstiege von bis zu 19% Steigung bzw. Gefälle, zum Teil durchzogen von Wasserabfluss-Rinnen und Schlaglöcher. Äußerste Vorsicht ist angebracht. Dann weiter durch Tuenno bis nach Cles kann man es schön zischen lassen. Ich überhole eine Gruppe männlicher Randonneure und höre im Vorbeiziehen irgendwas von „donne …“ und Lachen. Hermann erzählt mir später, sie hätten sich kurz an mich drangehängt, sich dann aber wieder zurückfallen lassen … warum auch immer… Mit meinem Hermann fahre ich dann durch ein Örtchen mit dem vielsagenden Namen „Lover“ …
Einige Kilometer nach Cles geht es links ab ins Val di Sole, wieder auf wunderschöne angelegtem Radweg. Kontrolle beim Bicigrill Trentino Wild und dann noch die paar Kilometer bis Dimaro. Hier wird es nun Ernst mit dem 13 Kilometer langen Aufstieg zum Passo Campo Carlo Magno. Unterwegs vertreibe ich mir die Zeit mit einem Hörbuch. Wir überholen M.; hätte ich zu dem Zeitpunkt in die Zukunft gesehen, hätte ich ihn versucht zu überreden, mit uns zu fahren. Der Arme nahm u.a. in Voraussicht auf die zu erwartenden Regengüsse ein Taxi, das eine horrende Summe für den Transport verlangte. Je höher wir steigen, desto mehr werden die Schneereste am Straßenrand und auf dem Pass dann wie erwartet nebelverhangen keine Sicht auf die Brenta-Bergwelt. Kurz vor der Passhöhe eine unangenehme Episode mit Autofahrer. Hupkonzert. Er schreit aus dem runtergekurbelten Autofenster, wir sollten gefälligst auf den Radwegen bleiben. Ich hätte ihm wohl nachrufen sollen, er könnte gefälligst auf der Autobahn bleiben …
Vom Pass ist es keine zwei Kilometer hinunter nach Madonna di Campiglio und dann Abfahrt in den Talgrund. Was bin ich froh um meine langen Handschuhe und die warme Windjacke. Der Blick in Richtung Westen verheißt nichts Gutes: schwarze Wolkenfronten haben sich herangeschlichen … In Pinzolo fängt es auch an zu regnen. Was schon jetzt? Es ist ja erst fünfzehn Uhr … Versprochen hatte der Wetterfrosch siebzehn Uhr. Das heißt, die letzten 50 Kilometer werden wohl nass werden. Ganz ernsthaft ist der Wettergott aber noch nicht bei der Arbeit, unterschiedlich heftig fallen die Schauer aus bis nach Tione. Angenehm der Aufstieg nach Stenico mit fantastischem Ausblick auf den im Tal gelegenen Stausee Ponte Piá und der parallel in der Felswand in zahlreichen Gallerien verlaufenden Staatsstraße. In Stenico ist der vorletzte Kontrollpunkt. Mit einem cioccolato bianco denso, einer Trinkschokolade, in der allerdings der Löffel stecken bleibt beim Rühren so dickflüssig ist sie, stärken wir uns für die letzten etwa 25 Kilometer. Neben dem stärker einsetzenden Regen erwarten uns nach der kurzen Abfahrt nach Ponte Arche noch einige schweißtreibende Höhenmeter auf den Passo Ballino; nach über 3000 absolvierten Höhenmetern lassen sich die fast 400 Hm nicht mehr so locker und leicht nach oben kurbeln. Aber bald ist auch das geschafft und nun geht es nur noch bergab, vorbei am Tennosee, der auch bei dem trüben Wetter heute fast kitschig smaragdfarben in seiner Senke liegt. Wunderschön. In zahlreichen Kurven geht es nun nach Tenno. Hinter dem Nebelvorhang lässt sich schemenhaft der Gardasee erahnen. Bald ist unser Ausgangspunkt Arco wieder erreicht. Im Café Ai Conti d’Arco harrt Fabio noch seiner Randonneure, wahrscheinlich froh bei diesem Wetter nicht dabei sein zu müssen. Es gibt eine leckere Stärkung für alle Teilnehmer: Lasagne al forno. Mhmmmm, die haben wir uns jetzt aber auch verdient… Fabio, danke für den erlebnisreichen Tag. Die Organisation der Brevets ist wie immer top gewesen.
Und das nächste von Fabio veranstaltete Event ist schon auf dem Kalender vermerkt: Am 13.Mai 18 startet die Randonnée Giro del Lagorai mit seinen 300 Kilometern und wegen seiner vielen Höhenmetern (über 4000Hm) wieder unter die Extrem-Brevets gereiht. Landschaftlich sicher ein highlight, verläuft diese Veranstaltung durch die Lagorai-Gruppe und die Pala-Gruppe.
Molvenosee
Stenico
Tenno-See
Tenno mit Riva und dem Gardasee
Fabio, Organisator der Randonneé (rechts), mit Musseu.
Tolle Leistung. Zum Wetter, ich bin ja nicht so der Typ der Hitze mag. Somit sehe ich neben der nicht vorhanden Hitze noch einen anderen Vorteil. Ist das Wetter nicht so prall, sind auch die Radstrecken nicht so voll mit den etlichen Schön-Wetter-Freizeitradlern.
stimmt, den ganzen Tag hatten wir die Radwege für uns …
Allerdings dumme Episode mit Autofahrer. Hupte hinter uns her und schrie aus dem Fenster wir sollten auf den Radwegen bleiben. Und das beim Aufstieg zum Passo Campo Carlo Magno. Hätte ihm nachrufen sollen, er sollte auf der Autobahn bleiben …
Tzzzztzzzzzzz!!!
Ach Lottchen, bei einer Radsportveranstaltung soll man auf dem Radweg fahren…
Lustig diese Menschen.
nö, da gibt es gar keinen …
der meinte das generell …
…was dann für sein Intelligenz spricht. Oft auch nicht. Pappnase.
Danke für den schönen Bericht. Da ich mich in der Gegend gut auskenne und Du so schön ausführlich geschrieben hast (+ die tollen Aufnahmen), hatte ich fast das Gefühl dabei gewesen zu sein. Das Wetter war ja leider nicht so prickelnd. Hoffentlich ist es beim Giro del Lagorai besser.
Danke, Torsten! Ja, hoffentlich. Zuerst geht es aber noch zur 300er aramuc … pfaffenwinkel rundfahrt und dann die 400er corsico von nähe mailand an die ligurische Küste und zurück …
Das habe ich in Deinen „Plans for 2018 gelesen“. Auf meiner To-do-Liste stehen wegen Dir immer mehr Veranstaltungen 🙂 :). Leider wird ( wie Du schreibst) Verona-Reschen-Verona nicht für P-B-P homologisiert. Wir sehen uns am 13. bei Fabio. Da haben wir genug Zeit zum Reden.
🙂 🙂 Das freut mich, dass ich nicht ganz umsonst (nur für mich … ist ja auch nicht umsonst …) schreibe … und „ansteckend“ wirke … LG und schönes Training!!