Frau + Karbon = Randonneur(in) - aber nicht nur ...

Autor: Gabi Winck (Seite 9 von 17)

80% ist mental - der Rest ist Kopfsache

Alpi4000 – „a“ wie am Limit???

Geschafft!!                                                               italiano            Strava

Zuerst ein kleiner Vorgeschmack: mein Video

Zugegeben, das Stilfser Joch nach knapp 1500 Kilometern in den Beinen ist nicht ganz easy, aber die im Vorhinein mir vorschwebenden Wander-Kilometer über die 48 Kehren hinauf blieben auch aus …
Aber beginnen wir 132 Stunden vorher …

Alpi4000 … in den vorausgehenden Wochen mit gemischten Gefühlen entgegengefiebert, K800_20180722_070102stehe ich nun mit knapp 500 Rennradfahrern ausgerüstet für 140 Stunden, sprich 5 Tage und 20 Stunden, in Bormio an der Startlinie und warte, bis wir dran sind. Vor uns eine große Acht durch Norditalien, Schweiz und Frankreich, über 1500 Kilometer und an die 20.000 Höhenmeter. Krass!

TAG 1 (247 km/ 3600 Hm)

Etappe 1: Bormio-Bernina Pass (57 km/2051 Hm)
Hinter Bormio wird es gleich ernst, es geht hinauf zum Passo Foscagno, dann über den Passo Eira auf den Bernina Pass. Noch leichtbeinig überwinden wir die Höhenmeter undK800_20180722_102616a überqueren die Grenze zur Schweiz. Die erste Versorgungsstation lässt mein Herz höher schlagen: u.a. Aprikosen, Erdbeeren und Pizza.

Etappe 2: Bernina Pass – Chiavenna (72 km/ 316 Hm)
Nun geht es lange tendenziell abwärts durch das Engadin.
Inmitten der traumhaften Berglandschaft schlängelt sich ein roter Zug dahin, der Bernina-Express, ein Unesco Weltkulturerbe, schaut aus wie eine Modelleisenbahn. Die Schranke schließt sich vor uns. Ulrich meint, da können wir noch durch. Er schon … ich nicht … Vor mir sind beide Schranken zu, hinter mir pfeift der Zug … Auf allen Vieren krabble ich drunter durch. Noch mal gut gegangen. Obwohl ich sonst eine eher vorsichtige Fahrerin bin, düse ich schnell bergab, damit der Lokführer mich nicht erwischt und tadelt. Vorbei geht es nun an Nobelorten wie Pontresina und St.Moritz. An vier Seen vorbei ist der Maloja-Pass auf einem wie die K800_20180722_123918Italiener sagen „falsopiano“ schnell erreicht. Und die nun folgende Abfahrt ins Val Chiavenna ist spektakulär. Die Kontrolle hier ist gut ausgestattet, es gibt wieder Pizza und Wassermelone, köstlich!

Etappe 3: Chiavenna – Laveno (118 km/ 1263 Hm)
Obwohl die kommende Etappe als „agevole“ – also locker angekündigt ist, laugen mich die kleinen Anstiege in der Nachmittagshitze aus. Die ersten Kilometer legen wir zum Glück auf Radwegen zurück, entlang an den Ufern des Lago Mezzola. Dann geht es auf recht verkehrsreichen Straßen weiter. Wir erreichen den Comosee, dann den Lugano-See. Wie herrlich wäre hier ein „tuffo“ in das kühle K800_20180722_151319Nass. Es zehrt an der Psyche das quirlige Treiben der vielen Badenen an den Stränden zu beobachten. Gedanken kommen auf, ob wir da wohl die richtige Art des Urlaubs gewählt haben. Wäre es nicht viel schöner nun gemütlich am Strand im Liegestuhl zu lesen? Dann sich im Hotel verwöhnen zu lassen? Schnell beiseite gefegt diese demotivierenden Überlegungen. Ich bin jetzt hier. Ich habe es so gewollt. Und wie langweilig wäre die Alternative auf die Dauer. Wir gönnen uns irgendwo zwischendurch eine Eispause. Ein weiterer See, der Lago Muzzano und dann sind wir schon an den Ufern des Lago Maggiore. Hier wollte mein Bruder als „tifoso“ mit seiner Familie stehen. Drei Stunden hatten die Drei in der sengenden Hitze am Straßenrand ausgeharrt – nur für eine kurze verschwitzte Umarmung. Tomaten und Wasser wechseln den Besitzer, welche Wohltat. Hilfe von K800_20180722_200138Außen … Disqualifikation?? Dann müssen wir leider weiter nach Laveno. Essen und dann mit der Fähre über den Lago übersetzen. Am gegenüberliegenden Ufer habe wir ein Hotel gebucht. Ist zwar noch relativ früh, aber der Schlaf sollte gut tun, zumindest Hermann, ich wieder mal schlaflos, wie gewöhnlich …  gegen vier Uhr morgens rollt es sich trotzdem frisch weiter.

TAG 2 (280 km/ 3900 Hm)

Etappe 4: Laveno-Biella (92 km/ 1170 Hm)
Durch die kühle verkehrsberuhigte Nacht fahren ist eine Wohltat. Ab dem Lago d’Orta geht es etwas kupiert weiter. Bei den Abfahrten ist es in der Dämmerung ziemlich kühl. Ich habe kleine Müdigkeitsattacken. Nach der Cappuccino-Pause treffen wir Carla, Carmine und Aniceto. Die drei sind flott unterwegs. Kurze Pausen und via! Bis Biella wenig Aufregendes, leider hatten wir in der Dunkelheit auch keinen Panorama-Blick auf den Lago d’Orta.

Etappe 5: Biella – Venaria Reale (88 km/ 700 Hm)
Ein Blick auf die Schlafgelegenheit und sanitäre Anlagen und ich bin mir sowas von sicher, dass ich bei dieser Rando auf eine solche Übernachtung verzichten möchte. Wie können zivilisierte Menschen eine Örtlichkeit nur in solcher Weise hinterlassen? Essenfassen: Es gibt dasselbe wie an den letzten Kontrollen: Kalten Reissalat, Nudeln K800_20180723_094314a1oder Aufschnitt, Waffeln und Cioccolato fondente, eine leckere Bitterschokolade. Sehr schön führt die Strecke nun leicht über ein paar vom Gletscher geschaffene Morenen- Hügelchen zu Füßen der Gran Paradiso-Gruppe. Die letzten Kilometer fahren wir entlang einer endlosen Mauer. Mit 35 km umfasst sie den Parco La Mandria von der Dynastie der Savoyer errichtet und heute Naturpark und Weltkulturerbe. Die Kontrollstelle befindet sich im Innenhof der Reggia di Venaria, eine der prächtigsten savoyischen Residenzen. Mehr als Kontrolle gibt es allerdings nicht … Vielleicht sind wir so unter den letzten und außer Wasser und Waffeln und Schokolade alles schon ausgegangen? Essen, auf’s WC, noch was trinken, ach ja, einkremen könnte ich auch noch mal. Hermann: „Hmmhmm … jetzt haben wir schon wieder so lange still gestanden …!“, das soll heißen: „Gabi, jetzt mach mal weiter!!!“  Aber mir fällt noch ein, dass ich mein Garmin-Gerät wieder mal an mein USB-Kraftwerk hängen muss.

Etappe 6: Venaria Reale – Lanlesbourgh (100 km/ 2100 Hm)
War alles bis hierhin nur ein Vorgeplänkel, so wird es nun wird es so richtig ernst. Das Grüppchen mit Carla holt uns ein und wir radeln zusammen auf den ersten 50 Kilometern ins Susa-Tal hinein. Ebenso wie auf vielen Teilstücken der Rando durchläuft dieses Tal auch die antike und heutige Via Francigena. In burgartiger Bauweise thront das Kloster Sacra di San Michele hoch oben über uns auf einer Bergkuppe. Es soll Umberto Eco zu seinem Roman „Im Namen der Rose“ inspiriert haben. Ich kann die K800_20180723_193904cUmgebung garnicht so genießen, es ist nämlich brütend heiß, kein Lüftchen regt sich.
Endlich im Talgrund in Susa füllen wir unsere leeren Tanks erst mal mit Cola, Trinkyogurt, Kefir und Pfirsichen. Lecker nach fast obstlosen Tagen. Was? Schon Tage? Es kommt mir so lange vor, obwohl es doch erst der zweite ist …
Nun müssen wir hoch auf den Alpenpass Mont Cenis. In Novalesa entgeht mir die Abtei, die einst Karl den Großen beherbergt hatte. Ich bin nämlich in Gedanken schon bei den nächsten unendlich schwierigen Kilometern. Die Veranstalter haben sich hier was ganz Besonderes ausgedacht: Anstatt gemütlich auf der Hauptstraße führt der erste Teil über die alte Straße über das Dörfchen Moncenisio, zwar verkehrsarm, aber die mehreren K800_20180723_203123Passagen über 15% Steigung tun unseren müden Beinen schon sehr weh. Milder geht es dann auf der Staatsstraße weiter. Ich sehe von Weitem eine Staumauer. Ah, dann sind wir ja bald mal oben. Denkste! Bis auf den Pass schlängelt sich die Straße noch gefühlt endlos. Aber der Blick auf den Mont-Cenis-See und die umliegende Bergwelt lässt alle Mühen vergessen. Immer wieder habe ich die Ausrede für’s Fotografieren stehen zu bleiben. Hermann ist schon weiter gefahren. Ungeduldig? Bei Dämmerung erreichen wir das französische Lansleburgh. Hier hatte ich von Unterwegs für uns und Carla, Aniceto und Carmine schon ein Hotel gebucht für ein paar Stündchen ruhigen Schlaf.

TAG 3 (251 km/4750 Hm)

Etappe 7: Lanlesbourgh-La Thuile (101 km/ 2850 Hm)
Diese Strecke ist durch ihre beiden Pässe zwar äußerst anstrengend, aber traumhaft K800_20180724_050304bezüglich der Landschaft. Fast ausgeschlafen, morgens gegen vier Uhr, machten wir uns auf den Weg. Aus der Dunkelheit in die Dämmerung fahren hat einen ganz eigenen Reiz. Recht gemütlich lässt sich die Fahrt am Fluss Arc entlang an. Richtig aufgewacht bin ich, als plötzlich lautes Dauer-Hupen erklang und ein Auto mit weit über hundert km/h talauswärts raste. Vorsichtshalber fahre ich einen Meter in die Wiese. So ein Spinner! Bonneval sur Arc, ein hübsches Alpendörfchen, von hier geht es bergauf zum Col d’Iseran. Auf den ersten Metern nach oben sehe ich im Talgrund wieder das halsbrecherisch daherrasende Auto. Mike wird mir später erzählen, dass er sich nur durch einen Sprung in den Straßengraben in der letzten Sekunde aus der Schusslinie begeben hat… 15 Kehren mit spektakulärem Ausblick und der Sonnenaufgang auf den umliegenden Bergen lassen die K800_20180724_074822bstrapaziösen Steigungen auf den Pass fast vergessen. Bei der Abfahrt nach Val d’Isère bin ich froh um meine leichte Daunenjacke und die Windstopper-Handschuhe. Von Val d’Isère folgt nun eine Abfahrt durch viele dunkle Gallerien und Tunnel. Sehr schlechter Bodenbelag, sprich tiefe Löcher, zieren kilometerweit die Straße. mehrere Autos hinter mir zwingen mich möglichst weit rechts zu fahren. Ich verlangsame. Plötzlich sehe ich im Schein meiner Lampe einen Sandhaufen. Ich bremse ab, mein Vorderrad bohrt sich hinein und ich verliere die Kontrolle über mein Rad. In Sekundenschnelle muss die Entscheidung fallen: Entweder nach Links umfallen und unter einem Auto enden oder nach Rechts. Ich entscheide mich dafür und knalle gegen die Tunnelwand. Zum Glück kam ich mit nur einer zerschrammte Hand und einem riesen Schreck davon – und zitternden Knien. Hermann wartet weiter unten schon mit tadelndem Blick – wo ich denn bliebe? Weiter. Als Hermann losfährt rufe ich ihm noch hinterher, dass von seinem Beutel was runter hängt. Er hört nichts. Etwas weiter talauswärts sehe ich was Schwarzes auf der Straße. Was ist denn das? Ich bremse, steige ab und wandere zurück, zum Glück kommt kein Auto. Es ist das Stirnband meines Mannes. Beim nächsten tadelnden Blick kann ich triumphierend das Band in die Höhe halten. Die Horrorfahrt durch das Val d’Isère ist irgendwann vorbei, vorbei fahre ich auch an der Abzweigung und muss einen halben Kilometer bergauf zurück. Man gönnt sich ja sonst nichts. Schon sind wir in der K800_20180724_103015anächsten Steigung, nämlich auf den Kleinen Sankt Bernhard-Pass. Die anfänglichen steileren Passagen vertreibe ich mir mit einem Hörbuch. Hermann habe ich hinten gelassen, damit er nicht wieder nörgeln muss. Etwas stört mich schon, dass mich viele Radfahrer und nicht nur E-Biker überholen. Die haben aber alle keine Startnummer und kein Gepäck und somit wahrscheinlich frische Beine. Dann: Was ist denn das? Ein kleines weißes Kirchlein mit großen rosa Punkten? Witzig. Etwas weiter oben hat die Straße etwa 100 Meter rosaroten Belag. Drauf geschrieben: La Rosière. AhK800_20180724_104317a! Vor Kurzem kam hier die Tour de France vorbei. Ich mache eine kleine Kaffeepause. Hermann zieht vorbei, ihm ist nicht nach Kaffee und Cola. Noch ein paar Kilometer angenehme Steigung und ich bin oben auf dem Kleinen Bernhard. Hermann wartet schon, diesmal nicht mit tadelndem Blick. Die Abfahrt nach La Thuile auf wunderbar neuem Straßenbelag ist eine Freude. Immer wieder erhasche ich einen Blick auf das Mont Blanc Massiv. Erinnerungen werde wach an den UTMB, dem Ultra Trail Montblanc. Das waren nochK800_20180724_120159 Zeiten, ganz ohne „Rollstuhl“.

Etappe 8: La Thuile-Biella (150 km/1900 Hm)
La Thuile liegt in einem Seitental des Aostatales, so sind die ersten Kilometer rasante Abfahrt. Dann wird es trotz leichtem Gefälle etwas mühsam, da zu der Hitze auch noch ein recht heftiger Gegenwind kommt. Die Strecke folgt der ciclabile Francigena bis zum Castello Bard am Talschluss. Einmal weiche ich von der Strecke ab, da ich eine Bar entdeckt habe, Hermann bekommt das nicht mit und fährt weiter. Das erste Mal verloren … Ich esse schnell ein Eis und quatsche etwas mit Radfahrerkollegen, dann folge ich meinem Mann, wie es sich für eine brave Gattin gehört. Bald habe ich ihn wieder im Blick, überhole und hätte gerne, dass er in meinem Windschatten bleibt. Aber immer wieder fällt er zurück. Die tadelnden Blicke nun meinerseits. Bald kehren wir in einem Conad ein: Eis, Cola, Kefir, Trinkjogurt und zwei Pfirsiche. Ich leide unter Obstentzug. Geizig stecke ich die beiden Pfirsiche zu der halben Banane aus der Kontrollstelle in die Papiertüte auf der Packtasche. Hermann lästert, was ich wieder mal mit mir rumschleppe… Kurz vor Biella nun wieder eine Überraschung: Anstatt auf schnellstem Weg zur Kontrollstelle geht es steil hinauf. Ich lasse Hermann ziehen undK800_20180724_214032 halte bei einem Brunnen. Trinkflaschen füllen und vor allem mich von unten bis oben nassspritzen, nur so ist die Hitze erträglich. Dann fällt mir noch ein, die Dame des B&B Toscana in Biella anzurufen. Ein Zimmer ist noch frei, aber ich kann nicht versprechen, dass wir vor elf Uhr in Biella sind. Tadelnde Blicke von Hermann, als ich ihn wieder erreiche, so in etwa meinend: „In deinem Tempo kommen wir nie nach Biella …“. Das lasse ich nicht auf mir sitzen. Ich mobilisiere alle Kräfte und lasse ihn stehen. Ich treffe auf Andrea F. Mit Quatschen geht die Zeit schneller um. ER möchte in Biella in einem Hotel übernachten und wird für uns eine telefonata machen, ob noch Platz ist. Leider Fehlanzeige. Alles ausgebucht. Irgendwann zweigen wir auf eine etwa drei Kilometer lange Schotterstraße ab. Mountainbiketerrain. Wir werden kräftig durchgeschüttelt auf der steinigen Passage. Ich fahre langsamer und Hermann überholt wieder. Als ich aufschließe, mache ich den Vorschlag eine kleine Pause zu machen. Ich möchte meinen Pfirisch essen und Hermann großzügig den anderen schenken. Aber wo sind meine Pfirsiche und die halbe Banane? Eingeklemmt in die Gummizüge steckt nur noch die leere Papiertüte, ein großes Loch am unteren Ende … das kommt vom Geiz …
Es dämmert langsam, wir haben die Höhe fast erreicht und noch einige Kilometer auf halber Höhe den Hang entlang zurückzulegen. Meine mehrfachen Berechnungen ergeben immer klarer, dass wir die Nacht wohl in der gefürchteten Kontrollstelle inrücker.JPG Biella verbringen müssen, denn nach Elf traue ich mich das B&B nicht mehr anzurufen. Wir erreichen den Monte Oropa, das wichtigste Marienheiligtum in den Alpen und auch Weltkulturerbe. Wir machen anscheinend eine Kultur-Radeltour. Oropa ist auch sehr bekannt als Zielort des Giro d’Italia. Also sind wir auch auf den Spuren der großen Radrennen. Von oben spreche ich noch mit der Frau vom B&B, dass wir gleich unten seien. Etwas übertrieben. In halsbrecherischer Geschwindigkeit sausen wir Richtung Biella. Zum Glück ist die Straße in recht gutem Zustand. Geschafft! Noch schnell den Wechselbeutel in der Kontrollstelle geholt. Nun werden die warmen Sachen weggepackt. Und dann gute Nacht!
Nachtrag: Das mit den Pfirsichen erzählte ich tags drauf Carla; sie lachte und sagte, die habe sie auf der Schotterstraße liegen sehen zusammen mit einer halben Banane.

Tag 4 (301 km/500 Hm)

Etappe 9: Biella-Pavia (127 km/229 Hm)
Am frühen Morgen, es ist noch dunkel, bringen wir die Wechselbeutel zurück, ich stecke mir noch ein Brötchen in die Lenkertasche und los geht raus aus Biella und rein in die Poebene, die wir den ganzen Tag nach Osten durchqueren werden. Carla und Co erreichen uns, wir fahren ein Stück zusammen. Dann fallK800_20180725_061322e ich immer wieder zurück, um zu fotografieren. Reisfeld an Reisfeld. Nahe Vercelli wartet Hermann, Kaffeepäuschen. Ich möchte auch mein Brot essen. Ist weg. Hermann erinnert sich, dass er das schon im ersten Kreisverkehr liegen sehen hat. Schinken und Käse auf dem Asphalt verteilt. Mist!
Weiter durch die Felder. Dann auf einem Radweg den Ticino entlang. Den Fluss überqueren wir in Pavia auf dem antiken ponte coperto, der überdachten Brücke mit zwei Portalen und einer Kappelle in der Mitte. In der Kontrollstelle siK800_20180725_062500nd sie leicht überfordert. Es gibt kaum mehr was. Waffeln und Schokolade. Ach doch irgendwann ein paar Nudeln. Wir sind schon wieder viel zu lange ohne Bewegung.

Etappe 10: Pavia-Piadena (111 km/ 216 Hm)
Immer wieder sehe ich Schilder, die auf die Via Francigena hinweisen. Dieser antike Weg verband Nordeuropa mit Rom. Diese Strecke möchte ich aber am liebsten schnell wieder vergessen. Abgesehen von der Hitze, zum Glück gibt es eine klitzekleine Kühlfunktion des leichten Gegenwindes, habe ich im Nachhinein das Gefühl unzählige Male der Gefahr entgangen zu sein von einem Lastwagen oder Sattelschlepper überrollt zu werden. Der Verkehr rund um Cremona schrecklich. Der Hitze zu entgehen flüchten wir uns in einen Supermarkt. Eiskalte Klimaluft schlägt uns entgegen. Jogurt, Kefir, das Übliche. Wir wollen uns draußen stärken. Die Tür öffnet sich und es fühlt sich so an, als ob jemand die Ofentür geöffnet hätte. Schnell wieder hinein in den Supermarkt. Die Kassierin guckt misstrauisch. Aber besser als draußen verbrennen. Nun geht es nett durch die Felder auf verkehrsberuhigten landwirtschaftlichen Sträßchen und Radelwegen am Straßenrand. Hermann fällt immer wieder aus dem Windschatten und ich blicke tadelnd zurück. Ich schließe auf Carla, Aniceto und Carmine auf. Wir wechseln uns in der Führung ab und kommen flott weiter. Hermann ist selber schuld, wenn er sich nicht dran hält. Unterweg treffen wir auf einen Fahrer mit einer riesigen K800_20180725_165000Packtasche. Es ist Paolo. Er ist erst 19 Jahre alt. Piadena ist erreicht. Nur Bruchteile später kommt auch Hermann an. Wie hat er das denn gemacht? So schnell? Und ohne die Vorzüge von Windschatten? Alle Achtung! Die Kontrollstelle ist in einem kühlen Innenhof untergebracht. Großes Hallo. Hier treffe ich auf Giovanna. Wir werden von einer sympathischen motivierten Gruppe Jugendlicher verwöhnt. Bald ist wieder Zeit aufzubrechen, damit wir noch vor Einbruch der Dunkelheit nach Pieve di Coriano kommen. Die Unterkünfte dort alle ausgebucht. Wird das die erste Nacht im dormitorio?

Etappe 11: Piadena-Pieve di Coriano (80 km/ 133 Hm)K800_20180725_180645
Die Etappe ist sehr schön. Zunächst fahren wir am Ufer des Flusses Oglio entlang. Wir überqueren den Oglio kurz vor seiner Mündung in den Po auf einem ponte delle barche, auf einer Brücke, die auf Booten aufliegt, von denen es nur noch sehr wenige gibt. Nun geht es auf dem Po-Radweg weiter. Als wir am Ort San Benedetto Po vorbeikommen, entdecke ich ein Hinweisschild auf ein B&B. Wir fahren in den Ort und fragen uns durch. Eine wunderschöne Villa beherbergt die Frühstückspension „A casa dell‘ antiquario“. K800_20180725_195246_001eInzwischen ist es jedoch schon dunkel, ob wir da noch jemanden erreichen? Ein Telefonat und die Besitzer sind so nett uns doch noch Quartier zu geben. Die Villa ist stilvoll eingerichtet, sind doch die Chefleute gleichzeitig Galeriebesitzer und sie hat einen wunderschönen Innenhof zum Relaxen. Wir fühlen uns sehr wohl. Leider müssen wir wieder früh weg, mit nur kleinem Frühstück. Die verbleibenden Kilometer sind schnell runtergespult.

TAG 5 (270 km/ 2600 Hm)

Etappe 12: Pieve di Coriano-Monte Borghetto (86 km/ 330 Hm)
Am Po und Mincio entlang radeln wir sehr schön nach Mantua. Vorbei an K800_20180726_105227aden Seen und auf den Mincioradweg durch den Mincionaturpark. Ab hier kenne ich eigentlich fast jede Kurve, so oft bin ich die Strecke schon gefahren. Ist natürlich ein wenig übertrieben. Man müsste hier mehr Zeit haben die schönen mittelalterlichen Dörfer Valeggio und Borghetto sul Mincio und Sehenswürdigkeiten wie den Ponte Visconteo zu besuchen. Den Die Kontrollstelle bei Valeggio sul Mincio ist wunderbar.

Etappe 13: Valeggio sul Mincio- Tremosine (86 km/1300 Hm)
Von hier geht es nicht entlang des Mincio-Radweges sondern übers Land nach Desenzano. Die Strecke nach Salò ist anfangs ziemlich verkehrsreich. Wie wird es dann wohl auf der Gardesana bei den Tunneln werden. Ich habe schon ziemlichK800_20180726_110847b Bammel. Dann umfährt man aber die Halbinsel vor Saló und hier ist es ruhiger. Ab Saló hat man traumhafte Panoramen auf den See und auch die Städchen an der Strecke mit ihren schönen Villen lenken von der Müdigkeit und der Hitze etwas ab. Eisstopp in Toscolano-Maderno: Sagenhaftes Eis in der Gelateria Azzurra in Richtung Fährhafen. Und kurz darauf noch mal eine Supermarkt-Pause, man gönnt sich ja sonst nichts: Yogurt, Kefir und … zwei Pfirsiche. Geiz wieder vorprogrammiert: Die beiden wurden besser gesichert als ihre Brüder und reisten … über das Stilfser Joch zum Frühstück nach Bormio (hahaaaaaaha). Dann kommen die gefürchteten Tunnels. Dort werden die Autos an Ampeln eine Zeitlang zurückgehalten und ich kann nahezu angstfrei fahren. Zudem ist es angenehm kühl. Dafür schlägt die Hitze bei der Abzweigung hinauf nach Tremosine voll zu. Und das Verkehrschaos ist ideal für uns Radfahrer: Autos aus beiden Richtungen verkeilen sich nahezu auf der engen Straße beim Versuch aneinander vorbei zu kommen. Bis sich das Kuddelmuddel auflöst sind wir schon weit oben. Atemberaubende Blicke und dann tauchen wir ab in die Kühle der tief eingeschnittenen Schlucht des torrente Brasa. In Pieve ist ein Pflichtstop um auf der terrazza del „brivido“  eine K800_20180726_151420Unterschrift auf der Tafel „we where here …“ zu machen. Brivido bedeutet Gänsehaut. Mehrere Hundert Meter senkrecht unter der Terrasse ist der See. Wirklich Gänsehautfeeling. Noch ein paar Kilometer wenig ernsthafte Steigung bis nach Vesio, das hatte ich mir viel anstrengender erwartet, hoffentlich verschätzte ich mich auch bezüglich Stilfser Joch …, denn das liegt immer noch drohend vor uns. Naja, wir werden es so in etwa um diese Zeit am nächsten Tag wissen.

Etappe 14: Vesio-Spormaggiore (81 km/ 2032 Hm)
Ich bin heilfroh, dass ich die Abfahrt nach Limone nicht im Aufstieg machen muss. Die Gefälle scheinen mir mehr als 15%-ig zu sein. Nach LiK800_20180727_060102amone dürfen wir auf dem kürzlich neu eröffneten Radweg fahren, der an die Felswände geklebt scheint. Spektakuläre Konstruktion. Der Radweg nach Sarche beschert uns wieder was zu Lachen. Allerdings erst im Nachhinein. Hermann und ich sind dafür bekannt, dass wir uns immer wieder verlieren beim Radeln, manchmal sogar schon wenige Meter ab der Haustüre. In Arco bleibe ich wieder mal hinten, um in meinen Taschen zu kramen. Hermann beschließt weiterzufahren. Der Radweg führt leicht ansteigend dem Fluss Sarca  entlang bis Sarche. Kein Problem. Ich werde ihm schon nachkommen. Unterwegs lockt noch ein Brunnen. Am Ende des Radweges kein Hermann in sicht. Ich bin schon etwas „angefressen“, er hätte hier doch wohl warten können. So radle ich die Straße hinauf, um schnell auf den Sarca-Schlucht-Radweg zu kommen. Ich treffe hier zwar Radfahrer, aber nicht Hermann. Nun kommt mir das wohl etwas komisch vor. Handy herausgezogen. Aha, eine WhatsApp-Meldung: „Bin auf dem Radweg, hat keinen Sinn wieder zurück zu fahren, ich radle weiter“. Nanu? Ich bin auch auf dem Radweg. Ein Telefonat bringt die Lösung: Hermann ist noch auf dem Talradweg. Das hätte ich mir nicht im TrauK800_20180726_170839(0)m ausdenken können. Er hat irgendwo ganze 40 Minuten auf mich gewartet und ich war schon vorbei an ihm. Das kann auch nur uns passieren. Ich warte also auf ihn. Meine Zwangspause hat aber auch was Gutes: Inzwischen suche ich eine Unterkunft, denn es ist schon halb acht. Bis neun sollten wir spätestens in San Lorenzo kurz vor dem Molvenosee sein. Stress pur. Ob wir die paar Aufstiegskilometer wohl in der kurzen Zeit schaffen? Auch Jürgen schließt sich uns an. Er will seinem kaputten Ar… eine kleine Auszeit gönnen. Alle Kräfte mobilisiert und wir schaffen es. Die Chefleute des Hotel San Lorenzo sind sehr nett und zuvorkommend, dass sie uns zu so später Stunde sogar noch das Abendessen servieren und nach einem Limoncello sinken wir selig ins Bett für eine kurze Nachtruhe. Nach einem kleinen Frühstück sitzen wir gegen halb fünf Uhr wieder im Sattel. Sehr schön bei Dämmerung um den Molvenosee zu fahren und Spormaggiore ist bald erreicht.

TAG 6 – letzter Tag? (170 km/ 3980 Hm)

Etappe 15: Spormaggiore-Fischteich SchlanderK800_20180727_050534s
Zunächst folgt eine Abfahrt ins Nonstal. Was dann folgt, gefällt mir weniger. Verkehrsreich geht es aufwärts bis Fondo. Ab hier kenne ich nun wirklich jeden Stein bis zum Ziel. Unterwegs treffe ich auf einige Radfahrer, die es sich am Straßenrand für ein Schläfchen bequem gemacht haben. Ein Kollege war nicht so umsichtig: Er gurkt vor uns in Schlangenlinien dahin, fährt plötzlich nach recK800_20180727_074900hts in den Schotter am Straßenrand, kippt auf die Straße, rappelt sich auf und weiter. Dem täte wohl ein wenig Schlaf gut. Der Gampen-Pass ist auch schnell erreicht, dann kann man sich auf der Abfahrt Richtung Meran gut erholen. Nach dem kurzen Aufstieg von Algund  in der pralle Vormittagssonne sind die Kilometer bis zum Fischteich unerwartet leicht: Wir haben Rückenwind. Ich quatsche unterwegs mit Werner, was die Zeit nochmal gefühlt verkürzt. K800_20180727_140155Bei Theresia am Fischteich „Brugg“ werden wir wie gewohnt herzlich empfangen, obwohl es Theresia nicht so richtig zum Lachen ist: Sie hat glaube ich in den letzten beiden Nächten noch weniger geschlafen wie wir … Die Nudeln sind wie üblich sagenhaft. Die besten auf der gesamten Strecke!!

Etappe 16: Schlanders-Stilfser Joch-Bormio (58 km/ 1975 Hm)
Prad ist ruckzuck da und nun wird es bitterernst. Kurz nach Prad habe ich noch eine lustige Begegnung: Ein Garten voll mit bemalten Steinen und allerhand sonstigem „Geraffl“ lockt meinen Fotografiertrieb. Ich bremse, zücke mein Handy. Da baut sich auf der anderen Zaunseite eine Gestalt mit Schürze und Filzhut auf und hält mir die Hand vor die Linse. Nein, Fotografieren verboten! Außer ich lasse einen Euro springen. Er, der Künstler, habe 40 Jahre an dem ganzen gebastelt. Ich fahre wortlos weiter. Unterwegs nach oben passiere ich einige „Radler-Leichen“. Wäre zwar nicht übel sich da jetzt auch dazu zu legen und ein Nickerchen zu machen, aber dann wäre ich ja noch länger unterwegs und später oben. Und an die kalte Abfahrt möchte ich noch gar nicht denken, denn ich hatte meine warmen Sachen ja im Wechselbeutel zurück gelassen. Ich zücke meine Geheimwaffe. Sie schiebt mich zumindest bis zur Franzenshöhe hinauf: Mein Hörbuch. Wirkt phänomenal! Alle paar Kehren, es sind insgesamt 48, erlaube ich mir ein kurzes Absteigen. Um mal zu fotografieren, etwas zu trinken, in meiner Tasche zu kramen, … oder irgendwas fällt mir immer ein. Auch Mike K800_20180727_175247und Jürgen leiden nach oben. Sind also alle nicht mehr so ganz fit. „Normale“ Radfahrer überholen, ich habe aber keine Lust zu beschleunigen. Sergey überholt mich wieder mal. Er kann aber auch garnicht anders: Er fährt ein Fixie!!! Ich komme wieder aus dem Staunen nicht heraus. Keine Gänge. Wie schafft man da nur das Stilfser Joch oder so Steigungen wie den Mont Cenis? Unglaublich. Ein Wahnsinns-Typ, denn er hat vor zwei Tage später beim TCRN06 zu starten, dem Bike Race durch ganz Europa. Ich genieße Hörbuch und Aussicht. Der Ortler droht unheimlich zu mir herüber. Das ist ein Berg, der trotz Faszination mir irgeK800_20180727_201059bndwie Angst macht, warum auch immer. Ein Donnergrollen. Ich beschleunige ein paar km/h. Über mir haben sich dunklen Wolken zusammen gezogen. Nur das nicht! Nichts fürchte ich so sehr wie ein Gewitter in den Bergen. Hermann, der vorausgefahren ist, ohne tadelnden Blick diesmal, wartet auf der Franzenshöhe auf mich. Gemeinsam trödeln wir weiter. Nur noch 20 Kehren, fast schon ein Count Down. Die Wolken haben sich zum Glück aufgelockert. Noch ein paar Fotos und dann sind wir da! Carla begrüßt uns. Die Narrische ist schon über eine Stunde da. Wahnsinn. Ein paar Fotos geschossen und Erfahrungen ausgetauscht mit anderen Randonneuren unK800_20180727_201059dd ich vergesse fast den letzten Stempel. Dann noch die Abfahrt nach Bormio. Ich ziehe alle Kleidungsstücke, die ich in meinem Beutel finde übereinander: ein zusätzliches Unterziehhemd, ein zweites Radshirt, dünne Windjacke, Regenjacke und zittere hinter Hermann her. Zwei Fotopausen bescheren mir wieder den tadelnden Blick „Wo bleibst du denn schon wieder?“ – alles beim Alten …
Ich bin einfach nur glücklich, aber mit einem ganz klitzekleinen Bedauern: nun ist Schluss mit der Alpi4000, mit den umwerfend schönen Landschaften, mit dem gemeinsamen Erleben mit dem eingenen Ehemann, mit den Radkollegen, mit alten Kollegen und mit neuen, mit den Erwartungen, Ungewissheiten, mit dem Unerwarteten. So vielfältig sind die Empfindungen. Ich möchte das immer wieder erleben.
Fazit: Alpi4000 N01 ist nun Geschichte.
Das Brevet ist zwar äußerst hart, aber durch die regelmäßigen bequemen Schlafpausen stieg ich jeden Morgen relativ ausgeruht wieder auf das Rad und pedalierte mit Freude in den Sonnenaufgang. Nicht weiter denken als bis zum kommenden Abend. pedaliert sich meiner Meinung nach sicherer. Übermüdung hat vermutlich zu nicht wenigen Unfällen geführt. Ziemlich einige Teilnehmer sind auch schon nach dem ersten Viertel ausgestiegen. Haben sie sich übernommen? Die Anforderungen sind schon sehr hoch, aber machbar, wenn man mit seinen Kräften haushält. Und kein Hahn kräht danach, ob man 10 Stunden weniger gebraucht hat. Wichtig ist ankommen und das im Wohlfühlmodus. Die Streckenwahl ist traumhaft schön, am Weg liegen unzählige Natur- und Kulturschönheiten, allerdings könnte ich auf einige verkehrsreiche Passagen verzichten und würde liebend gerne einen Umweg in Kauf nehmen, als das Leben zu riskieren. Denn Sattelschlepper und übermüdete Radfahrer, die unberechnenbar durch die Gegend gurken, sind nicht vereinbar. Einen herzlichen Dank an alle Freiwilligen an den Kontrollstellen uns zu unterstützen. Manche blieben mir im Gedächtnis durch die motivierten sehr netten Mitarbeiter und das sehr gute Essen. Man muss allerdings auch berücksichtigen, dass nicht nur wir Radfahrer übermüdet sind, sondern auch die vielen freiwilligen Helfer, die tagelang ohne zu schlafen für uns da waren. Tausend Dank, dass ich das erleben durfte!
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Schöner Bericht von J, alias Francis Bacon.: hier

Bericht von Bernd Rücker

Free Sola … mit dem Rennrad von Südtirol nach Wien

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Vorausgeschickt: Die Strecke kann kann fast durchgehend auf gut markierten Radwegen bewältigt werden. Es sind knapp 600 Kilometer und etwa 5000 Höhenmeter. Auf drei Tage verteilt machbar, aber man muss schon eher flott unterwegs sein, um die Unterkünfte noch bei Tag zu erreichen. Viele Pausen sind nicht drin … Drei längere Steigungen sind zu bewältigen: Pustertal (merkt man kaum), den Katschberg und Semmering. Sollten rund 3000 Höhenmeter ausmachen insgesamt. Aber das ständige kurze Auf und Ab lässt noch einiges dazu kommen. So reisen ist allerdings angenehmer, als 600 eintönige flache Kilometer, denn wo es hoch geht, geht es auch wieder runter …

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Tag 1:
Pustertaler Radweg (Pusterbike): Nach dem Frühstück geht es für mich als Bikepackerin los. K800_20180704_102427Der Gedanke alleine unterwegs zu sein ist am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig. Das Gepäck ist überschaubar, aber ich habe alles dabei vom Werkzeug für den Fall einer Panne, Wechselkleidung, da das Wetter wechselhaft zu sein verspricht, Zahnbürste, Marschverpflegung für mich und Powernahrung für meine Garmin 1030 und mein Handy in Form einer Powerbank. Bis Toblach radle ich in bekannten Gefielden entlang der Rienz.

Drauradweg (R1): Ab Toblach wird es quirlig. Gefühlt Tausende von Radlern sind hierK800_20180704_122224 abwärts bis Lienz unterwegs. Der Großteil mit Leihrädern mit Babyanhänger … und komplett überfordert mit Radfahrer-Verkehrsregeln. Jeder Einzelne glaubt wohl alleine unterwegs zu sein … zum Glück habe ich meine Klingel.
Ab Lienz wird es einsam. Ab hier werde ich höchstens zwei Handvoll Radfahrer trefffen – bis Wien.
Ich bin froh um meine Tubeless Reifen, denn immer in Draunähe führt der Track auf Schotterwegen. Klammer auf: Ich bin schon eine Nummer … da ich kurzfristig keine Reifen bekam in der gewünschten Breite, bin ich wieder Mal mit zwei defekten Mänteln gestartet, das heißt beide haben einen kleinen Schnitt und in unregelmäßigen Abständen pfeift mir ein Luft-Dichtmilchgemisch auf die nackten Waden. Das wird hoffentlich kein Dauerzustand werden … muss mal bei Schwalbe einen Nutzerwunsch nach pannensicheren Reifen anmelden. Hunger … Ich merke, dass ich meine Brote verloren habe. Ich hatte sie wohl zu schlampig auf meine Satteltasche geklemmt.
Zunächst eben verläuft der Weg ab etwa Oberdrauburg bis Spittal etwas kupiert, es geht in Auf und Ab wunderschön durch Dörfchen und immer wieder entlang des Flusses. Das Wetter passt auch, ich hatte mich schon auf Regen am Nachmittag eingestellt.

Bei Spittal muss ich den Drauradweg leider verlassen, der über Maribor weiter durch Pannonien bis nach Varaždin führt. Zu meiner ersten Unterkunft, der Pension Dullnig in Gmünd muss ich in der Nachmittagshitze noch ein paar wenige Höhenmeter überwinden und schaffe es vor dem Gewitter anzukommen und werde von Frau Egger sehr herzlich empfangen.

Tag 2:
Nach einem liebevoll angerichteten gemütlichen Frühstück im Garten der Pension Dullnig steht der zweite „Berg“ an. Ich lasse mich zu einer Streckenänderung überreden: Den Katschberg mit fast unmenschlichen Steigungen tausche ich gegen eine etwas gleich langen „Umweg“ über Innerkrems und Schönfeld. Das war eine sehr gute Idee, denn auf der Rückfahrt mit dem Auto über den Katschberg staune ich über Steigungen und Gefälle in beiden Richtungen. Über 5 km eine durchschnittliche Steigung von 12,3%, und einige Rampen mit 18%. Nach Innerkrems geht es in angenehmer Steigung durch ein schönes Tal, erst nach Innerkrems eine größere Steigung, bis es über Schönfeld in langer Abfahrt Richtung Tamsweg geht. Im Talgrund treffe ich wieder auf einen Radweg.

Mur-Radweg:  (R2 – gut beschildert und auf der Straße mit weißem Schriftzug markiert). K800_20180705_114744Sehr schöne Streckenführung immer wieder rauf und runter bis nach Judenburg. Dort wird das Tal breiter. Ein Blick nach Oben lässt mich einen Zahn zulegen. Dunkle Gewitterwolken türmen sich. Ein strammer Rückenwind treibt mich vor sich her. Vielleicht schaffe ich es, dem Gewitter davonzufahren … Irgendwann kurz nach Knittelfeld merke ich, dass mein Hinterrad luftmäßig etwas schwächelt. Pumpe raus und da prasselt es schon wie verrückt auf meinen Rücken, Blitze,K800_20180705_121127 Donner, alles was dazugehört. So schnell wie da war ich noch nie wieder in den Pedalen. Ich strampele, was das Zeug hält. Und schaffe auch einen Vorsprung. Die Anspannung löst sich. Die dunklen Wolken lasse ich hinter mir. Kurz vor ein Blick nach Rechts in die Berge … das schaut nicht gut aus. Da werde ich wohl nicht mehr weg kommen. Und schon fängt es an zu schütten. Gefälle … Ein Auto schneidet die Kurve. Ich muss stärker einschlagen und schon ist es passiert. Auaaaaah, mein Knie und Oberschenkel … Ich krieche unter meinem Rad hervor, rappele mich auf und versichere dem Autofahrer, dass mir nichts passiert ist. Meinem Rad auch nicht. Unter der nächsten Brücke Zwangspause, bis das Schlimmste vorbei ist, sei das Gewitter als auch die Schmerzen. In den nächsten Tagen wird sich ein kindskopfgroßes Hämatom auf meinem rechten Oberschenkel ausbreiten. Ein paar Kilometer weiter stehe ich schon wieder unter, ein Hausvordach. Mit einem PKW kommt der Hausbesitzer und berichtet, dass es stark gehagelt hatte, genau dort muss ich hin … Hmmmhm. Die dicksten Wolken verziehen sich. Ich kann weiter. In Bruck an der Mur biege ich auf den Mürztalradweg (R5). Nun starker Gegenwind und eine rabenschwarze Wolkenfront vor mir. Hätte ich die Unterkunft wohl schon hier gebucht … Aber ich muss noch 30 Kilometer weiter, mitten hinein in die Unwetterfront. Blitze und Donner. Mir wird ganz anders. Ich taste mich von Dorf zu Dorf, von Unterstand zu Unterstand. Irgendwann ist es geschafft. Mitterdorf bei Kindberg. Die heiße Dusche tut gut.

Tag 3:
Nur eine Steigung, dann geht es den ganzen Tag platteben …

Semmering-Radweg: Kaum verlasse ich die Pension, fänK800_20180706_082843gt es auch schon an zu regnen. Macht auch nichts, es ist nicht kalt. Nach Mürzzuschlag beginnt die Steigung auf den Semmering. Ich hatte mir von der Streckenführung mehr erwartet. Gefällt mir nicht so gut. Irgendwann muss ich 13% Steigung überwinden. Ich kontaktiere mal Google, wie weit es noch hoch ist. 20 Höhenmeter. Das heißt ich bin ja schon da. Auf der Abfahrt beginnt es stärker zu regnen. Gpsies hat mir bei der Streckenplanung ein Ei gelK800_20180706_122703egt … Ich wollte die kurvenreiche Hauptstraße vermeiden und landete auf einem steilen Wanderweg. Mein MTB hätte Freude daran gehabt. Ich schiebe kurz steil hinunter, dann bin ich wiederer auf dem Radweg.

Weltkulturerbe-Radweg: Bis Gloggnitz geht es leicht abwärts.

Schwarzatalradweg: Nun bis Lanzenkirchen sehr schön der Schwarza entlang.K800_20180706_131517

Thermenradweg: Jetzt vorbei an Wiener Neustadt und entlang dem Wiener Neustädter Kanal. Es hat aufgehört zu regnen und ich rolle platteben ohne jede Steigung Richtung Wien. Zum Glück habe ich teilweise Rückenwind.

Triestingau-Radweg:
Bei Kilometer 540 wechsle ich vom Thermenradweg auf den Triestingau-Radweg, der ein Geheimtipp für Radfahrer sein soll. Bis Schwechat geht es entlang des Flüsschens Triesting und durch unzählige Gemüse- und SonnenK800_20180706_170526blumenfelder, immer wieder durch Dörfchen und Städtchen wie Himberg. Ab und zu wieder mal Schotterwege. Mein Rad sieht verboten aus. Irgendwie knirschen auch meine Bremsbacken. Ich frage bei einem Garten am Wegesrand, ob ich mit dem Schlauch mein Rad abspritzen darf. Darf ich.

EuroVelo über die Donauinsel:
Ab Schwechat folgt die Strecke einem Teil des Radfernwege-Netz EuroVelo. Ich fahre vom Südende der Donauinsel (insgesamt etwa 24km lang)  bis auf die Höhe der Alten Donau, Kaisermühlen. Ich bin „zuhause“ bei meiner Katrin und Lukas.

Und nun Schichtwechsel: Hermann kommt mit dem Auto nach Wien und steigt am nächsten Tag auf sein Rad um. Ich darf gemütlich heim fahren – im Auto …

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Nachwort:
Das hatte ich mir nicht gedacht: Von Brixen nach Wien fast nur über Radwege. So soll Radfahren sein. Kein Stress durch verständnislose oder gedankenlose Autofahrer. Die Strecke kann ich jedem empfehlen. Wenn man Wert auf gemütliche Mittagseinkehr legt oder auf mehr Pausen, sollte man eventuell einen Tag länger einplanen.

K800_20180704_102427Bei Toblach

K800_20180704_111323           K800_20180704_122224K800_20180704_130330Die Lienzer Dolomiten

K800_20180704_133411      K800_20180704_141449K800_20180704_152752
K800_20180704_164258 K800_20180704_172818 GmündK800_20180705_082856K800_20180705_083222K800_20180705_110446
Mur-Radweg durch die Steiermark
K800_20180705_112117 K800_20180705_113903K800_20180705_114744K800_20180705_121127 MurauK800_20180705_211409
Den „Mohr im Hemd“ habe ich mir heute wirklich verdient.K800_20180706_082843 Regen, Regen, Regen …K800_20180706_083038        K800_20180706_091831K800_20180706_094946     K800_20180706_102819K800_20180706_122703K800_20180706_125545 ThermenradwegK800_20180706_131128K800_20180706_131517K800_20180706_141819 K800_20180706_142248K800_20180706_143802
Großfamilie: Mutter, Vater und 7 KidsK800_20180706_152624K800_20180706_160244K800_20180706_161324K800_20180706_170526 Fast „zuhause“ …K800_20180706_172435 Vienna International CenterK800_20180706_173657 Millennium TowerK800_20180706_174421

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Rund um den Ortler: 4 Pässe-nonstop

logoTour d’Ortles – Brevet mit 250km/ 5450 Hm

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Letzter Juni-Tag: Ich und gefühlte hunderttausend Radfahrer und mindestens eine Million Motorräder sind in beiden Richtungen auf den Pässen rund um das Ortler-Massiv unterwegs. Chaos pur und nicht selten kritische Situationen …

Start in dunkler Nacht, 4 Uhr, in Meran, nachdem es eine Stunde vorher noch ein Erlebnis beim Aufpumpen des Hinterreifens meines Rades gibt: Nach einigen Minuten machte es pfffffffffpfffft, eine Pulverfontäne und Luft schoss aus einem Löchlein im Reifen.  Zur Erklärung: ich fahre tubeless Reifen und hatte in den letzten Monaten einen Wahnsinns-Verschleiß an Reifen. Auch der Vorderreifen ging, obwohl neu, nicht unversehrt an diesen Start (siehe V.R.V.). Also sollte der heutige Tag auch in dieser Hinsicht spannend werden. Es stellte sich sowieso schon die Frage, ob ich die Runde schaffen würde. Recht fit fühle ich mich eigentlich nicht. Aber ich wollte vor der Alpi4000 nochmal sehen, wie der letzte Pass dieser 1400km langen Tourtur sein würde: das Stilfser Joch … Angemeldet war ich heute alleine und so sollte es auch den restlichen Tag bleiben – so konnte ich alleine vor mich hinleiden …

Los und ich an der Spitze führte die Gruppe aus Meran heraus. Sofort nachdem wir in den Radweg einfädeln ist die Gruppe weg. War auch nicht anders zu erwarten, denn bei diesem ersten Anstieg auf die Töll habe ich keine Lust meine gefühlt spärlichen Kräfte schon zu verpulvern. A propos „verpulvern“: Ich hatte den defekten Reifen kurz vor Abfahrt nochmal aufgepumpt und wie verrückt gedreht. Ein wenig Hoffnung war vielleicht auch dabei, dass irgendwann der Reifen, als der vernünftigere, mich an der Weiterfahrt hindern würde: Der erste Aufstieg auf das Stilfserjoch sind sage und schreibe 2400 Höhenmeter, auf den Gavia rauf nochmal 1200, Tonale nur knapp 700 und Richtung Gampen sollten nochmal über 1000 Höhenmeter zu Buche schlagen. Eigentlich keine Tour, sondern eher eine Tortour… (der kleine Bruder zur Alpo4000??? – das ganze müsste in drei Wochen etwa 5-mal aneinandergereiht werden).

K800_20180630_044255Einsam auf dem Vinschgau-Radweg in die Morgendämmerung hineinkurbeln… traumhaft. Wenn nicht nur das gesamte Vinschgau zu dieser Zeit seine Obstwiesen-Bewässerungsanlagen eingeschaltet hätte. Immer wieder werde ich unfreiwillig geduscht. Schotter und Wasser und das Rad ist in kürzester Zeit verdreckt – und das an einem wolkenlosen Tag. Zwischenstop am Brunnen in Prad. Ich versuche mein Bike etwas sauber zu bekommen. Ein Radler fährt vorbei: „Donne …!“

K800_20180630_075555Die an die 50 Kehren hinauf zum Stilfser Joch erlebte ich mit gemischten Gefühlen. In drei Wochen werde ich die steileren Passagen wohl zu Fuß zurücklegen …  Heute habe ich hatte eine Geheimwaffe: HÖRBUCH. Die Zeit verfliegt mit der spannenden Geschichte und im Kopf kreisen nicht unablässig Hochrechnungen: Wie viele Kehren sind es noch? Wie viele Kilometer und Höhenmeter? Zwischendurch auch mal ein Schwätzchen. Ich treffe Stefano und ein paar andere ciclisti. Peinlich nur, dass ich die Namen immer wieder vergesse. Es ist aber auch K800_20180630_082004zu ungerecht – Die Männer haben nicht so viele Frauennamen  zu merken. Heute etwa ist das Mischungsverhältnis ähnlich wie immer: Wir sind mit einem Zehntel weit in der Minderheit.

Wider Erwarten bin ich schneller auf dem ersten Pass als bei der letzten Tour d’Ortles (ist schon drei Jahre her – die Leiden waren anscheinend schnell vergessen …). Schon spektakulär, wie sich die Straße in unzähligen Kehren nach oben windet. Recht frisch ist es hier oben. Nicht viel anzuziehen habe ich, also „schlotterte“ ich nach dem Stop bei der Kontrollstelle langsam talwärts nach Bormio, überholt von unzähligen Radfahrern . Irsinnig viele Motorräder und Autos von hinten und von vorne und jede Menge Radler, die auf der Gegenseite nach oben schinden. Nicht wenige kritische Situationen konnte ich vor mir beobachten. Lieber auf Nummer sicher und laaangsam.

In Bormio staut sich schon die Hitze. Den Kreisverkehr umrunde ich zweimal. Ich muss was aufheben. Auf der Straße liegt nämlich ein Paar Handschuhe. Ich brauche eine Weile, bis ich einen Stauraum dafür finde. Wer vermisst schwarze MTB-Handschuhe? Drauf gedruckt steht „Bergamo“. Bitte melden! Selber schuld, wer den Bericht nicht ganz liest. Die Hitze bei Stillstand noch unerträglicher. Die Sonne knallt nun auf dem endlosen Anstieg nach Santa Caterina. Und dann geht die Steigung erst richtig los. Immer wieder K800_20180630_124333kurze Rampen und der Gavia-Pass will und will nicht näher kommen. Unterwegs ein Bänkchen im Schatten. Ein Motorrad-Pärchen ist beeindruckt: So viele Kilometer und Höhenmeter … Das machen die nicht mal auf dem Motorrad.

Auf der Passhöhe treffe ich Andy. Bei der Abfahrt keine Chance dran zu bleiben. Das schmale Sträßchen nach Ponte di Legno ziemlich kriminell bei dem Verkehr. Radfahrer und Motorräder ohne ende, dazwischen mal ein Auto und es gibt kaum ein Durchkommen.

Den Tonale-Pass hatte ich angenehm in Erinnerung. Die Steigung moderat und überschaubar lang. Aber es kommt immer anders, wie man/frau denkt: Kein Lüftchen regt sich bei Temperaturen um die 35°. Unterwegs finde ich schon wieder was: ein praktischer Inbus-Schlüssel. Kann man immer mal brauchen. Und es ist eine Ausrede wieder mal vom Rad zu steigen. Im Täschchen hat er noch gut Platz.
Oben werde ich sehr nett empfangen. Eine Dame, Loris und seine Kollegen. Auch auf Andy bin ich wieder aufgeschlossen und auf Stefano. Hier treffe ich auch einen -wie er mir später erzählt- siebzigjährigen Herrn (Franco??), der sich diese Tortour auch antut. Alle Achtung!
In Anbetracht auf die 40 km hinaus durch das Val di Sole habe ich vor mich an die kleine Gruppe anzuhängen, die gerade startet. Pffffffpfft! Die freiwillige Helferin hatte es schon K800_20180630_143321vor mir gehört: Ein Platten? Es ist mein Hinterreifen. Bei der Hitze hat der sein „Notventil“ geöffnet um Druck abzulassen. Kennen wir ja schon: System Schnellkochtopf … Schrecksekunde meinerseits und Erklärung an die Helfer, dass das wahrscheinlich nicht so schlimm ist. Ich drehe schnell den Reifen und das Loch auf die Unterseite. Ich kontrolliere mit dem Daumen. Da ist anscheinend noch genügend Druck drin. Die Gruppe ist inzwischen aber weg. Ich rolle hinterher – verhalten. Man weiß ja nie … Nicht dass der Reifen einfach mal runter springt aus seinem Felgenbett. Immer wieder schweift mein Blick misstrauisch nach unten. Am Reifen tut sich nichts. Lieber nicht stehen bleiben und schauen, ob weitere Luft entweicht. Was man nicht weiß …
Wieder gefährliche Situationen. Motorradfahrer überholen in der dritten Reihe: Auto überholt Rad und die Motorradfahrer Radfahrer und Auto. Und die in der dritten Reihe kommen mir gefährlich nahe. Dass es da auf den Passstraßen nicht öfters kracht, wundert mich sehr.
In der brütenden Hitze – eine Tafel in einem Dörfchen zeigt 39°!!! – ist niemand unterwegs. Der Gegenwind fühlt sich wie ein heißer Föhn an. Aus den Augenwinkeln sehe ich in einem Bushäuschen Franco (?) von vorher. Auf einmal Sprühregen auf meine Unterschenkel. Eigentlich angenehm, aber … Ach ja, wieder mal der Vorderreifen, der Druck ablässt. Hatten wir auch schon ein paarmal heute. Nicht weiter schlimm. Mich wundert, dass überhaupt noch Luft drin ist. Die dünne Latexschicht auf dem Reifen wird irgendwann abfallen. Vom Rahmen und Beinen kann die Milch auch abgerubbelt K800_20180630_161017werden. Weiter. Endlich die Abzweigung nach Fondo.

Nun sollten es nur noch 32km bis auf den Gampenpass sein. Nur? Nein heute scheinen mir 32 Kilometer noch sooo viel. In der Hitze zudem an die 1000 Höhenmeter. Das endlose Auf und Ab hatte ich nicht mehr in Erinnerung. Unterwegs lockt ein Brunnen. Herrliche Erfrischung. Franco schließt auf und Stefano. Die beiden sind schnell weiter. Ich bekomme irgendwie keinen Speed mehr drauf. Erst hinter Fondo, da ist mir die Strecke bekannt und ich lege einen Zahn zu.
Endlich ist der letzte Pass, der Gampen erreicht. Wieder Stefano und Andreas. Und Klaus. Mit ihnen mache ich mich auf den Abwärtsweg. Natürlich entstochwinden die drei schnell meinen Blicken. Wie gehabt. In Lana warten Andy und Klaus auf mich. Nett von ihnen. Klaus hat ein schmerzverzerrtes Gesicht. Was ist los? Der immer wieder krampfende Oberschenkelmuskel hatte ihn schon zu einigen Geh-Einlagen gezwungen. Ich habe die rettende Idee. Meine gesalzene Nussmischung ist immer noch unberührt in meinem Oberrohtäschchen. Mit viel Wasser runtergespült wirkt das anscheinend sofort Wunder. Auch die kleinen Gegenanstiege nun ohne Krämpfe. Und bald sind wir im Ziel. Hermann ist auch schon da. Er war von Brixen über den Jaufen geradelt, um mich abzuholen. Schön. Brevetkarte abgeben. Und zur Dusche. Davon hatte ich nicht wenige Male geträumt heute in der Hitze … Die leckeren Nudeln helfen die Energiereserven wieder aufzufüllen und zwei Eis … Heute habe ich die wirklich verdient.

Fazit 1: Sehr schöne Veranstaltung, aber sehr hart: 250 KilomeUnbenanntter/ 5450 Höhenmeter. Einen herzlichen Dank an die Organisatoren und die vielen freiwilligen Helfer vom Athletic Club Merano.
Fazit 2: Die Panoramen sind traumhaft. Alleine unterwegs zu sein ist nicht so schön, als wenn man diese mit jemandem teilen kann und ebenso die Leiden. Denn die sind bei so einem Event auch vorprogrammiert. Zum Glück vergisst man schnell.
Fazit 3: Der Verkehr auf den Pässen. Mitunter kriminell. Ich bin dankbar, dass ich da heil durchgekommen bin.

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V.R.V. – sich eine Nacht um die Ohren schlagen

V.R.V.??? = Verona Reschen Verona                                     italiano        strava

Das bedeutet wieder mal sich eine Nacht um die Ohren schlagen  – 600 Kilometer, aber nicht ganz so viele Höhenmeter wie bei der Allgäu-Rundfahrt zwei Woche zuvor, aber die knapp 3900, die mein Garmin 1030 am Ende anzeigt, haben es in sich. Wer mal von Glurns auf dem Radweg hoch zum Reschenpass gefahren ist, der weiß wovon ich schreibe.
An die 400 Starter, darunter einige wenige Starterinnen, machen sich im Morgengrauen karteauf nach Norden, einige mit großem Gepäck, andere ganz minimalistisch. Geschätzte 70% des vorgegebenen Tracks verläuft auf Radwegen. Acht Kontrollstellen müssen angefahren werden. Das Brevet verläuft in kompletter Autonomie. Im kleinen Startgeld ist dieses Jahr ein schönes orangefarbenes Radshirt inbegriffen. Da fast alle mit diesem an den Start kommen, ist hier gefühlt die Sonne schon aufgegangen.
Nach der etwas unruhigen Startphase in der alle versuchen eine der eigenen Geschwindigkeit konforme Gruppe zu finden, folK800_20180616_081225gt unser Weg zunächst dem Biffis-Kanal. Weiter dem Gardasee entlang. Die Gardesana Orientale ist am Samstag-Morgen noch relativ wenig befahren. Erster Kontroll-Stop beim Bicigrill Duchi’s in Loppio, der schon einen Berg an Brötchen und Brioches vorbereitet hat. Ich habe meine Gruppe verloren und muss mich neu sortieren. Auf dem  Etschtalradweg ist nun schon ordentlich was los. Ich muss mich am Riemen reißen, um meine neue Gruppe nicht zu verlieren, bzw. dass die mich nicht verliert. Ich hänge hinten dran. Das bedeutet für mich allerdings unfreiwilliges „Intervall-Training“:  Die Führung überholt ein Hindernis. Alle daran vorbei. Auch Gabi versucht es. Halt, Gegenverkehr. Muss abreißen lassen. Und weg sind die anderen, denn der erste beschleunigt sofort wieder. Es dauert Minuten schweißtreibende Arbeit, bis ich wieder hinten dran hänge. Manchmal spiele ich mit dem Gedanken, die anderen einfach ziehen zu lassen. Aber ein Blick zuK800_20180616_094751rück … niemand in Sichtweite und im Windschatten fahren ist eigentlich doch kraftsparender und ein 28er Schnitt ist wohl auch nicht übel. Ich nehme mir vor, bis zur nächsten Kontrolle beim Bike Break in Faedo durchzubeißen. Ob das wohl gut geht, wenn man schon bei Kilometer 154 plattgefahren ist?
Von Faedo, Bicigrill Bike Break, der super netten Bikestation und dann wieder bis Faedo (auf dem Rückweg) werde ich 300km mutterseelenallein durch die Gegend tingeln. Und genieße es auch noch. Denn in der Gruppe fahren heißt ständig konzentriert zu sein. Auch kann ich mich da nicht gemütlich auf meinen Triathlonlenker lümmeln. Die Mittagshitze ist über uns hereingebrochen und es geht nicht eben um den Sigmundskron-Hügel herum, nein, rauf nach Eppan und dann die kostbaren Höhenmeter wieder verbraten auf der Abfahrt nach Bozen. Es wird immer heißer. Mein Tacho zeigt teils über 30 Grad an. In einer Eisdiele in Lana die rettende Erfrischung. Dann geht es über die Dörfer Tscherms und Marling. Heimatkunde live – da war ich nämlich noch nie. Leider ging die Strecke nicht direkt zur Töll, sondern die in der Hitze hart erkämpften Meter wurden in der Abfahrt nach Algund wieder vernichtet. Und dann schon wieder hoch – auf die besagte Töll, eine Steilstufe des Etschtals. Dann allerdings DIE Belohnung: Die nächsten 30 Kilometer sind gefühlt flach und ich habe Rückenwind. So schnell erreichte ich den Fischteich Brugg noch nie. Und hier gönne ich mir eine leckere Linzertorte, garniert mit … einer Prise Salz. Freiwillig. Denn kurz vorher hatte ansatzweise mein Oberschenkel-Quadrizeps gekrampft. Und dieser war dankbar für die Salz-Extraportion, ich sollte ihn erst wieder gegen Ende zu spüren bekommen. Mit aufgefüllten Speichern folgt nach einem kurzen Einrollen die gefürchtK800_20180616_191846ete letzte Etappe zur Halbzeit. Von Glurns zum Reschenpass. Aber zuvor noch ein kleiner Zwischenfall. Hitze. Ich fahre über eine kleine Holzbrücke. Es holpert und dann spüre ich eine Erfrischung an meinen Beinen. Upps! Habe ich wohl meine Trinkflasche nicht richtig verschlossen … aber nicht unangenehm bei diesen Temperaturen … Als die willkommene Dusche nicht aufhören will, schaue ich mal runter auf meine Beine: Gesprenkelt mit kleinen weißen Tröpfchen … Wachgerüttelt jagt mein Blick zum Vorderreifen. Fröhlich sprudelt eine kleine Fontäne bei jeder Radumdrehung. Nein, nicht schon wieder! Der Reifen war nagelneu. (Siehe Mailand-Genua-Mailand). Nach ein paar Minuten ist wieder Ruhe eingekehrt. Ich wage es stehen zu bleiben und nachzusehen, ob die Milch das Loch gedichtet hat. Passt! Und genug Luft ist auch noch drin. Hoffentlich komme ich so durch. Denn ein Reifenwechsel bzw. Schlauch einlegen wäre kein Spaß. Ich würde hundertpro den Reifen nicht mehr alleine in sein Felgenbett bekommen.
Aber nun weiter: Ab Glurns (sehr schönes mittelalterliches Städtchen mit einer Stadtmauer drumherum) immer wieder kurze sehr steile Rampen, mit den nicht mehr ganz frischen Beinen eine Qual. Auch mein Oberschenkel spielte zum Glück mit. Vor mir hat ein Radler sein Gefährt an der Hand. Mit entschuldigendem „ich habe hinten einen 25er“. Mit meinen Mountainbike-Schuhen könnte ich doch auch … Nein, Gabi, Schieben ist keine Option! Die Höhe ist irgendwann erreicht, es ist schön kühl geworden. Die letzten Kilometer gehen wunderschön am Haider See und am Reschensee entlang und dann gegen 19 Uhr bin ich am Ziel. Naja, Ziel … „Giro di boa“, sagen die Italiener, denn jetzt geht es das Ganze wieder zurück. Und jetzt fast nur noch abwärts. Rasante Abfahrt über Mals, Glurns und Prad. Immer wieder kommen mir gruppenweise Biker in oranger Montur entgegen. Hochgefühl und Mitleid zugleich: Die Armen müssen da noch rauf und „Juhu!“ – ich bin auf dem Rückweg. Und beim Fischteich wartet noch ein leckerer Teller Makkaroni mit Cocktail-Tomaten und viiiiel Knoblauch. Schnell noch die Scheinwerfer ans Rad montiert. Elena G. fragt, ob ich mit ihrer Gruppe mitfahren möchte. Ich verneine höflich. Ich genieße es in die Dunkelheit hinein zu fahren. Kein Mensch weit und breit. Und welche Überraschung: Der Wind hat gedreht und ich brause mit Rückenwind zurück. Wieder über die Dörfer nach Lana. Krach! Plötzliche Dunkelheit. Was ist das? Ich hatte einige Schlaglöcher übersehen in der Dunkelheit, da ich meine Lampe auf die sparsamste Ausleuchtung gestellt hatte.  Ein Blick zurück: Auf der Straße leuchtet was. Meine Lampe! Die Halterung hatte ich wohl auch etwas schlampig verriegelt. Zum Glück leuchtete sie noch … Kurz darauf hatte der zweite Scheinwerfer weniger Glück … Crash und kaputt. Hätte ich nur eine Lampe gehabt, wäre hier Enbicigrilldstation gewesen.
Bei Bozen darf ich wieder rauf nach Eppan treten und dann folgt ein Abschnitt, den ich als „Einzelfahrerin“ etwas gefährlich empfand. Die berühmte Weinstraße. Ziemlich einige Autofahrer in Partylaune oder danach waren unterwegs und ich hoffte, dass mich niemand übersieht …
Ich erreichte heil den Bikestop Faedo und ließ mich hinreißen, zu probieren, ob die bereitgestellten Sonnen-Liegen auch nachts bequem sind. Schlaf? Fehlanzeige. Die neuesten Fußballergebnisse schallten über Lautsprecher unK800_20180617_070810d als das Radio endlich ausgeschaltet wird, bereiten sich Radfahrer neben mit laut beratend für die Weiterfahrt vor. So auch ich. Bis Rovereto komme ich, dann werden meine Augen immer kleiner. Ich suche mir eine Parkbank. Aber auch nach 10 Minuten will der Schlaf nicht kommen, es ist unangenehm feucht-kalt. Zwei Biker radeln vorbei und so sortiere ich mich auch wieder. Es dämmert langsam. Ich schließe auf Flavio und Manuel auf. Alleine zu fahren habe ich auch nicht mehr so richtig Lust. Mit Quatschen geht die Zeit schneller rum. Und gemeinsames Leid ist geteiltes Leid, sagt man doch so. Rasch kommen wir weiter. Und ein spektakulärer Abschnitt steht noch an. Die Etsch schlängelt sich durch hohe Felswände. Und dann ist Verona nicht mehr weit. Und ein Schild weist nach Sant Ambrogio. Aber Fehlanzeige, wir müssen noch eine knapp 30 km lange Schleife fahren. Und diese fühlt sich äußerst hart an. Es geht durch stärker befahrene Vororte Veronas, teils über Schotterwege, die vom Belag einem Schweizer Käse ähneln. Unsere Geduld wird auf eine harte Probe gestellt. Zudem geht es ständig hoch und runter, es wird wieder heiß. Die Kilometer wollen einfach nicht schwinden. Dann ein letzter Anstieg und wir sind da!!!! Giorgio und Simonetta begrüßen uns herzlich. Wir können duschen, es gibt zu essen und eine angenehme Massage winkt. Was will man mehr?

Von Sant Ambrogio vor den Toren Veronas an den Reschensee und zurück, keine Sekunde Schlaf, da ist man bei der Ankunft ganz schön platt und ich haderte mit mir selbst … Wie wird wohl die Alpi4000 Ende Juli mit 1400 km und ganzen 22000 Höhenmetern? Der letzte Pass das Stilfser-Joch … Werde ich da auf allen Vieren hoch müssen. Unvorstellbar das durchzuziehen! Und die MGM im August bei Affenhitze? Ist das zu überleben? Aber heute, Montag, schaut die Welt schon wieder ganz anders aus …
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Allgäu … sanfte Hügel???

Qualibrevet für MGM abgehakt  598km/6600Hm    GPX download         strava

K800_20180601_132207Wieder stehen wir in München am Röcklplatz am Start. Vor uns 600km hauptsächlich auf Nebenstrassen und Wirtschaftwegen. Einige bekannte Gesichter vom Pfaffenwinkel 300er.

Die Strecke: Von München aus geht es zunächst Richtung Starnberger See nach Penzberg und Füssen. Es geht in die Berge, … fast ..  über die Dreiangel Hütte gelangt man nach Sonthofen und dann radelt man über Rohrmoos und Sibratsgfäll nach Hittisau. Oberstaufen, Eglofs, Wangen werden passiert und Ravensburg erreicht. Dann ist man schon am Wendepunkt in Pfullendorf und über Bad Saulgau, Biberach, Mindelheim geht es zurück zum Ausgangspunkt. Das HöhenprofilK800_20180601_155221 scheint mir auf den ersten Blick nicht so schwer, der längste Anstieg ist nicht mal 400 Höhenmeter. Fehleinschätzung Nummer 1 … Ab Pfullendorf soll es eigentlich mehr oder weniger flach und mit Rückenwind zurück gehen … Fehleinschätzung Nr.2 …

Die Wettervorhersage: nicht ganz gut, aber auch nicht ganz schlecht. Hmmhmmm …, eingepackt habe ich also Regenzeug für alle Notfälle. Die Revelate-Packtasche an meiner Sattelstütze kragt gefährlich weit aus. Hermann stänkert schon wieder, ob ich da wieder mal den gesamten Hausrat mitgenommen habe. Aber was hätte ich zurücklassen sollen? Wenig Wechselkleidung, eine Windjacke, eine Regenjacke, Flickzeug, Erste-HK800_20180601_152449_001ilfe-Set, … oder den Proviant?
Meine Beine fühlen sich auch nach dem Einradeln immer noch schwer an. Ich hatte es doch nach dem XTERRA ganz gemütlich angehen lassen, sprich, eine Woche garnichts … Eigentlich sollte ich da doch ausgeruht sein … Aber der leichte Muskelschmerz geht erst weg, als die ersten steilen Anstiege diesen übertünchen. Haha – Schmerz überlagert Schmerz … Aber wie wird sich das ganze weiter entwickeln?

Auf einer Abfahrt trifft es diesmal Hermanns schlauchlose Reifen … Ein kleiner Schnitt und eine Dichtmilchdusche ist gewiss.

Die erste Kontrollstelle erwarte ich sehnlichst. Ein Kaffee und eine Butterbrezel sind genau das Richtige die Energiereserven aufzufüllen. Und Wasser. Es ist sehr warm und die Trinkreserven schwinden schnell. Hermann pumpt seinen Reifen inzwischen auf und ärgert sich über das Ventil, das sich immer wieder mit rausschraubt. Mann o Mann, brauchen wir schon wieder Zeit … Ulrich treffen wir immer wieder an den Kontrollstellen. Er stempelt und schon ist er wieder weg.

Nun wird es auch etwas hügeliger, die ersten steileren Anstiege folgen. Wir treffen Melanie aus Bremen, der sich die Kette verklemmt hat. Sie stöhnt. Sie kenne solche Anstiege von Daheim nicht und sie zweifelt, ob sie die 600 km schaffen wird. Auch mich K800_20180602_094701plagen jetzt auf den ersten Kilometern Zweifel. Was, wenn ich mein erstes DNF habe? Allerdings dränge ich diesen Gedanken weit weg. Zudem viel zu kompliziert … Wie soll ich denn zuück kommen? Das hieße erst mal Fahrpläne zu wälzen, warten, umsteigen, Rad immer mitschleppen. Nein, mit eigener Kraft erschien mir schon einfacher. Aufgeben ist im Moment keine Option, auch wenn es hart ist und das sicher noch sehr sehr lange.
Vorbei an der Wieskirche, an Schloss Neuschwanstein, Hohenschwangau. Der erste längere Anstieg, zur Dreiangel-Hütte, naht. Vermutlich sind wir unter den letzten, denn auf der Hütte gibt es fast nichts mehr Warmes zu essen. Hermann und ich teilen uns einen sagenhaft guten Teller Nudeln, liebevoll mit Wildkräutern garniert und eine super leckere Speck-Creme-Suppe. Dann folgt eine Abfahrt nach Sonthofen. Wie gerne hätten wir unsere Freunde Christa und Hans-Dieter besucht, aber die Zeit drängt. Zudem müssen wir uns ein paar Minuten vor einem heftigen Wolkenbruch in Sicherheit bringen. Beim Weiterfahren ein paar Hundert Meter weiter trockene Straße. Zum Glück war das das einzige Wasser von oben an diesen beiden Tagen. Der zweite Aufstieg steht an. Nach Rohrmoos. In Oberstaufen dann die nächste Kontrolle. Im Vier-Sterne-Hotel haben wir vor uns in der Bar etwas zu stärken. Hinein. Dutzende Augenpaare wenden sich uns zu. Fragende Blicke. Rückwärts entfernen wir uns wieder. Haben die noch nie einen Radfahrer gesehen? Naja, ganz passten wir wohl wirklich nicht in diese noble Umgebung, veschwitzt und verstrubbelt wie wir waren. Von Oberstaufen radeln wir langsam in die Dämmerung hinein. In Ravensburg gibt es an der Kontrollstelle Big Mäc … In der Not frisst der Teufel Fliegen, denke ich bei mir, was soll’s … Geisterstunde ist K800_20180602_030530schon vorbei. Ich habe irgendwie keine Lust aufs Weiterradeln. Aber wo schlafen? Sollen wir dem Trend folgen in einem Bankvorraum uns einige Stündchen auszuruhen. Finde ich eine komische Vorstellung. Aber warum nicht? Wir finden beim Bahnhof eine Postbank. Die ist laut Anschlag im Moment nicht in Betrieb wegen Vandalismus. Die Tür geht aber auf und wir machen es uns drinnen bequem. Ich bin froh über meine pralle Tasche: Alle Kleidungsstücke dienen mir entweder als Unterlage oder um mich warm zu halten und die Augen vor dem grellen Neonlicht zu schützen. Nicht lange darauf geht die Schiebetür wieder auf. Ich glaube einen Radfreilauf zu hören und das Klacken von Radschuhen auf Marmorboden. Täuschung. Dann laute Musik. Arabisch. Aus einem Handy. Ein Jugendlicher versucht den Geldautomat wohl einige Scheinchen zu entlocken. Ob es funktioniert, keine Ahnung. Ich bin zu faul, das Tuch von den Augen zu nehmen. Die verzerrten Klänge, die aus dem Handy tönen stören mich schon sehr. Was fällt dem Typen denn ein? Wieso schaltet er nicht auf lautlos? Gabi, nur nicht ärgern! Sonst K800_20180602_040555verschwindet die Müdigkeit. Als es wieder ruhig ist, versuche ich einzuschlafen. Mein Herz klopft fest. Je mehr ich daran denke, unbedingt schlafen zu müssen, desto munterer werde ich. Irgendwann sehe ich, dass schon eineinhalb Stunden rum sind. Vielleicht habe ich doch ein paar Minuten gedöst. Wir packen und sind bald wieder auf der Strecke. Vollmond. Sehr schön. Es geht schon auf vier Uhr zu. Und im Osten zeigt sich schon ganz zart ein heller Streifen am Horizont. Es geht rauf und runter, immerzu. IK800_20180602_060642n Pullendorf der nächste Halt. Ein reizendes Städchen mit Fachwerkhäusern. Und jetzt sollten wir ja nur noch komot zurückrollen dürfen. Meine Garmin zeigt etwas über 3000 Hm. Nanu? Haben die sich geirrt mit den Höhenangaben? In den nächsten Stunden wird die Ahnung zur Gewissheit. Ein typischer Fall von Denkste: Es geht ständig hoch und runter. Zwar müssen nicht viele Höhenmeter überwunden werden jeweils, aber diese Meter müssen bitter erarbeitet werden. Steigungen bis zu 18% tun ganz schön weh in den Beinen. Absteigen und schieben? WoK800_20180602_094301zu habe ich heute eigentlich das erst Mal meine MTB-Schuhe mit den passenden neu erstandenen Klickpedalen an? Aber schieben, das lässt der Stolz nicht zu. An uns saust mit Affenzahn immer wieder Armin in seinem Velomobil vorbei. Die Abfahrten rasant und mit Schwung in die Gegenanstiege. Aber die steilen Rampen? Der Arme mit seinem schweren Ding. Manchmal steht das orange Velomobil reglos im Steilen. Kurze Pause für den Fahrer. Handbremse gezogen und etwas Kraft geschöpft. Irgendwann scheint es flacher hoehenprofilzu werden. Aber es scheint nur so, denn über die gesamte zweite Hälfte zieht sich das Sägezahnprinzip weiter. Angenehm nur der Gedanke, dass jedem Anstieg eine Abfahrt folgen muss. Ulrich fährt wieder mal an uns vorbei. Vor der nächsten Rampe gönnen wir uns eine kleine Pause auf einer Bank. Auf dem höchsten Punkt hat sich Ulrich inzwischen K800_20180602_112008aus seiner Nachtunterlage einen kuscheligen Picknickplatz gebaut. Beneidenswert. Wir müssen weiter, wenn wir vor Dunkelwerden ankommen wollen. Andy schließt sich uns an. Quatschen ist kurzweilig. Vor der nächsten Kontrollstelle noch ein kleiner Anstieg. Andy rauscht davon und zeigt uns was er nach über 400 km noch drauf hat. Alle Achtung! Solche Spielchen sind mir schon lange vergangen heute. Dann endlich die letzte Etappe. Wunderschön. Vorbei an Ammersee und Wörthsee. Die Badegäste zeigen mir, wie schön ein solcher Samstag-Nachmittag sein könnte. Hmmhmm, sollte man die Freizeitplanung nicht mal K800_20180602_173904überdenken? Nun wieder mal eine Baustelle bei Starnberg. Mir scheint heute, dass ganz Allgäu im Moment umgebuddelt wird. Ich habe irgendwie gar keine Lust mehr. Rechne und vergleiche unentwegt. Jetzt ist es nur noch so lange wie von Brixen nach Bozen und nochmal nach Waidbruck. Dann nur noch … So geht es stundenlang. Wenn Hermann was zu mir sagt, antworte ich unwillig. Und hatte ich nicht vor nicht langer Zeit genörgelt, dass er nie was sagt?
K800_20180602_200519_001Naherholungszone und Vorort  von München und wir sind endlich da … Erleichterung, denn das zu schaffen brauchte es schon einen etwas sturen Kopf. Denn leicht ging es diesmal keineswegs …

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Ticket zur WM nach Hawaii/Maui

XTERRA – my first … but not my last …                  italiano

Zuerst mal, was auf mich zukommen wird:

Erfürchtig hatte ich schon seit Jahren auf XTERRA-Athleten geblickt. Das würde doch eine Nummer zu groß für mich sein … dachte ich mir. Als dann Italien mit Toscolano1a Maderno sein zweites XTERRA-Event neben Lago di Scanno bekam, rückte XTERRA näher, nicht nur geografisch. XTERRA – warum eigentlich nicht? Anmeldung. Triathlon kenn ich ja und irgendwie würde ich die olympische Distanz wohl überleben … und der Gedanken Letzte zu werden … na und?
20Eine Woche vorher: Sollte ich nicht doch die Strecke mal abefahren im Vorfeld? Im Fb-Forum wurde heiß diskutiert, wie schwierig diese sei. Gesagt, getan.
Schock Nr.1 – Die Strecke war schwierig. Teilweise so schwierig, dass an Fahren (zumindest für mich) nicht zu denken ist. Also Schieben und Tragen angesagt. Auf der leeren Teststrecke ja kein Problem, aber wenn ich dann Hunderte von Athleten hinter mir habe und ich DAS Hindernis?
Und was, wenn ich bei dem steinigen Gelände einen Platten hätte? Gegen Dornen, die zuhauf rumlagen, war ich mit meinen tubeless Reifen ja gut abgesichert. Zum Glück. Aber ein Schnitt? Werkzeug und Reserve-Schlauch brauchte ich garnicht erst mitzunehmen, denn da bräuchte ich mindestens eine halbe Stunde … nicht drin für gerechneten über 5h Wettkampf (für mich). Die Laufstrecke? Zwei Steigungen, toscolanodie eh so steil waren, dass ich mit Schnell-Gehen schneller war, wie mit langsam laufen. Allerdings sicher hart und ich komplett ohne Lauftraining aufgrund einer Fußverletzung. Aber über das Laufen machte ich mir mal gar keine Gedanken … das könnte ich mir machen, wenn ich den Bikesplit überlebt hatte …
Schock Nr. 2 – das Time-Cut-Off von 4,5h beim zweiten Wechsel. Machbar? Schock Nr. 3 – Die Startliste. Drei Startgruppen und in jeder Frauen und Männer gemischt. Hatte ich bisher gehofft in einem Frauenfeld und somit ganz zum Schluss zu starten, diese Hoffnung hatte sich nun zerschlagen. Die Männer würden mich als Technik-Niete auf dieser Strecke im wahrsten Sinne des Wortes überrollen. Überholen ist auf den schmalen Pfaden kaum möglich.

Der Wettkampftag:
Alles lief genau so ab, wie bei einem „normalen“ Triathlon. Das war schon mal beruhigend. Trotzdem, ich war ganz schön aufgeregt.
Swim:
Am Strand ein Zelt mit Hunden in Schwimmwesten und Griffgurten. Hä?? Aha, die waren dazu da, uns eventuell aus dem Wasser zu retten.
Ich brauchte das zum Glück nicht. Aber das Schwimmen im See war anders als am Tag zuvor. Es war schon eher wellig und die Strecke und Zeit zog sich endlos. Eine Runde, Landgang, Kopfsprung, Brille voll Wasser, schnell ausleeren, weiter. Ankommen. Beim Ausziehen leistete mein Neopren-Anzug wieder mal mächtig Widerstand. Die nächsten Handgriffe sitzen: Brille und Helm auf. Socken, Schuhe an. Die Startnummer nicht vergessen. Rad nehmen und zur Mount-Line rennen. Los!
karte bikeBike:
Einrollen durch Maderno, dann  wird es gleich bitterernst. Eine Rampe von bis zu 24% lässt bei der prallen Sonne gleich den Schweiß fließen. Um mich herum eine Menge Biker. Das hatte ich mir schon gedacht. Im Aufstieg war ich kein Hindernis, im Gegenteil. Auf dem folgenden schlammigen Weg  schmiss es immer wieder Fahrer von ihren Stahlrössern. Die Reifen durch, die pedalierenden Beine traten ins Leere und bei7m Absteigen stockte der gesamte Verkehr. Mist! Dann muss ich halt auch absteigen. Bringt ja nicht da jetzt zu stressen. Die erste technisch anspruchsvolle Abfahrt. Wir fahren schön aufgereiht wie eine Perlenkette. Und mein erster strategische Punkt naht und? Stau! Bin ich aber froh, so muss ich garnicht erst denken, dass ich zum Hindernis werde. Beim nächsten Anstieg entwirrt sich das Feld. Die Abfahrt kann ich ruhig angehen, denn hinter mir ist im M8oment niemand, oh doch, also kurz zur Seite und vorbei lassen. Die paar Sekunden mach den Braten auch nicht fett.  Vor einer Kurve ein freiwilliger Helfer, der ein Handzeichen gibt langsam zu fahren. Nanu? Hier ist es ja garnicht so schwierig. Schmal zwar und rechts geht es steil runter, aber der Weg ist gut fahrbar. Langsam rolle ich um die Kurve, das stehen zwei Quads, kleinere Modelle. Trotzdem, wie die wohl hierher gekommen sind. Dahinter ein paar Menschen und … eine Athletin mit Verbänden. Der Arm schaut nicht gut aus. Schock! Hinten fahren ein paar Biker auf. Alle pedalieren wir ganz zahm weiter. Der Schreck sitzt uns in den Gliedern. So schnell kann es gehen und das Rennen ist vorbei … Die zweite techn11ische Abfahrt. Steil und gespickt mit großen und kleineren Steinbrocken. Ich schiebe durch das Geröll, denn die Fahrspuren sind immer wieder verlegt. Von Hinten immer wieder Geräusche wie von einer Steinlawine … nahende Fahrer. Ich springe mit meinem Rad zur Seite. Wieder mal so ein Irrer, schaut nicht sehr sicher aus, wie er da an mir vorbeirutscht, das Rad dreht sich quer und schon schlittert er weiter und ist hinter der nächsten Biegung verschwunden. Was ich nicht wusste: ich werde ihn gleich einholen, Rad und Mensch eingeholt von der Erdanziehung. Der Biker steht auf, gröber fehlt es anscheinend nicht, aber er ist vernünftig geworden und fügt sich ein in die Reihe der Schiebenden. Und es ist ja nicht so lang. Dann wieder fahren und nochmal absteigen, eine dic12ke Wurzel und dahinter geht es zwei Meter nach unten. Wieder einer, der das ausprobiert und eines Besseren belehrt wird. Bauz! Durch ein Wasser-Rinnsal durchpreschen. Das ist XTERRA, je schlammverspritzer man ausschaut, desto cooler. Jetzt kommt die Rampe. Habe ich bei der Testfahrt am Tag vorher schon probiert und habe Schrecksekunden erlebt. Errichtet, da die Lauf-und die Radstrecke sich hier kreuzen und die Läufer die Radstrecke unter besagter Rampe unterqueren. Dementsprechend hoch ist das Ding. Mit Schwung rauffahr13en. Auf dem höchsten Punkt der Schock, wenn es fast senkrecht vor dir in die Tiefe geht. Wer den Hintern hier nicht ganz fest nach hinten streckt und wer Vorlage hat, dem ist nicht mehr zu helfen. Davor haben die auch beim Briefing gewarnt. Aber die Info hatte ich am Tag vorher ja noch nicht. Überlebt. Ohne Sturz. Und ich bin jetzt vorbereitet. Trotzdem komisches Gefühl im Magen. Und weiter. Es geht hinunter ins Valle delle cartiere. Nun ist vor einem Abgrund eine Schikane eingebaut, die die Biker davon abhält zu schnell um die Kurve zu fahren. Und jetzt wird es wieder technisch. Steil, Geröll, kleine Stufen. Aber auch für mich machbar. Der Weg ist etwas breiter und hier kann fast gefahrlos überholt werden und ich muss ich mir keinen Stress machen. Versorgungsstation in Hörweite. Coole Rockmusik schallt uns entgegen und begleitet uns weiter, denn jetzt geht es wieder steil hoch. Ein Anstieg von einigen hundert Höhenmetern. Schweißtreibend. Nicht alles fahrbar. Aber mal absteigen tut auch gut. Endlich auf dem höchsten Punkt. Nun folgen ein paar Kilometer spaßige Abfahrt, denn es sind immer wieder ein paar „lustige“ Passagen eingebaut. Stufen – zwar nur wenige, aber die sehr steil und eng. Also vernünftigerweise zu Fuß. In Gaino auf einem Dorfplatz eine Band. Hier sehe ich Herman. Das freut mich besonders. Es gibt einem wirklich einen Motiationsschub, wenn man immer wieder den Haupt-Fan an der Strecke sieht. Von Gaino eine lässige Abfahrt über eine gemähte Wiese. Da kann man so richtig die Sau rauslassen. Aber schon wieder wird es ernst: Ein Pfad, über schräg verlaufende versetzte Steinplatten. Da schieben fast alle. Und wieder unterhaltsam weiter. Nochmal durch Gaino. Eine Rampe mit Hasengitter versehen. Hoffentlich machen eventuelle Drahspitzen meinen Reifen nichts. Nach Toscolano runter folgt jetzt ein gepflasterter stufiger Weg. Aber der Zustand ist nicht gut. Abgebrochene Stufen, Löcher, … Ich schiebe lieber wieder mal, nein, ich trage. Denn am Tag vorher hat es mir hier die Kette runtergeschlagen. Dann kann ich am Fluss, dem torrente Tosclano entlangdüsen, vorbei an den Campingplätzen und ein Stück Strandpromenade entlang. Noch über eine Rampe. Keine Ahnung, welchen Zweck die erfüllen soll. Und schon bin ich da … Überlebt!  Zumindest halb, denn ich muss gleich weiter auf die zweite Radrunde. Ich linse mal schnell auf meine Garmin. 1:20h! Wouw! Ich hatte mit einer halben Stunde mehr gerechnet.
Keine besonderen Vorkommnisse. Das Feld hat sich so ziemlich entwirrt. Ich treffe immer wieder dieselben Fahrer. Runter muss ich die Leute vorlassen. Auf den Anstiegen sammle ich alle wieder ein. Das ist wohl mein Schicksal heute. Der zweite Anstieg ist unterhaltsam. Ich quatsche mit Giovanni und er empfiehlt mir wärmstens den Brixia Stoneman und den Icon Livigno Xtreme Triathlon. Na, die Ziele gehen mir wohl noch eine Weile nicht aus. Irgendwo höre ich ein Grollen. Über den Bergen und über dem See. Da hatten sich in der Zwischenzeit ganz schön dicke Wolken zusammengebraut. Hilfe! Und ich habe noch das Laufen vor mir. Und fürchte mich schrecklich vor Gewittern.
Auf dem letzten Kilometer überhole ich Roland Osele, Extremsportler aus Meran und überall auf den ersten Rängen zu finden. Er ist allerdings schon auf den letzten Lauf-Metern ins Ziel.

karte runRun:
Schnell gewechselt. Es ist unheimlich drückend. Im Moment höre ich mal kein Donnergrollen. Ich laufe mit Massimo los. Nach einem flachen Kilometer geht es steil bergan. Alle um mich rum gehen. Auch ich. Dann ein nettes Auf und Ab durch Buschwald. Die Vögel zwitschern. Wunderbar. Ich habe einige überholt und bin im Moment alleine. Ich brauche mich nicht zu beeilen, kann mein Tempo laufen. Ich bin die einzige in meiner Altersklasse, also kein Stress. Das Podium ist mir gewiss … Hier wäre eigentlich der geeignete Ort mal kurz … Also Body runter und … da kommt eine vierköpfige Männergruppe um14 die Kurve. Erschreckt rufe ich: „Bitte alle nach Rechts gucken!“ Und wie auf Kommando – schauen alle nach Links … zu mir … wie peinlich! Und schon sind sie vorbei. Der letzte ruft noch zurück „bellissima!“ Ich könnte vor Scham im Boden versinken. Hoffentlich treffe ich die Jungs nicht nochmal. Body wieder hochgerollt. Weiter geht es. Es wird stockfinster im Wald und geht über Geröll und Wurzen steil hinunter. Ich mit meiner Sonnenbrille bin ganz schön gehandicapt. Die Sonnenbrille hat Sehstärke. Ohne Brille sehe ich den Bodengrund auch nicht gut. So taste ich mich den Weg entlang. Und hoffe nicht umzuk16nicken. Ausrede genug nicht schneller zu laufen. Eine wunderschöne Passage auf Brücken durch die Schlucht und dann noch ein langer sehr steiler Anstieg. Geschafft. Die Hälfte der Strecke und auch die Höhenmeter. Aber an die verbleibende Strecke kann ich gar nicht mehr denken, denn der düstere Himmel über uns wird immer wieder von Blitzen erhellt. Hilfe! Ich beschleunige. Nur schnell weg hier. Und ich zähle nach jedem Blitz die Sekunden zum nächsten Donner. Noch ein steiler gerölliger Abstieg ins Valle del Cartiere. Stufen. Und auf einmal ein Schmerz in meinem linken Oberschenkel. Ein Krampf! Au, tut das weh! Ich bleibe kurz stehen und massiere den betref18fenden Muskel. Laufe vorsichtig weiter. Noch ein paar Kilometer ins Ziel. Bei jeder Beschleunigung ziept der Quadriceps beleidigt. Ok, dann halt langsamer. Wird schon mein Nicht-Lauftraining Schuld dran sein. Noch die Fluss-Passage und dann fange ich an zu genießen: Die Strandpromenade im leichten Nieselregen und dann endlich das Ziel. Überlebt!!!!!

Der Bericht ist ein wenig länger geworden, aber ich war ja auch lang unterwegs.
Der Sieger legte die Distanz in einer unglaublichen Zeit von 2:4619h zurück. Ich brauchte knapp zwei Stunden länger … Letzte war ich aber noch lange nicht.

In meiner Altersklasse bin ich alleine. Langsam verstehe ich auch warum … vielleicht werden die meisten in meinem Alter vernünftig …

Vernünftiger? Aber erst später … Zunächst habe ich mich als 1. meiner Altersklasse für die WM auf Hawaii/ Maui qualifiziert … Jetzt habe ich 2 Wochen Zeit mich zu entscheiden …
bzw. die Entscheidung liegt nicht allein an mir … muss noch einen großen Berg xterraerklimmen: … wie überzeuge ich meine Vorgesetzte, dass ich mindestens 5 Tage brauche …  (Die Hoffnung stirbt aber wie gesagt zuletzt … wir sind eine sportliche Schule … gilt auch für Lehrer …)

PS: am nächsten Tag Relax in der Sauna … Tiziana : „Gabi,  wia schaugschn du aus? Olls blaue Fleckn und Kraler … bisch du eppa in a Schlogerei grotn?“
Übersetzung ins Hochdeutsche: „Gabi, wie schaust denn du aus? Voller blauer Flecken und Kratzer … bist du etwa in einer Schlägerei geraten?“

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5-Dörfer-Runde mit Ch. Lieblingstourer

5 Dörfer – Runde mit Christopher Lieblingstourer:
Brixen-Feldthurns-Villanders-Barbian-Lajen-Gufidaun-Brixen
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Tourenlänge: 69 km/ 1900 Hm
Ausgangspunkt:  Brixen
Wegbeschaffenheit: dörferverbindende Sträßchen, wenige Kilometer Radweg
Zeit: Fahrzeit etwa 4h
GPX auf onedrive    strava
Lieblingstouren von Christopher

Beschreibung:

  • Von Brixen am Bahnhof vorbei Richtung Feldthurns. Umweg über das Sträßchen K1024_IMG-20180518-WA0012von  Tils nach Tötschling. In Feldthurns Einkehr bei der Tonig Bar. Hier könnte man auch nüchtern hin und sich das sagenhafte Frühstück gönnen … (vormerken nicht vergessen)
  • Von Feldthurns weiter Richtung Latzfons. Abzweigen nach Pardell und hinunter ins Tinnetal fahren. Durch das Tal unterhalb des Kloster Säben hinausrollen bis Klausen. Kleiner Abstecher in die Altstadt lohnt sich oder ein kurzer Stopp in der Eisdiele CB, bevor es wieder ernst wird …
  • Über viele Serpentinen hinauf nach Villanders und noch einige Kurven weiter hochK1024_20180518_135656 und dann links ab nach Barbian.
  • In Barbian vorbei am schiefen Kirchturm und hinunterdüsen nach Waidbruck. Immer mit Blick auf die Trostburg.
  • Jetzt folgen wieder einige schweißtreibende Kilometer hinauf nach Lajen. Noch harmlos geht es in einigen Kurven durch das Lajener Ried zur Grödner Straße. Diese kurz entlang und dann links weg relativ steil bis Lajen (10-12% Steigung).
  • Nun tendenziell abwärts (seit der Pfaffenwinkel Rundfahrt geflügeltes Wort …) nach Gufidaun, das heißt abwärts mit einigen kleinen Aufstiegen zwischendurch.
  • Von hier hinunter Richtung Klausen. Bei der Autobahnausfahrt rechts Richtung K1024_IMG-20180518-WA0010Villnößer Haltestelle, aber kurz davor scharf links abbiegen und über die Fachwerkbrücke zum Radweg fahren (Achtung, die Abzweigung ist in einer etwas unübersichtlichen Senke).  Auf dem Radweg kann man sich nun entscheiden: entweder man folgt die paar Kilometer links zurück nach Klausen und stärkt sich beim CB oder man rollt zurück nach Brixen und holt sich ein super leckeres Eis bei der Eisdiele Pradetto in den Großen Lauben.

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Kirchlein St.Johann in Tötschling
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Abfahrt durchs Tinnetal
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Die Trostburg hoch über Waidbruck
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Blick zurück vom Lajener Ried nach Barbian
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Blick auf das Wahrzeichen Südtirols, den Schlern
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Die letzten Höhenmeter nach Lajen
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Von Lajen nach Gufidaun
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Renovierte Fußgänger- und Radfahrerbrücke bei der Villnößer Haltestelle

Mit dem RR zum Frühstück ans Meer …

Randonneé Carlo Galletti: Von Corsico (Mailand) nach Genua und zurück
404km/3000Hm

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K1024_20180428_184654Ende April. Frühstück am Meer? Davor und danach etwas Radeln mit ein paar Radfreunden (etwa 120…)? … Klingt gut. Machen wir!

Start in Corsico bei Mailand. 19 Uhr. Nachtfahrt. Wettervorhersage: Zwischen dem Start und 2 Uhr Gewitter vorausgesagt. Also Regenzeug eingepackt. Beim Start 1 Regentropfen pro Minute – das wird auch alles gewesen sein. Zum Glück.

karteAuf der verkehrsreichen Ausfallstraße, wir sind noch keine 5 Minuten gefahren … PK1024_20180428_193854ffffppffft … Feiner cremefarbener Nieselregen geht auf meine Beine nieder… So ein Mist. War wohl keine gute Idee den Mantel nach der 300er Pfaffenwinkel-Rundfahrt (siehe Bericht) nicht zu wechseln. Zur Erinnerung: Tubeless-Reifen. Kleiner Schnitt, der durch die Milch gleich wieder gedichtet wurde. Die Dichtmilch war aber am Tag vor Corsico nach dem Aufpumpen eine lange Weile aus dem Reifen geblubbert (… und ich hatte beschlossen, den Reifen nicht mehr aufzupumpen, damit der Druck das Loch nicht ausdehnt). Gabi, du K1024_20180428_194434hast Nerven! Wie eine Fontäne sprüht die Milch weiter mit unschönem Zischen aus dem Mantel. Hermann hinter mir ruft, ich solle einen Platz suchen, wo ich anhalten kann. Na, wie denn? Die Straße ist rechts begrenzt von Leitplanken, auf Sicht keine Ausweichmöglichkeit. Ich rolle also weiter. Das Geräusch lässt nach. Ein Blick nach unten zeigt mir, dass der Reifen durchaus nicht platt ist. Also fahre ich weiter, möge kommen, was kommt. (Hatte H. den Reifen doch vor der Fahrt in einem unbeobachteten Moment ponte delle barcheordentlich aufgepumpt …). Verhext? Vermutlich … Ist nicht die kommende Nacht die Walpurgisnacht? Vielleicht hat sich eine der Hexen im Termin geirrt und verhext, was ihr in die Quere kommt …
Die Strecke folgt anfangs wunderschön zig Kilometer einem Radweg mitten im Grünen und fern von jedem Verkehr einem historischen Kanal entlang, erbaut schon Anfang des 15. Jahrhundert und Wasserstraßenverbindung zwischen Mailand und dem Meer.
K1024_20180428_201200Die Überquerung des Flusses Ticino über den „ponte di barche di Bereguardo“ ist etwas Besonderes; Die Geschichte der Brücke geht 700 Jahre zurück. Die Konstruktion passt sich dem jeweiligen Wasserstand an, das heißt der Brückenuntergrund liegt auf zahlreichen kleinen Booten.

Wir fahren in einer kleinen Gruppe, die aber am Anfang der Nacht irgendwo in einer Bar auf einen Kaffee hängenbleibt. Wir alleine weiter. Die Nacht ist mondhell.
In der ersten ernstzunehmenden Steigung überholt Hermann ein Radler-Paar. Er auf 20180429_000859Italienisch: „Ah, der Ehemann von Gabi Winck, dieses Mal vorne …“ Wer kennt mich denn da? Es sind Giovanna und ihr Mann.

Zügig unterwegs erreichen wir nur eine halbe Stunde nach Öffnung die erste Kontrollstelle und stärken uns mit Grana Padana, Focaccia, Schokolade und anderen Süßigkeiten. Der im Nachtschlaf befindliche mittelalterliche Dorfkern Carpeneto liegt hübsch auf einer Hügelkette. 999 n.Chr. wurde die Zerstörung durch die Sarazenen dokumentarisch erwähnt. In der Zeit Friedrich I., Barbarossa kam es in Besitz der Grafen von Monferrato. Aber genug Vergangenheit, vor uns liegt die lange Steigung von Acqui Therme  durch Sassello und hinauf zum Ligurischen Alpenübergang beim Dörfchen Giovo Ligure. Auf den 15 Kilometern Abfahrt bin ich froh über meine Jacke. Müdigkeit macht sich breit, sobald ich nicht mehr in die Pedale steigen muss. Ich versuche mich mit einem Mini-Snickers abzulenken. Bei Varazze, östlich von Savona, erreichen wir Das Meer. Jetzt geht es „lungomare“ nach Genua. Sanftes Meeresrauschen, Strandabschnitte wechseln mit felsigen Abschnitten mit Tunnellösungen und in der Ferne locken die Lichter des zweitgrößten Hafens Italiens.
K1024_20180429_051251Etwas bewegt sich vor uns rhythmisch auf und ab. Nanu? Aus dem Dunkel der nacht schält sich eine menschliche Gestalt. Unsere Radlampe beleuchtet eine Startnummer … Hat sich diese ausgemergelte Gestalt wohl beim letzten Stadtmarathon  verlaufen? Padua war vor einer Woche gewesen …? Halbmarathon in Genua ist auch schon über 10 Tage her …
Spaß beiseite, Richtung Osten treffen wir auf immer mehr Läufer. Erst später erfahre ich  (GIDF: gebt die 4 Buchstaben mal in eure Browser Suchleiste ein … hat mir mein Sohn mal geraten, als ich ihn mit Fragen gelöchert habe), also ich erfahre, dass die nächtlich dahindümpelnden Gestalten runner des 285km langen Ultralaufs Milano-Sanremo waren. Die Spinner. Die werden sich wohl dasselbe von uns gedacht haben … „grins“.
Mit dem Frühstück wird es wohl nichts sein … Es ist erst 5 Uhr morgens und Genua schläft tief. Alle Genovesen? Neben der Straße Licht und eine Menge Räder. Da wird doch nicht etwa … Jaaaaaa! Eine Bar hat gerade ihre Pforte geöffnet und es duftet herrlich nach Kaffee und Brioches. Die Lebensgeister erwachen. Die grüne Welle treibt uns von Ampel zu Ampel durch Genua und wenn mal nicht grün ist … wie machen das die Italiener? Sogar Hermann, der sich sonst immer an die roten Stopsignale hält, nimmt es K1024_20180429_072909hier nicht so genau. Irgendwann heißt es Abschied nehmen von der Küste. Und der nun folgende etwas öde  Abschnitt entlang des Flusses Pocevera lässt den Nach-Kaffee-Elan wieder schwinden. Obwohl es gerade hell wird, gähne ich an einer Tour. Mein Körper weiß wohl schon vor meinem Hirn, was auf ihn zukommt in naher Zukunft und gibt mir zu verstehen, er brauche eine Pause. Willkommen ein einladendes Bänkchen in K1024_20180429_073023Campomorone. Zwischenstopp. Als Unterlage dient die bisher unbenutzte Regenhose. Die Augen wollen langsam zufallen. Aber was ist das? Ein Taubenpärchen turtelt im Baum über mir, die Kirchturmuhr schlägt. Die Gedanken werden wieder wirr. Kommt endlich der ersehnte Schlaf? Ein paar Vorbeiradelnde tauschen sich laut aus … Mist, warum können die nicht leiser quatschen? Typisch …! Die Metallbank ist auch nicht bequemer geworden und so mühe mich wieder in die Senkrechte und stakse mit steifen Gliedern zu K1024_20180429_073737Hermann, der sich auf einer Holzbank bequem gemacht hat und angesichts der Kürze die Beine über die Lehne baumelnd. Bequem glaub ich ist was anderes. Die Augen auf Halbmast scheint er auch nicht zu schlafen, schaut mich aber irgendwie verständnislos mit gläsrigem Blick an. Wie? Weiter? Wir haben uns doch grad erst hingelegt! Ich versuche ihm zu erklären, dass ich weiter will und befinden uns sofort in der Steigung Richtung Passo delle Bocchette. Und was für eine Steigung. Teilweise bis zu 15% kommt hier nach etwa 250 K1024_20180429_102116Kilometern auf unsere Beine ganz schön was zu. Geht aber recht schnell, da ich einen Leidensgenossen zum Ratschen finde. Wir tauschen Erfahrungen aus über Langstrecken wie Paris-Brest-Paris und so. Auf der Passhöhe ein paar Fotos und alles anziehen, auch die warmen Handschuhe, denn die Abfahrt durch das Val Lemme verspricht ganz schön kalt zu werden. Nächste Kontrolle in der Ortschaft Gavi, über der das Forte di Gavi, eine gewaltige antike Festung, thront. Zum Glück gibt es wieder gut zu essen, denn vor Hunger fühle ich K1024_20180429_102526mich schon ganz schlapp. Nach einigen ebenen bis leicht hügeligen Abschnitten geht es auf einen kleinen Pass, der vom Val Borbera in die Täler von Tortona führt. Nach der langen Abfahrt von Garbagna, ein paar Kilometer von Tortona entfernt, haben die Organisatoren einen etwa 4 Kilometer langen Anstieg eingebaut, der  der mit bissigen Steigungen ins Val Curone führt. Ab hier nun nur noch etwa 80 Kilometer Ebene, aber die zieht sich wie ein Kaugummi in der Sommerhitze. Es geht gefühlt kreuz und quer durch die Po-Ebene. K1024_20180429_120446Irgendwann wollen meine Beine nicht mehr. Ein Bänkchen im Dörfchen Bastida muss herhalten. Ein älterer Herr schlendert herbei und möchte wissen, woher wir kommen. Hermann erstaunt ihn mit seiner Schilderung und pflanzt sich auf eine Grünfläche, als der Herr endlich von dannen zieht. Mit Heißhunger beiße ich in mein Vollkorn-Brötchen. „Where do you come from?“, eine Frau mit einer Flasche Mineralwasser in der Hand baut sich vor mir auf. Ich bitte sie Italienisch zu sprechen, da ich nicht gut Englisch kann. Ihr Mann habe ihr von uns erzählt. Aha, der Herr  von eben … Vom Po-Deich-Radweg kämen öfters Touristen aus aller Welt auf Abstecher in ihr Dorf und sie spreche gerne mit ihnen. Genau will sie nochmal wissen, woher wir kommen und in wie viel Tagen.  Ungläubigkeit in den Augen. Wenn wir Hunger hätten, sie schicke uns in die Pizzeria und wir sollten dort sagen, dass Susi uns geschickt habe. Susi hört nicht auf zu reden. Auch als ich vorsichtig andeute, dass mein Mann auf dem Rasen vor dem Weiterfahren etwas Schlaf brauche, lässt sie das „kalt“, das Mineralwasser in ihren Armen hingegen wird bei der Hitze warm. Irgendwann lässt sie locker und schlendert nach Hause zurück nicht ohne weiteren Radfahrern unseres Brevets zuzujubeln. Ich hatte mich höflich für die Flasche bedankt, schraubte sie nun auf und nahm einen großen Schluck. „Hust!“ – süßes Mineralwasser? … Was ist denn das? Ich beäuge das Etikett: Gassosa! Eine Art zuckersüße Limonade, lauwarm, nicht gerade geeignet Durst zu löschen. Hermann nimmt sie dankend entgegen. Erholsam war der Aufenthalt nicht. Ich war nicht mal dazu gekommen mein Brot zu essen. Weiter! Von hinten kommt wieder ein Grüppchen Radler. Giovanna und ihr Mann sind dabei. Ich hänge mich im Windschatten dran. Irgendwann fällt mir auf, dass Hermann fehlt. Ich lasse abreißen und warte auf ihn und als er aufschließt meine ich, wie schade es sei, dass die Gruppe weg sei. Er fängt an zu schimpfen, es gehe im Moment halt mal nicht schneller und es stresse hinter einem Radfahrer nicht zu sehen, wohin man fahre. Er sein schon ein paarmal in die in unregelmäßigen Abständen auftretenden Löcher gekracht. Wenn die mit Wasser gefüllt wären, wären die super geeignet ein Kleinkind darin zu baden. Beleidigt ziehe ich nach vorne weg. Soll er doch alleine weiter fahren. Nach ein paar Kilometern bremst mich das schlechte Gewissen. Ich kann ihn doch nicht einfach hängen lassen. Ich verlangsame und entschließe zu fragen, ob er noch zu essen und Wasser brauche. Wieder eine mürrische Antwort. Dann halt nicht. Ich habe es auf jeden Fall versucht. Wieder Beschleunigung. Ein paar Meter und „pppppffffffppffffft“ – ein feiner Nieselregen geht auf mich nieder. Eigentlich angenehm bei der Hitze. Aber, meine Gedanken drehen sich im Kreis … Nicht schon wieder der Reifen. Nein, nicht jetzt noch einige Kilometer vor dem Ziel!!! Und was ich jetzt erst recht nicht will, meinen Göttergatten um Werkzeug oder Hilfe zu fragen. Also weiter. Wieder hört es auf zu sprühen und wieder war der Druck nicht viel abgefallen. Vermutung, dass der durch die Hitze gesteigerte Reifendruck das Loch etwas geweitet hat. Aber ich bleibe verschont. Zuhause werde ich den Reifen schleunigst wechseln …

Ein Ortsschild: Torrino – Hilfe, hatte ich mich verfahren? Mein vom mangelnden Nachtschlaf und der Hitze ausgebranntes Hirn realisierte zunächst nicht, dass Torino (Turin) mit einem „r“ an die 150 Kilometer entfernt sein müsse …

Leicht sind nun die letzten Kilometer im Wissen gleich da zu sein. Weit und breit kein anderer Radler. Die Radlergruppe um Giovanna hatte ich aus den Augenwinkeln vor einer Bar stehen sehen. Mein Gewissen plagt mich nur ein klein wenig. Ich bin aber nur K1024_20180429_143913ein paar Minuten im Ziel, da trudelt auch Hermann ein, der die Krise bald überwunden hatte.

Wir nehmen unsere Brevetkarte entgegen, dann ging es unter die wunderbar erfrischende Dusche.  Nach der Stärkung mit einem sehr leckeren Nudelgericht folgt der härteste Teil des Tages: Die Autofahrt nach Hause …

Mit Bedenken war ich hierher gekommen. 400 Kilometer mit Start am Abend und schlafloser Nacht finde ich von allen Längen am schwierigsten. Aber es war abgesehen von einigen wenigen Krisenmomenten einfach nur schön. Schöne Gegend, die Streckenführung auch relativ verkehrsarm gewählt und wieder nette Leute getroffen … Danke Team Ciclisti Corsichesi!!!

300 km in der Fremde: Pfaffenwinkel-Rundfahrt 

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„Außigegrost“ … auf gut Südtirolerisch … bedeutet soviel wie „fremdgegangen“, natürlich bezogen auf das Radfahren, was sonst …?

Die Pfaffenwinkel-Rundfahrt – ein 300er Brevet brauchten wir als Quali für unsere MGM-Teilnahme. Warum nicht mal ins nahe Ausland? Mal gucken, wie das mit den Brevets dort läuft. Einen Startplatz konnten wir ergattern und beim Radler-Stammtisch am Abend davor holten wir nicht nur unsere Startunterlagen, sondern machten ein paar Schwätzchen mit unseren Mitradlern.

In Kürze: 
Länge: 317 km
Höhenmeter: 3300 Hm
Strecke: Fast ausschließlich kleinste, asphaltierte Wirtschaftswege und Radwege
Organisatoren: Jörg und Igor der ARA München/Oberbayern
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K800_20180421_080055Morgens um 8 Uhr ging es nahe des Zentrums München los. Wir wechselten einige Worte unter anderm mit Manuel Jekel, der vor zwei Jahren den ansprechenden Bericht über den Solstizio d’inverno im Tour veröffentlicht hatte und damit in vielen deutschen Radler die Lust auf dieses Abenteuer kurz vor Weihnachten geweckt hat. In vier Startgruppen gingen im Abstand von 5 Minuten etwa 90 Leute auf die Strecke und die Tour versprach bei dem Bomben-Wetter wirklich außergewöhnlich schön zu werden.

K800_20180421_100552Aus München waren wir schnell draußen. Und die leicht hügelige Landschaft und die schmalen ganz wenig befahrenen Sträßchen ließen gleich ein Hochgefühl aufkommen. Etwas Quatsche, z.B. mit Ulrich, der so lieb war, uns Quartier zu geben. Dann schlossen wir zu Andy auf, mit dem ich gemeinsam beim Extremtriathlon Celtman gestartet war.

Kurzweilig durch Felder und Wiesen und sonntäglich verschlafene Dörfchen sind wir recht bald bei der ersten Kontrollstelle. Leckere süße Teilchen in der Bäckerei und wir gehen gestärkt an den ersten ernsten Anstieg (abschnittsweise 15% Steigung), den knapp 1000m hohen Hohenpeißenberg, in K800_20180421_130342Anspielung auf eine Erhebung in der Schweiz auch   Bayrischer Rigi genannt. Aber wo ein Anstieg folgt auch eine flotte Abfahrt. Es ist hochsommerlich warm, sodass man nicht mal eine Jacke braucht. Hermann verspricht, nun gehe es abwärts bis zum nächsten Kontrollposten. Immer wieder geht es kleine Hügel hinauf. Was denn? Hermann: Tendenziell abwärts … bis zum nächsten Hügel. Hä???? „Tendenziell abwärts“ wird unser geflügeltes Wort des Tages. Wir fahren entlang dem Lech und der nächste Halt stilgemäß in der Eisdiele Venezia in Lechbruck am See. Die kühle Stärkung belebt das Radfahrer-Herz und K800_20180421_145200die nächsten Kilometer gehen leicht vonstatten. Nun noch was für das Seelenheil … bei der malerisch gelegenen Wieskirche gilt der Pilgerstempel als Beweis in der Brevet-Karte. Durch Wälder und Wiesen schaffen wir es bis zum Abendessen nach Kochel am See. Die Stärkung mit Gulasch-Suppe tut Not, denn nach kurzer Fahrt entlang des Kochelsees folgt die nächste Steigung, die trotz der 200 Kilometer in den Beinen kaum weh tut. Bei Sonnenuntergang-Stimmung ein weiteres Highlight: Als wir über die Bergkante K800_IMG_0103kommen, liegt unter uns der Walchensee, mit 190m einer der tiefsten und auch größten Alpenseen Deutschlands. Wir umrunden ihn nahezu ganz und damit nicht jemand auf die dumme Idee kommt abzukürzen, gibt es auf halbem Weg um den See eine Frage zu beantworten und auf der Karte zu dokumentieren. In die Dämmerung hinein sausen wir nun „tendenziell abwärts“ durch das 15 km lange, idyllische Wald- und Wiesental, die K800_20180421_192806Jachenau. Dann der Isar entlang Richtung Bad Tölz. Nanu? Schon wieder Steigungen? Da hatte ich mir wohl das Höhenprofil zu wenig genau unter die Lupe genommen … Aber gut so, denn jetzt bei hereinbrechender Dunkelheit nehme ich lieber Bergauffahren in Kauf und verkehrslose Sträßchen als auf einer befahreneren Straße das Leben zu riskieren. Samstagnacht sind doch einige in Feierlaune unterwegs. In Wolfratshausen nochmal ein Kontroll-Stopp, diesmal in einem McDonalds. Der Kaffee belebt die Sinne K800_IMG_0106für die letzten 25 Kilometer, die „tendenziell abwärts“ mit nur einer letzten Steigung Richtung Ziel führt. Waldfahrt. Dunkelheit. Und plötzlich nach einer kurzen steilen Abfahrt über die Isarkante steht man sogut wie mitten in München. Fast unwirklich. Es geht scharf rechts auf den Isar-Radweg. Ich bremse und bleibe stehen. Pfffffffft!!!!!!, macht mein Rad. Was? Ach nein! Das kann doch nicht sein. Auf den letzten Kilometern noch einen Platten? Das Geräusch hört sofort wieder auf und der Reifen ist noch prall. Hat sich doch mein schlauchloser Reifen bewährt. Das Loch war in Sekundenschnelle durch die Dichtmilch K800_20180421_202931verschlossen worden. Tolle Erfindung! Entlang der Isar ist die Hölle los. Die gesamte Jugend Münchens muss dort versammelt sein und die Stimmung geht hoch … Wir schlängeln uns irgendwie ins Ziel bei der Aral-Tankstelle. Wenn ich es so recht überlege, nach einer kleinen Stärkung wäre die Kraft noch da weiter zu fahren … mal sehen, wie das nächste Woche wird … aber das ist eine andere Geschichte …
Fazit: Eine wunderbare Randonneé, die bei mir großen Eindruck hinterlassen hat und das nicht nur wegen der schönen Landschaften, sondern vor allem wegen der Streckenführung bis auf wenige Kilometer auf sehr wenig befahrenen Sträßchen, die zudem alle in Top-Zustand waren. Vielen Dank Jörg und Igor!!!

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Müsliriegel

Müsliriegel – Barrette Müsli      italiano

müsliriegelAnstatt der Riegel, die es um viel Geld zu kaufen gibt, hier eine gesunde Alternative.
Die Zutaten sind ein Vorschlag. Man kann sie nach Belieben austauschen oder ergänzen. Ich gebe z.B. auch klein geschnittene Trockenfrüchte dazu (Datteln, Feigen, Marillen, Zwetschgen, Kokosflocken, …)

Zutaten:

  • 4 Tassen Haferflocken (oder Buchweizenflocken oder auch andere)
  • 1 Tasse Sonnenblumenkerne
  • ¾ Tasse Sesam
  • 1 Tasse Erdnüsse, Mandeln, Haselnüsse oder Walnüsse
  • 1 Tasse Honig
  • ½ Tasse Kokosfett (geht auch jedes neutrale Öl)
  • 1 El Zimt
  • (für Sportler ein wenig Salz)

Zubereitung:

Honig und Fett in einem Topf heiß werden lassen. Die restlichen Zutaten dazugeben und gut umrühren. Ein Backblech mit Backpapier auslegen und die Müslimasse darauf verteilen. Gut andrücken. Bei 110°C etwa 1 Stunde lang trocknen lassen, bis die Ränder eine ganz leichte goldbraune Farbe annehmen.
Wichtig: Da das ganze nun noch etwas bröckelig ist, die Geduld aufbringen und die Masse einige Stunden (am besten über Nacht) auskühlen lassen.
Die Riegel luftdicht und trocken aufbewahren.

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